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Buchhandlung Weltbühne
Stand: 13.8.2020

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Verlagsneue Bücher

Das Standardsortiment der Buchhandlung Weltbühne

Greta Thunberg Ich will, dass ihr in Panik geratet! Meine Reden zum Klimaschutz. Fischer Taschenbuch. 64 S. (NB1439) ¤ 7,00
Die gesammelten Reden der 16-jährigen Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg dokumentieren ihren Aufruf zum weltweiten Schulstreik für das Klima. Unter #FridaysForFuture demonstrieren Tausende Schüler jeden Freitag mit ihr gemeinsam gegen CO2-Emissionen, die Verbrennung fossiler Energieträger und den menschengemachten Klimawandel. In ihren mittlerweile weltweit bekannten Reden, vor dem schwedischen Parlament, bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz oder beim Weltwirtschaftsforum in Davos, fordert Greta Thunberg eine radikale Kehrtwende in der Klimapolitik und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens. Mit Zahlen, Fakten und stichhaltigen Argumenten macht Greta Thunberg eindrücklich und schonungslos deutlich: Die Klimakrise ist jetzt. Um die Katastrophe abzuwenden, müssen wir endlich handeln. Wir müssen unseren Alltag nachhaltig verändern und selbst Verantwortung übernehmen für die Energiewende. #Istayontheground ist nur der Anfang.
Greta Thunbergs Reden sind ein Weckruf, den wir nicht länger ignorieren können
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Hanna Poddig: Klimakämpfe. „Wir sind die fucking Zukunft“. Unrast Verlag 2019, Reihe: unrast transparent. 104 S. (NB1445) 7,80 Euro
Was unterscheidet die Besetzung im Hambacher Forst von den Aktionen von „Ende Gelände“? Was hat es mit „Zucker im Tank“ auf sich? Wo sind die „Fridays-for-Future“-Proteste zu verorten und welche Rolle spielen die „Klimacamps“?
Hanna Poddig, die sich selbst als „mit dem System unversöhnliche Anarchistin“ bezeichnet, führt ein in die unterschiedlichen Themenfelder der Klimabewegung. Nach einem kurzen historischen Rückblick etwa auf die Startbahnbewegung, widmet sie sich der genaueren Analyse aktueller Themen, Aktionsformen und Strategien des Widerstands.



Carola Rackete: Handeln statt hoffen. Aufruf an die letzte Genration. Droemer 2019, 180 S. (NB1448) 16 ¤.
Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete traf die mutige Entscheidung, sich über das Verbot des italienischen Innenministeriums hinwegzusetzen und mit der Sea Watch 3 und 40 aus dem Mittelmeer geretteten Geflüchteten an Bord den Hafen von Lampedusa anzusteuern: So wurde die Kapitänin über Nacht weltweit bekannt – und zum Vorbild all jener, die nicht länger zusehen wollen, wie die Rettung von Menschenleben systematisch verhindert wird. In ihrem Buch erzählt sie, warum sie sich so bedingungslos für Menschlichkeit, globale Gerechtigkeit und Naturschutz einsetzt. Denn dass Menschen aus ihrer Heimat fliehen, hängt unmittelbar mit der Klimakrise und der zunehmenden globalen Ungerechtigkeit zusammen. Wir müssen dringend handeln, denn es geht um nichts weniger als die gemeinsame Zukunft auf unserem Planeten. „Wir sind an einem Wendepunkt der Menschheitsgeschichte: die Ökosysteme werden zerstört, das Klimasystem bricht zusammen. Schützen wir in einer solchen Welt nicht die Rechte anderer Menschen, gefährden wir auch unsre eigenen.“ Carola Rackete
Carola Rackete ist durch ihren Mut und ihr entschlossenes Eintreten für ihre Werte das Vorbild für eine ganze Generation. Das Buch ist ein mitreißender Aufruf zum Eintreten für globale Gerechtigkeit und Umweltschutz, um den Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation zu verhindern.
Carola Rackete spendet die Erlöse aus diesem Buch an den Verein borderline-europe – Menschenrechte ohne Grenzen e.V., die sich für die Rechte Geflüchteter einsetzt. Mit ihrer Arbeit wendet sich die Organisation außerdem gegen die generelle Kriminalisierung von Menschen, die Geflüchteten helfen.



Deniz Yücel: Wir sind ja nicht zum Spaß hier. Reportagen, Satiren und andere Gebrauchstexte. Vorwort von Doris Akrap. Edition Nautilus 2018. 224 S. (NB1401) 16 Euro
"Dieser Ort", schreibt Deniz Yücel im Februar 2017 aus dem Polizeigewahrsam in Istanbul, "hat keine Erinnerung. Alle, die ich hier kennengelernt habe – kurdische Aktivisten, Makler, Katasterbeamte, festgenommene Richter und Polizisten, Gangster – alle haben mir gesagt: 'Du musst das aufschreiben, Deniz Abi.' Ich habe gesagt: 'Logisch, mach ich. Ist schließlich mein Job. Wir sind ja nicht zum Spaß hier.'"
Seinem Job als Journalist konnte er seither nicht nachgehen. Denn er saß in der Türkei in Untersuchungshaft – davon neun Monate in einer Einzelzelle.
In mühsamer Kommunikation über seine Anwälte und kuratiert von der Journalistin Doris Akrap hat er eine Auswahl aus seinen Texten aus den vergangenen 13 Jahren zu einem ebenso klugen wie unterhaltsamen und in jeder Hinsicht abwechslungsreichen Buch zusammengestellt – Reportagen, Satiren, Polemiken, Kommentare, Glossen und andere "Gebrauchstexte aus dem Handgemenge". Außerdem gibt es zwei Stücke, die er im Hochsicherheitsgefängnis Silivri Nr. 9 hierfür verfasst hat, sowie einen Beitrag seiner Frau, der Fernsehproduzentin und Lyrikerin Dilek Mayatürk Yücel.



Patrick Gensing: Fakten gegen Fake News oder Der Kampf um die Demokratie. Dudenverlag. 176 S. Hardcover mit Schutzumschlag. (NB1457) 18 Euro
In Europa und auch in Deutschland tobt längst eine ideologische Propagandaschlacht. Die Gefährdung unserer Demokratie durch Desinformation und Fake News ist größer als je zuvor, zielen sie doch darauf ab, die Gräben in einer polarisierten und fragmentierten Gesellschaft zu vertiefen, Glaubwürdigkeit zu zerstören und Konflikte anzuheizen. Seit 2017 leitet Patrick Gensing das Projekt ARD-faktenfinder und kennt somit die Welt der Fake News wie kaum ein anderer. In seinem Buch erklärt er das Phänomen in all seinen Facetten: Was Fake News sind, warum es keine Option ist, vor dem Problem einfach die Augen zu verschließen, und was man gegen sie tun kann. Dieses Buch ist unentbehrlich für jeden politisch Interessierten und schafft die Basis für eine dringend nötige gesellschaftliche Debatte.



Georg Seeßlen: Trump! POPulismus als Politik. Verlag Bertz und Fischer 2017. 144 Seiten, 43 Fotos. (NB1382) 7,90 Euro
Wie ist Trumps überraschender Wahlsieg zu erklären? Was läßt sich aus seinem Aufstieg zum mächtigsten Mann der Welt über Wesen und Formen populistischer Politik lernen? Wie ist es überhaupt um die Zukunft der westlichen Demokratie bestellt? Und was kommt auf uns zu, wenn Donald Trump die Politik der USA bestimmt?
Wir leben in einer großen Erzählung der Demokratie. Aber wir leben auch in einer großen Blase des Entertainment, der Kulturindustrie und der populären Mythologie. In der ersten Erzählung geht es um Interessen, um Erklärungen, Informationen, um rationale Entscheidungen, um Gesetze, Verträge und Verhandlungen. In der zweiten Erzählung indes geht es um Bilder, Mythen, Emotionen, Identifikationen, Spiele, Fantasien. Politik spielt sich längst in beiden Erzählungen ab, Politiker verkaufen sich wie Pop-Stars, und die sozialen Wahrheiten werden nicht in Regierungserklärungen, sondern in Kriminalromanen, Hollywood-Filmen und Comedy Shows verhandelt. Bislang schien es freilich, dass die meisten Menschen sehr wohl unterscheiden können zwischen den Sphären von politischer Realität und medialer Fiktion. Aber offensichtlich fällt diese Unterscheidung immer schwerer.
Der Aufstieg populistischer Bewegungen, Parteien und Personen in den letzten Jahren hat ebenfalls auf diesen beiden Ebenen stattgefunden. Auf der Ebene der politischen Diskurse (als scheinbare Auflehnung gegen das "Establishment", als Neo-Nationalismus, Anti-Liberalismus und vieles mehr) und auf der Ebene des Entertainments (als große Show, als Verlängerung des Trash-Fernsehens, des Sensationsjournalismus und der Werbebilder in die politische Welt).
Der Präsident Donald Trump ist in der ersten Erzählung so gut wie gar nicht zu erklären. Um es rundheraus zu sagen: Seine Wahl ergibt de facto keinen Sinn, sie ist Nonsens, wenn auch natürlich gefährlicher Nonsens. Sieht man aber die andere Erzählung an, die des Entertainments und der populären Kultur, so wird rasch klar: Der Präsident Donald Trump ist ihr Produkt.



Jutta Ditfurth: Worum es geht. Flugschrift. Rotbuch Verlag 2012. 48 S. (NB1216). 3,99 Euro
Es gärt. Kaum wird das Ende der Krise eingeläutet, nimmt die nur ihren nächsten Anlauf. Millionen Menschen fürchten sich vor der Zukunft. Eine winzige Minderheit besitzt Milliarden. Die Mittelschicht wird zerrissen. Angst und Armut lassen bürgerliche Konsense bröckeln. Rassismus und Naturzerstörung wachsen. Vertrauensverluste, panische Reformen, eine mediale Revolution. Wir erleben den Beginn einer Totalveränderung. Ein „Weiter so!“ ist unmöglich. Klug und mit Bedacht bringt Jutta Ditfurth Ordnung ins Gestrüpp der Diskussion und legt die Interessen der Beteiligten offen. Ohne jeden Alarmismus stellt sie klar, worum es in Wirklichkeit geht. Sie sagt, was uns droht und was wir tun können. Unter dem Getöse der „News“, dem Geschrei der „Reformer“, dem Lärm der „Experten“ verbergen sich Wege für einen radikalen Humanismus. Eine unverzichtbare Orientierungshilfe für alle, die zum Kern der Debatte vordringen wollen.



Jutta Ditfurth: Haltung und Widerstand. Eine epische Schlacht um Werte und Weltbilder. Osburg Verlag. 250 S. (NB1434) 20,00 ¤

Haltung und Widerstand – in ihrem neuen Buch fordert Jutta Ditfurth genau diese Tugenden ein im Kampf gegen die fortschreitende Entbürgerlichung unserer Gesellschaft. Eine ebenso klarsichtige wie faktenreiche Streitschrift wider die dumpfe Renaissance gefährlicher politischer Ideen, gegen Rassismus und Antisemitismus. Eine leidenschaftliche Analyse der Wurzeln der neuen Rechten, ihrer Strategien und ihrer Wirkung bis in die bürgerliche Mitte hinein. Historisch fundiert, brisant und hochaktuell.



Jutta Ditfurth: Zeit des Zorns. Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen. Westend Verlag 2012. 302 S. Klappenbroschur. (NB1343) 16,99 Euro
„Eine große Wut durchzieht das Land. Denn wer tritt heute noch für Gerechtigkeit ein? Wer setzt dem außer Rand und Band geratenen Kapitalismus Grenzen? Wer tut etwas gegen Armut und Naturzerstörung? Jutta Ditfurth rechnet ab: mit denen, die das Ideal einer humanen Gesellschaft verraten haben. Vor allem aber: Sie zeigt Wege aus der Resignation und macht den Mutlosen Mut.“
Aus dem Vorwort:
„Unser Ziel ist, dass Menschen ein Leben ohne Ausbeutung, Diskriminierung, Hunger und Krieg führen können. Dafür sind energischere Maßnahmen als Mahnwachen und Kundgebungen nötig. (…) Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die auf Solidarität aufbaut und auf sozialer Gerechtigkeit, in der es keine Ausbeutung und keine Herrschaft von Menschen über Menschen mehr gibt, eine Gesellschaft, in der wir basisdemokratisch entscheiden, wie wir leben und arbeiten wollen. Das ist ein tollkühner Plan. Und wir müssen alles selbst machen. Die Mittel, durch die wir dieses Ziel erreichen könnten, werden manche eine soziale Revolution nennen. Einverstanden.“



Bibliothek des Widerstands. Band 1: 2. Juni 1967. Laika Verlag 2010. 104 Seiten und DVD. (NB1174) 24,90 Euro
„Krumme Straße, Westberlin, am 2. Juni 1967: Um 20:30 Uhr zielt der Kriminalbeamte Karl-Heinz Kurras, Abteilung I Staatsschutz, aus weniger als einem Meter Entfernung auf den Hinterkopf des 27-jährigen Studenten Benno Ohnesorg und drückt ab. Die Kugel aus der Walther PPK 7.65 tötet Benno Ohnesorg – sie trifft gleichzeitig in die Köpfe der gesamten außerparlamentarischen Opposition.“ (Aus dem Vorwort). Während für die Rebellierenden der Schah von Persien ein Folterkaiser und ein Ausbeuter des iranischen Volkes war, war er für die politische und gesellschaftliche Elite der BRD ein willkommener Bündnispartner. Ohnesorg ist der erste Tote der außerparlamentarischen Opposition, die sich seit Mitte der Sechziger Jahre gegen die Nachkriegsordnung der Bundesrepublik Deutschland aufgebaut hat. Hinter den Polizisten Karl-Heinz Kurras stellt sich der größte Teil der politischen Elite, die Springer-Medien sowie Polizei und Justiz. Sie können sich der Zustimmung eines erheblichen Teils der Bevölkerung der BRD sicher sein. Für die außerparlamentarische Bewegung zeigt dies die gewaltbereite Seite des restaurierten kapitalistischen Staates, der außenpolitisch die Völkermordstrategie der USA in Vietnam ebenso unterstützte wie den Kampf gegen die antikolonialen Befreiungsbewegungen in der sogenannten Dritten Welt. Der 2. Juni 1967 gehört zu den Schlüsselereignissen einer ganzen Generation. Der Tod von Ohnesorg löste bei vielen eine Erschütterung aus, die zu einer neuen Politisierung führte. Am Abend des 21. Mai 2009 berichtet das heute-journal, daß Karl-Heinz Kurras IM der Stasi war. Uwe Soukup konfrontierte Kurras bereits am Morgen dieses Tages mit der bevorstehenden Enthüllung. Soukups Analyse des 2. Juni 1967 – in diesem ersten Band der Bibliothek des Widerstands. Außerdem: Zehn Jahre nach dem 2. Juni 1967 blickte der Sozialforscher Karl Heinz Roth auf den Tod Benno Ohnesorgs zurück – ein historisches Dokument neu aufgelegt; „Mein 2. Juni“ – Karl-Heinz Dellwo erinnert sich, wie die Nachricht von den Schüssen auf Ohnesorg ihn als 15-Jährigen in der saarländischen Provinz erreichte.
Ein LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten Seite! Wie in allen Bänden der Bibliothek des Widerstands erwartet Sie im hinteren Innendeckel eine DVD mit ausgewählten Filmen.
Thomas Giefer und Hans-Rüdiger Minow begleiteten Ende der Sechziger Jahre die Aktionen der Außerparlamentarischen Opposition als politische Dokumentaristen. Ihr Film schildert detailliert die studentischen Protestaktionen während des Schah-Besuchs in Westberlin. Dem studentischen Ermittlungsausschuss, der sich nach der Ermordung Benno Ohnesorgs gründete, diente der Film als Beweismaterial. Viele der ehemaligen Mitstudierenden von Giefer und Minow an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) sind noch heute überzeugt, dass die Schüsse aus der Waffe, die Benno Ohnesorg töteten, eigentlich Thomas Giefer galten. Giefer stand an prominenter Stelle der Observationsliste der politischen Polizei, da er bereits vor dem 2. Juni Übergriffe der Polizei filmisch dokumentiert hatte. Giefer und Benno Ohnesorg sahen sich sehr ähnlich und die Zivilfahnder der Staatsschutzabteilung hatten Order sogenannte „Rädelsführer unschädlich“ zu machen. Minow und Giefer wurden im November 1968 wegen ihres politischen Engagements von der Berliner Film- und Fernsehakademie verwiesen, gemeinsam mit 16 weiteren Studierenden, unter anderem Werner Sauber und Holger Meins. Der 2. Juni 1967 gehört heute zu den wichtigsten Dokumenten der Bewegung der 68er und des beginnenden Widerstands in der BRD.



Bibliothek des Widerstands. Band 2: Angela Davis. Laika Verlag 2010. 120 Seiten und DVD. (NB1175) 24,90 Euro
Sie ist Philosophin, Wissenschaftlerin, Schriftstellerin – vor allem aber ist Angela Davis die wohl bekannteste Aktivistin der US-amerikanischen Black-Power-Bewegung. Ihr Kampf für die Rechte insbesondere schwarzer politischer Gefangener in den USA machte sie Anfang der Siebziger Jahre zur Symbolfigur. Damals setzte sich Angela Davis für die „Soledad Brothers“ ein, eine Gruppe von drei schwarzen Häftlingen in Kalifornien, die der Black Panther Party angehörten und wegen des Mordes an einem weißen Wärter angeklagt wurden. Im August 1970 versuchte Jonathan Jackson, der jüngere Bruder des Soledad Brothers George Jackson, die drei Angeklagten aus dem Gerichtssaal von Marin County zu befreien. Der Befreiungsversuch endete in einem Schußwechsel, bei dem vier Menschen starben, unter ihnen Jonathan Jackson. Weil Jacksons Waffe auf ihren Namen registriert war, wurde Angela Davis in der Folge unter anderem des Mordes beschuldigt. Davis landet auf der Liste der „zehn gefährlichsten Verbrecher“ der USA und nach vergeblicher Flucht in Untersuchungshaft. Von 1970 bis 1972 saß sie im Gefängnis. Wegen „Unterstützung des Terrorismus“ drohte ihr die Todesstrafe. Weltweite Protestaktionen für ihre Freilassung kritisierten das amerikanische Rechtssystem als rassistisch und antikommunistisch. 1972 wird Angela Davis von allen Anklagepunkten freigesprochen. Angela Davis studierte in den Sechziger Jahren erst Französisch, dann Philosophie und Soziologie, unter anderem bei Herbert Marcuse an der Brandeis University in Massachussetts, an der Sorbonne in Paris sowie in Frankfurt bei Adorno, Horkheimer und Habermas. Sie hat sich wissenschaftlich insbesondere mit Fragen des Feminismus, des Klassenkampfes und der Stellung der schwarzer Frauen in Kultur und Politik beschäftigt. In den Achtziger Jahren kandidierte Angela Davis zweimal für die US-amerikanische Kommunistische Partei für das Amt der Vize-Präsidentin der USA. Heute ist Angela Davis emeritierte Professorin am History of Consciousness-Department der University of California, Santa Cruz, und weiterhin eine prominente Kritikerin des amerikanischen Justizsystems.
Die Bürgerrechtsbewegung in den USA von 1954-64; eine Kurzbiografie von Angela Davis; George Jackson und die Soledad Brothers; historische Texte von George Jackson und Angela Davis – in diesem zweiten Band der Bibliothek des Widerstands.
Auch dieses LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten Seite – im Innendeckel erwarten Sie zwei Filme über Angela Davis.
Portrait of a Revolutionary, 1972, DuLuart, Yolande, ca. 60 Minuten. Deutsche Untertitel. Ab 6 J. Der Film widmete sich Angela Davis vor ihrer Verhaftung im Jahr 1970. Durch ihren Protest bekannt geworden, bekennt sich Angela Davis zur Kommunistischen Partei der USA, berichtet von politischer Verfolgung und verspricht: „Der Sieg wird bald unser sein.“ Durch eine aufwändige Restaurierung der Bild- und Tonspur hat der LAIKA-Verlag erreicht, dass DuLuarts Film wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Angela Davis - Eine Legende lebt. Christel Priemer und Ingeborg Weber, BRD 1998, ca. 79 Minuten. Ab 6 Jahre. Eine Dokumentation über den Lebensweg der afroamerikanischen Frau, die für die USA eine Zeit lang Staatsfeindin Nr. 1 war, die in Berkeley bei Herbert Marcuse und in Frankfurt am Main bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno studierte. Sie war eine zentrale Persönlichkeit und Aktivistin in der Black Panther Party, Wissenschaftlerin mit den Schwerpunkten Feminismus und afroamerikanische Politik und Kultur und ist immer noch politisch aktiv, zum Beispiel in der Kampagne zur Freilassung von Mumia Abu Jamal.



Bibliothek des Widerstands. Band 5: Rebels with a Cause. Die Geschichte des amerikanischen SDS. Laika Verlag 2010. 120 S. und eine DVD. (NB1176) 19,90 Euro
Die „Students for a Democratic Society“ (SDS) waren das US-amerikanische Gegenstück zum deutschen SDS. 1962 gegründet, engagierten sich die SDS in den ersten Jahren vor allem in der Bürgerrechtsbewegung der Südstaaten, bevor sich die Organisation im Protest gegen den Vietnamkrieg zunehmend radikalisierte und zur führenden Organisation der Neuen Linken in den USA wurde. Die SDS waren die beiweitem größte und einflussreichste Studierendenorganisation der Sechziger Jahre. Im Jahre 1968 hatten die SDS mehr als Hunderttausend Mitglieder, organisiert in Vierhundert regionalen Gruppen. Zwar kritisierte die Organisation in ihrer 1962 verfassten Port-Huron-Erklärung das US-amerikanische Establishment – denn linksradikal waren die SDS anfangs keineswegs. Innerhalb weniger Jahre jedoch verwandelte sich der linksliberale Studierendenbund in eine radikale Kampforganisation. Statt akademischer Kritik an der „formierten Gesellschaft“ propagierten die SDS nun den Widerstand gegen die Klassengesellschaft der USA. Statt „Frieden für Vietnam“ skandierten die SDSler jetzt „Tragt den Krieg des amerikanischen Imperiums in die amerikanischen Metropolen“ – „Let‘s bring the war home“. In den Metropolen der Ostküste sowie in Berkeley organisierten sich zudem SDS-Stadtteilgruppen zu Mieterproblemen und Tarifkonflikten – eine wirkliche Verankerung im Proletariat gelang jedoch nicht. 1970 spalteten sich die SDS in verschiedene Gruppen – in die Progressive Labour Party, das Revolutionary Youth Movement I und II und in die Weathermen. 2006 gründeten sich die SDS neu und knüpfen seitdem an die Organisationsziele der frühen Sechziger Jahre an – vor allem in der Hochschulpolitik und in der Antikriegsbewegung. Eine gründliche Darstellung und Analyse der Geschichte der SDS von Florian Butollo und Auszüge aus der nicht nur für die SDS prägenden Port Huron Erklärung – in diesem fünften Band der Bibliothek des Widerstands.
Auch dieses LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten Seite: Wie in allen Bänden der Bibliothek des Widerstands erwartet Sie im hinteren Innendeckel eine filmische Ergänzung zum Buchtext.
Rebels with a Cause, Helen Garvy, 2000. ca. 110 Minuten, deutsche Untertitel. Ab 12 J. Helen Garvys mehrfach ausgezeichneter Film ist eine Chronik der Students for a Democratic Society (SDS) von den Anfängen bis zur Auflösung 1970. Zahlreiche ProtagonistInnen der Bewegung schildern in ausführlichen Interviews Weg und Entwicklung der Organisation von der Bürgerrechtsbewegung bis zur Stadtguerilla der Weathermen. Deutlich werden einerseits die Gründe für die zunehmende Popularität der Organisation und ihre schrittweise Radikalisierung. Andererseits zeigt die Dokumentation, wie FBI und CIA die AktivistInnen in die Illegalität trieben.



Bibliothek des Widerstands. Band 12: Rudi Dutschke – Aufrecht Gehen. 1968 und der libertäre Kommunismus. Laika Verlag 2012. 320 S. und DVD. (NB1237) 29,90 Euro
Am 11. April 1968 wurde Rudi Dutschke, die Symbolfigur der antiautoritären Bewegung und neben Hans-Jürgen Krahl der theoretische Kopf der Außerparlamentarischen Opposition, auf dem Kurfürstendamm von dem 24-jährigen Josef Bachmann niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Bachmann sagte nach seiner Festnahme: „Ich möchte zu meinem Bedauern feststellen, dass Dutschke noch lebt. Ich hätte eine Maschinenpistole kaufen können. Wenn ich das Geld dazu gehabt hätte, hätte ich Dutschke damit zersägt.“ Bachmann hatte seine Schießausbildung von dem NPD-Mitglied Wolfgang Sachse erhalten und enge persönliche Kontakte zu Mitgliedern der späteren Wehrsportgruppe Hoff mann. Die auf das Attentat folgenden bundesweiten Proteste, insbesondere gegen den Springer-Verlag, erschütterten tagelang die Republik. Rudi Dutschke erholte sich nie mehr völlig von den Schusswunden und starb am 24. Dezember 1979 in Dänemark an den Spätfolgen des Attentats. Der Sozialforscher und Philosophie-Professor Helmut Reinicke, einer der Weggefährten von Rudi Dutschke, über den frühen Dutschke und die Bedeutung von Hans-Jürgen Krahl – in diesem zwölften Band der Bibliothek des Widerstands.
Ein LAIKA-Mediabook endet nicht mit der letzten Seite: Im hinteren Innendeckel erwartet Sie wie immer eine DVD, diesmal mit vier Filmen.
Aufrecht gehen, Rudi Dutschke – Spuren. Von Helga Reidemeister, BRD 1988, ca. 92 Minuten. Die Dokumentation zeigt, wie sich die persönliche Lebensgeschichte Rudi Dutschkes mit den gesellschaftlichen Entwicklungen und Widersprüchen überschneidet. Die neuen sozialen Bewegungen sind ohne die Revolte der Sechziger Jahre nicht vorstellbar. Helga Reidemeisters Film enthält Gespräche mit Weggefährten Rudi Dutschkes und Freunden aus dem damaligen SDS, die bezeugen, daß Einfluß und Wirkung der damaligen Protestbewegung anhalten, daß die Geschichte der Neuen Linken bis heute fortwirkt.
Dutschke, Rudi, Rebell. Von Jürgen Miermeister, D 1998, ca. 35 Minuten. Nach Reidemeisters Film das zweite Dutschke-Porträt, das im deutschen Fernsehen gezeigt wurde – 1998 im ZDF.
Zu Protokoll: Günter Gaus im Gespräch mit Rudi Dutschke. Interview. BRD 1967, ca. 43 Minuten. Ein denkwürdiges Fernsehinterview, das der Journalist Günter Gaus am 3. Dezember 1967 mit Rudi Dutschke führte. „Kann der Mensch die Geschichte selbst in die Hand nehmen?“, fragt Gaus Dutschke damals. Rudi Dutschke antwortet ohne lange zu überlegen: „Er hat sie schon immer gemacht. Er hat sie bloß noch nicht bewusst gemacht. Und jetzt muss er sie endlich bewusst machen.“
Rudi Dutschke – sein jüngstes Portrait. Von Wolfgang Venohr, BRD 1968, 55 Minuten. Wenige Tage vor dem Attentat auf ihn kündigt Rudi Dutschke an, für einige Zeit politisch aus der Bundesrepublik wegzugehen, um im Ausland politisch zu arbeiten. Konkret wollte Rudi Dutschke nach Kuba. Dutschke begründet diesen Schritt damit, daß „unsere Revolution nur erfolgreich sein kann, wenn es uns gelingt, den revolutionären Prozeß zu internationalisieren“. Der Film von Venohr zeigt diese Rede und ein umfangreiches Interview mit Dutschke, in dem er sich zur Frage der Gewalt äußert und den Partisanenkampf auch in der BRD ab Anfang der 70er Jahr für möglich hält. Dieser Film von Wolfgang Venohr ist einmal im deutschen Fernsehen gelaufen und heute weitgehend, auch bei Kampfgefährten von Dutschke, unbekannt. Der LAIKA-Verlag stellt dieses für die historische Bewertung von Dutschke unerlässliche Dokument erstmalig einem breiten Publikum zur Verfügung.



