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Buchhandlung Weltbühne
Stand: 7.11.2024

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Neu & aktuell

Bücher, die in den letzten Wochen eingetroffen sind: eine Auswahl



Victor Grossman: Rebel Girls. 34 amerikanische Frauen im Porträt
PapyRossa Verlag. Zweite, durchgesehene Auflage. 252 Seiten. 19,90 ¤
Victor Grossman stellt in lebendigen Porträts 34 Frauen vor, die in den großen Kämpfen um Selbstbestimmung und Menschenrechte, Gleichberechtigung und Frieden von der Kolonialzeit bis in unsere Tage eine prominente Rolle spielen. Neben Berühmtheiten wie Jane Fonda, Angela Davis oder Billie Holiday finden sich andere, die weniger bekannt, aber nicht weniger faszinierend sind. Etwa Fannie Wright und Margaret Fuller, die dem Patriarchat getrotzt und die Frauenbewegung in den USA initiiert haben; Harriet Tubman, die als entflohene Sklavin anderen bei der gefährlichen Flucht hilft; Victoria Woodhull, die die Spießermoral verlacht, für das Präsidentenamt kandidiert - und Karl Marx ärgert; Elizabeth Gurley Flynn, das »rebel girl«, das an der Spitze von 25.000 streikenden Textilarbeiterinnen »Brot und Rosen« fordert; die Britin Jessica Mitford, die als »rotes Schaf« ihrer aristokratischen Familie den Rücken kehrt, auf republikanischer Seite im Spanienkrieg kämpft, in die USA übersiedelt und rebellische Schriftstellerin wird; Lillian Hellman, die auch auf die Drohung hin, selbst eingesperrt zu werden, dem berüchtigten Senator McCarthy und seinem Ausschuss die Stirn bietet.
Victor Grossman,
geboren 1928 als Steve Wechsler in New York. Journalist, Publizist und Übersetzer. Floh als GI vor den Verfolgungen der McCarthy-Ära und nahm in der DDR einen neuen Namen an, um seine Familie zu schützen. Besitzt einen Studienabschluss sowohl der Harvard University als auch der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Bewahrte eine enge Bindung an seine Heimat und Bewunderung für all jene, die für ihre gerechte Sache einstanden. So auch für die Frauen, die er in diesem Buch vorstellt.


Wolfgang Kastrup, Helmut Kellershohn (Hg.): Vielfachkrise. Kapitalistische Krisendynamiken und geopolitische Umbrüche
Unrast Verlag, Edition DISS. 272 Seiten. 19,80 ¤
Begriffe wie Vielfachkrise, multiple Krise, Polykrise tragen dem Umstand Rechnung, dass sich Krisen nicht mehr nur auf einzelne Bereiche beschränken. Soziale, ökonomische, politische, ökologische und geopolitische Krisen - »all diese Phänomene laufen zusammen und verschärfen sich gegenseitig« und betreffen dadurch die »gesamte gesellschaftliche Ordnung« (Nancy Fraser). Die in diesem Buch versammelten Beiträge untersuchen einzelne Krisenphänomene mit Blick auf ihre nationale und internationale Bedeutung sowie ihren Beitrag zu dem, was sich mit Gramsci als »organische Krise« bezeichnen lässt.