Bibliothek des Widerstands. Band 14: Mumia Abu Jamal. Laika Verlag 2010. 104 Seiten und DVD. (NB1201) 24,90 Euro
Mumia Abu Jamal sitzt seit 29 Jahren im Todestrakt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Pennsylvania. „Unschuldig“ – wie nicht nur er selber oder seine Freunde immer wieder beteuern, sondern wie es zahlreiche Personen oder Institutionen als offenkundig erklären, nachdem sie sich mit dem „Fall Mumia Abu Jamal“ beschäftigt haben. Unschuldig am Tod des Polizisten Daniel Faulkner, der am 9. Dezember 1981 bei einem Schußwechsel nach einer Verkehrskontrolle starb. Das Verfahren gegen Mumia Abu Jamal war geprägt von Verurteilungsinteresse um jeden Preis, von Beweisunterschlagung und Beweismanipulierung, von Behinderung der Verteidigung wie auch von der rassistischen Planung bei der Geschworenenauswahl. Vorsitz in diesem Verfahren hatte ein Richter, der zu Beginn des Prozesses vor Zeugen erklärte: „Ich werde ihnen helfen, den Nigger zu grillen.“ Die kalifornische Lehrergewerkschaft verurteilte das Verfahren wegen seiner „illegalen und unfairen Methoden“. Zahlreiche Personen wie Angela Davis oder der Filmproduzent Colin Firth verurteilen dieses Verfahren und fordern die Freiheit von Mumia Abu Jamal.
Die Kampagne zu Mumia Abu Jamal richtet sich gegen dieses offenkundig pseudorechtliche und rassistische Verfahren gegen einen schwarzen Bürgerrechtler – und sie richtet sich gegen die Todesstrafe, mit der der Mord durch den Staat als Nicht-Mord behauptet wird.
In diesem Band der BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS wird ausführlich über die Geschichte des schwarzen Bürgerrechtlers Mumia Abu Jamal berichtet, wird präzise ein Verfahren analysiert, das letztlich Ausdruck einer Verschwörung von Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht gegen den Angeklagten war und ein Überblick über eine Solidaritätsbewegung gegeben, die seit Jahrzehnten immer wieder neu um das Leben von Mumia Abu Jamal kämpft.
Mit Texten und Stellungnahmen von: Mumia Abu Jamal, Todd Steven Burroughs, Angela Davis, Amy Goodman, Leonard Peltier, Suzanne Ross, Annette und Michael Schiffmann, Alice Walker, Lin Washington und zahlreichen Einzelpersonen aus der Solidaritätsbewegung gegen die Todesstrafe und zu Mumia Abu Jamal.
Dem Buch beigelegt auf DVD: „Hinter diesen Mauern“ von Jule Burjes und Heike Kieffner, BRD 1996, 70 Minuten. In Prison My Whole Life von Marc Evans, USA 2007, 90 Minuten OmU. Justice on Trial von Kouross Esmaeli, USA 2010, 25 Minuten OmU.
Neue Entscheidung: Am 26. April 2011, zum Redaktionsschluß dieses Buches, bestätigte das Richtergremium des 3. Bundesberufungsgerichts seine Entscheidung vom 27. März 2008, die die Aufhebung des Todesurteils aus einer Vorinstanz zu Mumia Abu Jamal bekräftigt hatte. Dies ist ein großer Erfolg für Mumia Abu Jamal. Dies ist aber nicht das Ende des Verfahrens. Mumia Abu Jamal bleibt weiter im Todestrakt. Noch immer kann der US Supreme Court diese Entscheidung aufheben. Diese Gefahr besteht real fort. Diese jetzt getroffene Entscheidung des 3. Berufungsgerichtes sollte für die Solidaritätsbewegung der Anlass sein, den Fall Mumia Abu Jamal mit großer Energie, mit großer Solidarität untereinander und mit breiter Unterstützung erneut in die Öffentlichkeit zu bringen.



Bibliothek des Widerstands Band 16: Paris Mai 68 - Die Phantasie an die Macht. Laika Verlag 2011/2016, Bibliothek des Widerstands Bd. 16. 212 Seiten und zwei DVDs. (NB1358) 29,90 Euro
Im November 1967 begannen Studenten der Universitäten in Nanterre und Lyon, sich gegen die unerträglichen Studienbedingungen zu wenden, wenig später besetzten die „Enragés“ (die Wütenden) die studentischen Wohnheime. Als französische Regisseure gegen die Absetzung Henri Langlois als Leiter der Cinémathèque française demonstrieren – unter ihnen: Francois Truffaut, Jean-Paul Sartre und Jean-Luc Godard – prügelten die Einsatzhundertschaften auf die 5.000 Demonstranten und Frankreichs intellektuelle Elite ein. Im März 68 griffen die Unruhen auch auf die Fabriken über. Wilde Streiks in den Garnier-Werke, spontane Betriebsversammlungen bei Citroen und Renault.
Der radikale Teil der Studenten gründete jetzt die „Bewegung des 22. März“, unter ihnen Alain Krivine, Daniel Bensaid und Daniel Cohn-Bendit. Der gaullistische Staat ließ darauf am 2. Mai die Universität Nanterre behördlich schließen. Daraufhin wurde am 3. Mai die Sorbonne besetzt. Beim anschließenden Sturm durch die Polizei gab es zahlreiche Verletzte, 200 Studenten wurden verhaftet. Im Quartier Latin kam es zu stundenlangen Straßenschlachten und weiteren 600 Verhafteten. Am 10. Mai riegelten Zehntausende Studenten das Quartier Latin ab. Bei den Auseinandersetzungen wurden 800 Demonstranten zum Teil schwerverletzt, fast Tausend festgenommen. Als die Arbeiter in Generalstreik treten, flüchtet De Gaulle aus Paris.
Für Gilles Deleuze war der Pariser Mai „der einzige Weg, um (die) Scham abzulegen, oder auf das zu reagieren, was nicht mehr tolerierbar ist“, Maurice Brinton, Augenzeuge der Revolte, bezeichnet sie als „die bedeutendste revolutionäre Erhebung in Westeuropa seit den Tagen der Commune“.
Diesem Band liegen 4 Filme auf 2 DVDs bei:
Mai 68 – Die Phantasie an die Macht
/ Mai 68 – Première Partie. F 1974, 100 min. Regie: Gudie Lawaetz. Mai 68 – Deuxième Partie. F 1974, 90 min. Regie: Gudie Lawaetz.
Das ist nur der Anfang. BRD/F 1968/69, 44 min. Regie: Claudia von Alemann.
Die Zukunft begann im Mai. BRD/F 1971, 43 min. Regie: Malte Rauch



Conrad Schuhler: Alles Charlie oder was. Religionskritik – Meinungsfreiheit oder Schmähung? PapyRossa Verlag 2015. 110 S. (NB1315) 11,90 Euro
Ausgehend vom Mord an Mitarbeitern von Charlie-Hebdo und dem 'Kopftuch-Urteil' des Bundesverfassungsgerichts zugunsten einer muslimischen Lehrerin diskutiert Conrad Schuhler Fragen wie: Was wurde aus der von Kant formulierten Aufforderung, der Mensch solle sich 'aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit' befreien und 'sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen' bedienen? Hat Marx recht, wenn er Religion als 'Opium des Volkes' bezeichnet, das sich ein Ideal im Himmel erträume, statt seine weltliche Wirklichkeit human zu gestalten? Kann man, wie manche Religionskritiker, eine einzelne Religion, den Islam, als dümmste von allen ansehen? Und schließlich: Kann Satire sich unterschiedslos gegen jedweden religiösen Inhalt wenden? Muss sie nicht bedenken, ob sie sich gegen eine Religion richtet, die im jeweiligen Lande eine überragende Gestaltungsmacht besitzt, oder gegen eine Minderheit, deren fremdenfeindliche Gegner nur auf Munition warten?



Conrad Schuhler: Die Große Flucht. Ursachen, Hintergründe, Konsequenzen. Papyrossa Verlag 2016. 132 S. (NB1339) 12,90 Euro
Grenzen zu und schneller abschieben, diese Forderung wird immer lauter. Seit den Anschlägen von Paris setzen Europas politische Eliten auf Abschottung. Die Verantwortung für die „Große Flucht“ wird ebenso verdrängt wie deren Ursachen. Wie real sind die Ängste, die in der Bevölkerung durch Schreckensszenarien geschürt werden? Mit welchen Fluchtbewegungen haben wir es zu tun? Wie ist ihre starke Zunahme zu erklären? Wodurch sind sie ausgelöst? In den Blick geraten die Kriege des Westens mit dem von ihnen produzierten Terrorismus; Armut, Hunger und Verelendung in weiten Teilen der „Dritten Welt“, verursacht durch eine „Wirtschaft, die tötet“, so Papst Franziskus; verheerende Umweltschäden im Zuge des globalen Klimawandels, hervorgerufen vor allem durch die Industrieländer. Was ist zu tun, um diese realen Fluchtursachen zu überwinden und den darunter leidenden Menschen neue Lebensperspektiven in ihren Ländern zu eröffnen?



Claire Rodier: Xenophobie Business. Wer profitiert vom Grenzregime? Aus dem Französischen von Julia Schaefermeyer. Unrast Verlag 2015. 144 S. (NB1350) 13 Euro
Claire Rodier geht der Frage nach, wozu – und wem – Einwanderungskontrollen dienen. Dazu gibt sie einen seltenen Einblick in die Welt der privaten Sicherheitsunternehmen und deren Verstrickungen in politische Entscheidungs- und Gesetzgebungsprozesse. Darüber hinaus zeigt sie die ideologische Funktion der Aufrüstung an den Grenzen auf: wie Angst ausgebeutet und Migration kriminalisiert wird, um daraus politischen wie wirtschaftlichen Nutzen zu ziehen. Am Beispiel von Asylverfahrenslagern und der europäischen Grenzschutzagentur Frontex wird deutlich, dass immer schärfere Grenzkontrollen nicht allein dem vorgeblichen Zweck der Überwachung und Abschreckung, sondern verschiedensten ökonomischen Interessen dienen. Das Geschäft mit der Xenophobie deckt erstaunliche Zusammenhänge zwischen migrationspolitischen Erwägungen und privatwirtschaftlichen Interessen auf. „Ungläubig arbeitet man sich von Kapitel zu Kapitel vor und möchte nicht glauben, daß bei Themen wie Menschenleben und -rechten Sicherheitsunternehmen mitmischen und verdienen, die unter dem Druck der globalisierten Weltwirtschaft stehen. Rodiers spannendes Sachbuch ist schwer verdaulich.“ (Laura-Solmaz Litschel in Konkret).
Claire Rodier ist eine französische Journalistin, Juristin und Mitbegründerin des europäisch-afrikanischen NGO- und Informations-Netzwerks migreurop. Sie ist Autorin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen zu den Themen Migration, Asyl und Menschenrechte.



Tom Strohschneider: What's left? Europas Linke, der Rechtsruck und ein sozialistischer Kompromiss. Eine Flugschrift in Kooperation mit neues deutschland. VSA Verlag 2016. 96 S. (NB1338) 9.80 Euro
Was tun, um den Rechtsruck zu stoppen und linke Alternativen in die Nähe realisierbarer Möglichkeiten zu bringen? Wöchentlich finden Aufmärsche gegen Flüchtlingsunterkünfte statt, es bilden sich Bürgerwehren. Im Internet herrscht eine Verrohtheit, die vor Todesdrohungen unter vollem Namen nicht zurückschreckt. Und das alles wegen einer Million Menschen, die vor Not, Verfolgung, Krieg in Deutschland Zuflucht suchen? Zugleich ist die Zahl der Menschen, die mit den Geflüchteten solidarisch sind, so hoch wie nie zuvor. Und ein Blick über die – von den Herrschenden gern wieder dicht gemachten – Grenzen hinweg signalisiert Hoffnungen. Allerdings: Scheitern die Linksprojekte in Griechenland, Portugal und Spanien, dürften auch hierzulande emanzipatorische Zukunftsvisonen für längere Zeit verstellt werden. What‘s left? Wie kann die Linke im Kernland der Austeritätspolitik der Rechtswende entgegentreten und linke Prozesse befördern? Zu einer Antwort wird sie nicht kommen, wenn der Widerstand bei antifaschistischen Protesten stehen bleibt und wenn man nur aus der Ferne Bewertungsnoten vergibt. Es müssen die Kräfteverhältnisse angegangen werden – Debatten über Verteilungs- und Demokratiefragen und rot-rot-grüne Politikwechsel eingeschlossen.
Tom Strohschneider ist Chefredakteur der sozialistischen Tageszeitung neues deutschland.



Ismail Küpeli (Hg.): Kampf um Kobanê. Kampf um die Zukunft des Nahen Ostens. Edition Assemblage. 168 S. (NB1332) 12.80 Euro
Der Kampf um Kobanê und Rojava ist eine zentrale Auseinandersetzung im Nahen und Mittleren Osten, in der alle relevanten Akteure in der einen oder anderen Weise involviert waren. Kobanê wird weiterhin die politischen Ereignisse in der Region prägen – sowohl die Beziehungen zwischen der Türkei und der PKK als auch den Bürgerkrieg in Syrien. Der Konflikt bietet Anlass, zentrale linke Auseinandersetzungen neu aufzugreifen – wie etwa die Frage nach Gewalt als Mittel der Politik und nach dem Entwurf einer neuen Gesellschaftsordnung. Anders gesagt: Lässt sich eine Revolution durch Krieg verteidigen oder ist eine militärische Auseinandersetzung der Tod für jegliches emanzipatorisches Projekt?“
Kurden ohne Staat; Die Rojava-Revolution zwischen kurdischer Selbstbestimmung und sozialer Utopie; Die Frauenrevolution in Rojava; Geschichte und Gegenwart der PKK; PKK: Das neue Objekt der Solidarität; Die AKP als neuer Prinz: die Hegemonie des Finanzkapitals und ihre Widersprüche; Die Opposition in Syrien: Alte und neue Akteure zwischen Revolution und Bürgerkrieg; Religiöse Minderheiten in Kurdistan; Ideologie des IS: Salafistischer Manierismus; Die Organisation „Islamischer Staat“ - von der antischiitischen Ordnungsmacht zum quasi-staatlichen Kalifat.



Ismail Küpeli (Hg.): Kampf um Rojava, Kampf um die Türkei. edition assemblage. 128 Seiten. (NB1442) 7.80 ¤
Der türkische Staat negiert seit seiner Gründung 1923 die Existenz der kurdischen Bevölkerung in der Türkei und im Nahen Osten. Und selbst heute zielt die türkische Innen- und Außenpolitik darauf ab, die Kurdische Bevölkerung weder in der Türkei noch in der Region über politische Macht verfügen zu lassen. Der Krieg in den kurdischen Gebieten der Türkei und die Angriffe der Türkei auf die syrisch-kurdische Autonomieregion Rojava sind Facetten der türkischen Politik, die zum Ziel hat, die Kurden in der gesamten Region zurückzudrängen. Während wir einerseits eine große Überscheidung in der gegenwärtigen Politik der AKP-Regierung und ihren Vorgänger erkennen können, ist gleichzeitig in der öffentlichen Debatte der Eindruck vermittelt worden, dass die Kurdenpolitik der Türkei in den letzten Jahren sich unvermittelt und unerklärlich mehrfach gewendet hätte. Dabei bleibt unbeachtet, dass der Friedensprozess von der AKP so geführt wurde, dass die Rückkehr des Krieges keine Überraschung ist. Ebenso wird vergessen, dass das „Zuckerbrot“ Friedensprozess immer begleitet war von der „Peitsche“, nämlich die massive Repression gegen die Kurden und die Androhung eines Krieges.
Rosa Burç, Meral Çınar, Axel Gehring, Alp Kayserilioğlu, Ismail Küpeli, Kerem Schamberger und Mahir Tokatlı richten mit ihren Beiträgen den Blick auf Zusammenhänge, die in der öffentlichen Debatte unterbelichtet bleiben. So werden sowohl die politische und gesellschaftliche Entwicklungen in der Türkei analysiert, wozu selbstverständlich auch eine intensive Debatte um die Frauenbewegung in der Türkei gehört. Ausgehend von der zentralen Bedeutung der „Kurdenfrage“ gerät dann die Perspektive auf die anderen Seite der nationalstaatlichen Grenzen, nach Rojava. Hier fragen wir einerseits danach, ob Rojava eine Alternative zum Nationalstaat darstellt. Und andererseits betrachten wir die Folgen des Afrin-Krieges sowohl für Rojava als auch für die Türkei
Der Herausgeber:
Ismail Küpeli ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der politischen Situation in der Türkei, in Rojava und den Nahen und Mittleren Osten.



Bernhard Schmid: Die arabische Revolution? Soziale Elemente und Jugendprotest in den nordafrikanischen Revolten. edition assemblage 2011. 120 S. Pb. (NB1189) 12,80 Euro
Anfang 2011 hätte wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass die seit Jahrzehnten bestehenden Regimes in der arabischen Welt so schnell ins Wanken geraten könnten. Doch nachdem sich in Tunesien aus Sozialprotesten eine Revolte gegen den Diktator Ben ’Ali entfaltete, wackelten die arabischen Herrscher: Zuerst fiel Ben ’Ali, dann Mubarak. Als nächstes könnte die syrische Diktatur oder das Regime von Präsident Saleh im Jemen stürzen, allerdings drohen dort auch Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen. In Libyen kippte das Geschehen von der Revolte in einen Bürgerkrieg, und von diesem in einen internationalen Krieg um. Während manche „Linke“ sich noch nicht recht entscheiden können, ob Syriens Präsident Al-Assad nicht doch ein irgendwie „sozialistisches“ oder jedenfalls „antiimperialistisches“ Regime führt oder wie man zu Libyen steht, sehen andere vor allem die Sicherheit Israels bedroht. Doch was wollen die Protestierenden? Wie verhält es sich mit den Kräfteverhältnissen in Bewegung und Gesellschaft und wie sind die Geschehnisse aus emanzipatorischer Sicht zu bewerten? Diese Fragen diskutiert Bernhard Schmid und nimmt dabei sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede in den verschiedenen arabischen Ländern in den Blick. Ferner wird das Verhältnis des Westens zu „seinen“ arabischen Diktatoren beleuchtet.



Marc Thörner: Die arabische Revolution und ihre Feinde. Edition Nautilus 2012. 160 S. Pb. (NB1211) 12,90 Euro
„Sarkozy! Sarkozy!“ rufen Demonstranten in Bengasi, als französische Jets Gaddafis Truppen bombardieren, und schwenken Trikoloren. Am Mittelmeer scheint die NATO den Demokraten Feuerschutz zu geben, doch als Marc Thörner durch Afghanistan reist, erlebt er eine andere Seite des Bündnisses: Dort alimentiert die NATO ein System, das aus einer erzfundamentalistischen Zentralregierung und zahlreichen diktatorischen Warlord-Fürstentümern besteht. Mal Vorkämpfer, mal Feind der Demokratie – gibt es hinter diesen Widersprüchen westlicher Politik eine Logik? Die Frage führt den Autor auf seiner Spurensuche durch mehrere Länder: Libyen, Tunesien, Saudi-Arabien, Irak, Syrien und schließlich wieder Afghanistan. Immer deutlicher kristallisiert sich dabei heraus: Der islamische Extremismus ist nicht allein im Orient entstanden, sondern Teil einer gemeinsamen west-östlichen Anti-Aufklärung. Ihre prägenden Vordenker sind nicht muslimische, sondern europäische Intellektuelle und Militärs. Sie sind eine Gefahr – nicht nur für die arabische Freiheit.



Pascal Beucker, Anja Krüger: Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis. Knaur Taschenbuch 2010. 304 S. (NB1153) 8,99 Euro
Von den schwarz-gelben Steuersenkungsversprechen bis zu den „humanitären Einsätzen“ der Bundeswehr, von Thilo Sarrazins Überfremdungsphantasien bis zu Guido Westerwelles Klagen über „spätrömische Dekadenz“ – hier sind sie alle versammelt: die Lügen und Legenden der Politik. Die renommierten Journalisten Pascal Beucker und Anja Krüger decken schonungslos auf, wie und warum wir belogen werden.



Hermann L. Gremliza (Hg.): No way out? 14 Versuche, die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise zu verstehen. Konkret 2012. 190 S. (NB1225) 19,80 Euro
Der vorliegende Band diskutiert in einem Streitgespräch und neun Beiträgen, worum es sich bei der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise überhaupt handelt und was in ihr entschieden wird; ob am Krankenbett des Kapitalismus anderes möglich ist als Gesundbeten oder Vivisektion; ob die Banken den Staat (beziehungsweise das Gemeinwesen, die Gesellschaft, die Demokratie, uns alle) zerstören oder der Staat die Banken (die Wirtschaft, den Export, die Konjunktur, uns alle); in welchem Kampf die Klassen stehen und wo das revolutionäre Subjekt geblieben ist; ob es einen „way out“ gibt und wohin. Revolution, sagt Lenin, findet statt, wenn die unten nicht mehr wollen und die oben nicht mehr können. Was findet statt, wenn beide nicht mehr wissen, was sie können wollen oder sollen; was, wenn die Oberen sich an der Brust der Unteren ausweinen und die Unteren den Oberen Trost spenden? Teilnehmer an der Diskussion und Verfasser von Beiträgen sind Dietmar Dath, Thomas Ebermann, Georg Fülberth, Sam Gindin, Werner Heine, Michael Heinrich, Thomas Kuczynski, Robert Kurz, JustIn Monday, Leo Panitch, Moishe Postone, Rainer Trampert, Joseph Vogl, Sahra Wagenknecht. So unterschiedlich die Antworten, die sie geben, so hilfreich die Kenntnis jeder für jeden, der die schöne neueste Welt des Kapitals zu verstehen sucht.



Matthew N. Lyons: Arier, Patriarchen, Übermenschen. Die extreme Rechte in den USA. Unrast-Verlag 2015, Reihe transparent. 88 S. (NB1336) 7,80 Euro
Die gegenwärtige extreme Rechte der USA ist ein relativ junges Phänomen. Vor 50 Jahren konzentrierten sich rechte Bewegungen noch vorwiegend darauf, alte Hierarchien zu verteidigen und gegen Kommunismus zu kämpfen. In den 1970er Jahren begann sich jedoch eine neue extrem rechte Bewegung zu formieren als Reaktion auf die von der Bürgerrechtsbewegung und Frauenbewegung durchgesetzten Gesetzesänderungen, die Ausdehnung des Wohlfahrtsstaates, die Schwächung der USA als globale Supermacht und andere tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen. Indem sie mit ihrer traditionellen Rolle als Verteidiger etablierter Institutionen und sozialer Eliten brachen, begannen Rechte in zunehmendem Maße, die Legitimität des politischen Systems infrage zu stellen.
„Das Buch bietet einen umfassenden Überblick sowie eine fundierte Grundlage, sich intensiver mit diesem oder jenem Spektrum zu befassen. Und Lyons differenzierte Darstellung spornt dazu an.“ (Birgit Gärtner, unsere zeit, 21.08.2015)
US-amerikanische Neonazis propagieren heute eine Nation frei von Juden und People of Color, christliche Hardliner eine von heterosexuellen Männern geführte totalitäre Theokratie und diverse extrem rechte Gruppen die Herrschaft von Eliten, die auf „Leistung“ oder „moralischer Überlegenheit“ beruhen.
Das vorliegende Buch faßt die Ursprünge, Überzeugungen und Aktivitäten der extremen Rechten in den USA zusammen und analysiert ihr Verhältnis zu anderen politischen Kräften sowie ihren gesellschaftlichen Einfluss. Es betrachtet dabei rechte Kontinuitäten (etwa antisemitische Verschwörungstheorien) genauso wie jüngere Entwicklungen (etwa weißen Separatismus oder Strategien führerlosen Widerstandes).



Klaus Henning: Aufstieg der „Neocons“. Politische Intellektuelle in den USA und der „neue Imperialismus“. Neuer ISP Verlag 2006. 164 S. (NB1013) 16,80 Euro
Wie konnten neokonservative Hardliner wie Bush, Perle, Cheney und Wolfowitz einen so großen Einfluß auf die amerikaniscvhe Politik nehmen? Warum ist es ihnen gelungen, fast die gesamte „liberale“ politische Elite der USA auf ihre Seite zu ziehen? Kann es ein „Zurück“ zum Multilateralismus geben? Diese Fragen beantwortet der Autor in seiner umfassenden Analyse über die Idden und den Aufstieg der neokonservativen Rechten in den USA.



Georg Fülberth: „Doch wenn sich die Dinge ändern“ – Die Linke. PapyRossa Verlag 2008. 172 S. (NB1054) 12,90 Euro
„Die Linke“ entstand aus dem Zerfallsprozeß zweier ehemals großer Parteien: der SED und der SPD, und zugleich zweier Gesellschaftstypen: des „Realen Sozialismus“ in der DDR und des auf ständigem schnellem Wachstum beruhenden Wohlstandskapitalismus in der Bundesrepublik. Die Abwicklung der SPD war allerdings nur eine teilweise: es blieb noch eine große Mitgliederzahl in der alten Partei und diese ist um ein Vielfaches größer als „Die Linke“. Die Auflösung des alten Wohlfahrtsstaates sowie des Realen Sozialismus aber endet nicht in einem Vakuum, sondern erzeugt einen neuen Zustand: dies ist eine Gesellschaft mit mehr Ungleichheit als zuvor, mit einer stärker abgesunkenen Unterschicht und einem neuen Parteiensystem. In ihm könnte „Die Linke“ einen sichtbaren Platz finden. Georg Fülberth beschreibt die Entwicklung der SPD seit 1989 bis heute, die Geschichte der PDS und der WASG und fragt nach dem Platz der Partei „Die Linke“ in der Opposition gegen Marktradikalismus und neue deutsche Weltpolitik.



Bernd Hendricks: Illegal. Roman. Epubli Verlag 2014. 190 S. (NB1270) 14,80 Euro
Neil Winter will nur für ein paar Wochen der Krise seines Lebens entfliehen, weg von Scheidung und Jobproblemen. Er hofft, in Mexiko auf neue Gedanken zu kommen. Aber in der ersten Nacht seiner Reise wird er ausgeraubt, und verliert alles: Gestern noch war er ein Ingenieur aus Colorado, stolzer Bürger der mächtigsten Nation der Welt. Heute ist er ein Mann ohne Geld, ohne Reisepass, ohne Kreditkarte, ein dokumentenloses Nichts. Verzweifelt sucht er Hilfe, und findet das Mitgefühl von Fremden, Liebe und Hoffnung. Doch was auch immer er unternimmt, um nach Colorado heimzukehren – vor ihm erhebt sich ein Hindernis, mit dem er am wenigsten gerechnet hat: sein eigenes Land.
Mit „Illegal“ präsentiert uns der Autor eine moderne Parabel. Was wie die Odyssee eines einzelnen Mannes scheint, der nur zurück in sein altes, gut situiertes Leben will, ist in Wirklichkeit die Geschichte von Millionen, die sich auf den Weg machen und eine neue, bessere Zukunft suchen.



Bernd Hendricks: Menschen mit Flagge. Roman. Epubli Verlag 2011. 604 S. (NB1177). 29,50 Euro
Oktober 2001. Der amerikanische Herbst: Noch rauchen die Trümmer des World Trade Center, als in New York und Florida Briefe mit tödlichen Viren auftauchen. Menschen sterben. Das Land steht vor einer Panik. Am Tatort: ein kleiner FBI-Ermittler. Alles deutet auf den Feind Amerikas, auf die Terroristen, die von außen kommen. Alle tragen die Nationalflagge an der Jacke, auch der Ermittler. Doch was er im Herzen trägt, ist gefährlich in patriotischen Zeiten: Zweifel. Er hat den schrecklichen Verdacht, daß der Bioterror von innen kommt, von jenen gar, deren Hilfe für seine Ermittlung unentbehrlich ist. Je tiefer der Ermittler in den Fall eintaucht, desto mehr riskiert er: seine Karriere, seine Freiheit, am Ende sein Leben. „Menschen mit Flagge“ ist Thriller und Gesellschaftsroman zugleich, ein aufwühlendes Porträt des verängstigten, jähzornigen Amerika, eine Tour-de-Force durch die amerikanische Psyche am Vorabend des Irak-Kriegs.



Michael Moore: Stupid White Men. Eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush. Piper 2002/2004. 336 S. (NB751) 7,90 Euro
Durchgeknallt! Bananenrepublik USA: Im Weißen Haus sitzt ein „Präsident“, der nie gewählt wurde, und regiert mit einer Junta aus Geschäftsfreunden seines Daddys. Michael Moore, Filmemacher und Autor, rechnet in dieser beißenden Satire gnadenlos ab mit den „Stupid White Men“ an der Spitze der USA. Eine Pflichtlektüre für alle, die immer noch an die „bedingungslose Solidarität mit den USA“ glauben. Jetzt als verbilligte Taschenbuchausgabe



Gerhard Feldbauer: Vietnamkrieg. Papyrossa Verlag Reihe Basiswissen 2013. 128 S. (NB1257) 9.90 Euro
Gerhard Feldbauer schildert Vorgeschichte und Verlauf des Krieges, die internationale Solidarität mit Vietnam, den Widerstand in der US-Army, der vor allem von schwarzen Soldaten ausging, sowie die militärische Hilfe insbesondere der UdSSR, ohne die der Sieg der Befreiungsbewegung nur schwer möglich gewesen wäre. Den Ausschlag gab allerdings der Widerstandswille des vietnamesischen Volkes selbst. Er wurzelte in den Traditionen nationalen und antikolonialen Widerstandes, die der legendäre Ho Chi Minh zu mobilisieren verstand. Seine Bedeutung zeigte sich fast noch mehr nach seinem Tod. Denn als er 1969 verstarb, hinterließ er nicht, worauf vielfach spekuliert wurde, ein Vakuum, sondern eine kollektive politische Führung und eine Bevölkerung, in deren Mehrheit das Streben nach Unabhängigkeit tief verwurzelt war. Nicht unerwähnt bleiben die US-Kriegsverbrechen, für die dasjenige von My Lai im Mai 1968 zum Synonym wurde.



Oliver Tolmein: Vom Deutschen Herbst zum 11. September. Die RAF, der Terrorismus und der Staat. Konkret 2002. 256 S. (NB578) 17 Euro
Der Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 war Terrorismus – ein Begriff, der in Deutschland bislang vor allem mit den Attentaten der RAF verknüpft wurde. Oliver Tolmein untersucht, was die terroristischen Aktionen vom 11. September von den RAF-Anschlägen unterscheidet. Im Zusammenhang mit den Reaktionen der RAF auf die Aktionen des palästinensischen „Schwarzen September“, der 1972 die israelische Olympiamannschaft als Geiseln genommen hat. Im Mittelpunkt des Buches steht eine Auseinandersetzung mit den antiimperialistischen Positionen der RAF. Statt den Nationalsozialismus der Deutschen und die Bewältigungsstrategien der als Mittelmacht wieder auflebenden Bundesrepublik in den Mittelpunkt zu rücken, gerieten vor allem die USA ins ideologische Visier der RAF. Tolmein belegt die These, daß sich die RAF mit ihrer Politik weitgehend aus der deutschen Geschichte verabschiedet hat. Im zweiten Teil setzt sich der Autor mit den Reaktionen des deutschen Staates auf die RAF und den Reaktionen der USA auf den Terrorismus auseinander: Die Einrichtung von Militärtribunalen und die Zurichtung des liberalen Strafrechts als Mittel zur Terrorismusbekämpfung führen zu einer teilweise autoritären Gesellschaft. Im dritten Teil werden charakteristische Texte der RAF dokumentiert und kommentiert, die z.T. Erstmals in dem inzwischen vergriffenen Titel „Stammheim vergessen“ abgedruckt waren.