Jake Lamar: Das schwarze Chamäleon. Kriminalroman
Krimibestenliste September + Oktober 2024
Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Robert Brack
Edition Nautilus. 328 Seiten. 22 ¤
Ein Schwarzer Professor, eine tote weiße Studentin - und die Suche nach der Wahrheit im verminten Terrain US-amerikanischer race politics.
In einer Februarnacht im Jahr 1992 wird Clay Robinette, in Ungnade gefallener Reporter, inzwischen jedoch Dozent für »Creative Non-Fiction«, vom Klingeln seines Telefons geweckt. Der panische Anrufer ist sein Professorenkollege Reggie Brogus, ein beru?chtigter ehemaliger Black Panther, der sich nach einem mysteriösen siebenjährigen Exil in einen rechtskonservativen Eiferer verwandelt hat. In Reggies Bu?ro auf dem Campus liegt die Leiche einer weißen Frau, und er ist u?berzeugt, dass sie vom FBI dort platziert wurde, um ihn endgu?ltig aus dem Weg zu schaffen.
Clays alter Reporterinstinkt wird geweckt, er lässt sich in der eisigen Winternacht an die Uni locken. In Reggies Bu?ro trifft ihn fast der Schlag: Er erkennt das Opfer, es ist die Studentin Jennifer Wolfshiem, mit der er bis vor kurzem eine Affäre hatte. Clay weiß, dass er den Mörder entlarven muss, bevor er selbst zum Hauptverdächtigen wird .
Noch nie hat ein Roman Anita Hill und Clarence Thomas, Martin Luther King und Rodney King, Schwarzen Konservatismus und weißen Eifer derart witzig und klischeefern versammelt. Das schwarze Chamäleon ist zugleich packender Krimi, beißende Gesellschaftssatire und provokante Auseinandersetzung mit race und Politik in den USA der letzten Jahrzehnte.
Deutschlandfunk Kultur:
Krimi-Experte Thomas Wörtche hat »Das schwarze Chamäleon« von Jake Lamar für den Deutschlandfunk Kultur gelesen. »Jake Lamar hat schon 2001 erkannt, wohin der Weg der Vereinigten Staaten läuft. (.) Es geht um Identitätspolitik, (.) es gibt schon den Vorschein von MeToo, es geht um Black Lives Matter. Und das alles hat er schon (.) in diesem ironischen Umfeld angesiedelt. Das ist sehr visionär, das ist sehr komisch, weil es natürlich auch ein Gesellschafts- und Sittenbild von dem Leben an einer kleinen Uni bietet, (.) aber dass das so aktuell werden würde, hat der Autor wahrscheinlich auch nicht gedacht, und insofern freut sich Jake Lamar so wie wir auch, diesen wirklich frühen, visionären Roman endlich auch auf Deutsch lesen zu können.«


Kalendergruppe - Antifa: Antifaschistischer Taschenkalender 2025
Unrast Verlag. 240 Seiten, DIN A6. 10 ¤
Stets aktuell von undogmatisch aktiven Menschen aus der Bewegung gemacht, ist der Antifa-Kalender mittlerweile ein nicht wegzudenkender Begleiter sowohl für Einsteiger als auch für die Erfahrenen unter den politisch Aktiven. Die Textbeiträge nehmen die aktuellen gesellschaftlichen Themen - auch abseits des klassischen Antifaschismus - kritisch unter die Lupe und geben so einen guten Überblick über den Stand der Diskussion.


Barbara Peveling: Gewalt im Haus. Intime Formen der Dominanz
Edition Nautilus (Nautilus Flugschrift). 320 Seiten. 22,00 ¤
Das sagt der Verlag:
Alle drei Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet - doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Barbara Peveling schreibt auch über all die Formen häuslicher Gewalt, die darunter liegen, die eng verbunden sind mit traditionellen Geschlechterrollen, ökonomischer Ungleichheit und dem Haus als intimer Arena der Dominanz. Dabei spricht sie als Betroffene: Sie hat als Kind zwischen ihren Eltern und als Erwachsene in ihren Beziehungen Gewalt erlebt. Sie zeigt auf, dass die Strukturen der Dominanz allen schaden, auch Männern wie ihrem Vater, der als Täter die Gewalt letztlich gegen sich selbst richtete. Ein aufrüttelnder Essay über die Zyklen der Gewalt, über Schweigen und Scham, Gegenwehr und Hoffnung.


Israel im Krieg. 4 ¤
Sonderausgabe (Nr. 8) des DISS-Journals.
Unter der Redaktion von Jobst Paul zusammengestellte großformatige (Din A 4) und umfangreiche (143 Seiten) Dokumentation.
Vorgeschichte, Fakten, Entwicklungen, Resultate - und deren Widerspiegelung in Berichten und Kommentaren.