Peter Bürger: Kino der Angst. Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood. Schmetterling Verlag 2005. 638 S. (NB855) 29 Euro
Wer dem Krieg wehren will, der darf die Macht der Bilder nicht unterschätzen. Bei Vorstellungen des populären Kinos fungiert das Pentagon als Produktionspartner. Staatlich genehme und geförderte Kunst flankiert die technologische Hochrüstung der Supermacht. Sie sehen als Zuschauer Re-Inszenierungen und Fiktionen, in denen der mörderische Kriegsapparat als normales Instrument zur „Problemlösung“ erscheint. Wissen Sie, daß Leinwand, Videothek und Fernsehkanäle Ihnen die neuesten Militärplanungen schmackhaft machen sollen? Die vorliegende Darstellung erschließt erstmals im Gesamtüberblick das US-Kriegskino der letzten 20 Jahre. Peter Bürger untersucht Hintergründe, Inhalte und Funktionen der militaristischen „Unterhaltung“ aus Hollywood. Er richtet den Blick auch über das Kriegsfilm-Genre hinaus. Massenkulturelle „Botschafter der Angst“ verstärken paranoide und endzeitliche Gestimmtheiten. Sie produzieren Ohnmacht und eine Bereitschaft, irrationale Gewaltkonzepte zu dulden. Krieg und War-Entertainment sind keine Naturereignisse. Internationales Recht und Zivilisationskonsens stehen der unterhaltsamen Kriegspropaganda entgegen. Doch wie kann sich die Gesellschaft gegen das kulturelle Diktat der Bellizisten zur Wehr setzen? Wer die Strategien kriegsfördernder Filme durchschauen möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei.



Frank Niess: Schatten auf Hollywood. McCarthy, Bush jr. und die Folgen. PapyRossa Verlag 2005. 248 S. (NB860) 16,90 Euro
Selbst weltbekannte Hollywoodstars, die den Krieg gegen Irak verurteilt haben, müssen darauf gefaßt sein, diskriminiert zu werden. Wie im Kalten Krieg, als hunderte von Filmemachern – wie andere politisch Mißliebige auch – auf schwarze Listen gesetzt und um ihre Jobs gebracht wurden. Wie ein Großinquisitor verfolgte der berüchtigte Senator Joseph R. McCarthy alle, die in den Verdacht „unamerikanischer Umtriebe“ geraten waren. Assistiert von FBI-Chef J. Edgar Hoover tat er alles, um „subversive Elemente“ aufzuspüren. Aber Hetzkampagnen, Hexenjagd, fremden- und minderheitenfeindliche Repression gab es schon vor McCarthy – und nach ihm, wie die „Sicherheitsgesetze“ des Präsidenten Bush jun. zeigen. Von dieser Tradition, illustriert am Beispiel Hollywoods, handelt das Buch des Historikers Frank Niess.



Stefan Bollinger (Hg.): Imperialismustheorien. Historische Grundlagen für eine aktuelle Kritik. Promedia 2004. (Edition Linke Klassiker). 176 S. (NB778) 12,90 Euro
Seit dem Untergang der Sowjetunion und des kommunistischen Systems im „Ostblock“ war nicht mehr viel von Imperialismus zu hören. Der „Krieg gegen den Terror“ der USA hat die kritischen Geister wieder hellhörig gemacht. Der Ruf nach einer konsistent antiimperialistischen Kritik wird wieder laut. Es ist höchste Zeit, genauer nach Fakten und Theorien zu fragen, die im 20. Jahrhundert dem Kapitalismus in den Metropolen, seiner Politik und vor allem seiner Wirtschaft das Etikett Imperialismus verpaßten. Der vorliegende Reader soll jene Analysen linker Theoretiker in Erinnerung rufen, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die imperialistische Expansion vor allem Englands und Deutschlands geißelten. Textstellen klassischer Autoren werden vom Herausgeber kommentiert und in ihren historischen Kontext gestellt. Mit Texten von Bucharin, Hilferding, Hobson, Kautsky, Lenin und Luxemburg.



Ulrich Peters: Unbeugsam und widerständig. Die radikale Linke in Deutschland seit 1989/90. Unrast Verlag 2014. 728 S. (NB1292) 29,80 Euro
Als die Mauer fiel und „das glücklichste Volk der Welt“ die sogenannte „Wiedervereinigung“ zelebrierte, wurde der Klassenkampf samt dem „Zeitalter der Ideologien“ offiziell für beendet erklärt. Die salbungsvollen Worte erwiesen sich aber als inhaltsleer, der deutsche Imperialismus feierte fröhliche Urständ, aber auch die radikale Linke, die sich als Fundamentalopposition versteht, verschwand nicht von der Bildfläche. Über 20 Jahre später bietet sich nun die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und den Werdegang jener politischen Minderheit zu untersuchen, die sich einst gegen die Annexion der DDR gestemmt hatte.
Der Autor zeigt auf, wie sich der Epochenbruch von 1989/90 politisch und organisatorisch auf die verschiedenen Strömungen der radikalen Linken (Kommunisten, Anarchisten, Autonome) auswirkte, widmet sich dem Pro und Contra der antideutschen Orientierung und analysiert die praktischen Aktivitäten der Antikapitalisten, um der Frage nachgehen zu können, welchen Platz sie heute in der politischen Landschaft der zur Weltmacht aufgestiegenen BRD einnehmen. Zudem wird der Entwicklung der radikalen Linken ideengeschichtlich nachgespürt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bemühungen, eine zeitgenössische Imperialismustheorie zu erarbeiten, Lehren aus der historischen Niederlage des Sozialismus zu ziehen und diese in Entwürfe eines zukünftigen Gesellschaftsmodells zu integrieren. Thematisiert werden auch Debatten zur Frage eines revolutionären Subjekts und die Stellung der radikalen Linken zum Islam.
Ulrich Peters ist Politikwissenschaftler und promovierte an der FU Berlin zum Thema Kommunistischer Widerstand in Buchenwald. Seine Forschungen widmen sich der Theorie und Geschichte linker Bewegungen.



Peter Nowak: Kurze Geschichte der Antisemitismusdebatte in der deutschen Linken. Mit einem Interview mit Peter Ullrich. edition assemblage. 96 S. (NB1264) 9,80 Euro
In 25 Jahren Antisemitismusstreit in der deutschen Linken ist viel geschrieben worden. Peter Nowak liefert eine knappe Zusammenfassung und geht auf die zentralen Grundlagentexte der Diskussion ein. Das Buch bietet den Lesern einen Überblick über die Geschichte des Antisemitismusstreits und gibt ihnen so die Möglichkeit, sich eine eigene Position in einer Auseinandersetzung zu bilden, die in den letzten beiden Jahrzehnten die Linke aller Fraktionen und Strömungen beschäftigt hat. Eine kurze und kenntnisreiche Einführung in die Antisemitismusdebatte der deutschsprachigen Linken seit den 1980er Jahren.
Peter Nowak arbeitet als freier Journalist in Berlin und schreibt u.a. für die Jungle World, das Neue Deutschland, das Internetmagazin Telepolis und das Monatsmagazin Konkret.



Gerhard Hanloser: Die andere Querfront. Skizzen des antideutschen Betrugs. Unrast Verlag 2019. ca. 280 S. (NB1443) 18 ¤
Als 1989/90 die DDR unterging, geriet auch die bundesrepublikanische Linke ins Schlingern. Mit dem größer werdenden Deutschland verstärkten sich überwunden geglaubte reaktionäre Ideologien wie Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus. Im Glauben, diese Übel abzuwehren, trommelten einige Intellektuelle aus der Linken für den Golfkrieg 1991, formierten sich als leidenschaftliche Bellizisten anlässlich des »War on Terror«, des Kriegs gegen den Irak 2003 und gegen Libyen durch die NATO 2011. Ein Teil der Antideutschen befleißigt sich einer ›Islamkritik‹, der auch rassistische Invektiven nicht fremd sind. Vor allem fand ein markanter Wechsel in der Bündnispolitik statt.
In Zeiten der AfD und des neuen Rechtsrucks sind ausgerechnet die vormaligen ›Antideutschen‹ Fürsprecher neuer Grenzziehungen und einer restriktiven Flüchtlingspolitik. Dass der prominenteste Antideutsche der 90er Jahre, Jürgen Elsässer, mittlerweile zu dem Kopf einer neuen rechten nationalistischen Bewegung wurde, erstaunt nur jene, denen die Antideutschen ein Buch mit sieben Siegeln sind.
Aus antideutschen Linken wurden Flüchtlingsfeinde, Souveränisten oder Verteidiger der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung. In einer historischen Skizze soll dieser beispiellose Zerfall kritischen Denkens nachgezeichnet und aufgeklärt werden.



Gerhard Hanloser (Hg.): „Sie warn die ANTI-deutschesten der deutschen Linken“. Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Unrast Verlag 2004. 294 S. (NB774) 16 Euro
„Angesichts des verheerenden Zustands der linken Bewegung hierzulande, schien der ab den 90er Jahren aufkommende antideutsche Diskurs zweierlei miteinander zu verbinden: Selbstkritik der oftmals nationalistischen und populistischen Linken auf der einen und eine Schärfung der Kritik des Bestehenden auf der anderen Seite. Nichts von dem trat ein, vielmehr steht die antideutsche Linke für einen affirmative turn innerhalb der Linken generell. Eine radikale Kritik der herrschenden Verhältnisse wird nicht umhinkommen, das antideutsche Phänomen als Teil des Mainstreams im sektenhaften Gewand zu erkennen.“ (Klappentext).



Robert Kurz: Die antideutsche Ideologie. Vom Antifaschismus zum Kriegsimperialismus: Kritik des neuesten linksdeutschen Sektenwesens in seinen theoretischen Propheten. Unrast Verlag 2003. 312 S. (NB803)16 Euro



Jutta Ditfurth: Krieg, Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun: Die Grünen. Rotbuch Verlag 2010. 288 S. (NB1162) 14,95 Euro
Die Grünen sind nur noch eine Partei wie jede andere, den Wählern aber wollen sie weismachen, „anders“ zu sein. Die Mitgründerin und ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen macht hingegen deutlich: In Wirklichkeit verschärfen sie, gefesselt von Kapitalinteressen und Sachzwängen des Machterhalts, in Aufsichtsräten, Regierungen und Parlamenten die Ausbeutung von Mensch und Natur. Als rot-grüne Regierungspartei sind sie konservativ, mitunter reaktionär geworden – lediglich auf der Straße geben sie manchmal noch die Opposition. Jutta Ditfurth beschreibt auf der Grundlage gewohnt fundierter Recherche und klarer Meinung, was aus den Grünen nach 30 Jahren geworden ist.



Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus. Konkret 1996. 224 S. (NB240) 14,50 Euro
In der Bundesrepublik wächst eine einflußreiche esoterische Bewegung mit einer modernen biologistisch orientierten Massenbasis zusammen. Jutta Ditfurth beschreibt, wie ein Bild des Menschen propagiert wird, in dem er „kosmischer“ Untertan oder „Schädling“ der Erde ist. Die Lage ist bedrohlich: Die Emanzipation und die soziale Gleichheit des Menschen sollen verhindert werden: Anthroposophie, Bioregionalismus, Erdbefreiung, Eugenik, Freiwirtschaftslehre, Germanenmythen, Speziezismus, Spiritualismus, Tiefenökologie, Veganismus, völkische Konzepte, Wurzelrassenlehre; Animal Peace, Findhorn, „Neuheiden“; Franz Alt, Rudolf Bahro, Dieter Duhm, Dalai Lama, Silvio Gesell, Barbara Rütting, Peter Singer...



Jutta Ditfurth: Feuer in die Herzen. Gegen die Entwertung des Menschen. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe. Konkret. (NB83) 15 Euro



Germinal Civikov: Srebrenica. Der Kronzeuge. Promedia Verlag 2009. 176 S. (NB1092) 15,90 Euro
„Anfang März 1996 wird in Jugoslawien der bosnische Kroate Dra�en Erdemovi? festgenommen. Er gesteht, am 16. Juli 1995 als Angehöriger einer Spezialeinheit der bosnisch-serbischen Armee an der Erschießung von 1200 moslemischen Zivilisten aus Srebrenica beteiligt gewesen zu sein. Ende März 1996 wird er von Belgrad an das Jugoslawien-Tribunal in Den Haag ausgeliefert, wo er sein Geständnis wiederholt. Dabei nennt Erdemovi? jedes Mal die Namen seiner sechs Mittäter und seiner Vorgesetzten, die im Auftrag des Generalstabs der bosnisch-serbischen Armee die Tat befohlen hätten. Erdemovi? wird zum Kronzeugen der Anklage für eines der schlimmsten Kriegsverbrechen, der Massenhinrichtung von Srebrenica. Für den Mord an 70 bis 100 Zivilisten, deren Erschießung er selbst vorgenommen haben soll, wird Dra�en Erdemovi? zu nur fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Seit 2000 lebt er mit einer neuen, „beschützten“ Identität in einem westeuropäischen Land und tritt regelmäßig vor dem Tribunal als Zeuge auf, wenn in einem Verfahren die Anklage des Völkermords erhoben worden ist. Wie glaubwürdig ist jedoch das Geständnis dieses Kronzeugen? Schon bei erster oberflächlicher Lektüre weist es gravierende Widersprüche auf, die kein Richter in einem normalen Strafverfahren akzeptieren würde. Mit diesem Geständnis begründete aber das Jugoslawien-Tribunal den internationalen Haftbefehl gegen den Kommandanten der bosnisch-serbischen Armee, Ratko Mladi?, und den Präsidenten der bosnischen Serben, Radovan Karad�i?. Umso erstaunlicher mutet dabei die Tatsache an, dass kein Mittäter und kein Vorgesetzter von Erdemovi? bisher auch nur einvernommen, geschweige denn verhaftet wurde. Wieso will das Jugoslawien-Tribunal, das die Srebrenica-Morde zum Völkermord erklärt hat, nichts von diesen aktenkundigen Tätern wissen? Was kann der Grund dafür sein, dass man die Mittäter und Vorgesetzten des Kronzeugen Erdemovi? nicht vernehmen will? Will das Tribunal deshalb die von Erdemovi? genannten Täter nicht verfolgen, weil diese über die Srebrenica-Morde etwas erzählen könnten, was der Öffentlichkeit vorenthalten werden soll? Civikov wagt sich mit diesem Buch an das vielleicht heißeste Thema der europäischen Nachkriegsgeschichte. Die Untersuchung der Massenmorde von Srebrenica, akribisch recherchiert, liest sich wie ein Kriminalroman. Schritt für Schritt arbeitet er heraus, wie es dem Tribunal bislang gelungen ist, das mutmaßlich grausamste Verbrechen in Europa nach 1945 von einem einzigen Kronzeugen definieren zu lassen. Die Glaubwürdigkeit des Jugoslawien-Tribunals ist nach der Lektüre dieses Buches im Kern erschüttert. Verfehlungen und Manipulationen eines durch und durch politischen Prozesses treten dabei offen zu Tage.“ (Verlagswerbung).



Margarete Jäger, Siegfried Jäger (Hg.): Medien im Krieg. Der Anteil der Printmedien an der Erzeugung von Ohnmachts- und Zerrissenheitsgefühlen. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) 2002. 306 S. (NB620) 18 Euro
Im Krieg der NATO gegen Jugoslawien haben die Medien eine herausragende Rolle gespielt. Sie haben dazu beigetragen, Zustimmung, mindestens aber Hinnahme des Krieges im Massenbewußtsein zu erzeugen. Durch ihre immer wieder beteuerte Haltung, Fakten bringen zu wollen, dies aber nicht zu können, durch die ständige Präsentation erschütternder Bilder, konnten sich Hilflosigkeit und Ohnmachtsgefühle ausbreiten, obwohl der Krieg durch die Bevölkerung weitgehend abgelehnt wurde. Daran konnten auch die kritischen Stimmen in den Medien nichts ausrichten. Fünf Aspekte werden herausgearbeitet: Die angebliche Unvermeidbarkeit des Krieges, die Kritik am Krieg in den Medien, die Funktion der Bilder, die Diskussion der militärischen und politischen Strategien, die Sicht der Medien auf die Rolle der Medien im Krieg.



Matthias Küntzel: Der Weg in den Krieg. Deutschland, die NATO und das Kosovo. Elefantenpress 2000. 256 S. (NB77z) 17,90 Euro
Monatelang hat die Öffentlichkeit den NATO-Krieg gegen Jugoslawien gebannt verfolgt. Wer aber hat hier von jenen heimlichen „Kriegen“ erfahren, die den Bombenabwürfen vorausgingen und die in den Hinterzimmern der Diplomatie geführt wurden? Gestützt auf eine systematische Auswertung aller verfügbaren Quellen, belegt Küntzel überzeugend, daß Deutschland keineswegs „hutwillig, überfordert, am Ende machtlos“ (Die Zeit) in diesen Kampf hineingeschliddert oder gar von Washington hineingedrängt wurde. Die Vorgeschichte des Kosovo-Krieges führt stattdessen vor Augen, daß keine andere NATO-Macht diesen Konflikt so wie Deutschland geschürt hat: zielstrebig, bewußt und die Vorgaben der UNO vorsätzlich mißachtend.



Klaus Bittermann, Thomas Deichmann (Hg.): Wie Dr. Joseph Fischer lernte, die Bombe zu lieben. Die Grünen, die SPD, die Nato und der Krieg auf dem Balkan. Edition Tiamat 1999. 208 S. (NB21z) 15 Euro
Beiträge von Günter Amendt, Naoum Chomsky, Wiglaf Droste, Wolfgang Pohrt, Georg Seeßlen, Kay Sokolowsky u.a.



Angela Klein, Paul B. Kleiser (Hg.): Die EU in neoliberaler Verfassung. Neuer ISP Verlag 2006. 160 S. (NB906) 16 Euro
Auf dem EU-Gipfel 2000 in Lissabon wurde beschlossen, die EU „bis 2010 zur dynamischsten und wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Ökonomie der Welt“ zu machen. Die EU möchte als Wirtschaftsmacht zu den USA aufschließen; sie hat auch den Ehrgeiz, zum politischen und militärischen Machtblock zu werden. Die EU-Verfassung zementiert diesen Anspruch, indem sie den „freien und unverfälschten Wettbewerb“ sowie die Aufrüstung zum Verfassungsziel erklärt. Der Weg zu diesem Ziel ist allerdings mit zahlreichen Hindernissen gepflastert. Neben den besonderen Interessen der Nationalstaaten und den Schwierigkeiten mit der EU-Osterweiterung sind es vor allem die verheerenden Folgen der neoliberalen Wirtschafts- und Sozialpolitik, die dafür gesorgt hat, daß die Ziele der Agenda von Lissabon nicht zu erreichen sind. Wegen der Ablehnung der Verfassung in Frankreich und den Niederlanden befindet sich das EU-Projekt in stürmischen Gewässern. Das Buch beleuchtet die Hintergründe der neoliberalen Politik der EU (Verfassungsprojekt, Lissabon-Strategie, Bolkestein-Richtlinie, REACH-Programm) sowie die wachsende, aber widerspruchsvolle Konkurrenz zu den USA. Es formuliert aber auch mögliche Alternativen für ein solidarisches und ökologisches Europa.



Andreas Wehr: Europa ohne Demokratie? Die europäische Verfassungsdebatte – Bilanz, Kritik und Alternativen. PapyRossa 2004. 156 S. (NB735) 12,90 Euro.
Die Europäische Union ist auf dem weg zur wirtschaftlichen und militärischen Großmacht. Aber ihre demokratische Legitimität steht auf tönernen Füßen. Ihre Verfassung soll das bestehende Demokratiedefizit festschreiben und ihre Mitgliedsstaaten zu permanenter Aufrüstung und neoliberalem Sozialkahlschlag verpflichten.



Andreas Wehr: Die Europäische Union. PapyRossa Verlag Basiswissen 2012. 134 S. Pocketformat. (NB1232) 9,90 Euro
„Basiswissen“ bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie. Andreas Wehr beschreibt die Europäische Union als ein fragiles Bündnis. In ihm dominiert das Machtstreben der großen Mitgliedstaaten. Unter ihnen gibt ein erstarktes Deutschland den Ton an. Unter seiner Führung entwickelt sich ein wirtschaftlich starkes Kerneuropa, umgeben von einer schwachen Peripherie. Der Band teilt die Geschichte der EU in drei Abschnitte: Die ersten Jahre waren geprägt von einem nur langsamen Voranschreiten der Integration, unterbrochen von langen Phasen der Stagnation. Mit dem Vertrag von Maastricht 1992 nahm die Integration an Fahrt auf. Im Zuge des globalen Neoliberalismus wurde die EU zum wichtigsten europäischen Akteur bei der Durchsetzung von Marktöffnungen, Privatisierungen und Deregulierungen. Dies gipfelte in der Forderung, sie zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten Wirtschaftsraum in der Welt“ zu entwickeln. Das wurde bisher verfehlt. So ist denn die dritte Phase eine solche der Rückschläge. Zu ihr gehört auch die gegenwärtige Eurokrise, deren Ende ungewiss ist.



Gerald Oberansmayr: Auf dem Weg zur Supermacht. Die Militarisierung der Europäischen Union. Promedia 2004. 144 S. (NB727) 9,90 Euro
Europa steht in den kommenden Jahren eine Militarisierung ins Haus, von der EU-“Außenminister“ Javier Solana im Jahr 2000 schwärmte, daß sie sich „mit Lichtgeschwindigkeit“ vollziehen würde. Die Kriege gegen Jugoslawien, Afghanistan und Irak haben sich als Motoren dieser Militarisierung erwiesen. Eine 60.000 Mann starke EU-Interventionsarmee soll „europäische Werte“ rund um die Erde tragen. Osteuropa, Afrika sowie der Nahe und Mittlere Osten liegen im „Hinterhofradius“ dieser Truppe. Auf dem Balkan und in Afrika absolviert die EU-Interventionsarmee ihren ersten Probegalopp.



Peter Strutynski (Hg.): Töten per Fernbedienung. Kampfdrohnen im weltweiten Schattenkrieg. Promedia Verlag. 224 S. (NB1310) 14,90 Euro
Mit Beiträgen von Jürgen Altmann, Norman Paech, Ralf E. Streibl, Franz Sölkner, Hans-Arthur Marsiske, Knut Mellenthin, Lühr Henken u. a.
Beinahe täglich fliegen unbemannte, schwer bewaffnete Drohnen ihre von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkten Einsätze. Vor Bildschirmen sitzende Krieger in US-amerikanischen Militärbasen, britischen und demnächst vielleicht auch deutschen Kasernen töten per Mausklick nach politischen Vorgaben. Im Fadenkreuz dieses für die Täter digitalen und die Opfer tödlichen Vorgangs befinden sich Islamisten und andere als Feinde der demokratischen Ordnung ausgemachte Personen. Gezielte Tötungen von „Verdächtigen“ gehören mittlerweile zum täglichen Kriegshandwerk nicht nur der Supermacht USA, sondern auch Großbritanniens und Israels. Die Opferbilanz geht in die Tausende. Menschen in Pakistan, Jemen, Afghanistan oder dem Gazastreifen sind direkt betroffen und leiden zudem unter der permanenten Bedrohung durch ferngesteuerte Waffen. Die Ausrüstung der Streitkräfte mit Kampfdrohnen heizt den Rüstungswettlauf weiter an. Denn erstens wollen immer mehr Staaten in den Besitz dieser Killerwaffen gelangen, und zweitens wird an technischen Gegenmaßnahmen (Abwehrsysteme, Raketen, neue Ortungsverfahren usw.) gearbeitet.



Tobias Pflüger: Die neue Bundeswehr. Mit neuer Strategie, Struktur und Bewaffnung in den Krieg? Neuer ISP Verlag 1997, 2. durchgesehene Auflage 1998. 120 S. (NB673) 8 Euro
Schrittweise entstand eine neue Bundeswehr, die weltweit für „deutsche Interessen“ militärisch eingesetzt (werden) wird. Die Kernaussage der Strategiepapiere der Bundeswehrführung werden hier wiedergegeben und analysiert. Die Entwicklungen zu einer neuen Bundeswehr zeigen sich besonders deutlich in den neuen Krisenreaktionskräften, dem internationalen Korps und der Elitekampftruppe der Bundeswehr, dem Calwer „Kommando Spezialkräfte“. Einen Schwerpunkt des Buches bildet die Analyse der umfassenden Neuaufrüstung der Bundeswehr. Der Autor ordnet die neue Bundeswehr politisch ein und stellt eine Militarisierung der Gesellschaft fest. Am Ande des Buches skizziert er Möglichkeiten für politisches Handeln gegen die Militarisierung.



Oliver Tolmein: Welt Macht Recht. Konflikte im internationalen System nach dem Kosovo-Krieg. Konkret 2000. 176 S. (NB111) 14,50 Euro



Jacques Pauwels: Der Mythos vom guten Krieg. Die USA und der 2. Weltkrieg. PapyRossa Verlag 2001. 304 S. (NB533) 16,50 Euro
Der Zweite Weltkrieg als amerikanischer Kreuzzug für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte? Diese Vorstellung wird als Mythos widerlegt. Maßgeblichen Kreisen in den USA galt Hitler lange Zeit als „gut fürs Geschäft“. Durch die deutsche Kriegserklärung gerieten sie auf die „falsche Seite“, in einen Konflikt mit dem „falschen Feind“ und in ein Bündnis mit dem „falschen Alliierten“. Mit seinen reichen Früchten war der Zweite Weltkrieg trotzdem ein „guter Krieg“ für sie. Er mußte nur nach 1945 in einen Kalten Krieg gegen den „richtigen Feind“ umgewandelt werden, damit er mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion schließlich zum „perfekten Krieg“ werden konnte.



Sebastian Friedrich (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der „Sarrazindebatte“. edition assemblage 2011. 264 S. Pb. (NB1183) 19,80 Euro
Das mediale Ereignis der „Sarrazindebatte“ führte zu einer breiten gesellschaftlichen Verschiebung nach rechts, enttabuisierte rassistisches Denken und verband Rassismus mit Elite- und Nützlichkeitsdenken. Dieses komplexe Ereignis wird in 15 Beiträgen mit unterschiedlichen theoretischen Perspektiven kritisch analysiert. Der Sammelband gibt Anstöße für den Alltag, die politische Praxis und die kritische wissenschaftliche Auseinandersetzung. Mit Beiträgen von Moritz Altenried, Christoph Butterwegge, Sebastian Friedrich, Sabine Hess, Juliane Karakayali, Serhat Karakayali, Elke Kohlmann, Jörg Kronauer, Gabriel Kuhn, Jürgen Link, Charlotte Misselwitz, Marianne Pieper, Nora Räthzel, Hannah Schultes, Yasemin Shooman, Vassilis Tsianos und Regina Wamper.



Ijeoma Oluo: Schwarz sein in einer rassistischen Welt. Warum ich darüber immer noch mit Weißen spreche. aus dem amerikanischen Englisch von Carolin Burmester. Unrast-Verlag 240 S. Klappenbroschur. (NB1459) 16,00 ¤

Ijeoma Oluo hat mit Schwarz sein in einer rassistischen Welt einen New York Times-Bestseller geschrieben. Teils biografisch, teils anekdotisch, aber immer analytisch, behandelt sie in zugänglicher Sprache, mit Humor und Verstand Fragen, die sich viele nicht zu stellen trauen. Warum darf ich das ‚N-Wort‘ nicht benutzen? Warum darf ich deine Haare nicht anfassen? Hat Polizeigewalt wirklich etwas mit ‚Race‘ zu tun?

Oluo schreibt über das Gefühl, das sie hatte, als ihr Sohn seine Hand auf ihre legte und sagte: „Unsere Haut hat ja den gleichen Braunton“ – und über die Diskriminierung gegenüber Schwarzen jungen Männern. Darüber, dass eben diese so oft direkt oder indirekt von der Schule ins Gefängnis kommen, dass es schon eine eigene wissenschaftliche Bezeichnung dafür gibt: school-to-prison-pipeline. Über die Polizeigewalt in den USA und über Massenverhaftungen von Afro-Amerikaner*innen. Gleichzeitig schafft es Oluo, Diskurse über die Vor- und Nachteile identitätspolitischer Kämpfe verständlich und den Begriff der Intersektionalität einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Ein Buch, das sehr hart und sehr einfühlsam zugleich ist, Diskurse voranbringt und Verständnis schafft. Geschrieben für Menschen jeder Hautfarbe, um in allen Lebensbereichen eine gerechtere und antirassistische Gesellschaft zu schaffen.



Sebastian Friedrich / Patrick Schreiner (Hg.): Nation – Ausgrenzung – Krise. Kritische Perspektiven auf Europa. edition assemblage 2013. 240 S. (NB1263) 18 Euro
Ausgrenzendes Denken und nationalistisches Denken stehen in einem engen wechselseitigen Zusammenhang mit Kapitalismus und Neoliberalismus. Die mittlerweile schon Jahre andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise macht dies deutlich: Als „Schuldige“ an der Krise werden immer die „Anderen“ identifiziert – sie werden als „faul“, als „unfähig“ oder als „Last“ beschimpft. Seien es soziale Gruppen innerhalb der europäischen Staaten (wie etwa Migranten, Transferleistungsempfänger oder Niedriglöhner) oder seien es gleich ganze Länder (wie etwa die südeuropäischen) – die nationalistische und ausgrenzende Unterscheidung zwischen einem guten „Wir“ und einem schlechten „Sie“ ist längst zu einem festen Bestandteil der Diskussionen in Medien und Politik geworden. Der Sammelband „Nation – Ausgrenzung – Krise“ fragt nach den Formen und den Auswirkungen dieses ausgrenzenden und nationalistischen Denkens in Europa.
Mit Beiträgen von: Moritz Altenried, Umberto Bettarini, Christoph Butterwegge, Alessandro Capelli, Anna Curcio, Frank Eckardt, Patrick Eser, Sebastian Friedrich, Bernd Kasparek, Anika Kozicki, Sara Madjlessi-Roudi, Maria Markantonatou, Sibille Merz, Davide Schmid, Ingo Schmidt, Patrick Schreiner, Mariana Schütt, Sava? Ta?, Vassilis Tsianos, Torben Villwock, Ute Weinmann u.a.



Iman Attia, Alexander Häusler, Yasemin Shooman: Antimuslimischer Rassismus am rechten Rand. Unrast Verlag Reihe: transparent – rechter rand. 86 S. (NB1346) 7,80 Euro
In Bürgerbewegungen, rechtspopulistischen Parteien und Internetforen wird offen gegen Muslime gehetzt. Volksentscheide sollen Muslime daran hindern, ihr Recht auf Religionsfreiheit umzusetzen, Veranstaltungen und Publikationen tragen dazu bei, eine aggressive Stimmung gegen Muslime zu schüren. Die Äußerungen und Aktionen zielen darauf, die Partizipations- und Handlungsmöglichkeiten von Muslimen zu begrenzen. Argumentativ werden Muslime ethnisiert und kriminalisiert, ihnen wird vorgeworfen, daß sie „uns“ bedrohten und Deutschland/Europa/die Welt erobern oder im Stillen unterwandern wollten. Wer Muslime in ihren demokratischen Rechten unterstützt oder ihre Daseinsberechtigung in Europa nicht in Zweifel zieht und ihre Handlungsmöglichkeiten nicht beschränken will, wird als Mittäter denunziert.
Unterhalb dieser Stilisierung von Muslimen als Aggressoren lassen sich Parallelen zu moderaten, alltäglichen Äußerungen finden. Muslime als Fremde zu behandeln und sie als Sicherheitsrisiko einzustufen, ihnen pauschal Sexismus, Homophobie, Antisemitismus, Bildungsferne und vieles mehr vorzuwerfen, sind Diskurse, die sich auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten wiederfinden.



Wulf D. Hund: Rassismus und Antirassismus. Basiswissen Politik/Geschichte/Ökonomie. PapyRossa Verlag 2018. 144 S. (NB1406) 9,90 Euro
Wulf D. Hund zeigt, warum Rassismus als soziales Verhältnis begriffen werden muss: er erlaubt Mitgliedern herrschaftlich strukturierter Gesellschaften, sich trotz sozialer Schichtung und ungleicher Verteilung von Ressourcen als zusammengehörig zu betrachten. Dazu bedarf es der Ausgrenzung. Sie hat in der Geschichte der Klassengesellschaften unterschiedliche Formen angenommen. Der Autor verdeutlicht die Modi der damit verbundenen Prozesse von Aufwertung durch Abwertung und zeigt die Verbindungen, die diese historisch eingingen. Anschließend beleuchtet er die diversen Spielarten von Rassismus im Verlauf der deutschen Geschichte und behandelt dessen antisemitische, antimuslimische, antislawische, antiziganistische, koloniale und eugenische Varianten. Außerdem werden Probleme und Perspektiven des Antirassismus angesprochen. Dessen Geschichte ist so alt wie der Rassismus, zeigt unterschiedliche Tendenzen und ist keineswegs widerspruchsfrei.
Wulf D. Hund,
Jg. 1946, Professor (i.R.), lehrte Soziologie an der Universität Hamburg. Forschungsschwerpunkt: Rassismusanalyse.



Wulf D. Hund (Hg.): Fremd, faul und frei. Dimensionen des Zigeunerstereotyps. Unrast Verlag – Edition DISS. 256 S. (NB1351) 19,80 Euro
Am Zigeunerstereotyp ist über Jahrhunderte gearbeitet worden. Seine zentralen Elemente werden bis heute fortgeschrieben. In der Sprache des alltäglichen Rassismus lassen sie sich mit drei Adjektiven bündeln: Zigeuner sind fremd, faul und frei. Diese Vorurteile transportieren einen komplexen ideologischen Zusammenhang. Er unterstellt der Figur des Zigeuners ethnische, soziale und romantische Eigenschaften.



NICHTS GELERNT?! Konstruktion und Kontinuität des Antiziganismus. Herausgegeben von Katharina Peters und Stefan Vennmann. Situationspresse 212 Seiten, (NB1450) 18 Euro
Antiziganismus hat Tradition. Er ist trauriges Zeugnis einer Kontinuität von ausgrenzenden und menschenverachtenden Verhältnissen. Die spezifische Form von Rassismus wirkt seit Jahrhunderten in Deutschland und Europa in zahlreichen Variationen der immergleichen Stereotype sowie den damit verbundenen Gedankenmustern und Diskriminierungspraktiken. Dabei zeichnet sich Antiziganismus durch eine enorme Anpassungsfähigkeit und eine hohe Widerständigkeit gegen seine Bekämpfung aus. Welche Wirkmechanismen und Strukturen lassen sich identifizieren? Welche Strategien und Lösungsansätze können diesem Ressentiment entgegengesetzt werden?
Katharina Peters und Stefan Vennmann: Vorwort. Nichts gelernt?! Konstruktion und Kontinuität des Antiziganismus
Dirk Wolff: ‚AIDD – Angekommen in Duisburg und Dortmund‘. Ein Projektbericht
Wibke Kleina: Zwischen Passfähigkeit und Besonderung. Eine Betrachtung der schulischen Situation von Sint*ezza und Rom*nja
Katharina Peters: „Sind wir zu intolerant?“ Die mediale Inszenierung von ‚Sinti und Roma‘ in Polit-Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens
Joachim Krauß: Der Zukunft abgewandt. Duisburger Wege der Desintegration
Sylvia Brennemann und Joachim Krauß: Ein guter Ort wird schlechtgemacht — ein Gespräch zur Situation in Duisburg-Marxloh
Markus End: Die Dialektik der Aufklärung als Antiziganismuskritik. Thesen zu einer Kritischen Theorie des Antiziganismus
Sebastian Winter: ‚Femme fatale‘ und ‚Zwangsprostituierte‘. Über den Wandel antiziganistischer Weiblichkeitsbilder
Rafaela Eulberg: Das Bild der wahrsagenden ‚Zigeunerin‘ als ‚nicht-okzidentale Andere‘. Anmerkungen zum Magie-Diskurs in antiziganistischen Formationen
Merfin Demir: Antiziganismus, Kolonialismus und Neoliberalismus. Eine Analyse aus Sicht einer Selbstorganisation
Astrid Messerschmidt: Antiziganismuskritik in Auseinandersetzung mit Rassismus und Nationalismus. Geschichtsbewusst handeln und Diskriminierung abbauen
Stefan Vennmann: Der Nicht-Ort der Vernichtung. Zum Problem einer Analyse von Antiziganismus bei Giorgio Agamben
Drita Jakupi: Antiziganismus, Romaphobie, Gadje-Rassismus? Kritische Einwände.
Das Buch entstand als Gemeinschaftswerk von VIA (Verband für interkulturelle Arbeit) und DISS (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung).



Änneke Winckel: Antiziganismus. Rassismus gegen Roma und Sinti im vereinigten Deutschland. Unrast Verlag 2002. 200 S. (NB1268). 14 Euro
Änneke Winckel gelingt ein eindrücklicher Nachweis darüber, wie präsent die Bilder von den „Zigeunern“ in Deutschland sind und wie tödlich deren Folgen auch heute noch sein können. Erstmals wird mit diesem Buch auf der Grundlage einer umfangreichen Auswertung von Tageszeitungen und Zeitschriften eine systematische Untersuchung des Antiziganismus in Deutschland seit 1989 vorgelegt. Ihre Analyse verdeutlicht anschaulich, wie sehr Kontinuitäten den heutigen Antiziganismus prägen.



Andreas Kemper: Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e.V. edition assemblage 2013. 120 S. (NB1266) 12,80 Euro
Die Alternative für Deutschland ist im April 2013 als Anti-Euro-Partei gegründet worden, die sich konservativer und marktliberaler positioniert als CDU und FDP . Inhaltlich steht sie dem Netzwerk um den Verein Zivile Koalition e.V. des Ehepaares Beatrix und Sven von Storch nahe. In diesem Band werden Geschichte und Hintergründe der Alternative für Deutschland und der Zivilen Koalition e.V. beleuchtet. Aus dem Scheitern der rechtspopulistischen DM-Partei Bund Freier Bürger und der unternehmernahen Lobbyorganisation Bürgerkonvent e.V. sind rechtskonservativ-libertäre Fortsetzungsprojekte mit neuen Strategien entstanden. Das Besetzen von linken Begriffen wie Direkte Demokratie und Alternative Bewegung ist dabei nicht nur als rechte Diskurspiraterie zu interpretieren, sondern als neue politisch-praktische Strategie. There is no Alternative gilt für die deutsche Tea-Party-Bewegung nicht.



Kevin Culina, Jonas Fedders: Im Feindbild vereint. Zur Relevanz des Antisemitismus in der Querfront-Zeitschrift Compact. Reihe Antifaschistische Politik in der edition assemblage. 96 Seiten. (NB1344) 9,80 Euro.

Die Monatszeitschrift Compact kann als das zentrale Diskursorgan gegenwärtiger Querfront-Bewegungen im deutschsprachigen Raum betrachtet werden. Seit ihrer Ersterscheinung erfreut sie sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Konstitutiv für die Inhalte des Magazins ist vor allem der Glaube an eine alles umfassende Weltverschwörung. Bei einer genaueren Analyse zeigt sich, dass in einer Vielzahl der Artikel antisemitische Denk- und Argumentationsmuster aufgerufen und reproduziert werden. Der Antisemitismus fungiert in gewisser Hinsicht als „kleinster gemeinsamer Nenner“ gegensätzlicher politischer Strategien.

Das Buch bietet neben einem Einblick in historische Verläufe der Querfront und einer Einführung in kritische Theorien des Antisemitismus eine detaillierte Textanalyse der Zeitschrift, bei der die dort verwendeten Formen und Ausdrucksweisen antisemitischer Ressentiments anhand einzelner Textstellen herausgearbeitet, entschlüsselt und eingeordnet werden. Darüber hinaus wird die Rolle der Compact in verschiedenen rechten Diskursen sowie in praktischen Organisierungs- und Vernetzungsbemühungen diskutiert.

Die Autoren: Kevin Culina und Jonas Fedders leben, studieren und arbeiten in und um Frankfurt am Main und sind dort in verschiedenen antifaschistischen Projekten aktiv. Sie schreiben regelmäßig in der Wochenzeitung Jungle World und haben auch in sozialwissenschaftlichen Kontexten publiziert.



Die Mythen der Rechten. Was sie uns glauben machen wollen – und wie wir uns dagegen wehren können. Herausgegeben von Bascha Mika uns Arndt Festerling. Societäts-Verlag 2017. 144 S. (NB1388) 12,80 Euro
Deutschland versinkt in „Ausländer-Kriminalität“. Schweden wird von einer „muslimischen Vergewaltigungswelle“ überrollt. Zuwanderer werden bei der Arbeitssuche bevorzugt, Kinder in den Schulen „frühsexualisiert“ und die Antifa vom Staat finanziert. Solche Aussagen klingen absurd, doch für viele Anhänger von AfD, Neuer Rechter und Pegida sind sie Fakt, unumstößliche Wahrheiten, die vor allem über das Internet massenhaft weiterverbreitet werden. Und längst ist es nicht mehr nur der rechte Rand, der solche Mythen als wahr akzeptiert. Immer öfter sickern sie in den öffentlichen Diskurs ein – unwidersprochen. In „Die Mythen der Rechten“ gehen Autoren der Frankfurter Rundschau einigen dieser vermeintlichen Wahrheiten auf den Grund. Das Buch zeigt auf, wie die Mythen-Maschine der Rechten funktioniert – und was man ihr entgegensetzen kann.



Hasnain Kazim: Post von Karlheinz. Wütende Mails von richtigen Deutschen – und was ich ihnen antworte. Penguin 2018. 272 S. (NB1412) 10 Euro
"... dann zeige ich dir, was ein ECHTER DEUTSCHER ist!!!": Was man sich als Journalist mit fremd klingendem Namen alles anhören muss. Von einem SPIEGEL-ONLINE-Journalisten mit großer Fangemeinde im Netz. Mit Charme und Schlagfertigkeit gegen deutsche Überheblichkeit und Fremdenhass.
Wie man gekonnt auf Hassmails antwortet. Täglich bekommt Hasnain Kazim hasserfüllte Leserpost. Doch statt die Wutmails einfach wegzuklicken, hat er beschlossen, zurückzuschreiben – schlagfertig, witzig und immer wieder überraschend. Dieses ebenso unterhaltsame wie kluge Buch versammelt seine besten Schlagabtäusche mit den Karlheinzen dieser Welt und beweist, warum man den Hass, der im eigenen Postfach landet, nicht unkommentiert lassen sollte. Denn, wie Hasnain Kazim schreibt: "Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren. Also, reden wir!"



Markus Metz, Georg Seeßlen: Der Rechtsruck. Skizzen zu einer Theorie des politischen Kulturwandels. Verlag Bertz und Fischer 2018. 240 S. (NB1425) 12 Euro
Ein Gespenst geht um in Europa und anderen Ländern des einstmals so goldenen Westens, das Gespenst des Rechtspopulismus. Und wie es so geht mit Gespenstern: Es nährt sich von der Furcht, es wirkt durch grausige Effekte, und oft genug steckt hinter dem gespenstischen Spuk noch etwas anderes als die ewige Wiederkehr des Totgesagten. Der scheinbar unaufhaltsame Weg von den repräsentativen Demokratien zu totalitären, populistischen und neu-nationalistischen Regimes hat Ursachen, Medien, Sprachen, psychologische, ökonomische und kulturelle Wirkkräfte, die erst durch die gegenseitige Verstärkung solch einen phänomenalen Sog erzeugen. Es gibt nicht den einen und alles erklärenden Grund für den größten politischen Rückschritt der letzten Jahrzehnte, der von Trump zu Orbán, von der AfD zu den Neofaschisten, von der Neuen Rechten zu den populistischen Parolen gegen "Establishment" und "Lügenpresse" reicht. Vielmehr erleben wir ein unübersichtliches, oft sogar widersprüchliches Durcheinander von Symptomen und Krankheiten einer Demokratie, die ihre besten Tage, wie es scheint, hinter sich hat.
Aber allen diesen Erscheinungen des Rechtsrucks sind zwei Eigenschaften gemeinsam: Sie sind nicht geheimnisvoll, und sie sind nicht schicksalhaft. Sie sind vielleicht immun gegen einen vernünftigen Dialog – gegen Erkenntnis und Analyse dagegen nicht. Zu verstehen, was da eigentlich vor sich geht, ist die erste Waffe der demokratischen Zivilgesellschaft im Kampf gegen den Rechtsruck und die Wiederkehr von Nationalismus, Rassismus und Faschismus. Das beste Mittel gegen Gespenster ist, ihnen furchtlos, aufrecht und mit genauem Blick entgegenzutreten.



Axel Klingenberg: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Wie Deutschland verblödet. Verlag Andreas Reiffer. 160 S. (NB1314) 9,90 Euro

Deutschlands Neokonservative spielen sich als Querdenker und Tabubrecher auf – und sagen doch nur das, was schon immer falsch war und auch durch die hundertste Wiederholung nicht richtiger wird. Axel Klingenberg hat die 88 dümmsten, dürftigsten und düpierendsten Aussagen der nationalen Vor'denker' von Sarrazin bis Pirincci und ihrer deutschtümelnden Anhänger von der AfD bis zu Pegida gesammelt, um sie genüsslich auseinanderzunehmen und so wieder zusammenzusetzen, dass klar wird, warum die lustigen schwarz-rot-gelben Sombreros der Party-Patrioten und D-Mark-Nostalgiker doch nur alte Aluhüte sind, die auf den Müllhaufen der Geschichte gehören.

Schön, dass es in Deutschland Meinungsfreiheit gibt. Unschön, dass sie für jeden gilt. Sogar der Paradekatholik Matthias bzw. Matthäuslukasjohannes Matussek, der sich darauf spezialisiert hat, in gesellschaftlichen Diskursen die jeweils unangenehmste und abwegigste Position einzunehmen, darf hier ungestraft sein dröseliges Gedankengut verbreiten. Die größte Ansammlung an tabubrechenden Kreuz- und Querdenkern findet man in den täglichen Talkshows. Der Schweizer Ausländerbegrenzungsbefürwortungsredakteur, der kinderreiche Chefevangelist und der homophobste Publizist der Republik – sie alle werden in diesen Freakshows ausgestellt, damit die Zuschauer sich beruhigt in ihren Fernsehsesseln zurücklehnen und erleichtert seufzen können: 'Gut, dass ich nicht so viel Unsinn erzähle!' Na klar, manche nennen das, was aus solchen Meinungsmachern ungebremst herausbröselt, den 'gesunden Menschenverstand' – der aber bekanntlich in vielen Fällen nicht weit vom 'gesunden Volksempfinden' entfernt ist. Man sollte auch nicht den Fehler begehen, zu glauben, dass nur Männer nichts Gescheites zu sagen haben. Es gibt genügend Frauen, die sich bemühen, in dieser Disziplin emanzipiert Anschluss zu halten. Zum Beispiel die Autorin Sibylle Lewitscharoff, die das 'Onanieverbot' für 'weise' hält, und Personen, die durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden, als 'zweifelhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb künstliches Weiß-nicht-was' bezeichnet.“



Lucius Teidelbaum: PEGIDA. Die neue deutschnationale Welle auf der Straße. Unrast Verlag 2016 Reihe unrast transparent / rechter rand. 92 S. (NB1375) 7,80 Euro
Unter dem Namen "Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes" (PEGIDA) gehen seit Ende Oktober 2014 in Dresden und anderorts Menschen gegen Flüchtlinge, »den Islam« und die »Lügenpresse« auf die Straße. Aus Hunderten wurden Tausende, und von Dresden aus verbreitete sich die rassistische und rechtspopulistische Bewegung über die ganze Bundesrepublik und expandierte sogar ins Ausland. Im Buch werden die Entwicklung von PEGIDA sowie ihr Verhältnis zu anderen Akteuren der extremen Rechten nachgezeichnet. Denn PEGIDA steht im Spannungsfeld von Neonazismus, rechtspopulistischer AfD und der Neuen Rechten.



Phillip Becher; Chriarian Begass; Josef Kraft: Der Aufstand des Abendlandes. AfD, PEGIDA & Co.: Vom Salon auf die Straße. PapyRossa Verlag 2015. 132 S. (NB1341). 11,90 Euro
Eine neue Massenbewegung macht in Deutschland von sich reden: PEGIDA. Sie läuft Sturm gegen „Überfremdung“, „Parteienstaat“ und „Lügenpresse“. Was in Dresden begann, hat Nachahmer andernorts gefunden. Dass die Demonstrierenden nicht immer auf öffentliche Gegenliebe stoßen, brandmarken sie als Unterdrückung abweichender Meinungen. Überdeckt werden dabei die Sympathien, die PEGIDA & Co. seitens honoriger gesellschaftlicher und politischer Kräfte genießen, derzeit gruppiert vor allem, aber nicht nur, um die „Alternative für Deutschland“. Andererseits segeln im Windschatten von PEGIDA Hooligans wie die von HoGeSa und andere Schläger. Neu sind solche Proteste indes nicht. Bereits vor Jahren startete in Köln ein Kreuzzug sich selbst als „Bürgerbewegung“ inszenierender Rechtspopulisten gegen eine angebliche Islamisierung, und auch die Bildung einer rot-rot-grünen Landesregierung mit einem linken Ministerpräsidenten trieb „besorgte Bürger“ auf die Straße. Wie auch immer PEGIDA sich entwickeln mag, wird dieses Potential nicht einfach verschwinden. Eine deutsche Besonderheit ist all dies aber nicht. In anderen europäischen Ländern existieren seit Jahren wirkungsmächtige rechte Bewegungen mit Ablegern auch im parlamentarischen Raum. Sie basteln an einem alternativen Gesellschaftsprojekt von rechts. Mit den aktuellen Umbrüchen in der politischen Szene in Deutschland könnte Vergleichbares auch hierzulande anstehen.



Markus Liske / Manja Präkels (Hg.): Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn? Verbrecher Verlag 192 S. (NB1342) 18 Euro.

25 Jahre nach Unterzeichnung des Einheitsvertrages erobern überall in Deutschland wahnhafte Bewegungen die Straßen. Sie nennen sich Pegida, HoGeSa, Montagsmahnwachen, Reichsbürger oder Friedenswinter. Einige dieser Zusammenschlüsse sind offen antisemitisch, andere islamophob und wieder andere beides. Sie haben Angst vor Flüchtlingen, „Homosexualisierung“, Kondensstreifen oder einem geheimen weltjüdischen Kontrollrat. Ihre Helden heißen Wladimir Putin und Thilo Sarrazin, ihr gemeinsamer Gegner ist die „Lügenpresse“. Mal sehen sie sich als Linke, mal als Rechte, und ihr gemeinsamer Schlachtruf lautet: „Wir sind das Volk!“ Stimmt das? Sind sie „das Volk“? Und wenn ja: Was genau will dieses Volk? In „Vorsicht Volk!“ erörtern Autorinnen und Autoren essayistisch die Ursachen, Hintergründe und Gemeinsamkeiten der neuen Wahnbewegungen.

Mit Beiträgen von Kirsten Achtelik, Ivo Bozic, Harald Dipper, Jutta Ditfurth, Stefan Gärtner, Patrick Gensing, Willi Jasper, Anetta Kahane, Alexander Karschnia, Kerstin Köditz, Konstanze Kriese, Klaus Lederer, Markus Liske, Anselm Neft, Manja Präkels, Jan Rathje, Anna Schmidt, Julia Schramm, Jörn Schulz, Heiko Werning, Elke Wittich und Deniz Yücel.



Sebastian Friedrich: Die AfD. Analysen – Hintergründe – Kontroversen. Verlag Bertz + Fischer. 168 Seiten Paperback (NB1386) 7,90 Euro.
Der Aufstieg der AfD resultiert aus vier wesentlichen Entwicklungen: Krise des Konservativismus, Krise der repräsentativen Demokratie, Krise innerhalb der Unternehmensverbände, schleichende Krise des sozialen Sicherheit. Die Entwicklung der AfD seit ihrer Gründung, die soziale Basis der Partei, der Mythos, nach dem die AfD eine Partei der kleinen Leute sei. Anschließend geht es um die drei zentralen Strömungen der AfD – nationalkonservative, neoliberale, völkische – in welche Richtung bewegt sich die Partei. Das letzte Kapitel befasst sich dann ausführlich mit der Frage: „Was tun“: Die verschiedenen Diskussionen des vergangenen Jahres (Nachtwey, Eribon, Baron, Fraser etc.).



Sebastian Friedrich: Der Aufstieg der AfD. Neokonservative Mobilmachung in Deutschland. Verlag Bertz + Fischer 2015. 112 S., 13 Fotos. (NB1299) 7,90 Euro
Die Alternative für Deutschland (AfD) hat seit ihrer Gründung im Frühjahr 2013 erstaunliche Erfolge erzielt: Sie zieht in ein Parlament nach dem anderen ein und scheint auf dem besten Weg, die politische Landschaft nachhaltig zu verändern. Wie ist der schnelle Aufstieg der AfD zu erklären? Wer sind die Akteure und was sind ihre Ziele? Welche Entwicklung hat die Partei bisher genommen und wohin steuert sie? Wer wählt und unterstützt die AfD?
Das Buch geht diesen Fragen in kompakter Form nach und analysiert das Bestreben der AfD, das traditionell gespaltene Spektrum rechts von der Union zu einen – denn Rechtskonservative, National- Neoliberale, Rechtspopulisten und Neue Rechte finden hier ihren Platz. Als rechte Sammlungspartei hätte die AfD denn auch Chancen, sich dauerhaft im Parteienspektrum zu verankern. Gelingt ihr das, erhöht sich die Gefahr eines gesellschaftspolitischen Rollbacks und einer weiteren Radikalisierung des neoliberalen Kapitalismus.



Phillip Becher: Rechtspopulismus. Reihe Basiswissen im PapyRossa Verlag. 124 S. (NB1252) 9,90 Euro

In zahlreichen europäischen Staaten haben sich rechts von den konservativen Parteien Gruppierungen etabliert, die sich als Anwälte des „Normalbürgers“ ausgeben. Gemeinhin als rechtspopulistisch bezeichnet, polemisieren sie scharf gegen – meist muslimische – Einwanderer und vertreten Parolen von „law and order“, fordern jedoch ebenso mehr plebiszitäre Elemente. In Deutschland findet sich ein Spektrum aus Internet-Blogs, Zeitschriften und Think-Tanks mit deutlicher Nähe zum Rechtspopulismus, das sich in der »pro«-Bewegung parteiförmig ausdrückt. In den USA wirkt mit der „Tea Party“ eine rechtspopulistische Kraft, die sich unter Bezug auf „amerikanische Werte“ scharf gegen sozialen und demokratischen Fortschritt wendet. Der Band berücksichtigt die relevanten wissenschaftlichen Forschungsansätze. Mit Profilen rechtspopulistischer Formationen in Europa und Nordamerika und der Analyse ihrer Programmatik und Politik wird ihren Perspektiven, ihrem Verhältnis zum Faschismus und den Folgen für die Demokratie nachgegangen.



Sebastian Reinfeldt: „Wir für Euch“. Die Wirksamkeit des Rechtspopulismus in Zeiten der Krise. Edition DISS im Unrast Verlag Dez. 2013. 144 S. (NB1273) 16 Euro
Wie prägen und begründen diskursive Muster, die rechtspopulistischen Parteien und Strömungen zugerechnet werden können, den politischen Diskurs zur Finanzkrise und die politischen Entscheidungen? Wie verändern sich dadurch die Machtverhältnisse und die Demokratie – samt unserer Vorstellungen davon, was Demokratie eigentlich ist?
Dr. Sebastian Reinfeldt ist Politikwissenschaftler und arbeitet in der Erwachsenenbildung. Seine thematischen Schwerpunkte sind rechter Populismus, Demokratietheorie, Sozialpolitik, undogmatischer Marxismus und Semiotik. Er lebt und arbeitet in Wien.



Kathrin Glösel, Natascha Strobl, Julian Bruns: Die Identitären. Handbuch zur Jugendbewegung der Neuen Rechten in Europa. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. Unrast Verlag 2016. 320 Seiten. (NB1356) 18 Euro.
Die Identitären, deren Anfänge um das Jahr 2002 auszumachen sind, verstehen sich als Jugendbewegung der „Neuen Rechten“ in Europa. Seit der Initialzündung in Frankreich haben sich u.a. in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Großbritannien, Spanien sowie Dänemark, Schweden und Norwegen Ablegergruppen gegründet, die untereinander vernetzt sind und sich im Aufbau von grenzüberschreitenden Strukturen befinden.
Basierend auf Text-, Bild- und Videomaterial, den Gruppen-Standpunkten, Gesellschaftsanalysen und Schlussfolgerungen werden in diesem Handbuch Aktionismus und Aktivisten benannt und analysiert. Die politische Logik ihrer Thesen wird ebenso eingeordnet, wie die Mittel (rhetorisch, visuell, aktionistisch, medial), derer sie sich bedienen und es wird der Frage nachgegangen, auf welche Theorien und vorhandene Literatur sich die Identitären stützen.
Das Buch beleuchtet die Verbreitung in ganz Europa, ihre Verortung als „Neue Rechte“, ihre Ideologien und historisch-theoretischen Unterbau, ihre Kommunikationsstrategien sowie ihre Qualifikation als Jugendbewegung.



Michael Lausberg: Die Pro-Bewegung. Geschichte, Inhalte, Strategien der „Bürgerbewegung Pro Köln“ und der „Bürgerbewegung Pro NRW“. Unrast Verlag 2010. 166 S. (NB1274) 13 Euro



Hendrik Puls: Antikapitalismus von rechts? Wirtschafts- und sozialpolitische Positionen der NPD. edition assemblage 2012 (Studien zur extremen Rechten, Band 1). 144 S. (NB1223) 16.80 Euro
Die „soziale Frage “, glaubt ein „Vordenker“ der extrem rechten NPD, sei das „politische Schlachtfeld“, auf dem sich die „Zukunft der nationalen Opposition und damit des deutschen Volkes“ entscheide. Folglich hat die Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Agitation der Partei an Bedeutung gewonnen. Unter dem Motto „Sozial geht nur national“ verspricht die NPD, Wohlfahrtsleistungen an „völkische“ Zugehörigkeit zu binden und so den „Deutschen“ im Verteilungskampf um die knapper werdenden Ressourcen des Sozialstaates einen Vorteil zu verschaffen. Die NPD möchte sich nicht nur als „Anwalt der kleinen Leute“ profilieren, sondern auch als „Systemalternative“ wahrgenommen werden. Anhand einer umfangreichen Untersuchung der Parteizeitung ‚Deutsche Stimme‘ (1998-2010) werden die sozial- und wirtschaftspolitischen Positionen der NPD analysiert. Neben ihrem Verständnis von Kapitalismus werden die von der NPD formulierten gesellschafts- und wirtschaftspolitischen „Alternativen“ untersucht.