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Judith Goetz, Thorsten Mense (Hg.): Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus.
Unrast Verlag. 320 Seiten. 19,80 ¤
Vor den wegweisenden Landtagswahlen.
Die Alternative für Deutschland hat sich seit ihrer Gründung von einer kleinen rechtspopulistischen Anti-Euro-Partei zur größten rechtsextremen politischen Kraft in der Bundesrepublik seit Ende des Nationalsozialismus entwickelt. Mittlerweile vertritt sie ein offen rassistisches, nationalistisches und antifeministisches Programm, Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus sind ebenso fester Bestandteil ihrer Agenda. Je völkischer die AfD auftritt, umso mehr scheint ihr gesellschaftlicher Rückhalt zu wachsen. Zugleich findet eine fortschreitende Normalisierung der Partei und ihrer rechtsextremen Positionen in den Medien und der Politik statt. In der Flüchtlingspolitik bestimmt die AfD auch ohne Regierungsbeteiligung längst den politischen Diskurs.
Der Erfolg der AfD muss im Kontext der schon seit einigen Jahren anhaltenden gesellschaftlichen Rechtsverschiebung gesehen werden, in deren Folge rechtsautoritäre Einstellungen bis weit in die sogenannte bürgerliche Mitte Verbreitung finden. Das Buch vereint verschiedene Analysen zur AfD und zeichnet ein Bild einer Partei, die exemplarisch für den modernisierten Rechtsextremismus steht, der modern daherkommt, aber keineswegs weniger gefährlich ist als seine historischen Vorläufer

Peter Wahl: Der Krieg und die Linken.
Bellizistische Narrative, Kriegsschuld-Debatten und Kompromiss-Frieden. Eine Flugschrift
VSA-Verlag 2023. 100 Seiten. 10 ¤
Der Ukraine-Krieg hat die gesellschaftliche Linke tief gespalten. Inzwischen hat der neue Krieg im Nahen Osten weitere Spaltungslinien hervorgerufen, z.T. quer zu jenen beim Ukraine-Krieg. Was sind die zentralen Kontroversen? Welche Argumentationsmuster stehen dahinter? Gibt es gemeinsame Perspektiven für die Nachkriegszeit?
Die kriegerischen Auseinandersetzungen treffen die gesellschaftlichen Linken in einer Situation, in der sie ohnehin in einer tiefen Krise steckt. Die Kontroversen reichen bis in die Reihen der Friedensbewegung hinein.
Plötzlich machen prominente Linke ihren Frieden mit der NATO, gestandene Antimilitaristen wollen deutsche Panzer an der Front sehen, und junge Aktivisten demonstrieren für militärische Siege. Ist ein linker Bellizismus entstanden? Wer dagegen friedenspolitische Prinzipien hochhält, wie Diplomatie und einen Kompromissfrieden, hat einen schweren Stand.
Um das Maß voll zu machen, erleben wir eine rechtspopulistische und in Teilen rechtsextreme AfD, die - Ironie der Geschichte - einen sofortigen Waffenstillstand, Verhandlungen und das Ende der Sanktionen fordert!
In dieser scheinbar verkehrten Welt geht Peter Wahl Motiven, Argumentationsmustern und Haltungen nach, die in den verschiedenen Strömungen der Linken zum Krieg vertreten sind. Kommt die linke Variante einer »Zeitenwende« aus heiterem Himmel? Mit welchen Faktoren ist die verwirrende Situation zu erklären?
Thematisiert werden u.a. das Verhältnis von Moral und Geopolitik, die Diskussion über Kriegsschuld und Kriegsursachen, die Rolle von Feindbildern und die verschiedenen Sichtweisen in der deutschen Linken auf Russland und die USA. Untersucht wird auch die Frage, mit welchen Problemen der internationalen Entwicklung eine Linke in der Zeit nach dem Krieg konfrontiert sein wird.
Der Autor:
Peter Wahl hat Gesellschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen und Romanistik in Mainz, Aix-en-Provence und Frankfurt a.M. studiert. Beruflich war er in Nord-Süd- und entwicklungspolitischen Zusammenhängen tätig, u.a. in der NGO »Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung - WEED«. Im Jahr 2000 gehörte er maßgeblich zu den Gründern des globalisierungskritischen Netzwerks Attac in Deutschland.


Felix Schilk: Souveränität statt Komplexität. Wie das Querfront-Magazin >Compact< die politische Legitimationskrise der Gegenwart bearbeitet
Edition DISS im Unrast-Verlag. 192 Seiten. 19,80 ¤
Compact, Jürgen Elsässers »Magazin für Souveränität«, liefert dem Umfeld von AfD und Pegida Stichworte, Symbole und Ideologeme. Die monatlich erscheinende Zeitschrift verbindet das Bedürfnis nach Homogenität und rigiden Ordnungsvorstellungen mit einer verschwörungsideologischen Deutung gesellschaftlicher Krisenerscheinungen und bietet Projektionsflächen für Sozialcharaktere, die sich durch einen selektiven und verhärteten Zugriff auf die Wirklichkeit auszeichnen.