Handwörterbuch rechtsextremer Kampfbegriffe. Hg. Von Bente Gießelmann, Robin Heun, Benjamin Kerst, Lenard Suermann, Fabian Virchow. Wochenschau Verlag 2015. 368 S. (NB1319) 24,80 Euro
Was meinen Rechtsextreme, wenn sie von Islamisierung, Geschlechtergleichschaltung, Political Correctness oder Schuldkult sprechen? Die Autorinnen und Autoren dieses Handwörterbuchs geben hierzu Antworten und zeigen auf, wie die extreme Rechte mit Begriffs(um)deutungen und Wortneuschöpfungen Bausteine extrem rechter Weltanschauungen über die Sprache zu vermitteln und zu verankern versucht. Die Autorinnen und Autoren richten den Blick auch auf die gesamtgesellschaftliche Anschlussfähigkeit extrem rechter Diskurse. Die einzelnen Beiträge zeigen, wie die menschenverachtenden Äußerungen und die damit einhergehenden politischen Forderungen dekonstruiert und kritisiert werden können.



Guido Speckmann, Gerd Wiegel: Faschismus. PapyRossa Verlag 2012 (Basiswissen). 128 S. (NB1205) 9,90 Euro
Wie klärungsbedürftig das Thema „Faschismus“ ist, zeigt sich schon am Begriff. Ist er international unbestritten, so wird er bei uns gerne ersetzt durch „Nationalsozialismus“, die demagogische Selbstbezeichnung der deutschen Faschisten. Dieser Band entfaltet Begriff und Geschichte des Faschismus in drei Schritten: Im ersten werden die wichtigsten Analysen vorgestellt, um zu belegen, wie eine moderne, aktuelle Erkenntnisse berücksichtigende Faschismustheorie aussehen müßte. Sodann werden sie anhand der faschistischen Regime in Italien und Deutschland überprüft. Die faschistischen Bewegungen auf dem Weg zur Macht, die Herrschaftspraxis des Faschismus nach innen und außen und sein rassistisches und antisemitisches Potenzial bilden hier die Schwerpunkte. Schließlich wird im dritten Teil die Frage nach dem heutigen Potenzial des Faschismus und nach seinen modernen Formen aufgeworfen. Lassen sich in heutigen Bewegungen, Regimen und Fundamentalismen Formen von Faschismus finden? Guido Speckmann ist Redakteur von Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung und Sozialismus, Gerd Wiegel ist Referent der Bundestagsfraktion DIE LINKE für die Themen Rechtsextremismus/Antifaschismus.



Tobias Alm, Cordelia Heß (Hg.): Rechtspopulismus kann tödlich sein! Entwicklung und Folgen des Rechtsrucks in Skandinavien. edition assemblage 2013. 120 S. (NB1265) 9,80 Euro
Den skandinavischen Ländern eilt der Ruf toleranter und gut funktionierender Gesellschaften voraus. Ein immenser Rechtsruck, der sich im Schatten dieser Perspektive vollzogen hat, wird hierbei meist ausgeklammert. Mit Ausnahme von Schweden haben rassistische und ausgrenzende Rhetoriken eine vollständige Normalisierung in den politischen Debatten erfahren. Die Autoren geben einen umfassenden Einblick in die Geschichte, Entwicklung und Ideologie des Rechtspopulismus in Skandinavien. Länderspezifische gesellschaftliche Entwicklungen und Reaktionen werden in Verbindung mit generellen Problemstellungen zum Rechtspopulismus thematisiert und bewertet. Norwegen nach dem rechten Attentat, die Stärke und Verankerung der dänischen „Volkspartei“, die Genderfrage bei den „Schwedendemokraten“ und das politische Umfeld der „Wahren Finnen“ sind nur einige Aspekte, die in diesem Buch behandelt werden. Zu guter Letzt wird angesichts der Entwicklungen in Skandinavien ein Blick nach Deutschland gewagt und Überlegungen angestellt, warum der Rechtspopulismus sich hier noch nicht in ähnlicher Dimension verankern konnte.



Bernhard Schmid: Distanzieren, leugnen, drohen. Die europäische extreme Rechte nach Oslo. edition assemblage 2011. 128 S. Pb. (NB1188) 12,80 Euro
Aus den Wahnvorstellungen wurde Wirklichkeit: Ein Attentäter, der gleichzeitig von fanatischem Moslem- und Einwandererhaß und von einer Obsession gegen den „kulturellen Marxismus“ angetrieben wurde, tötete über 75 Menschen in Oslo. Seitdem ist die extreme Rechte in Europa aufgewirbelt. Der Niederländer Geert Wilders erklärte den Amoklauf zum „Rückschlag“ für die von ihm so genannte „islamkritische“ Bewegung. Auch die deutsche Webseite Politically Incorrect schaltete zum Teil auf Selbstkritik um. Andere Rechte dagegen erblickten in der Tat ein Fanal, einen flammenden Aufruf zur Aktion. In Frankreich verherrlichte ein früherer Wahlkandidat des Front National den Massenmörder von Oslo als „neuen Karl Martell“ und fügte hinzu: „Andere werden folgen“. In Österreich schloß die FPÖ einen Abgeordneten infolge seiner Reaktion aus. Aber welches geistige Milieu in Europa hat solche Wahnideen hervorgebracht? Welche Rolle spielen ultrarechte Israelfreunde, Pseudofeministinnen und frühere Linke dabei? Und wie reagiert dieses Milieu auf die Vorwürfe „nach Oslo“?



Regina Wamper / Ekaterina Jadtschenko / Marc Jacobsen (Hg.): „Das hat doch nichts mit uns zu tun!“ Die Anschläge in Norwegen in deutschsprachigen Medien. Edition DISS im Unrast Verlag 2011. 184 S. Pb. (NB1198) 18 Euro
Am 22. Juli 2011 explodierte in Oslo eine Autobombe, die acht Menschen tötete. Wenig später tötete der selbe Täter auf der Insel Utøya 69 junge Sozialdemokratinnen. Nach seiner Festnahme äußerte er antimuslimische und antimarxistische Ansichten. Die Autorinnen analysieren deutsche Medien unter dem Gesichtspunkt, wie dort dieses Ereignis eingeordnet wurde, ob und welche Diskursverschiebungen stattgefunden haben. Verschränkungen mit antimuslimischen Diskursen und deren der Extremismusbekämpfung werden besonders beachtet. Analysen zu der Reaktion extrem rechter Medien beleuchten Distanzierungen und Solidarisierungen.
Beiträge von Jonas Bals, Martin Dietzsch, Sebastian Friedrich, Astrid Hanisch, Margarete Jäger, Helmut Kellershohn, Sebastian Reinfeldt, Bernhard Schmid, Hannah Schultes.



Regina Wamper / Helmut Kellershohn / Martin Dietzsch (Hg.): Rechte Diskurspiraterien. Strategien der Aneignung linker Codes, Symbole und Aktionsformen. Unrast Verlag 2010 (Edition DISS). 288 S. (NB1154) 19.80 Euro
Rechte Adaptionen linker Symbole und Ästhetik und was dagegen getan werden kann. In den letzten Jahren ist ein verstärktes Bemühen auf Seiten der extremen Rechten zu beobachten, Themen, politische Strategien, Aktionsformen und ästhetische Ausdrucksmittel linker Bewegungen zu adaptieren und für ihren Kampf um die kulturelle Hegemonie zu nutzen. Dabei handelt es sich keineswegs mehr nur um ein Steckenpferd der intellektuellen Neuen Rechten, vielmehr wird dies auch von NPD und militanten Neonazis praktiziert. Im Resultat hat sich die extreme Rechte eine Bandbreite kultureller und ästhetischer Ausdrucksformen angeeignet, indem sie sich am verhaßten ‚Vorbild’ der Linken abgearbeitet hat. Man könnte auch sagen: Um überzeugender zu wirken, hat sie kulturelle Praktiken und Politikformen der Linken ‚entwendet’ – allerdings nicht, ohne sie mit den eigenen Traditionen zu vermitteln. Solche Phänomene sind keineswegs neu. Auch der Nationalsozialismus bediente sich der Codes und Ästhetiken politischer Gegner und suchte Deutungskämpfe gerade verstärkt in die Themenfelder zu tragen, die als traditionell links besetzt galten. Auch in den 1970er Jahren waren solche Strategien vorhanden. Es stellt sich die Frage, warum und in welcher Form diese Diskurspiraterien heute wieder verstärkt auftreten.
Aus dem Inhalt:
Helmut Kellershohn, Martin Dietzsch: Aktuelle Strategien der extremen Rechten in Deutschland – Sabine Kebir: Gramscismus von rechts? – Volker Weiss: Sozialismusbegriff bei Moeller van den Bruck und Oswald Spengler – Volkmar Woelk: Strasserismus und Nationalbolschewismus – Renate Bitzan: Feminismus von rechts? – Richard Gebhardt: Völkischer Antikapitalismus – Fabian Virchow: Antikriegs-Rhetorik von rechts – Helmut Kellershohn: Das Institut für Staatspolitik und die Konservativ-subversive Aktion – Lenard Suerman: Autonome Nationalisten – Regina Wamper, Britta Michelkens: Gegenstrategien – Jens Zimmermann: – Kritik des Rechtsextremismusbegriffs.



Paul Bey, Benno Nothardt (Hg.): Kämpfe um Meinungsfreiheit und Medien. Im Spannungsfeld von Hate Speech, Fake News und Algorithmen. 160 S. (NB1436) 16 Euro
Die politische Kultur ist aktuell in einen Kampf um Meinungsfreiheit und mediale Wahrheit verwickelt. Während die einen den Medien weiterhin Unabhängigkeit und Objektivität bescheinigen, wird ihnen von der anderen Seite "Lügenpresse", "Political Correctness" und "Fake News" entgegengeschleudert. Die Autoren dieses Bandes untersuchen aus unterschiedlichen Blickwinkeln den umkämpften Begriff im Spannungsfeld von extremer Rechten, Leitmedien und Digitalisierung. Sie zeigen auf, mit welchen Strategien extreme Rechte Diskurse und digitale Algorithmen in sozialen Medien manipulieren, während sie gleichzeitig Meinungsfreiheit als Kampfbegriff nutzen, um Kritik an diskriminierenden Aussagen als vermeintliche Zensur abzuwehren. Gezeigt wird auch, wie sich der umkämpfte Begriff der Politischen Korrektheit verändert hat und Provokationen ein Teil des Erfolgsrezeptes für den Aufstieg der AfD sind.



Andrea Becker, Simon Eberhardt, Helmut Kellershohn (Hg.): Zwischen Neoliberalismus und völkischem 'Antikapitalismus'. Sozial- und wirtschaftspolitische Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten. 272 S. (NB1437) 24,00 Euro
Das Buch ist eine Bestandsaufnahme der sozial- und wirtschaftspolitischen Konzepte und Debatten innerhalb der AfD und der Neuen Rechten und unterzieht diese einer kritischen Analyse. Die Beiträge berücksichtigen dabei drei Dimensionen: erstens die Ebene der Akteure, also der Kräfte, die die Debatte bestimmen; zweitens geht es um konkrete Themenfelder, in die mit Konzepten, Thesenpapieren etc. interveniert wird; und drittens geht es um die jeweiligen ideologiepolitischen Perspektiven und deren Verortung im Spannungsfeld zwischen Neoliberalismus und völkischem 'Antikapitalismus', sowohl unter dem Blickwinkel der innerparteilichen Auseinandersetzungen als auch unter dem der Relevanz für die von der AfD angesprochene Wählerkoalition. Darüber hinaus spannt das Buch einen ideengeschichtlichen Bogen zurück zur sogenannten 'Konservativen Revolution', die der Neuen Rechten als eine Art Steinbruch von Ideen und Argumenten dient, die je nach Lage und Intention aktualisiert und angepasst werden.



Joannah Caborn: Schleichende Wende. Diskurse von Nation und Erinnerung bei der Konstituierung der Berliner Republik. Edition DISS im Unrast Verlag 2006. 264 S. (NB941) 24 Euro
Auf der Suche nach nationaler Identität konkurrieren seit der deutschen Einheit 1990 im Politik und Feuilleton Entwürfe von Bonner und Berliner Republiken. Joannah Caborn analysiert die damit einhergehenden Verwerfungen im Diskurs über die Nation und insbesondere über Erinnerung. Schon bei der Konstituierung der Berliner Republik wird das Gebot unterlaufen, sich der NS-Zeit und ihrer Verbrechen zu erinnern. Die Grundsätzte, denen zufolge die Bundesrepublik mit Bonn eine quasi nicht-nationale Hauptstadt hatte, werden in Berlin ignoriert oder auf den Kopf gestellt. So kann unter anderem die Analyse der Regierungsarchitektur in Bonn und Berlin zeigen, wie der Einfluß des Erinnerungsdiskurses auf die nationale Identität abnimmt. Dabei wird das diskursanalytische Instrumentarium in Richtung einer Dispositivanalyse erweitert. Daß die zuvor viel beschworenen „Lehren aus der Geschichte“ schon beim Start der Berliner Republik derart ins Hintertreffen gerieten, stimmt nachdenklich in Hinblick auf die künftige politische Entwicklung Deutschlands.



Alfred Schobert und Siegfried Jäger (Hg.): Mythos Identität. Fiktion mit Folgen. Edition des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS) im Unrast Verlag 2004. 236 S. (NB793) 18 Euro
Allenthalben ist zu hören, Nationen seien reine Mythen, Konstrukte, bloße Fiktionen kollektiver Identität, denen in Wirklichkeit keine reale Existenz zukomme. Es gehe deshalb darum, die „Fiktion Nation“ zu kritisieren und ihre Irrealität bloßzustellen. Der Begriff „Nation“ reklamiere eine eben nur fiktive, nicht tatsächliche gemeinsame Herkunft oder gar Abstammung, die Homogenität einer Volks- oder Schicksalsgemeinschaft, eine gemeinsame Sprache und Kultur und ähnliche Eigenschaften. Das ist ja auch nicht falsch. Allerdings greift eine solche Kritik zu kurz und übersieht, daß derartige Konstruktionen und Fiktionen reale und ganz konkrete Folgen haben, Folgen, die keineswegs verschwinden, wenn ihre Fiktionalität als solche analysiert und benannt wird: Sicherung von Besitzständen führt zu Kriegen, die Hypostasierung der gemeinsamen Abstammung nährt Rassismus und Antisemitismus. Auf diesem Hintergrund ist zu verstehen, weshalb die Deutungs-Kämpfe um Vorstellungen von „nationaler Identität“, einem Terminus, der von ganz rechts in die Mitte der Gesellschaft eingedrungen ist, mit so großer Leidenschaft ausgetragen werden. Heute geschieht dies umso heftiger, als nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, im Zuge von EU-Integration und -Erweiterung und angesichts des globalen Terror-Kriegs die alten Fiktionen transformiert werden (müssen). In Verbindung damit sind auch subjektive Identitäten, die sich auf Identifikationen mit den jeweiligen nationalen (stilisierten) Geschichten stützen konnten, erodiert. Daraus resultieren neue Anforderungen an die Subjekte, die zwischen Identitäts-Angeboten, -Anforderungen und -Zumutungen vor den Fragen „Wer bin ich?“ und „Wer ist der/die andere“ stehen.
Mit Beiträgen von Semra Celik, Ivan Golobolov, Siegfried Jäger, Kurt Lenk, Jobst Paul, Gudrun Quenzel, Alfred Schobert, Frank Wichert und Moshe Zuckermann.



Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Alfred Schobert (Hg.): Endlich ein normales Volk? Vom rechten Verständnis der Friedenspreis-Rede Martin Walsers. Eine Dokumentation. DISS 1999. 112 S. Im Großformat. Zahlreiche Faksimiles. (NB612) 12,80 Euro
Wie reagierte die rechte und rechtsextreme Presse auf die „Friedenspreis-Rede“ Walsers? Diese Dokumentation zeigt unwiderleglich, daß die äußerste Rechte Walsers Rede mit großer Begeisterung vereinnahmen konnte, ohne dazu sich oder Walsers Rede verbiegen zu müssen. Und sie zeigt, warum das so ist: Walsers Rede ist Teil des sich seit 1989 intensivierenden diskursiven Prozesses, in dem der Rechtsdruck der politischen Mitte und der RechtsDruck in der Mitte einander zuarbeiten.



Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert: Nation statt Demokratie. Sein und Design der „Jungen Freiheit“. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) 2003. 248 S. Mit Abb. (NB651) 19,90 Euro
„Konservativ“ soll sie sein, oder auch „umstritten“, folgt man der Selbstdarstellung der Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Eine längerfristig angelegte, genaue Untersuchung der Zeitungspraxis zeigt allerdings, daß dies Verharmlosungen sind. Die „Junge Freiheit“ ist programmatisch der Tradition des völkischen Nationalismus verpflichtet. Die Nation als mythisch überhöhte Abstammungsgemeinschaft wird gegen das neuzeitliche Verständnis von Demokratie mobil gemacht - „Nation statt Demokratie“ ist das unausgesprochene Motto. Dabei entspricht die „Junge Freiheit“ nicht der Klischee-Vorstellung, die viele von einer „rechten Zeitung“ haben. Sie dosiert geschickt die Kernideologeme des völkischen Nationalismus. So bewegt sich die „Junge Freiheit“ mal getarnt, mal mit offenem Visier im rechten Grenzraum des Verfassungsbogens und betreibt Woche für Woche intellektuelle Aufrüstung wider die moderne demokratische Gesellschaft, die als „dekadente Spaßgesellschaft“ abqualifiziert wird.



Regina Wamper: Das Kreuz mit der Nation. Christlicher Antisemitismus in der Jungen Freiheit. Unrast Verlag 2008 (Edition des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung). 208 S. (NB1055) 22 Euro
Religion und Glaube spielen in der völkisch-nationalistischen Wochenzeitung Junge Freiheit eine zentrale Rolle. Dadurch werden Bilder von Juden und Judentum vermittelt, die längst vergessen schienen. Diese Bilder, ihre Verknüpfungen und Bezüge tradieren einen christlichen Antisemitismus und ein Verhältnis zum Christentum, das sich durch ein Zusammenspiel von christlich-fundamentalistischen Themen und völkischem Nationalismus auszeichnet. Die in der Jungen Freiheit vermittelten Bilder von Juden und Judentum belegen gleichzeitig, daß Antijudaismus eine immer noch aktuelle Form der Judenfeindschaft ist, und daß dieser christliche Antisemitismus mit Strategien des modernen und sekundären Antisemitismus verschränkt und gekoppelt ist. Die diskursanalytische Studie richtet sich nach den zentralen Themen dieser Diskurse. Dazu gehören z.B. die Rede des damaligen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann von 2003, in der er mit antisemitischen Argumenten die Shoa zu relativieren versuchte, die Diskussionen um den Film „Die Passion Christi“ von Mel Gibson sowie die Debatte um das Buch „Die katholische Kirche und der Holocaust“ von Daniel Jonah Goldhagen.



Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Edition des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung im Unrast-Verlag 2005. 256 S. (NB875) 18 Euro
Die nunmehr 200-jährige Kontinuität völkisch-faschistischer Ideologien und Ideologeme muß die nachhaltige, widerständige und aktuelle Analyse herausfordern – in theoretischer, aber auch praktisch-politischer Absicht. In der Tat schärft die neue Faschismusforschung den Blick dafür, wie sich völkisch-faschistisches Denken heute transformiert hat, wie es sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen etablieren und Politik und Denken vereinnahmen kann. Im vorliegenden Band schlagen die Autorinnen und Autoren den Bogen von der generischen Faschismustheorie über eingehende Einzelanalysen und Fallstudien bis zu Aspekten einer europäischen Lager-Mentalität, die sich „rechten“ Visionen öffnet. Mit Beiträgen von Martin Dietzsch, Roger Griffin, Ute Kurzbein, Kurt Lenk, Stefanie Mayer, Marei Pelzer, Ulrich Prehn, Volker Weiß und Moshe Zuckermann.



Jürgen Peters & Christoph Schulze (Hg.): „Autonome Nationalisten“. Die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur. Unrast Verlag 2009 (unrast transparent – rechter rand). 72 S. (NB1122) 7,80 Euro
Ein „Schwarzer Block“, Basecaps, dunkle Kleidung und Parolen wie „Fight the system!“ – die Verwirrung ist groß, seitdem vor einigen Jahren erstmals „Autonome Nationalisten“ (AN) auf Neonazi-Aufmärschen zu beobachten waren. Es handelt sich um eine Strömung in der militanten Neonaziszene, die sich diverser Symbole, Codes und Sprachformen bedient, die bisher in der Linken verortet waren. Was hat es nun auf sich mit den AN? Haben wir es mit verkleideten Neonazis oder mit einer neuen Form extrem rechter Jugendkultur zu tun? Ist die Herausbildung der AN gewinnbringend für die extreme Rechte oder führt sie zu weiteren Konflikten? Funktioniert der Stilwandel tatsächlich reibungslos? Stellen die „Autonomen Nationalisten“ eine neue Gefahr dar? Was läßt sich aus der Enteignung der Form politischer Inszenierung lernen? Das Buch nimmt Entstehungsgeschichte, Ideologie, politische Praxis, Habitus und Selbstverständnis der AN unter die Lupe und beleuchtet ihr Verhältnis zu anderen Organisationen der extremen Rechten.



interface (Hg.): WiderstandsBewegungen. Antirassismus zwischen Alltag & Aktion. Assoziation A 2005. 408 S. mit zahlr. Abb. (NB847) 19,50 Euro
Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet wehren sich Menschen gegen rassistische Verhältnisse. Sie schließen sich in Heimen zusammen, protestieren gegen schlechte Versorgung, gegen Schikane auf den Ämtern, gegen Abschiebungen und Polizeigewalt. Sie bilden migrantische Netzwerke und Kooperationen mit anderen Gruppen und starten Kampagnen. Das Buch zeigt die Bandbreite aktueller antirassistischer Aktionsformen und Interventionsmöglichkeiten auf und richtet einen schlaglichtartigen Blick auf die Geschichte antirassistischen Widerstands. Das Buch ist ein Bewegungsbuch im besten Sinne. Es liefert nicht nur einen Blick auf die Bewegungen, sondern kommt aus den Bewegungen.



Margret Jäger, Heiko Kauffmann (Hg.): Leben unter Vorbehalt. Institutioneller Rassismus in Deutschland. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) 2002. 316 S. (NB636) 19,90 Euro



Rolf van Raden: Patient Massenmörder. Der Fall Ernst Wagner und die biopolitischen Diskurse. Edition DISS in Unrast Verlag 2009. 184 S. (NB1141) 24 Euro
Hirnforschung, die Täter der RAF, Amokläufe in Schulen – in der Auseinandersetzung über solche Themen beziehen sich Wissenschaftler und Journalisten bis heute auf einen Mordfall, der sich vor einem knappen Jahrhundert ereignete. Ernst August Wagner, Hauptlehrer aus Degerloch bei Stuttgart, tötete in der Nacht vom 3. auf den 4. September 1913 seine Frau und seine vier Kinder. Anschließend erschoss er neun weitere Menschen und verletzte elf schwer. Bis 1938 fristete er sein Leben in einer psychiatrischen Anstalt. Immer wieder stellte er fest: Er bedauere nicht, seine Kinder getötet zu haben, da sein ganzes Geschlecht entartet sei. Hier traf sich die Rede des Mörders mit der seines Arztes. Robert Gaupp, Leiter der Universitätsnervenklinik Tübingen, machte Ernst Wagner zu seinem Fall und entwickelte an ihm die Lehre von der echten Paranoia. Parallel dazu forderte der angesehene Mediziner als Befürworter von Eugenik, Rassenhygiene und Zwangssterilisation schon 1920 die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“. Die Studie untersucht das Geflecht biopolitischer Diskurse, in dem sich der Mörder und sein Arzt gemeinsam bewegten. Erstmals werden die den Fall bis heute begleitenden Schriftdokumente aus Presse, Politik und Wissenschaft erfaßt und kritisch kommentiert. Ausgehend vom Fall Wagner weist der Autor nach, wie die Psychiatrie systematisch die Reichweite ihrer Diskurse ausdehnte, bis im Nationalsozialismus schließlich eliminatorische ärztliche Praktiken möglich wurden. Der Täter Ernst Wagner und seine Psychiater erscheinen somit als Referenzfiguren eines Jahrhunderts der Biopolitik, das keineswegs 1945 endete.



Angelika Magiros: Kritik der Identität. „Bio-Macht“ und „Dialektik der Aufklärung“ – Werkzeuge gegen Fremdenabwehr und (Neo-)Rassismus. Edition DISS im Unrast-Verlag 2004. 284 S. (NB775) 18 Euro
Foucaults Geschichte der Bio-Macht und die aufklärungskritische These Horkheimers und Adornos repräsentieren höchst unterschiedliche Traditionen der Moderne-Kritik. Doch sie treffen sich in einem Punkt: Beiden gilt die Logik der Indentität – der Drang zu widerspruchsfreiem „Einssein“ – als politisch gefährlichster Bestandteil moderner Rationalität. In ihrer packend geschriebenen Studie zeigt Angelika Magiros, wie gerade dieser gemeinsame Kern der beiden Theorien für eine eingehende Analyse moderner und (post-)modernster Formen der Fremdenfeindlichkeit fruchtbar gemacht werden kann.



Jobst Paul: Das [Tier-]Konstrukt – und die Geburt des Rassismus. Zur kulturellen Gegenwart eines vernichtenden Arguments. Edition des Duisburger Instututs für Sprach- und Sozialforschung (DISS) im Unrast-Verlag. 400 S. (NB747) 24 Euro
Daß die christlich-abendländische Kultur Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung hervorgebracht hat und hervorbringt, wird kaum betritten. Doch wie ist das möglich? Die Studie ermittelt das Konstrukt vom „Tier“ als destruktivstes und zugleich widersprüchlichstes Stereotyp der westlichen Bildung. Alltag, Philosophie und Wissenschaft bedienen sich darin seit Jahrhunderten – und heute medial – eines gemeinsamen Codes, der Ausgrenzung und Ungleichheit rechtfertigt. Zugleich bewahrt das aus der griechischen Philosophie stammende „Tier“-Konstrukt den christlichen Affekt gegen das Judentum auf. Dabei ist es gerade die universalistische Ethik des Judentums, die noch heute gern als „christliche“ Ethik vereinnahmt wird. Die Studie plädiert für den Abschied vom „Tier“-Konstrukt und für die längst überfällige kulturelle Hinwendung zur Ethik der Gleichheit. Die Studie ist der diskursanalytischen Methode verpflichtet und lenkt daher den Blick auf die Feinanalyse von Texten.



Jürgen Elsässer: Braunbuch DVU. Eine deutsche Arbeiterpartei und ihre Freunde. Mit einem Vorwort von Jürgen Trittin. Konkret 1998. 144 S. (NB18) 10,15 Euro



Oliver Tolmein: Rechts durch die Mitte. Reportagen und Gespräche über die Ordnung der Verhältnisse. Konkret. (NB97) 14,50 Euro



Oliver Tolmein: Originalton Deutsch. Medien und rechte Gewalt. Konkret 1994. 144 S. (NB98) 11 Euro



Jörg Fischer: Das NPD-Verbot. Espresso-Verlag 2001. 192 S. (NB525z) 15,90 Euro
Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat sind sich einig: Die NPD muß verboten werden! Dem widerspricht Horst Mahler, Anwalt der NPD. Der Ausgang ist ungewiß. Der Autor war als Jugendlicher bis zu seinem Ausstieg 1991 selber viele Jahre Mitglied und Funktionär in NPD und DVU. Er weiß, wovon er redet, und er befürwortet ein Verbot. Er begründet dies detailliert und Kenntnisreich mit der Geschichte, der Praxis und der Programmatik der NPD – gleichzeitig ist er sich bewußt, daß ein Verbot kein Allheilmittel ist. Mit diesem Buch will der die Erkenntnisse über die NPD vertiefen und verbreitern und gleichzeitig zu einem offensiven Dialog über das Pro und Contra eines Verbots beitragen.



Martin Dietzsch und Alfred Schobert: V-Leute bei der NPD. Geführte Führende oder Führende Geführte? Sonderausgabe der Archiv-Notizen. DISS 2002. 42 S. Im Großformat. (NB613) 5 Euro
Diese Studie wurde von der Bundestagsfraktion der PDS in Auftrag gegeben.



Matthias Küntzel / Klaus Thörner: Goldhagen und die deutsche Linke. Elefantenpress. (NB39z) 15,30 Euro
Wie die gesamte deutsche Gesellschaft haben auch viele deutsche Linke zwischen „den Nazis“ und „den Deutschen“ einen Gegensatz konstruiert. Mit diesem Mythos hat Goldhagens Studie über „Hitlers willige Vollstrecker“ aufgeräumt. Wie hat die Linke auf diese Herausforderung reagiert, warum reproduziert auch sie bis heute die Entlastungsargumente der deutschen „Tätergemeinschaft“? Die Autoren führen diese Haltung zum einen auf nationalistische Traditionen in der deutschen Arbeiterbewegung zurück, zum anderen zeigen sie auf, daß auch die Linken die Singularität des Holocaust nicht in ihrer ganzen Dimension erfassen konnten und wollten. Sie gehen der Befangenheit der deutschen Linken gegenüber den Verbrechen ihrer Eltern und Großeltern auf den Grund und kommen zu dem Ergebnis, daß „nach Goldhagen“ die Geschichte ihrer Verleugnung neu aufgerollt werden muß, an der die deutsche Linke – ob Ost oder West – erheblich mitgewirkt hat.