Christof Meueler: Die Welt in Schach halten. Das Leben des Wiglaf Droste.
Edition Tiamat 2024. 304 S. Hc. Mit zahlreichen Fotos. 30 ¤
Das sagt der Verlag:
Wiglaf Droste war ein Genie der kurzen Form. Als Autor, Sänger und Vorleser führte er ein wildes Leben auf Lesebühnen, in Zeitungen und im Radio, auf der Suche nach Wahrheit und Liebe. Geboren und aufgewachsen in Ostwestfalen, wollte er Rockmusiker werden und wurde dann »der Kurt Tucholsky unserer Tage« (Willi Winkler). Wiglaf Droste wurde als Satiriker gefürchtet und gefeiert, doch er nannte sich selbst »einen einfachen Jungen vom Land«. Er wollte sich nie daran gewöhnen, »dass die Welt sich oft weigert, sich mir von ihrer schönsten Seite zu zeigen«. Meueler hat mit seinen Freunden und Verwandten gesprochen, mit Zeitzeugen und Weggefährten, mit Vincent Klink, mit Bela B, Max Goldt u.a. Es ist eine berührende Geschichte von Mut und Angst und eine Entdeckungsreise in eine untergegangene Welt, als im kulturellen Leben alles möglich schien.
»Zu Lebzeiten wurde Wiglaf Droste immer wieder mit Kurt Tucholsky verglichen. Seine größte Zeit waren die 90er Jahre. Er schrieb an gegen alles, was platt ist, moralistisch, gegen jede selbstgerechte Zufriedenheit. Gegen DDR-Nostalgie, Kirche und Bundeswehr, gegen Nazis, selbstgerechte Linke und Feministinnen.«
(Wilm Hüffer, swr)


Kurt Tucholsky: Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut.
Herausgegeben und mit einem Vor- und Nachwort von Robert Stadlober.
Verbrecher Verlag, ca. 140 Seiten, Hardcover. 20 ¤
Robert Stadlober nimmt uns auf eine Reise mit Texten von Kurt Tucholsky mit, die er präzise ausgewählt hat. Es geht um die Unmöglichkeiten des menschlichen Umgangs. In Liebesdingen wie in Dingen des Hasses, um die Sinnlosigkeit von Gewalt sowie die Hoffnungslosigkeit von Politik, die sich über Gewalt zu vermitteln sucht. Es geht um die Sehnsucht nach einer Art richtigem Leben und um den immerwährenden Kampf der Vielen um ein kleines Stück vom Ganzen.


Christoph Butterwegge: Umverteilung des Reichtums. PapyRossa Verlag 2024. 224 Seiten. 16,90 ¤
Warum nimmt die soziale Ungleichheit seit Jahren zu? Welche Rolle spielen dabei Wirtschaftsstrukturen, Eigentumsverhältnisse und Verteilungsmechanismen? Mit welchen Narrativen werden die beträchtlichen Einkommens- und Vermögensunterschiede gerechtfertigt? Christoph Butterwegge beleuchtet die Politik unterschiedlicher Bundesregierungen und fragt, warum sich die Kluft zwischen Arm und Reich nach der "Zeitenwende" und zusätzlichen Rüstungsanstrengungen weiter vertieft. Er nimmt den Niedriglohnsektor, den »Um-« bzw. Abbau des Sozialstaates sowie die Steuerentlastungen für Wohlhabende in den Blick. Wie lässt sich die Entwicklung aufhalten und verhindern, dass die Reichen noch reicher und die Armen noch zahlreicher werden? Angesichts der Umverteilung von Unten nach Oben setzt das Buch eine Rückverteilung des Reichtums auf die Agenda. Abschließend wird diskutiert, ob neben einer stärkeren Tarifbindung, einem Verbot prekärer Beschäftigung sowie höheren Besitz-, Kapital- oder Gewinnsteuern die Umgestaltung des bestehenden Wirtschaftssystems nötig ist.
Prof. Dr. Christoph Butterwegge, , lehrte von 1998 bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität Köln und kandidierte 2017 für das Amt des Bundespräsidenten.


Gerd Schumann: Patrice Lumumba. PapyRossa Verlag 2024 (Reihe Basiswissen). 136 S. 12 ¤
1925 geboren, aufgewachsen im »Herz der Finsternis« (Joseph Conrad), entkam er der Provinz und stieg auf zum ersten frei gewählten Premier des Kongo - Patrice Émery Lumumba. Er versuchte das Unmögliche, als er sein Land vom belgischen Kolonialsystem unabhängig machen und aus der kolonialen Umklammerung lösen wollte. Eine Treibjagd westlicher Geheimdienste folgte und endete am 17. Januar 1961 tragisch in Kongo-Katanga: Mit der Ermordung des charismatischen Redners, Denkers und erklärten Panafrikaners war ein Epochenwechsel hin zu einem vereinten, freien Afrika vorerst gescheitert. Auch das geostrategisch bedeutende, rohstoffreiche Land am Kongo-Strom würde in neokolonialen Strukturen verharren. »Tot, hört Lumumba auf, Person zu sein, und wird das ganze Afrika, mit seinem Einigungswillen, der Vielfalt seiner sozialen und politischen Systeme, seinen Spaltungen, seinen Zwistigkeiten, seiner Kraft und seiner Machtlosigkeit.« (Jean-Paul Sartre) Diese erste deutschsprachige Biografie des Freiheitskämpfers - Lumumba rekonstruiert zugleich die dramatischen Vorgänge im »afrikanischen Jahr« 1960.


Phil Mailer: Portugal - Die unmögliche Revolution?
Aus dem Englischen von Anke Fusek und Felix Kurz. Deutsche Erstausgabe in der Edition Nautilus. Broschur, mit s/w-Abbildungen, 384 Seiten. 22,00 ¤
Zum 50. Jahrestag der Nelkenrevolution im April 2024: Phil Mailers mitreißender Bericht der Ereignisse endlich auf Deutsch.
Als am 25. April 1974 in Portugal ein Militärputsch gegen die Diktatur des Estado Novo losschlägt, befindet sich der junge Linke Phil Mailer als Englischlehrer im Land. Wie der Großteil der Bevölkerung wird auch er von den Ereignissen überrascht - eher zufällig erlebt er mit, was als Nelkenrevolution in die Geschichte eingehen würde.
Die linksgerichteten Militärs des Movimento das Forças Armadas beendeten mit ihrem Putsch nahezu gewaltfrei fast 50 Jahre faschistischer Herrschaft - unterstützt von der breiten Bevölkerung, die die Gewehrläufe der Soldaten mit den namensgebenden Nelken schmückte. In den darauffolgenden 18 Monaten setzte sich eine unglaubliche Energie in dem bis dahin von Zensur und Geheimpolizei unterdrückten Land frei: Riesige Massendemonstrationen, hunderte Streiks, Besetzungen und Kollektivierungen von Fabriken, Betrieben und Wohnraum sowie die Gründung dutzender Arbeiterkomitees, Gruppen und Parteien.
Phil Mailers nun erstmals ins Deutsche übersetzter Bericht dokumentiert auf faszinierende und detaillierte Weise die Hoffnungen und den enormen Enthusiasmus von Hunderttausenden Menschen, die die Neugestaltung ihres Lebens in die Hand nahmen.

Jean Malaquais: Planet ohne Visum. Roman. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort von Nadine Püschel. Edition Nautilus. Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen. 664 Seiten. 32,00 ¤
Das vergessene Meisterwerk der französischen Exilliteratur - nach 75 Jahren endlich auf Deutsch.
Marseille 1942, einige Monate vor der endgu?ltigen Besetzung der Freien Zone durch die Deutschen. Der Mittelmeerhafen quillt u?ber von Menschen, die vor dem Krieg fliehen und auf die Überfahrt nach Amerika hoffen, in eine ungewisse Zukunft. Die Stadt ist wie eine Reuse, in der die Unerwu?nschten und vom Vichy-Regime Verfolgten zappeln und täglich versuchen, den Spitzeln und Denunzianten zu entkommen.
Die Schicksale der Romanfiguren sind auf verhängnisvolle Weise miteinander verstrickt: Flu?chtlinge, Aktivisten der Résistance, Vertreter internationaler Hilfsorganisationen, Legionäre, Devisenschieber, Mitläufer aller Art. Zum Teil sind sie angelehnt an historische Figuren wie Victor Serge, Walter Benjamin und Varian Fry, der zahlreichen Verfolgten zur Ausreise verholfen hat - darunter Jean Malaquais selbst.
Planet ohne Visum ist zugleich Agententhriller und Milieustudie, ein packendes Epos der Menschen ohne Papiere, dessen elegante Sprache und stilistischen Reichtum Nadine Püschel meisterhaft ins Deutsche übertragen hat. 1947 in Frankreich erschienen, liegt der Roman damit erstmals in deutscher Übersetzung vor
.