Birgit Schmidt: Kein Licht auf dem Galgen. Ein Beitrag zur Diskussion um KPD/SED und Antisemitismus. Unrast Verlag 2006. 104 S. (NB894) 11 Euro
„In der Historik und für die Linke gilt, daß die KPD keine antisemitische Partei gewesen ist. Das ist richtig, und stimmt dennoch nicht, denn angesichts des Siegeszuges der Nationalsozialisten setzte die KPD-Führung auf die ideologische Rückgewinnung der nationalisierten Massen und buhlte um den 'deutschen Arbeiter' auch dort, wo er sich bereits in SA- oder SS-Uniform befand, und entschied sich damit eindeutig für die Verfolger und nicht für die Verfolgten. Birgit Schmidt analysiert berühmte Lagerromane (von Wolfgang Langhoff, Willi Bredel u.a.) und weist nach, daß dort, wo Kommunisten dazu angehalten waren, sich agitatorisch um die SS-Wachmannschaft zu bemühen, einer Solidarisierung mit Juden, aber auch mit anderen Opfern der NS, bewußt entsagt wurde. Die antisemitische Verfolgungswelle in allen Staaten des Stalinschen Einflußbereiches zu Beginn der 50er Jahre wurde in der DDR von der Literatur flankiert, die den Zionismus mit Faschismus, gar mit Nationalsozialismus gleichsetzte und ansonsten darum bemüht war, das antisemitische Wesen des NS zu leugnen und die Kommunisten in den Focus der Verfolgungen zu rücken. Nicht umsonst stellte Anna Seghers im Rückblick auf diese Jahre in einer Erzählung den Verrat eines Kommunisten an seinem jüdischen Genossen heraus. Für sie blieb ein Hoffungsschimmer, Ein Licht auf dem Galgen, wie sie ihre Erzählung nannte, aber tatsächlich provoziert die (erneute) Lektüre von kommunistischer Literatur dazu, die Einschätzung, daß die KPD (und in ihrer Folge die SED) frei von Antisemitismus war, zu überdenken.“ (Klappentext).



Jürgen Elsässer, Andrei S. Markovits (Hg.): Die Fratze der eigenen Geschichte. Von der Goldhagen-Debatte zum Jugoslawien-Krieg. Elefantenpress 1999. 208 S. (NB75z) 15,30 Euro



Andreas Dietl, Heiner Möller, Wolf-Dieter Vogel u.a.: Zum Wohle der Nation. Elefantenpress 1998. 128 S. (NB40z) 10 Euro
Politiker aller Parteien fordern nationale Gefolgschaft, Verzicht und bedingungsloses Eingehen auf die Gesetze des weltweiten Wettbewerbs. Alles wird dem untergeordnet: das Sozialsystem, die innere Sicherheit, die Demokratie. Gewinnen wird, wer sich als innovativster Manager des Unternehmens Deutschland präsentiert. Das Modell einer autoritär formierten Konsendemokratie zeichnet sich ab, die nur noch den zu Worte kommen läßt, der „deutsche“ Interessen formuliert.



Wolfgang Wippermann: Wessen Schuld? Vom Historikerstreit zur Goldhagen-Kontroverse. Elefantenpress. (NB41z) 12,74 Euro



Kurt Pätzold: Kein Streit um des Führers Bart. Kontroversen um Deutschlands „dunkle Jahre“ 1933 bis 1945. PapyRossa Verlag 2013. 424 S. (NB1253) 24,90 Euro
Aus gutem Grunde rät der Volksmund von einem „Streit um des Kaisers Bart“ ab. Um keinen Streit um den mickrigen Bart jenes Führers, den der Titel meint, geht es Kurt Pätzold. Er behandelt nicht Zweit- und Drittrangiges, sondern Fragen von Gewicht, die an die zwölf Jahre des deutschen Faschismus zu stellen sind. Die nach der Urheberschaft des Krieges, der in Europa im Mai 1945 endete, ist die zentrale. Gleichsam dahinter gibt es weitere Fragen, die vielfach von heftigen Debatten begleitet werden: Wie kam Hitler an die Staatsmacht? Welche Ursachen hatte das Zustandekommen seiner Massengefolgschaft? Wie entwickelten sich die Lebensverhältnisse der Deutschen? In welchem Grade wurden sie vom National- und Rassenchauvinismus geleitet? Wollten sie mehrheitlich den Krieg? Warum folgten sie ihrem Führer „bis zum Endsieg“? Waren sie „willige Vollstrecker“ der antisemitischen Politik? Warum ist die Erfindung eines Götz Aly, die kleinen Leute seien „Nutznießerchen“ des Regimes gewesen, heute so willkommen?
Kurt Pätzold, Prof. Dr. phil, *1930. Befasst sich seit einem halben Jahrhundert mit der Geschichte des deutschen Faschismus. Er lehrte und forschte zu DDR-Zeit an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, am Institut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften und der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Mitglied der Leibniz Sozietät. Seine speziellen Forschungsgegenstände bilden Antisemitismus, Judenverfolgung sowie die Fragen nach der Massengefolgschaft des Naziregimes.



Achim Greser: Der Führer privat. Mit einem Nachwort von Wiglaf Droste. Edition Tiamat. (NB1241) 10 Euro
"Weil die wissenschaftliche Kritik ihren Gegenstand als seriös voraussetzt, wurde immer eins unterschlagen: daß Hitler eine vollkommen lächerliche und alberne Figur war. Diese tiefe Weisheit hat Achim Greser in 44 Bildern festgehalten." (Klappentext). Bekannt aus „Titanik“.



Kurt Pätzold: Der Führer ging, die Kopflanger blieben. Ein historisches Finale und aktuelle Kontroversen. PapyRossa Verlag 2005. 144 S. (NB898) 12,90 Euro
Der Führer ging, aber nicht von alleine! Warum das so kam und nicht anders, welcher Anstrengungen und Opfer es gerade in den dramatischen letzten Monaten noch bedurfte, damit Deutschland und die Welt ihn loswurden, macht Kurt Pätzold im ersten Teil seines Buches deutlich. Dabei zeigt er am Beispiel Dresdens, welche Schrecken der Wahn vom Endsieg bis 5 nach 12 auch für die deutsche Zivilbevölkerung verursachte. Die Kopflanger blieben und melden sich immer lautstärker zu Wort. Selbst Autoren, die einst ein X von einem U unterscheiden konnten, sehen heute nur noch deutsche Opfer. Oder entdecken medienwirksam „Hitlers Volksstaat“ und einen ominösen „nationalen Sozialismus“, nehmen damit die Demagogie der Nazis und den Schein der faschistischen Volksgemeinschaft für bare Münze und lassen die realen Interessen verschwinden, die des Führers Politik bedingten. Davon handelt der zweite Teil.
Dr. phil. Kurt Pätzold, geboren 1930, war bis 1992 Professor für deutsche Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. International renommierter Historiker und Faschismusforscher.



Reiner Fenske: Vom „Randphänomen“ zum „Verdichtungsraum“. Geschichte der „Rechtsextremismus“forschungen seit 1945. Unrast Verlag 2013. 190 S. (NB1269) 16 Euro
Das Buch geht von der Beobachtung aus, dass eine völlige Konfusion über Begriffe und Begriffsinhalte in den Forschungen zur „extremen Rechten“ vorherrscht. Indem die Wissens- und Begriffsgeschichte des „Rechtsextremismus“ in der Bundesrepublik im Kontext des Kalten Krieges (Walter Lippmann) geschrieben wird, zeigt sich, in welchem politisch hochgradig umkämpften Feld sich verschiedene Ansätze herausbilden, behaupten oder marginalisiert werden.
Seit 1945 bis in die frühen 1990er Jahre wird eine Kontinuität bestimmter Deutungsmuster in der Bundesrepublik deutlich. Als öffentlich besonders wirkmächtig hat sich dabei im Gefolge der Totalitarismustheorie die „Extremismustheorie“ erwiesen, die seit etwa Mitte der 1970er Jahre zur offiziellen Deutungslinie für den „Rechtsextremismus“ wurde. Das hat bis heute erhebliche Ausblendungen und Verkürzungen zur Folge. Diese sind teils schon im Begriff „Extremismus“ an sich angelegt, teils werden sie aber auch verstärkt durch eine wissenschaftspolitische Einflussnahme seitens der Politik sowie staatlicher Behörden.
Abschließend werden neuere Ansätze der Forschung vorgestellt und diskutiert, inwiefern sie sich für eine Neukonzipierung der Forschung zur extremen Rechten eignen. Stärkerer Aufmerksamkeit bedürfen demnach Studien zum Bildungssystem sowie zur leistungs- und arbeitsbezogenen Wertesozialisation, um zu einem neuen integrierenden Ansatz gelangen zu können.



Wolfgang Wippermann: Umstrittene Vergangenheit. Fakten und Kontroversen zum Nationalsozialismus. Elefantenpress (NB42z) 20,40 Euro
Die NS-Vergangenheit prägt die Gegenwart, wie zuletzt die Goldhagen-Kontroverse und die Wehrmachtsausstellung gezeigt haben. Dabei ist die Geschichte des Nationalsozialismus besonders intensiv erforscht, aber auch besonders kontrovers gedeutet worden. Das Buch informiert über die Geschichte und Forschungsgeschichte des Nationalsozialismus.



Alexander Bahar, Wilfried Kugel: Der Reichstagsbrand. Geschichte einer Provokation. Papyrossa Verlag 2013. 360 S. (NB1279) 17,90 Euro
Wer hat im Februar 1933 den Reichstag angezündet? Die Kontroverse um diese Frage reißt bis heute nicht ab. Bisher vollzog sich die Debatte indes ohne Kenntnis von 50.000 Seiten Original-Akten, die in Moskau und in der DDR lagerten. Sie wurden 2001 erstmals von Alexander Bahar und Wilfried Kugel ausgewertet. Ihr Fazit: Die noch immer verbreitete These einer Alleintäterschaft des Holländers van der Lubbe ist nicht zu halten. Vielmehr weisen alle dokumentierten Fakten auf Teile der SA unter Federführung des damaligen Reichstagspräsidenten Hermann Göring als Urheber hin. Die Autoren fassen in populärer Form ihre wichtigsten Forschungsergebnisse zusammen: Der Brandverlauf, die anschließenden Ermittlungen sowie die von den ermittelnden Behörden unterdrückten Hinweise auf Täter, Hintermänner und Mitwisser werden detailliert rekonstruiert. Die Darstellung wird ergänzt durch eine Dokumentation der noch immer andauernden Bemühungen, die wirklichen Brandstifter zu entlasten.



Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch, aktualisierte Ausgabe 2005, Aufl. 2015. 736 S. (NB1104) 16,95 Euro
Das Lexikon informiert mit 4.300 Artikeln ausführlich über die wichtigsten Personen aus Justiz, Kirchen, Wohlfahrtseinrichtungen, Kultur, Wirtschaft, Publizistik, Wissenschaft, Medizin, Polizei, Wehrmacht sowie über tragende Personen aus NSDAP, SA und SS. Das Personenlexikon informiert außerdem über dren Karrieren nach 1945, soweit diese ausfindig zu machen waren.



Erich Später: Villa Waigner. Hanns Martin Schleyer und die deutsche Vernichtungselite in Prag 1939–45. Konkret Texte 2009. 100 S. (NB1135) 12 Euro
Mit der Besetzung Prags begann am 15. März 1939 eine sechsjährige deutsche Terrorherrschaft über das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Es wurde dem deutschen Herrschaftsbereich eingegliedert, von deutschen Konzernen und Banken ausgeplündert, das Eigentum seiner 80.000 jüdischen Bürger an deutsche Banken, Konzerne, Gemeinden, Wohlfahrtsverbände und Zehntausende Volksgenossen verteilt. Erich Später schildert den Prozess der Entrechtung, Enteignung, Deportation und Ermordung der tschechischen Juden. Beispielhaft rekonstruiert er die Enteignung und Ermordung des jüdischen Ehepaares Waigner, dessen Prager Villa ein begehrtes Objekt der Begierde hoher Nazifunktionäre wurde. Den Zuschlag für die „Judenvilla“ erhielt schließlich der SS-Offizier Hanns Martin Schleyer. Die Geschichte der Villa Waigner und hier erstmals publizierte Dokumente über das Schicksal der jüdischen Besitzer sowie über die Nazikarriere der Bewohner ihrer arisierten Villa machen die Erkenntnis unausweichlich: Ohne Männer wie Hanns Martin Schleyer Schleyer wäre weder der Vernichtungskrieg im Osten noch der Holocaust möglich gewesen.



Norbert Frei (Hg.): Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945. Campus-Verlag 2002. 364 S. Hc. (NB598) 25,50 Euro
Hitlers Eliten – die schwere Hypothek der jungen Bundesrepublik. Fast alle Unternehmer und Juristen, Journalisten, Militärs und Mediziner, die dem NS-Regime gedient hatten, konnten ihre Karrieren nach 1945 fortsetzen. Das Buch zur großen ARD-Serie dokumentiert die Geschichte dieser beklemmenden Kontinuität.



Otto Köhler: Hitler ging – sie blieben: Der deutsche Nachkrieg in 16 Exempeln. Edition Berolina. 192 S. (NB1331) 9,99 Euro.
Otto Köhler skizziert 16 schaurige biographische Porträts zum Thema NS-Kontinuität in der BRD. Seine hier versammelten Schriften zeichnen ein eindeutiges Bild: Die Bundesrepublik hat sich als Rechtsnachfolgerin des NS-Staates nie eindeutig mit dem faschistischen Erbe auseinandergesetzt oder sich ideell wie personell distanziert. Nach wie vor ungeheuerliche Lektüre zu einem immer noch aktuellen Problem.



Otto Köhler: Hitler ging, sie blieben. Der deutsche Nachkrieg in 16 Exempeln. Konkret 1996. 154 S. (NB4) 10,15 Euro



Janis Schmelzer: IG Farben – vom „Rat der Götter“. Aufstieg und Fall. Schmetterling Verlag 2006. 200 S. (NB945) 14,80 Euro
Die IG Farben hat von zwei Weltkriegen profitiert und war in die Politik der jeweiligen Machthaber verstrickt. Die Verbrechen des deutschen Chemie-Kartells, dem u.a. Bayer, Hoechst und BASF angehörten, sind belegt und bekannt, weniger jedoch die Methoden, Kunstgriffe und Maßnahmen, die zu seiner Machtfülle und zu deren Mißbrauch führten. Davon ist in diesem Buch vorrangig die Rede. Es soll einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis des Phänomens IG Farben leisten, vor allem dazu, wie ein gut bürgerliches, international anerkanntes Unternehmen sich zum NS-Musterkonzern entwickeln konnte. Darüber hinaus kann man dieses Buch nicht nur als fundierte und faktenreiche historische Darstellung, sondern auch als zeitloses Lehrstück für die verhängnisvolle Verquickung von Politik, militärischer und wirtschaftlicher Macht verstehen.



Eberhard Czichon: Deutsche Bank – Macht – Politik. Faschismus, Krieg und Bundesrepublik. PapyRossa Verlag 2001. 328 S. (NB511) 18,50 Euro
Wie war das mit der Deutschen Bank im Fachismus? Welche Rolle hat sie bei der „Arisierung“ der Wirtschaft gespielt? Wie hat sie an Zwangs- und Sklavenarbeit, an Rüstung und Krieg profitiert? In welcher Form war sie an der Ausplünderung der besetzten Länder beteiligt? Wie konnte sie ihre wirtschaftliche Macht über den Krieg hinwegretten und ihren politischen Einfluß restaurieren? Eberhard Czichon hat Aktenbestände ausgewertet, die einst in der DDR lagerten und heute bei der Deutschen Bank ruhen. Er führt seine vergriffene Studie fort und äußert sich auch zu dem legendären Prozeß, den Hermann Josef Abs und der Bankvorstand gegen ihn anstrengten.



Ulrich Sander (Hg.): Von Arisierung bis Zwangsarbeit. Verbrechen der Wirtschaft an Rhein und Ruhr 1933 bis 1945. PapyRossa Verlag 2012. 348 S. mit zahlr. s/w-Abb. (NB1217) 16,90 Euro
Zum Beispiel Krupp. Der Konzern habe sich stets um einen humanen Kapitalismus bemüht, berichtete das Fernsehen zum 200jährigen Firmenjubiläum. Ob da auch an die zwölf Jahre nach 1933 gedacht war? Das letzte Tabu sei gebrochen, hatte es mit Blick auf die verdienstvolle Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ geheißen. Aber „blinde Flecken“ blieben trotzdem. So in einem Bereich, der weniger lautstark diskutiert wird, jedoch mindestens ebenso wichtig war für die Funktionsweise der faschistischen Herrschaft in Deutschland wie die Wehrmacht: Die Rolle von Wirtschaftsführern und Unternehmen bei faschistischen Planungen für Krieg und Massenmord, als Akteure und insbesondere als Profiteure. Das Buch stützt sich auf selbstrecherchiertes Material von Geschichtswerkstätten und VVN-BdA, um an Verbrechen der wirtschaftlichen Eliten an Rhein und Ruhr zu erinnern: Von Abs bis Zangen, von Flick bis Quandt, von IG Farben bis Oetker-Pudding, von Arisierung bis Zwangsarbeit. Und auch Krupp wird nicht vergessen.



Ulrich Sander: Der Iwan kam nur bis Lüdenscheid. Protokoll einer Recherche zur Zwangsarbeit. PapyRossa Verlag 2015. 238 S. (NB1307) 15,90 Euro
Ulrich Sander konnte rund 7.500 Personenakten von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus dem Raum Lüdenscheid erkunden und damit vermutlich 1.500 Überlebenden zu einer Entschädigung verhelfen. Mit Hilfe des Stadtarchivs erforschte er die Morde an einer unbekannten Zahl von Montenegrinern wie an Insassen des Arbeitserziehungslagers Hunswinkel. Dieser Teil seiner Tätigkeit gehört zu den düstersten Enthüllungsgeschichten seines Arbeitsjournals. Es zeigt auf, mit welchen Methoden und von wem die ohnehin mühsamen Nachforschungen erschwert wurden: durch örtliche Wirtschaft, konservative Politik, einen Einbruch mit Datenklau im Rathaus bis hin zur Verweigerung, an der Aufklärung mitzuwirken. Diese ist noch nicht abgeschlossen. Auf der Tagesordnung stehen Entschädigungen für sowjetische ZwangsarbeiterInnen mit Kriegsgefangenenschicksal, für die griechischen und italienischen Opfer der Wehrmachtsverbrechen sowie die ungesühnten Verbrechen der Reichsbahn.
Ulrich Sander, Jg. 1941. Journalist und freier Autor. Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN - BdA). Zahlreiche Bücher und Zeitschriftenbeiträge.



Kurt Pätzold: Deutschland 1933-39 Vorkrieg. PapyRossa Verlag 2016 Reihe Basiswissen. 152 S. (NB1360) 9,90 Euro
"Basiswissen" bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Das war noch vor dem Kriege. Der Satz gehörte zu den Zeitbestimmungen der Deutschen, die 1945 dem Tod an den Fronten und in den Bombennächten entkommen waren. Zunehmend mit den Jahren, verklärte sich ihnen vielfach ihr Leben zwischen 1933 und 1939, verglichen mit jenem danach. Wie also hatten sie in diesem »Dritten Reich« wirklich gelebt, als ihnen der »Führer« seine Friedensliebe wieder und wieder beteuerte? Warum hatten sie diesem Adolf Hitler geglaubt? Und warum so viele und so lange, bis sie an jenem 1. September sich in den Krieg gestürzt sahen, den sie nun aber nicht verlieren wollten? Nicht schuldlos und ohne eigenes Zutun wurde die Mehrheit des deutschen Volkes in diesen Vorkriegsjahren tatsächlich betrogen und für Ziele eingenommen, von denen sie sich zum eigenen Nutzen besser abgewandt hätte. Es sind dies die Jahre, in denen sie konditioniert wurde für das, was kommen sollte: Massenhaft verübte Verbrechen an anderen Völkern. Der Abriss jener sechseinhalb Vorkriegsjahre ist auch ein Buch gegen Legenden und noch immer verweigerte Erkenntnisse.



Kurt Pätzold: Deutschland 1939-45 Krieg. PapyRossa Verlag 2016 Reihe Basiswissen. 132 S. (NB1361) 9,90 Euro
Dieser Band setzt den zeitlich vorausgehenden fort. Wie dieser will auch er dem Bedürfnis nach kompakter, womöglich erster Information über das Geschehen gerecht werden. Anhand der hier dargestellten fünfeinhalb Jahre lässt sich exemplarisch studieren, wie Kriege gemacht und wie Völker in sie hineingetrieben werden. Auch lässt sich ihnen Auskunft darüber abgewinnen, wie Menschen dazu gebracht werden konnten, sich als »Volksgenossen« wider ihre eigenen – unbegriffenen – Grundinteressen zu verhalten, an der Front und in der Heimat, die kein Hinterland mehr, sondern zunehmend Schauplatz eines selbst verschuldeten Bombenkrieges war. Warum haben sie für die Rüstung geschuftet? Warum über Jahre Nächte in Luftschutzkellern erduldet? Warum bis zum bitteren Ende Befehle befolgt, die sie in den Tod jagten? Was haben sie sich bei alledem gedacht, was erwartet, was erhofft? Solche Fragen stehen im Zentrum des Bandes. Die Geschichte von nicht ohne eigene Schuld missbrauchten Millionen.



Kurt Pätzold / Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP 1920 bis 1945. PapyRossa Verlag Sonderausgabe 2002. 582 S. Hc. Mit Abb. (NB599) 14,95 Euro
Umfassende Gesamtdarstellung der politischen, ideologischen und organisatorischen Entwicklung der NSDAP.



Reinhard Kühnl: Der deutsche Faschismus in Quellen und Dokumenten. PapyRossa Velag, 7. durchgesehene und erweiterte Auflage 2000. 544 S. (NB194) 12,60 Euro



Reinhard Kühnl: Faschismustheorien. Ein Leitfaden. Aktualisierte Neuauflage. Distel Verlag 1990. 368 S. Pb. (NB406) 15,25 Euro



Reinhard Kühnl: Faschismus. Ursachen und Herrschaftsstruktur. Eine Einführung. Vierte, überarbeitete Auflage (1998). Distel Verlag. 136 S. Pb. (NB594) 10 Euro
Der deutsche Faschismus: Ursachen. Grundelemente der Herrschaftsstruktur. Der „Sozialismus“ der Nationalsozialisten. Die Bedeutung der preußischen Tradition. Faschismus als allgemeine Erscheinung: Ursache des Faschismus in Europa zwischen den Weltkriegen. War der Nationalsozialismus ein Faschismus? Was ist Faschismus?



Reinhard Kühnl, Gerd Wiegel u.a.: Die extreme Rechte. Zur neueren Entwicklung in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Distel Verlag 1998. 192 S. (NB851) 10 Euro
Die extreme Rechte hat in wichtigen europäischen Ländern Einfluß gewonnen auf das politische Klima und die politischen Entscheidungsprozesse – besonders in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien. Welches ist der gesellschaftliche Boden, auf dem rechtsextreme Ideologien und Bewegungen gedeihen können? Welche Gemeinsamkeiten weist die Entwicklung der extremen Rechten in diesen vier Ländern auf und welche Unterschiede sind erkennbar?



Kurt Gossweiler: Großbanken, Industriemonopole und Staat. Ökonomie und Politik 1914 bis 1932. Papyrossa Verlag 2013. 380 S. (NB1256) 24 Euro
1971 erstmals veröffentlicht, haben die Forschungsergebnisse von Kurt Gossweiler zur deutschen Wirtschaftsgeschichte in Kaiserreich, Erstem Weltkrieg und Weimarer Republik nichts an Bedeutung verloren. Es geht um die Frage, wie die Industrie- und Finanzkonzerne ihre ökonomische in politische Macht umsetzten, wie sie um Einfluß auf den Staatsapparat konkurrierten, welche unterschiedlichen Strategien sie in der Innen- und Außenpolitik verfolgten und wie ihre grundsätzlichen Interessen trotz aller Gegensätze zu gemeinsamen Zielsetzungen führten. Wie stets auf ein enormes Archivmaterial gestützt, geht Gossweiler Problemstellungen nach, die in der aktuellen Geschichtsschreibung vernachlässigt werden, und deckt die Wurzeln für Entstehung und Entwicklung unterschiedlicher Gruppierungen im deutschen Finanzkapital auf. Besonderen Wert legt er auf die oft vernachlässigte Rolle der Großbanken und den Einfluss des US-Finanzkapitals und einer an ihm orientierten Fraktion in den deutschen Wirtschaftseliten.



Kurt Gossweiler: Kapital, Reichswehr und NSDAP. Die Frühgeschichte – 1919 bis 1924. PapyRossa Verlag 2011. 472 S. Pb. (NB1192) 28 Euro
Mit seiner 1982 erstmals erschienenen Arbeit erschloss Kurt Gossweiler ein enormes Quellenmaterial zum sozialen Ursprung und Charakter des deutschen Faschismus, zur Frühgeschichte der NSDAP und zu ihren Verbindungen mit maßgeblichen Kreisen in Wirtschaft, Militär und Politik. Er untersucht die Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen von Faschismus allgemein und im Besonderen von dessen deutscher Variante, die sich selbst als Nationalsozialismus bezeichnete, und zeigt, aus welchen politischen und ideologischen Wurzeln sie hervorging. Ausführlich setzt sich Gossweiler mit diversen Spielarten der Hitlerlegende auseinander. Er zeichnet ein realistisches Bild der Person Hitler, ihrer politischen Funktion und Wirkung. Damit hilft er, die Frage zu beantworten, wie es der Nazi-Bewegung und ihrem „Führer“ wenige Jahre später gelingen konnte, zur Macht zu gelangen, danach Schritt für Schritt die Deutschen nahezu vollzählig hinter sich zu bringen und sie schließlich fast widerstandslos ins Verderben zu führen.



Kurt Gossweiler: Der Putsch, der keiner war. Die Röhm-Affäre 1934 und der Richtungskampf im deutschen Faschismus. PapyRossa Verlag 2009. 500 S. (NB1132) 28 Euro
Daß die Mordaktion vom Juni 1934, der der Stabschef der SA, Ernst Röhm, zusammen mit einem Großteil von deren Führungskorps zum Opfer fiel, eine Präventivmaßnahme gegen einen drohenden Putsch gewesen sei, glaubt kaum noch jemand. Bis heute hält sich dagegen die Auffassung, es habe sich dabei um eine persönliche Abrechnung und eine bloße Machtintrige innerhalb der Nazi-Führung gehandelt. Allenfalls wird darin noch ein Machtkampf zwischen Reichswehrgeneralität und SA-Führung gesehen. Demgegenüber weist Kurt Gossweiler in seiner erstmals 1983 erschienenen und lange vergriffenen Untersuchung auf der Basis eines umfassenden Archiv- und Quellenstudiums nach, wie unzulänglich solche Interpretationen sind. Überzeugend belegt er, daß die damaligen Ereignisse Ausdruck eines Richtungskampfes zwischen den mächtigsten Kapitalgruppen und zugleich der Versuch waren, eine Krise, die der faschistischen Diktatur in ihrer Konsolidierungsphase drohte, mit einem Gewaltstreich zu beenden.



Reinhard Opitz: Liberalismus – Faschismus – Integration. Edition aus dem Nachlaß in drei Bänden: Bd. 1: Liberalismus – Integration Bd. 2: Faschismus Bd. 3: Die „Röhm-Affäre“ BdWi-Verlag 2000. Drei Bände zus. 1496 S. (NB56) 152,40 Euro



Reinhard Opitz: Faschismus und Neofaschismus. Pahl-Rugenstein 1996. 476 S. (NB57) 25,50 Euro



Reinhard Opitz: Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945. Pahl-Rugenstein. 1072 S. (NB58) 34,75 Euro



Hannah Arendt: Macht und Gewalt. Mit einem Interview von Adelbert Reif. Serie Piper. 144 S. (NB749) 9,99 Euro



Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Mit einem einleitenden Essay von Hans Mommsen. Serie Piper 1986. 448 S. (NB800) 14 Euro
„Das Beunruhigende an der Person Eichmanns war doch gerade, daß er war wie viele und daß diese vielen weder pervers noch sadistisch, sondern schrecklich und erschreckend normal waren und sind. Vom Standpunkt unserer Rechtsinstitutionen und an unsren moralischen Urteilsmaßstäben gemessen, war diese Normalität viel erschreckender als all die Greuel zusammengenommen.“ Hannah Arendt



Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. Serie Piper 396 S. (NB396) 12,95 Euro
Ihre Weigerung, die Vergangenheit wahrzunehmen und zu verarbeiten, war in der Nachkriegszeit als kollektives Phänomen der Deutschen zu beobachten. Hellsichtig decken die beiden Autoren verborgene, unbewußte Einstellungen und Verhaltensschemata auf, die bis in die Gegenwart wirken.



Otto-Ernst Duscheleit: Von der Waffen-SS zum Friedensdienst. Mein Weg aus Schweigen und Vergessen. Mit einem Nachwort von Jürgen Müller-Hohagen. Verlag Brandes & Apsel 2006. 208 S. mit Abb. (NB986) 19,90 Euro
Otto-Ernst Duscheleit zeigt, daß es auch für jemanden, der als junger Mann zum Handlanger eines unmenschlichen Systems wurde, eine Alternatzive zum Verschweigen und Verdrängen gibt. Er ist den Älteren ein Beispiel, daß es nie zu spät ist, sich kritisch mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Und er wendet sich an die Jüngeren, indem er mahnt, dem Faschismus nie wieder eine Chance zu geben.