Florence Hervé (Hg.): Ihr wisst nicht, wo mein Mut endet. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg. PapyRossa Verlag 2024. 318 Seiten, mit 34 s/w-Abb. 22,90 ¤.
Die hier porträtierten Frauen kamen aus mehr als zwanzig europäischen Ländern, aus dem faschistischen Deutschland, aus besetzten und nicht besetzten Regionen. Allesamt widersetzten sie sich der Terrorherrschaft des deutschen Faschismus und dem in weiten Teilen des Kontinents tobenden Krieg. Sie beteiligten sich an verschiedensten Aktionen des antifaschistischen Widerstands, auch transnational, übernahmen Verantwortung und waren immer wieder auch unter Waffen im Einsatz. Sie kämpften für Freiheit, Frieden, Menschenwürde und Solidarität, sie riskierten ihr Leben - und trugen zur Befreiung bei. Dabei emanzipierten sich viele auch von traditionellen Geschlechterrollen. Noch immer sind viel zu viele Widerstandskämpferinnen unsichtbar. Anknüpfend an den Band »Mit Mut und List« werden rund 80 weitere Frauen vorgestellt. Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen aus ganz Europa tragen dazu bei, ihnen ein Gesicht zu geben und ihre Geschichte zu erzählen, dem Vergessen ein lebendiges Erbe entgegenzusetzen. Diese Frauen machen Mut für das heutige Auftreten gegen Neofaschismus, Rechtspopulismus, Rassismus, Sexismus und Krieg.
Mit Beiträgen von Sabine Bade, Nadja Bennewitz, Tina Berntsen, Gisela Blomberg, Bärbel Danneberg, Irene Fick, Cristina Fischer, Frauke Geyken, Elena Gapova, Mechthild Gilzmer, Christiane Goldenstedt, Lia Gorter, Adrienne Harris, Steven G. Jug, Mari Jonassen, Sabine Kebir, Beate Kosmala, Martina Kuoni, Kathrin Mess, Ulrike Müller, Gisela Notz, Eva Pfister, Regina Plaßwilm, Christiana Puschak, Ramona Saavedra Santis, Helga W. Schwarz, Sasha (Alexandra) Talaver sowie der Herausgeberin Florence Hervé.
Florence Hervé, Dr. phil., ist Journalistin, Dozentin und Autorin. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter »Mit Mut und List« sowie Text-Bild-Bände zum Massaker von Oradour (1944) und zum KZ Natzweiler-Struthof. Als sie das Bundesverdienstkreuz erhalten sollte, verzichtete sie darauf - u.a. mit dem Hinweis auf eine unzureichende Bekämpfung von Neonazismus und Rassismus sowie auf eine ungenügende Anerkennung des antifaschistischen Widerstands.


Erich Kästner: Resignation ist kein Gesichtspunkt.
Politische Reden und Feuilletons.

Herausgegeben von Sven H
anuschek
Atrium Verlag. 240 Seiten, Hc. Mit Schutzumschlag.
Obgleich Erich Kästner als Satiriker und selbsternannter Schulmeister bekannt ist, bezog der Dichter der Neuen Sachlichkeit in seinen Werken selten politisch Stellung und ist weniger für sein politisches Engagement bekannt als für seine Rolle des scharfen Beobachters. Dabei verfasste er bereits als junger Autor kritische Schriften zum Tagesgeschehen und durchlebte im Alter eine regelrechte Radikalisierung, nahm an Kundgebungen gegen Atomkraft und den Vietnamkrieg teil und hielt dort scharfzüngige Reden. Diese Leerstelle in der öffentlichen Wahrnehmung füllt Sven Hanuschek nun mit Leben, indem er kaum bekannte und zum Teil unveröffentlichte Texte Kästners zusammenstellt, kommentiert und in einem Nachwort einordnet. So entsteht ein faszinierender neuer Einblick in diesen weltberühmten Autor.