Kurt Pätzold: Im Rückspiegel: Nürnberg. Der Prozeß gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher 1945/46. PapyRossa Verlag 2006. 256 S. (NB961) 16,90 Euro
Die Idee, mit Hitler und anderen herausragenden Führern des Nazireiches „kurzen Prozeß“ zu machen, wurde im Verlauf den Zweiten Weltkrieges vielfach erörtert. Durchgesetzt hat sich demgegenüber der Plan, sie vor ein Internationales Militärtribunal zu stellen. Das geschah einige Monate nach Kriegsende in Nürnberg. Unwiderlegbare Beweise für unglaubliche Tatsachen wurden gerichtsnotorisch gemacht. Das blockierte die Stilisierung von Verbrechern zu Märtyrern. Den wichtigsten Prozeß der Neuzeit nimmt der Berliner Historiker Kurt Pätzold in den Rückspiegel. Er verfolgt Höhepunkte im Verlauf des Gerichtsverfahrens, beleuchtet das Verdienst der Ankläger, die Rolle der Angeklagten und ihrer Verteidiger und die Prozeßführung durch die Richter der vier Mächte, wendet sich dem zeitgenössischen Echo in Deutschland und dem der späteren Jahre in den beiden deutschen Staaten sowie – nach 1990 – in der vergrößerten Bundesrepublik zu. Eine Chronik von der Vorgeschichte des Prozesses bis in unsere Tage beschließt den Band.



Kurt Pätzold: Stalingrad und kein Zurück. Wahn und Wirklichkeit. Militzke-Verlag. (NB641) 17,90 Euro
Am 23. November 1942 schloß eine sowjetische Großoffensive den Ring um die von Generaloberst Friedrich Paulus geführte 6. Armee. Die Schlacht um Stalingrad erreichte ihren entscheidenden Wendepunkt. Der Autor konzentriert sich auf Fragen, die bis heute umstritten sind: Wovon ließen sich Hitler und seine Berater leiten, als sie im Frühjahr 1942 eine Million deutscher Soldaten auf einen extrem abenteuerlichen Feldzug schickten? Was ging in dem Armee-Oberbefehlshaber Paulus und den eingeschlossenen Generalen vor, als sie sich in aussichtsloser Lage jedes eigenen Entschlusses enthielten, ihre Untergebenen zu retten? Wie blickten die militärischen Führer, die sich in Gefangenschaft begaben und überlebten, auf ihre Rolle zurück? Pätzolds Buch umfaßt den Zeitraum vom Frühjahr 1942 bis zum Ende des Winters 1943. Es mündet in die Auseinandersetzung um die Frage, wie es den Machthabern gelingen konnte, die politische, militärische, propagandistische und psychologische Krise nach der Niederlage in Stalingrad zu überwinden und das skrupellose Konzept „Wenn nicht Sieg, dann Untergang“ bis in die Maitage des Jahres 1945 zu verfolgen.



Margaret Collins Weitz: Frauen in der Résistance. Unrast Verlag 2002. 428 S. Hardcover mit Schutzumschlag. Abbildungen. (NB801) 25 Euro



Florence Hervé (Hg.): Mit Mut und List. Europäische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg. PapyRossa Verlag. 294 S. Mit einigen Abbildungen. (NB1454) 17,90 Euro
Im Mai 2020 jährt sich zum 75. Mal die Befreiung von der Terrorherrschaft des deutschen Faschismus. Zu ihr trug der Widerstand von Menschen in ganz Europa bei, darunter waren zahlreiche Frauen. Oftmals unter Lebensgefahr kämpften sie für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, für internationale Solidarität und ein friedliches Zusammenleben der Völker. Diese Frauen haben zudem die ihnen zugewiesene hergebrachte Geschlechterrolle durchbrochen und ihre Emanzipation gelebt. Erst im Jahr 2019 hat der Bundestag beschlossen, den Beitrag von Frauen zum deutschen Widerstand zu würdigen – der mutige Widerstand in anderen europäischen Ländern blieb unerwähnt. In dem von Florence Hervé herausgegebenen Band werden hingegen 75 Frauen aus mehr als zwanzig Ländern vorgestellt. Ein breites Team von Wissenschaftlerinnen und Journalistinnen aus ganz Europa hat dazu beigetragen. Sie vervollständigen das historische Bild vom antifaschistischen Widerstand um die Frauenperspektive und machen zugleich Mut für den Einsatz gegen Neofaschismus, Rechtspopulismus, Fremdenhass, Sexismus und Krieg.
Mit Beiträgen von Sabine Bade, Tina Berntsen, Gisela Blomberg, Antje Dertinger, Irene Fick, Cristina Fischer, Erni Friholt, Mechthild Gilzmer, Christiane Goldenstedt, Lia Gorter, Frits Grimmelikhuizen & Manja Pach, Mareen Heying, Mari Jonassen, Beate Kosmala, Kathrin Mess, Ulrike Müller, Frédérique Neau-Dufour, Regina Scheer, Helga W. Schwarz, Hanni Skroblies, Ingrid Strobl, Christl Wickert sowie der Herausgeberin Florence Hervé.



Manfred Tietz: „Meinen Mund schließt nur der Tod“. Mathias Thesen 1891-1944. Eine biographische Dokumentation. Pahl-Rugenstein Verlag 2007. 230 S. Mit Abb. (NB1048) 16,95 Euro
Ein politisches Porträt des Duisburger KPD-Reichstagsabgeordneten und Widerstandskämpfers Mathias Thesen in Bildern, Berichten und Dokumenten – erweitert durch biographische Notiten über einige seiner engsten Familienangehörigen, Weggefährten und Mithäftlinge.



Hellmut G. Haasis: „Den Hitler jag ich in die Luft“. Der Attentäter Georg Elser. Biografie. Neue, überarbeitete Ausgabe. Edition Nautilus 2009. 400 S. mit 25 s/w-Illustrationen. (NB1137) 22 Euro
München, 8. November 1939: Alles war sorgfältig vorbereitet. In dreißig Nächten hatte Georg Elser im Pfeiler hinter dem Rednerpult eine Bombe installiert. Doch kurz bevor sie explodierte, hatte Hitler, früher als sonst, den Bürgerbräukeller verlassen. Zum gleichen Zeitpunkt war der Attentäter durch aberwitzige Umstände bereits verhaftet. Noch während Hitler seine Zuhörer gegen England aufstachelte, hatte Elser bei Konstanz versucht, unbemerkt in die Schweiz zu gelangen. In seiner Jackentasche fanden die Zöllner eine Postkarte des Bürgerbräukellers, die den „illegalen Grenzgänger" später zum Verdächtigen machte. Er wurde an die Gestapo nach München ausgeliefert und dort nach schweren Folterungen zu einem Geständnis gezwungen. Am 9. April 1945 wurde der schwäbische Widerstandskämpfer im KZ Dachau ermordet. Bis dahin suchte die Gestapo in endlosen Verhören nach den „Hintermännern“. Hitler und Himmler wollten nicht glauben, daß Elser allein gehandelt hatte; es mußte Drahtzieher geben. Es gab sie aber nicht – ein Umstand, der später auch die Historiker verwirrte: Ein Handwerker, der keiner politischen Gruppe angehörte, ein Einzelner, der früh erkannte, daß der Kriegstreiber Hitler nur mit Gewalt gestoppt werden kann, passte in keine ideologische Schublade. Das Buch beschämt auch die bürgerliche Geschichtsschreibung, die sich lange weigerte, einen Mann zu akzeptieren, der das frühzeitig zu tun versuchte, wozu die deutschen Eliten aus Militär, Adel und Großbürgertum nicht fähig waren.“ Wilhelm von Sternburg in „Die Zeit“.



Peter-Paul Zahl: Johann Georg Elser. Ein deutsches Drama. Trotzdem Verlag. 128 S. (NB796) 10 Euro



Alexander Goeb: Er war sechzehn, als man ihn hängte. Das kurze Leben des Widerstandskämpfers Bartholomäus Schink. Rororo 1981. 192 S. (NB318) 8,99 Euro
Bartholomäus Schink war Mitglied der Kölner „Edelweißpiraten“, einer Jugendgruppe. Sie machten Wanderungen, sangen am Lagerfeuer bündische Lieder und prügelten sich mit der HJ. Zuletzt führten sie einen verzweifelten Partisanenkampf gegen die Gestapo. Am 10.11.1944 wurde der gerade 16jährige im Kölner Arbeiterviertel Ehrenfeld öffentlich gehenkt. Er galt als „Staatsfeind“ und „Schwerverbrecher“ – und ist bis heute nicht als Widerstandskämpfer anerkannt.



Mike Steinhausen: Ruhrpiraten. Roman. Gmeiner Verlag 2018. 406 S. Klappenbroschur. (NB1400) 16 Euro
Edelweißpiraten Ruhrgebiet 1942. Während Deutschland im Gleichschritt marschiert, träumen der 16-jährige Egon Siepmann und sein Freund Fritz Gärtner von Freiheit und Abenteuer. Hin und her gerissen zwischen dem Kampf ums Überleben, den Schikanen der Hitlerjugend und der Verfolgung durch die Gestapo, suchen sie nach ihrer Identität. Doch wer sich in dieser Zeit auflehnt, wird bestraft. Und die Schergen des NS-Regimes kennen keine Gnade.



Das rote Hamborn. Politischer Widerstand in Duisburg von 1933 bis 1945. Begleitbuch zur Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum vom 3. Mai 2017 bis zum 28.Januar 2018. Mercator-Verlag. 96 S., zahlreiche Abb. (NB1417) 12,90 Euro

Duisburg war ein Zentrum des politischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Geprägt durch Bergbau und Schwerindustrie gab es eine breite und gewerkschaftlich organisierte Arbeiterklasse, aus der heraus sich der Widerstand formierte. Die stärksten Widerstandsaktionen in Duisburg gingen von sozialdemokratischen und kommunistischen Gruppen aus. Das Thema "Widerstand in Duisburg" konzentriert sich auf den industriellen Norden der Stadt, auf den Stadtbezirk Hamborn. Doch auch die Widerstandsarbeit in benachbarten Stadtgebieten wie Meiderich oder Ruhrort und weiter südlich im "roten Hochfeld" mit seinen Industrieanlagen am Rhein wird schlaglichtartig vorgestellt. Mit dem großen Binnenhafen und der Rheinschifffahrt, mit seinem Verkehrsknotenpunkt im Westen des Ruhrgebiets und nahe den Niederlanden bot Duisburg für die Organisation des Widerstands ideale Voraussetzungen.



Ulrich Chaussy, Gerd R. Ueberschär: „Es lebe die Freiheit!“ Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in Dokumenten und Berichten. FISCHER Taschenbuch 2013. 542 S., einige Abb. (NB1423) 10,99 Euro
Die Weiße Rose ist neben dem Widerstandskreis um Graf Stauffenberg heute eine der bekanntesten Widerstandsgruppen im Dritten Reich. Kern der Münchner Hitlergegner waren Hans Scholl, Alexander Schmorell, Sophie Scholl, Christoph Probst, Willi Graf und Professor Kurt Huber. Zwischen 1942 und 1943 verbreitete die Gruppe sechs Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen das NS-Regime aufrief. Ihren Mut und ihre Entschlossenheit, sich gegen die Nazi-Diktatur zur Wehr zu setzen, bezahlten die sechs und ein weiterer Unterstützer, der Student Hans Leipelt, mit dem Leben.
In diesem Band werden zum ersten Mal die zentralen Dokumente zur "Weißen Rose" kommentiert und historisch eingeordnet wiedergegeben. Die Geschichte des Münchner Widerstandskreises wird vor dem historischen Hintergrund des Krieges dargestellt und die wichtigsten Akteure werden biographisch porträtiert. Eindrucksvoll werden die dramatische letzte Aktion der Hitlergegner im Lichthof der Münchner Universität, die Verhöre der Gestapo und die Verhandlungen vor dem "Volksgerichtshof" sowie die Verbreitung des "Manifests der Münchner Studenten" auch noch nach deren Tod durch die Alliierten geschildert.
Dieser Band enthält:
- die zentralen Dokumente zur Weißen Rose, u. a. die Vernehmungsprotokolle von Sophie
und Hans Scholl, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Wilhelm Graf und Kurt Huber,
- und die Flugblätter der Weißen Rose.
- die Geschichte der Weißen Rose mit Biografien und Fotos ihrer Mitglieder,
- eine Einordnung der Weißen Rose in den Kontext des deutschen Widerstandes gegen Hitler
nach 1943
- sowie eine kommentierte Auswahlbibliographie.
"Ich würde es genauso wieder machen." Sophie Scholl



Detlef Bald: Die „Weiße Rose“. Von der Front in den Widerstand. Aufbau Taschenbuch 2004. 256 S. Mit Abb. (NB742) 9,50 Euro
Tief erschüttert von den entsetzlichen Zügen der Barbarei, wollten die Akteure der „Weißen Rose“ nicht mehr „nur“ über die Diktatur des Bösen aufklären, sondern einen „Umsturz herbeiführen“, damit staatliche Macht demokratisch gebändigt werden könnte. Die Erfahrungen während des Einsatzes als Sanitätsfeldwebel an der Ostfront im Sommer 1942 haben Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Hubert Furtwängler und andere Mitglieder der Gruppe entscheidend motiviert, vom passiven zum aktiven öffentlichen Widerstand überzugehen. Der Historiker Detlef Bald belegt dies anhand unveröffentlichter Akten, Briefe und Aufzeichnungen.



Pierre Joffroy: Der Spion Gottes. Kurt Gerstein. Ein SS-Offizier im Widerstand? Aufbau Taschenbuch 2002. 560 S. (NB582) 10 Euro
Kurt Gerstein ist eine der widersprüchlichsten und rätselhaftesten Gestalten der jüngeren deutschen Geschichte. Hochhuths „Stellvertreter“ machte sein Schicksal in den 60er Jahren bekannt. Der Regisseur Costa-Gavras setzt ihn in seinem Film „Der Augenzeuge“ (mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle) ein Denkmal.



Peter Gingold: Paris – Boulevard St. Martin No. 11. Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der Bundesrepublik. Hg. von Ulrich Schneider. PapyRossa Verlag 2009. 188 S. mit Abb. (NB1103) 14,90 Euro
Peter Gingold (1916-2006) war einer der profiliertesten jüdischen Widerstandskämpfer und Kommunisten in der Bundesrepublik. Besonders seit den 70er Jahren trat er als Redner auf politischen Kundgebungen gegen Naziaufmärsche und als Zeitzeuge in Schulen und bei Jugendgruppen auf. Er hatte viel zu berichten: Die Zeit des aufkommenden Faschismus in Deutschland, Exil in Frankreich und Widerstand in den Reihen der Résistance (Illegalität, politische Agitation unter deutschen Besatzungssoldaten, Flucht aus den Fängen der Gestapo und Teilnahme am Aufstand zur Befreiung von Paris 1944). Den 8. Mai 1945, das „Morgenrot der Menschheitsgeschichte“, erlebte er in Turin mit der italienischen Resistenza. Zurückgekehrt nach Deutschland, gestaltete er dort den politischen Neuanfang aktiv mit, musste jedoch erleben, wie er und seine Familie danach fast zwei Jahrzehnte der erneuten Verfolgung, der Ausbürgerung und des Berufsverbots erlebten. Trotzdem verstand er sich stets als „Mut-Macher“, seine Maxime: „Nie aufgeben!“



Karl Heinz Jahnke: Antifaschisten. Unbequeme Zeugen des 20. Jahrhunderts. Pahl-Rugenstein-Verlag Bonn 1994. 232 S.(NB151) 14,90 Euro



Karl Heinz Jahnke: Antifaschisten. Unbequeme Zeugen des 20. Jahrhunderts. Zweiter Band. Pahl-Rugenstein-Verlag Bonn 1996. 256 S.(NB149) 14,90 Euro



Allan Merson: Kommunistischer Widerstand in Nazideutschland. Vorwort Peter Gingold. Pahl-Rugenstein-Verlag 1999. 312 S. (NB150) 25,50 Euro
13 Jahre nach Erscheinen dieses Standardwerks des britischen Historikers machte der Pahl-Rugenstein-Verlag das Buch in deutscher Sprache zugänglich.



Gruppe MAGMA: „Denn Angriff ist die beste Verteidigung“. Die KPD zwischen Revolution und Faschismus. Pahl-Rugenstein 2001. 296 S. Hc. (NB515) 18,50 Euro
„Die KPD zwischen Revolution und Faschismus“ bedeutet zugleich eine zeitliche und inhaltliche Eingrenzung: Für die Jahre 1918 bis 1933 will das Buch im ersten Teil einen Überblick über das politische Profil wie über die Faschismusanalyse der KPD im Rahmen der Weimarer Republik geben. Im zweiten Teil wird danach gefragt, was für die Partei die Kategorie Volk bedeutete, wie sie zu Nationalismus und Antisemitismus sowie zur Frauenbewegung stand. Das Werk schließt mit fünf prägnanten Thesen über die KPD.



Heinrich Hannover: Der Mord an Ernst Thälmann. Eine Anklage. Röderberg-Programm im Pahl-Rugenstein-Verlag. (NB152) 8,60 Euro



Emil Carlebach: Hitler war kein Betriebsunfall. Hinter den Kulissen der Weimarer Republik: Die Programmierte Diktatur. 7., aktualisierte und erweiterte Aufl. Pahl-Rugenstein 1996. 224 S. (NB153) 12,90 Euro



Günther Weisenborn: Der lautlose Aufstand. Bericht über die Widerstandsbewegung des deutschen Volkes 1933-1945. Röderberg-Verlag Frankfurt. (NB154) 20 Euro



Peter Berens: Trotzkisten gegen Hitler. Neuer ISP-Verlag 2007. 224 S. (NB1014) 19,80 Euro
Die aus starken „ultralinken“ kommunistischen Oppositionsströmungen entstandene Linke Opposition der KPD (LO) an Rhein und Ruhr trat für die Einheitsfront aller Arbeiter gegen den Nationalsozialismus ein. Mitglieder einer westdeutschen LO-Kampfgruppe leisteten am 5. März 1933, dem Tag der Reichtagswahl, bewaffneten Widerstand gegen SA und Polizei. In der Illegalität arbeiteten sie, nun als Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD), eng mit der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen. Der Schwerpunkt der trotzkistischen Widerstandsarbeit lag in Betrieben, Kirchenkreisen und legalen bürgerlich-jüdischen Organisationen. Westdeutsche Exilanten waren führend in der Auslandsleitung der IKD tätig. Ende 1935 konnte die Gestapo die Bezirksleitung Rhein-Ruhr der IKD verhaften und viele Strukturen zerschlagen. Doch auch danach ging die Widerstandstätigkeit u.a. in Zuchthäusern und KZs weiter, wobei die Frauen eine wichtige Rolle spielten. Mit dem Zweiten Weltkrieg brachen die Verbindungen zur Exilleitung ab, die sich zudem vom Marxismus wegentwickelte. Nur wenige Überlebende sorgten 1945 für einen Neuanfang.



Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Heyne Taschenbuch. 432 S. (NB823) 10,99 Euro
Kogons Bericht stützt sich auf 150 Einzelprotokolle und eigene Erlebnisse als Inhaftierter. Wiederholt wollte der Autor sein Manuskript vernichten, so furchtbar war sein Inhalt. Aber er verwirklichte seine Absicht, die nackte Wahrheit zu schildern, objektiv, nichts zu verändern, nichts zu beschönigen und nichts zu verschweigen. So entstand ein historisches Werk ersten Ranges, das die Öffentlichkeit zum ersten Mal mit einer bis dahin für unvorstellbar gehaltenen Wirklichkeit konfrontierte.



Emil Carlebach, Willy Schmidt, Ulrich Schneider: Buchenwald. Ein Konzentrationslager. Berichte, Bilder, Dokumente. Herausgegeben im Auftrag der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora. Pahl-Rugenstein-Verlag Bonn 2000, 2., verbesserte Auflage 2005. 192 S. im Großformat, zahlr. Abbildungen. (NB824) 24,90 Euro



Hans Beimler: Im Mörderlager Dachau. Herausgegeben, kommentiert und um eine biographische Skizze ergänzt von Friedbert Mühldorfer. PapyRossa Verlag 2011. 194 S. Pb. mit 30 s/w-Abbildungen. (NB1210). 12,90 Euro
Kurz nach seiner abenteuerlichen Flucht aus dem Konzentrationslager Dachau im Mai 1933 schrieb der schwer gefolterte bayerische Kommunist und Reichstagsabgeordnete Hans Beimler nieder, was er dort hatte erleben müssen. Die Veröffentlichung war eine Sensation und wurde in mehrere Sprachen übersetzt, in internationalen Zeitungen zitiert – und in Deutschland illegal verbreitet. Hans Beimler wollte mit seinem Bericht zum Widerstand gegen die Nazidiktatur in Deutschland und im Ausland aufrufen. Er selbst leistete zunächst illegale Arbeit von Frankreich, der Tschechoslowakei und der Schweiz aus, bevor er mit den ersten Freiwilligen nach Spanien ging, um dort mit den Internationalen Brigaden gegen Franco zu kämpfen. Am 1. Dezember 1936 fiel Hans Beimler vor Madrid. Erstmals in der Bundesrepublik erscheint sein Erlebnisbericht in der Originalfassung, ergänzt um Fotos und Dokumente sowie um Anmerkungen zu Entstehungsgeschichte und zeitgeschichtlichen Hintergründen. Außerdem wird von Friedbert Mühldorfer in einer umfangreichen biographischen Skizze der Lebensweg des Antifaschisten Beimler nachgezeichnet.
Friedbert Mühldorfer, *1951. Lehrer an einem Münchner Gymnasium und Historiker, seit 1975 Mitarbeit in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Landesverband Bayern. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus, Geschichte der Arbeiterbewegung, Nachkriegsgeschichte.



Thomas „Toivi“ Blatt: Sobibór – der vergessene Aufstand. Aus dem Englischen übersetzt und mit Nachbetrachtungen versehen von Heike Kleffner und Miriam Rürup. Unrast Verlag – Reihe antifaschistischer Texte, 2004. 256 S. Und 66 Bildtafeln. (NB761) 18 Euro
„Eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte von Sobibór und der Geschichte des Holocaust überhaupt ist der Aufstand am 14. Oktober 1943, der zum Ende des Lagers führte. Ich habe Sobibór aufgrund dieses Aufstandes überlebt und habe seitdem immer das Gefühl gehabt, daß seine Geschichte und die von Sobibór als Ganzes erzählt werden muß.“



Artur Roth: Unter den Augen der SS. Otto Roth und der bewaffnete Aufstand im KZ Buchenwald. Pahl-Rugenstein-Verlag 1995. 200 S. Einige Abb. (NB157) 12,90 Euro



Gisela Karau: Der gute Stern des Janusz K. Eine Jugend in Buchenwald. Roman. Verlag 1900 Berlin 1994. 160 S. (NB158) 15,20 Euro
Dieses Buch erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe polnischer Jungen, die 1939 ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt wird. Als Robert Siewert, Maurer und selbst Gefangener in Buchenwald, die Kinder im Lager ankommen sieht, faßt er einen Plan, wie sie vor dem sicheren Tod gerettet werden könnten. Ob sein Plan gelingt? „Es geht um die Vermittlung von historischem Wissen. Angesichts rechtsradikaler Tendenzen der Gegenwart kann das Buch zugleich helfen, jungen Lesern die Augen zu öffnen und sie zu warnen.“ (aus einer Empfehlung der Stiftung Lesen).



Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hg.): Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark. Unrast Verlag 2. Aufl. 2005. 328 S. (NB845) 18 Euro
Im Frühjahr 1942 wurde das Mädchenkonzentrationslager Uckermark von Häftlingen des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück errichtet, 1945 zählte das Lager ca. 1.000 Mädchen und junge Frauen. Ein Erlaß von 1937 über die „vorbeugende Verbrechensbekämpfung“ hatte die Deportation von als „asozial“ kriminalisierten Mädchen möglich gemacht. Bis heute kämpfen viele dieser Frauen um ihre Anerkennung als Verfolgte und um einen dem Erinnern angemessenen politischen Umgang mit dem Gelände des ehemaligen Mädchen-KZs. Mitunter erhält man dabei den erschreckenden Eindruck der Kontinuität der Diskriminierung dieser Frauen. Der vorliegende Sammelband faßt Überlebensberichte, historisches Wissen, neue Recherchen und Forschungsergebnisse zusammen. Darüber hinaus werden anregende Diskussionen um eine mögliche Gestaltung der Gedenkstätte geführt.



Ceija Stojka: Träume ich, daß ich lebe? Befreit aus Bergen-Belsen. Hg. von Karin Berger. Picus-Verlag 2005. 120 S. Ln. (NB877) 14,90 Euro
„Mit der präzisen Beobachtungsgabe einer Elfjährigen nahm Ceija in Bergen-Belsen die Welt um sich herum auf. Als Zweiundsiebzigjährige beschreibt sie diese Eindrücke nun in detailreicher und konkreter Sprache und entwirft dabei Bilder von magischer Kraft. Ceija Stojka ist eine großartige Erzählerin. Sie ist mit den Geschichten ihrer Großmutter aufgewachsen und tief in der uralten Erzählkunst der Rom verwurzelt. Das wird in ihrem Erinnern spürbar: Worüber sie erzählt, ist oft schrecklich. Wie sie es erzählt, ist wunderbar.“ (Klappentext).



Gisela Spier-Cohen: Weggerissen. Erinnerungen an Theresienstadt. Jonas Verlag 2006. 80 S. (NB953) 13 Euro



Conrad Taler: Asche auf vereisten Wegen. Berichte vom Auschwitz-Prozeß
PapyRossa Verlag. Verbesserte und erweiterte Auflage, 172 Seiten.
(NB1451) 13,90 Euro
Was Holocaust-Überlebende als Zeugen im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963–1965) der Nachwelt überlieferten, hat Conrad Taler für eine jüdische Zeitung in Wien festgehalten. Zur Erstauflage seiner Berichte in Buchform im Jahr 2003 schrieb der Newsletter des Fritz-Bauer-Instituts, sie seien außerordentlich lesenswert, weil der Autor eine brillante Beobachtungsgabe besitze und weil ihn eine ungeheure Auditivität auszeichne. „Talers Buch ist jedem zu empfehlen, der sich rasch über den Verlauf des Auschwitz-Prozesses, über dessen Höhepunkte und die im Gerichtssaal ausgetragenen Konflikte ein Bild machen möchte. Jeder wird zudem durch Talers außerordentliches sprachliches Darstellungsvermögen belohnt.“ Zum 50. Jahrestag der Verkündung des Urteils gegen Mitschuldige am größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte wird das Buch jetzt neu aufgelegt, ergänzt unter anderem durch einen Aufsatz über den Initiator des Verfahrens, den hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, aus der Feder seiner Biografin Irmtrud Wojak.
Conrad Taler (Kurt Nelhiebel), geboren 1927, Journalist und ehemaliger Rundfunkredakteur, lebt in Bremen und ist als Autor für Printmedien im In- und Ausland tätig. Für sein publizistisches Lebenswerk wurde er 2014 mit dem Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon in Bremen ausgezeichnet.



Ulrich Schneider: Auschwitz. PapyRossa Verlag, Reihe Basiswissen. 142 S. (NB1452) 9,90 Euro
Auschwitz steht weltweit als Synonym für das – neben der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs und dem Vernichtungskrieg in den besetzten Gebieten der Sowjetunion – schlimmste Verbrechen des deutschen Faschismus: für den industriellen Massenmord an Menschen, die nicht in seine Rassenvorstellung oder seine Weltherrschaftspläne passten – Juden, Sinti und Roma, Slawen, sowjetische Kriegsgefangene, politische Gegner oder wegen ihrer sexuellen Orientierung aus der „Volksgemeinschaft“ Ausgegrenzte. Neben der Massenvernichtung in Auschwitz-Birkenau umfasste der Gesamtkomplex des Lagers auch die „Vernichtung durch Arbeit“ in Auschwitz-Monowitz, dem Buna-Werk der IG Farben. Damit benennt das Buch auch die „Profi teure des Todes“. Es bietet eine kompakte Einführung in die Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz und in die juristische Aufarbeitung dieses Menschheitsverbrechens. Dabei kommen die Überlebenden selber vielfältig zu Wort. Mit einem Geleitwort von Henri Goldberg, Präsident der Fondation Auschwitz.
Ulrich Schneider, Dr. phil., *1954, Historiker, Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) sowie Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).



Jules Schelvis: Eine Reise durch die Finsternis. Ein Bericht über zwei Jahre in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern. Unrast Verlag 2005. 192 S. (NB811) 16 Euro
Am 1. Juni 1943 wurden von den deutschen Besatzern 3006 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus dem holländischen Durchgangslager Westerbork in den Osten deportiert. Vier Tage später kamen sie in dem ostpolnischen Dorf Sobibór an. Niemand konnte ahnen, daß am Ende des Tages nur noch 81 junge Männer am Leben sein würden. Der Autor dieses Buches, Jules Schelvis, war einer von ihnen. An diesem Tag brach für Jules Schelvis eine Zeit von zwei Jahren in deutschen Vernichtungs- und Konzentrationslagern an, die ihn über die Stationen Sobibór, Dorohucza, Lublin, Radom, Tamaszów, Auschwitz ins schwäbische Vaihingen führte, wo er am 8. April 1945 befreit wurde. Er schrieb seine „Reise durch die Finsternis“ direkt nach seiner Befreiung auf. Dieses jetzt auf Deutsch erschienene Buch soll Zeugnis sein gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus.



Ihrer Stimme Gehör geben. Gegen das Vergessen. Überlebensberichte ehemaliger Häftlinge des KZ Flossenbürg. Hg. Von Bernhard Füßl und Sylvia Seifert (Arbeitsgemeinschaft ehemaliges KZ Flossenbürg e.V.). Pahl-Rugenstein 2001. 140 S. Pb. (NB609) 12,90 Euro



Jim G. Tobias, Peter Zinke: Nakam – Jüdische Rache an NS-Tätern. Konkret 2000. 176 S., einige Abb. (NB258z) 15,35 Euro
Kurz nach der Befreiung ist für den Großteil der Holocaust-Überlebenden das Bedürfnis nach Rache übermächtig. Weder Trauer noch Angst, weder Glück noch Hoffnung: Kein Gefühl ist so stark wie das Verlangen nach Vergeltung. Doch nur ein paar Dutzend ehemalige Partisanen, KZ-Häftlinge und Angehörige der „Jewish Brigade“ setzen ihre Racheschwüre in die Tat um. Über ein halbes Jahrhundert waren diese Pläne und Aktionen weitgehend unbekannt. Jim G. Tobias und Peter Zinke suchten einige der ehemaligen „Rächer“ in Israel auf und befragten sie zu ihren Motiven und Reaktionen. Zudem werteten sie bisher kaum bekannte Dokumente aus. vor 1119



Petra Bonavita: Mit falschem Pass und Zyankali. Retter und Gerettete aus Frankfurt am Main in der NS-Zeit. Schmetterling Verlag 2009. 192 S. mit zahlr. Abb. (NB1119) 19,80 Euro



Anne Frank: Tagebuch. Ergänzte Ausgabe mit einem Anhang. Fischer Taschenbuch 2015. 368 S. Mit Abb. (NB314) 10 Euro



Hans Peter Richter: Damals war es Friedrich. Dtv junior – Pocket-Bücher für Jugendliche. 176 S. (NB386) 6,95 Euro
Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in dieselbe Schulklasse. Sie werden Freunde, und jeder ist in der Familie des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude, und allmählich wirft der Schatten des Nationalsozialismus seine Schatten über ihn. Friedrichs Freund kann ihm immer weniger zur Seite stehen. Langsam gleitet die Geschichte aus der heilen Kinderwelt in ein unfaßbares Dunkel.



Uri Orlev: Die Insel in der Vogelstraße. Ravensburger. 192 S. (NB387) 5,50 Euro
Ein jüdisches Ghetto 1943: Bei der Deportation der Juden kann der elfjährige Alex fliehen. Eine Riune wird für 5 Monate seine Insel. Hier harrt er aus wie Robinson, erlebt den Aufstand, die SS, aber auch die Zuneigung eines Mädchens und endlich die Rückkehr des Vaters.



Julius Fucik: Reportage unter dem Strang geschrieben. Erste vollständige deutsche Ausgabe. Pahl-Rugenstein-Verlag 2000. 160 S. Hardcover mit Bildteil. (NB209) 12,75 Euro
Geschrieben im Gestapogefängnis Pankrác im Frühjahr 1943. Julius Fucik, Redakteur der kommunistischen Zeitung Rude Pravo, war eine Schlüsselfigur des tschechoslowakischen Widerstandes gegen die Nazi-Besatzung. Er wurde 1943 vom „Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und hingerichtet. Seine Aufzeichnungen wurden heimlich aus dem Gefängnis geschmuggelt. 1989 zettelte Präsident und „Bürgerrechtler“ Vaclav Havel eine schäbige Verleumdungskampagne gegen den ermordeten Widerstandskämpfer Julius Fucik an.



Wolfgang Wippermann: Konzentrationslager. Geschichte, Nachgeschichte, Gedenken. Elefantenpress 1999. 176 S. (NB81z) 13,75 Euro



Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Durchgesehene und erweiterte Ausgabe. Fischer Taschenbücher 3 Bände im Schuber (NB155) 25,99 Euro



Raul Hilberg: Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933-1945. Fischer Taschenbuch 1996, 5. Aufl. 2011. 368 S. (NB311) 9,95 Euro



Kurt Pätzold: Wahn und Kalkül. Der Antisemitismus mit dem Hakenkreuz. PapyRossa Verlag 2012. 246 S. (NB1215) 15,90 Euro
Kurt Pätzold, lehrte bis 1992 als Professor für Deutsche Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. International renommierter Historiker und Faschismusforscher. Gegenstand des Buches ist die Geschichte der Judenverfolgung und des Judenmordes, geplant und befohlen von den Machthabern des faschistischen Deutschen Reiches. Zudem befaßt es sich mit der Erforschung des Verbrechens, mit der Juristen, nicht Historiker den Anfang machten. Der Band schildert indessen nicht nur Ereignisse und Abläufe. Er fragt nicht allein nach dem Was und dem Wer, dem Wann und dem Wie, sondern auch nach dem Warum. Es geht also auch um die Motive, Antriebe und Ziele derer, die zuerst die Vertreibung der Juden aus dem Reichsgebiet, dann die Ermordung aller, derer sie in ihrem Machtbereich habhaft werden konnten, in Gang setzten und lenkten. Die Antworten werden aus dem Blick eines Historikers gegeben, der sich mit dem bloßen Verweis auf die Ideologie der Rassisten mit dem Hakenkreuz nicht begnügt. Durchmustert werden Resultate der Forschung, dargestellt die Kontroversen, gestrige und heutige, und markiert auch die blinden Flecken, die noch zu tilgen sind.



Ernst Klee: Was sie taten – Was sie wurden. Ärzte, Juristen und andere Beteiligte am Kranken- und Judenmord. Fischer Taschenbuch 1986. 368 S. Mit Abb. (NB312) 11,90 Euro



Ernst Klee: Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen. Fischer Taschenbuch 1991. 192 S. Mit Abb. (NB313) 8,95 Euro



Uki Goñi: Odessa. Die wahre Geschichte. Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher. Assoziation A 2006. 400 S. (NB944) 22 Euro
Der Name „Odessa“ steht für eines der irritierendsten Kapitel der Nachkriegsgeschichte: die massenhafte Flucht namhafter NS-Kriegsverbrecher – unter ihnen Adolf Eichmann, Klaus Barbie und Josef Mengele –, die sich mit Hilfe eines hoch organisierten Netzwerkes der Gerichtsbarkeit entziehen konnten. Der argentinische Historiker und Journalist Uki Goñi hat auf der Basis langjähriger Recherchen in US-amerikanischen, argentinischen und europäischen Archiven bisher unbekannte Quellen erschlossen und durch 200 Zeitzeugeninterviews untermauert. Seine umfassende Untersuchung zeichnet nach, auf welchen – „Ratlines“ genannten – Fluchtrouten und mit Hilfe welcher staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen es tausenden von Nazis, Ustascha-Faschisten und Vertretern anderer europäischer Kollaborationsregime gelang, nach Lateinamerika zu entkommen. Goñis Standardwerk legt erstmals den Blick auf das gesamte Panorama dieser komplexen Operation frei. Hauptaufnahmeland und zentrale Drehscheibe war Argentinien unter Juan Domingo Perón. Die Fluchthilfeorganisation verfügte über Basen in Skandinavien, Spanien und Italien, aktive Hilfe leisteten Schweizer Behörden – und im Vatikan liefen alle Fäden zusammen.



Inge Scholl: Die weiße Rose. Fischer Taschenbuch. 144 S. (NB161) 7,95 Euro



Gerd R. Überschär (Hg.): Der 20. Juli. Das „andere Deutschland“ in der Vergangenheitspolitik nach 1945. Elefantenpress 1998. 448 S. (NB36z) 17,90 Euro
Mit erheblicher Verspätung hat sich die Forschung nach 1945 mit dem deutschen Widerstand gegen das Hitler-Regime auseinandergesetzt. Eine Reflexion der Rezeptionsgeschichte dieses Themas, das gern auf das Symboldatum „20. Juli“ verkürzt wird, stand jedoch noch aus. Dieser Sammelband enthält Beiträge zum Umgang mit diesem Kapitel deutscher Geschichte. Er befaßt sich u.a. Mit der Haltung der Siegermächte, mit der Historiografie in Westdeutschland und der DDR nach 1945, die sich auch in der Darstellung in den Medien und Schulbüchern offenbarte, und mit dem Umgang mit Überlebenden des deutschen Widerstands. Darüber hinaus wird der Widerstand als „Bewältigungsproblem“ wichtiger Gesellschaftsbereiche wie z.B. Justiz, Kirche und Militär thematisiert.



Hermann Nehls / Kurt Schilde (Hg.): Befreiung. Das Erbe des Nationalsozialismus aus gewerkschaftlicher Sicht. Elefantenpress 1996. 288 S. (NB45z) 12,80 Euro



Peter Rau: Der Spanienkrieg 1936 – 39. PapyRossa Verlag 2012, Reihe Basiswissen. 132 S. (NB1219) 9,90 Euro
„Basiswissen“ bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie. Als im Juli 1936 in Spanien die Reaktion gegen die demokratisch gewählte Volksfrontregierung putschte und bereits nach wenigen Tagen die Schützenhilfe aus Deutschland und Italien zugunsten der Militärs um Francisco Franco unumstößlich bewiesen war, eilten Tausende Antifaschisten aus aller Welt der Republik zu Hilfe und kämpften in den legendären Internationalen Brigaden. Die Vorgeschichte dieser Ereignisse wird hier ebenso beschrieben wie die umfangreiche materielle Unterstützung Francos durch den internationalen Faschismus. Thematisiert wird zudem die verhängnisvolle Nichteinmischungspolitik der „Demokratien“ des Westens, die – neben der massiven Intervention seitens Hitlers und Mussolinis – letztlich für die Niederlage der Republik verantwortlich war. Beleuchtet werden aber auch deren Versäumnisse und Fehler sowie die Rolle der Kommunistischen Internationale als Spiritus Rector der Interbrigaden und die nicht immer uneigennützige Hilfe der Sowjetunion.



Fritz Teppich (Hg.): Spaniens Himmel. Volksfront und Internationale Brigaden gegen den Faschismus 1936-1939. Elefantenpress 1986/1996. 104 S. Im Großformat mit zahlreichen Abbildungen. (NB61z) 10,90 Euro
Ausstellungskatalog. Mit einer Einleitung von Hermann L. Gremliza



Harry Fisher: Comrades. Bericht eines US-Interbrigadisten im spanischen Bürgerkrieg. Mit einem Vorwort von Pete Seeger. Pahl-Rugenstein 2001. 248 S. Hc. (NB610) 18,40 Euro
Gegen den Faschismus in Spanien kämpften auch rund 3000 US-Interbrigadisten. Wer waren diese Amerikaner, die als erste ihr Leben gegen den Faschismus in Europa in die Waagschale warfen und in den USA nach 1948 in der McCarthy-Ära Verfolgungen durch das FBI ausgesetzt waren. Hier berichtet einer, der dabei war.



Ulrich Sander: Mörderisches Finale. NS-Verbrechen bei Kriegsende. PypyRossa 2008. 192 S. (NB1046) 14,90 Euro
Kurz vor der Befreiung wurden im Frühjahr 1945 Tausende Nazigegner »ausgeschaltet«. Gegen deutsche und ausländische Antifaschisten wie gegen Wehrmachtssoldaten, die sich am Wahnsinn nicht mehr beteiligen oder ihm ein Ende bereiten wollten, wurde ein groß angelegter Mordfeldzug in Gang gesetzt, um einen antifaschistischen Neubeginn nach dem Krieg im Keime zu ersticken. SS, Gestapo, aber auch einfache NSDAP-Mitglieder, Volkssturmmänner und Hitlerjungen nahmen teil an Massakern im Ruhrkessel, an Erschießungen in vielen Städten und Dörfern, am Mord an Gefangenen aus KZs und Zuchthäusern auf Todesmärschen, an Standgerichten gegen Deserteure. Die Verbrechen in der allerletzten Phase des Krieges waren sowohl örtliche Amokläufe als auch Teil der Nachkriegsplanungen des deutschen Faschismus. Ulrich Sander bilanziert das Ausmaß der Verbrechen, um die Opfer dem Vergessen zu entreißen und die Täter zu benennen. Er liefert eine erste – wenn auch unvollständige – Gesamtdarstellung dieser Vorgänge. Mit einem Personenregister.



Ulrich Sander: Mord im Rombergpark. Tatsachenbericht. Hg. Vom Internationalen Rombergparkkomitee. Grafitverlag Dortmund 1995. 120 S. (NB140z) 6,05 Euro
Die alliierten Truppen standen schon vor Dortmund, als die SS Gegner des Naziregimes im Rombergpark und in der Bittermark ermordete. Diese Morde dienten schon der Nachkriegspolitik der Nazis: Wenn sie schon nicht mehr selbst herrschen konnten, so sollten es ihre Geldgeber und kapitalkräftigen Nutznießer tun. Auf keinen Fall sollten die Linken, die Arbeiterbewegung bestimmen dürfen.



Robert Merle: Der Tod ist mein Beruf. Roman. Aufbau-Verlag Berlin. 304 S. (NB141) 12,99 Euro
Tatsachenroman über das Leben des KZ-Kommandanten von Auschwitz Rudolf Höß. Von Theodor Kotula verfilmt (“Aus einem deutschen Leben“).



Kurt Goldstein: Wir sind die letzten - fragt uns. Spanienkämpfer, Auschwitz- und Buchenwaldhäftling. Reden und Schriften (1974-2004) mit einer autobiographischen Einführung. Pahl-Rugenstein-Verlag 1999, 2. stark erweiterte Auflage 2004. 328 S. (NB825) 24,90 Euro
„Wesentlicher Teil meiner Beziehung zur jüdischen Kultur ist das, was sie zur deutschen Kultur beigetragen hat. Jeder, der es wissen wollte, der wußte, daß ich gewissermaßen drei Bürden mit mir durchs Leben trage: Deutscher zu sein, das war nach 1945 nicht ganz einfach. Und dann war ich Kommunist und Jude... Ich bin ein deutscher, jüdischer Kommunist. In Deutschland bin ich geboren. Jude zu sein, das ist ein Stück meiner kulturellen, und Kommunist zu sein, Teil meiner politischen Identität.“



Esther Bejarano / Birgit Gärtner: Wir leben trotzdem. Esther Bejarano – vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Künstlerin für den Frieden. Hg. Vom Auschwitzkomitee in der Bundesrepublik. Pahl-Rugenstein Verlag 2004. 264 S. Mit Abb. Hc. (NB732) 19,90 Euro.
Esther Bejarano, Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, Musikerin und unermüdliche Zeitzeugin der NS-Verbrechen, legt den Erfahrungsschatz ihres 80jährigen Lebens in dieser Biografie vor.



Flora Neumann: Erinnern, um zu leben. Vor Auschwitz; In Auschwitz; Nach Auschwitz. Mit einem Vorwort und einem Nachwort von Peggy Parnass. Konkret 2006. 128 S. (NB933) 15 Euro
Dieses Buch wurde erstmals im Jahre 1988 geschrieben, es wurde 1991 im Eigenverlag veröffentlicht. 1997 erschien eine ergänzte zweite Auflage. Nun liegt eine neue, ergänzte und überarbeitete Ausgabe vor.



Samuel Willenberg: Treblinka. Lager / Revolte / Flucht / Warschauer Aufstand. Unrast Verlag 2009. 240 S. (NB1097) 22 Euro
Samuel Willenberg schildert in seinem Buch anschaulich den grausamen Alltag im NS-Vernichtungslager Treblinka, in das er 1943 als 20jähriger deportiert wird. Das erlittene Leid und die traumatischen Erfahrungen im Lager Treblinka, seine Beteiligung an der Revolte, die er als einer der wenigen Aufständischen überlebte, sind jedoch nur ein Teil des Buches. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Leben nach der Flucht im besetzten Polen. Anhand seiner prägnanten Momentaufnahmen wird die doppelte Gefahr, denen Juden von der deutschen Mordmaschinerie und gleichzeitig von polnischen Nationalisten ausgesetzt waren, offensichtlich. Die Tragik dieser Lebensumstände prägt Willenbergs Biografie. Zwar kämpfte er im Warschauer Aufstand 1944 Seite an Seite mit polnischen Partisanen, doch das Bekennnis seiner jüdische Herkunft ließ ihn auch hier in Gefahr schweben. Trotz furchtbarer Erlebnisse vergisst Samuel Willenberg nicht zu differenzieren – er erzählt von der Hilfe und Unterstützung durch katholische Polen. Ohne sie hätten er und sein Vater nicht überlebt. Samuel Willenbergs Geschichte von Lager und Revolte, Flucht und Beteiligung am Warschauer Aufstand basiert auf Erinnerungen, die unmittelbar nach dem Krieg im Rahmen eines längeren Interviews mit ihm aufgezeichnet wurden und die er 1984 in Israel niederschrieb, wo er seit 1950 lebt.



Richard Glazar: Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in Treblinka. Vorwort von Wolfgang Benz. Unrast Verlag 2008 (Reihe antifaschistischer Texte). 200 S. (NB1036) 20 Euro
Richard Glazar, einer der ganz wenigen Überlebenden des Vernichtungslagers Treblinka in Europa, schildert seine Verschleppung aus der Tschechoslowakei über das Ghetto Theresienstadt nach Treblinka, wo 1942/43 900.000 Juden ermordet wurden. Glazar war dort als einer der „Arbeitsjuden“ eingesetzt. Er überlebte, weil ihm nach zehn Monaten während des Aufstands im Sommer 1943 als einem der wenigen die Flucht gelang. Bis zum Kriegsende konnte er als „Fremdarbeiter“ getarnt in Deutschland untertauchen. Seine Aufzeichnungen, die über vier Jahrzehnte unveröffentlicht blieben, sind ein einzigartiges historisches Dokument und legen ein bewegendes Zeugnis ab für die vielen Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden.



Ursel Hochmuth: Niemand und nichts wird vergessen. Biogramme und Briefe Hamburger Widerstandskämpfer 1933-1945. Eine Ehrenhain-Dokumentation in Text und Bild. Herausgegeben von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Hamburg. VAS Verlag 2005. 254 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB833) 17,80 Euro



Hana Greenfield: Von Kolin nach Jerusalem. Erinnerungen. Konkret 1999. 112 S. (NB144) 12,50 Euro
Im Juni 1942 wurden die letzten Juden der böhmischen Stadt Kolin nach Theresienstadt deportiert, darunder die damals 15jährige Hana Greenfield. Bei der späteren Deportation nach Auschwitz wird sie von ihrer Familie getrennt. 1944 wird sie als eine der wenigen, die Auschwitz lebend verlassen, zusammen mit 500 anderen Häftlingen zu Aufräum- und Fabrikarbeiten in Hamburg ausgesucht. „Fast ein Jahr leisteten wir Sklavenarbeit unter schier unerträglichen Bedingungen – vor den Augen der Hamburger Bevölkerung.“ Anfang 1945 wurden die Häftlinge in das KZ Bergen-Belsen deportiert, wo Hana am 15. April die Befreiung erlebt. Über London kann sie nach Israel emigrieren. Jahre später reist sie an die Orte ihrer Vergangenheit.



Elfriede Brüning: Damit Du weiterlebst. Roman. Agimos-Verlag 1996. 204 S. (NB145) 10 Euro



Fania Fénelon: Das Mädchenorchester von Auschwitz. Dtv. 384 S. (NB147) 9,90 Euro
„Das ist der Musikblock. Wir sind das Frauenorchester vom Lager Birkenau...“ Eine tragische, wahnwitzige, groteske Geschichte: ein Orchester, dessen Mitglieder buchstäblich um ihr Leben spielen mußten. Authentisches über den Holocaust.



Günther Schwarberg: Der Juwelier von Majdanek. Steidl Verlag Göttingen 1991. 256 S. (NB138) 8,50 Euro



Günther Schwarberg: Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm. Steidl Verlag. 176 S. Mit Abb. (NB608) 8,50 Euro
„Ich kann mir nichts Verächtlicheres vorstellen, nichts Ekelhafteres, als mit unwissenden Kindern zu experimentieren.“ Mit diesen Worten des Anklägers in einem Prozeß gegen die Leiter des Konzentrationslagers Neuengamme scheint viel von den Gefühlen auf, die im Leser dieses Buches entstehen. Hier nämlich wird berichtet über die barbarischen Experimente derer, für die 20 Kinder nur „Menschenmaterial“ waren. Über die schließliche Ermordung der Kinder im Keller einer Hamburger Schule. Über die Opfer, die Täter, die Hintergründe und juristischen Nachspiele der Taten.



Lea Rosh, Günther Schwarberg: Der letzte Tag von Oradour. Steidl Verlag 1997. 144 S. Mit Abb. (NB607) 7,50 Euro
Oradour, ein kleines Dorf in der Mitte Frankreichs, wird am 10. Juni 1944 von einer Division der Waffen-SS heimgesucht: Brutal setzen die Deutschen ihren Befehl, „den Ort niederzubrennen und ohne Ausnahme alle Personen vom Säugling bis zum Greis zu vernichten“, in die Tat um. Die Berichte dieses Buches lassen das Geschehen in seiner ganzen grauenvollen Konkretheit noch einmal abrollen, erforschen aber auch seine Vor- und Nachgeschichte. Die Biografie eines der Täter, der erst 39 Jahre später zur Rechenschaft gezogen wurde, wird dabei ebenso zutage gefördert wie die Versuche bis heute in der Bundesrepublik nicht verurteilter „alter Kameraden“, ihr Verbrechen zu vertuschen.



Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten. Tagebücher 1933-1945. Aufbau Taschenbuch 1999. 8 Bände im Schuber. (NB187) 34,95 Euro



Victor Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen. Mit Anmerkungen von Elke Fröhlich. Verlag Pholipp Reclam 2015. 420 S. (NB1302) 11,95 Euro
„LTI“, die Analyse der Sprache des Nationalsozialismus und ihrer Wirkungsmacht, ist sowohl ein Meisterwerk der Geschichtsschreibung als auch ein menschliches Dokument von der Selbstrettung eines Sprach- und Literaturwissenschaftlers in hoffnungsloser Zeit. Elke Fröhlich hat den Text auf der Basis der von Victor Klemperer autorisierten Ausgaben von Irrtümern und Fehlern gereinigt, die sich im Lauf der Druck- und Erfolgsgeschichte des Buches eingeschlichen haben, und ihn um einen umfangreichen Kommentar ergänzt, der sowohl den zeitgeschichtlichen Kontext aufschließt als auch den immensen Bildungshintergrund des Romanisten Klemperer.
Elke Fröhlich war fast vier Jahrzehnte lang Mitarbeiterin am Institut für Zeitgeschichte in München
und leitete das Editionsprojekt der Tagebücher von Joseph Goebbels.



Alfred Andersch: Der Vater eines Mörders. Eine Schulgeschichte. Erzählung. Diogenes Taschenbach 1982. 144 S. (NB232) 7,90 Euro



Thomas Schmitz-Bender: Der Friede, der zum Krieg führt. Textbuch für die öffentliche Nachstellung des Münchener Abkommens 1938 im ehemaligen Führerbau in München am 3. Oktober 1996. Verlag Das freie Buch 1995. 174 S. (NB54) 8,60 Euro



Manfred Weißbecker: Das Firmenschild: Nationaler Sozialismus. Der deutsche Faschismus und seine Partei 1919 bis 1945. PapyRossa Verlag 2011. 218 S. Pb. (NB1193) 14,90 Euro
Als Bewegung, Ideologie und Herrschaftsform prägte der Faschismus die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Um den im Zuge der Weltwirtschaftskrise sich verbreitenden unklaren Antikapitalismus nach rechts hin umzulenken, figurierte er in Deutschland als „nationaler Sozialismus“. Dieser verbreitete nationalistische, terroristisch-antidemokratische, expansions- und kriegsorientierte Denkweisen völkisch-rassistischen, insbesondere auch antisemitischen Zuschnitts. Den „Nationalsozialismus“ repräsentierte eine Partei, die zur größten in der deutschen Parteiengeschichte geriet. Ihre Geschichte belegt zugleich den förderlichen Umgang, den Staatsbürokratie, rechte Parteien und Justiz in der Weimarer Republik mit ihr pflegten. Manfred Weißbeckers „Wortmeldungen“ erhellen symptomatische Einzelereignisse und bieten eine Schau vom Teil zum Ganzen. Da lassen sich vielfältige Hintergründe erkennen sowie die Tatsache, daß eine pflegliche Behandlung der extremen Rechten begleitet ist von immer schärferem Vorgehen gegen Linke.



Richard Gebhardt, Dominik Clemens (Hg.): Volksgemeinschaft statt Kapitalismus? Zur sozialen Demagogie der Neonazis. PapyRossa Verlag 2009. 188 S. (NB1146) 12,90 Euro
Ob „Global dient dem Kapital – Sozial geht nur national“ oder „Kapitalismus – Feind der Völker“, Neonazis gehen mit „antikapitalistischen“ Parolen auf Stimmenfang. Dabei kopieren NPD und „Freie Kameradschaften“ nicht nur in ihrer Agitation gegen die neoliberale Agenda 2010 linke Slogans, sondern ebenso bei der Kritik der Globalisierung. Erweitert wird dieses Spektrum durch die „Autonomen Nationalisten“, die sich als irritierende Imitation der rebellischen linken Jugendkultur geben. Gerade bei ihnen spielen „antikapitalistische“ Parolen eine wichtige Rolle. Unterwürfige Mitläufer, die nach einem Führer schreien und gezielt gegen demokratische Kräfte vorgehen, inszenieren sich als Avantgarde einer völkischen Revolte gegen den „vaterlandlosen“ High-Tech-Kapitalismus und recyceln die Propaganda des historischen Faschismus. Das Buch fragt nach Herkunft und Wirkung des völkischen „Antikapitalismus“, untersucht dessen soziale Demagogie und fragt nach erfolgversprechenden Gegenstrategien.



Thomas Kuban: Blut muss fließen. Undercover unter Nazis. Campus Verlag 2012. 318 S. (NB1251) 19,99 Euro
Der Rechtsrock schlägt den Takt, der eine ganze Jugendkultur bewegt – europaweit. Unter Lebensgefahr hat der Undercover-Journalist Thomas Kuban über Jahre hinweg Konzerte mit versteckter Kamera gefilmt und unzählige weitere Veranstaltungen dokumentiert. Getarnt als brauner Kamerad gewann er das Vertrauen von Szenegrößen. In dieser Reportage schildert Kuban, wie die Neonazi-Bewegung so stark werden konnte, daß sie eine politisch motivierte Mörderbande wie den NSU möglich machte. Das Netzwerk, das dabei zum Vorschein kommt, reicht bis in die Mitte der Gesellschaft.
Kaum jemand weiß, wer Thomas Kuban ist – gut für ihn! Denn der Undercover-Journalist hat unter Lebensgefahr die Machenschaften der rechten Musikszene dokumentiert. Getarnt als brauner Kamerad, filmte Kuban über 30 Konzerte von Nazibands. Rechtsrock ist das Rekrutierungsinstrument der rechten Haßprediger. Die packende Reportage schildert eine Neonaziszene von erschreckendem Selbstbewußtsein, deren Netzwerk bis in die Mitte der Gesellschaft reicht. Was passiert im Untergrund? Wie ziehen die Szenegrößen ihre Strippen? Dieses Buch zeigt Ihnen den Weg hinter die Kulissen.
„Es gibt nicht viele Journalisten, die das Wagnis auf sich nehmen, Informationen aus dem Inneren der gewaltbereiten Neonazi-Szene zu sammeln.“ (Der Spiegel).



Wolf Wetzel: Der NSU-VS-Komplex. Wo beginnt der Nationalsozialistische Untergrund – wo hört der Staat auf? Unrast Verlag. 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2013. 180 S. (NB1267) 14 Euro
13 Jahre blieb der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) unentdeckt. Zehn Morde wurden begangen, zehn Mal verschoben die Behörden verschiedener Bundesländer die Mordhintergründe ins „ausländische Milieu“. Zehn Mal will man keine „heiße Spur“ gehabt haben. Dennoch legte man alle zehn Morde in die Blutspur des „organisierten Verbrechens“.
Nachdem die Existenz des NSU nicht mehr zu leugnen war, reihte sich eine Panne an die andere. Daß in allen Behörden Beweise verschwinden, Akten verheimlicht, Falschaussagen gemacht, ganze Aktenberge geschreddert werden, beweist, daß weder „Behördenwirrwar“ noch „Kommunikationschaos“ herrsch(t)en, sondern der gemeinsame Wille, unter allen Umständen zu verhindern, daß etwas ans Licht kommt, was den bisherigen Erklärungen widersprechen würde.
Ab wie vielen Pannen muss man von einem System sprechen? Wenn über zwei Dutzend V-Männer hervorragende Kontakte zur neonazistischen Organisation „Thüringer Heimatschutz“ und zu den späteren Mitgliedern des NSU hatten, waren staatliche Stellen nicht etwa auf dem „rechten Auge blind“, sondern ließen sehenden Auges zu, daß über sieben Jahre hinweg zehn Morde begangen werden konnten.



Bodo Ramelow (Hrsg.): Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen. Wie rechter Terror, Behördenkumpanei und Rassismus aus der Mitte zusammengehen. VSA Verlag 2013. 240 S. (NB1254) 12,80 Euro
Der rechte Terror des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) kostete zehn Menschen das Leben. Er erwuchs aus dem Rassismus in der Gesellschaft, der Verharmlosung der rechten Gefahr, dem systembedingten Versagen der Geheimdienste und Behördenkumpanei. Eine Spur braunen Terrors zieht sich durch Deutschland: neun Morde mit derselben Waffe und die rätselhafte Hinrichtung einer Polizistin. Den aus der Türkei und aus Griechenland stammenden ermordeten Gewerbetreibenden und ihren Angehörigen schob man Mitschuld in die Schuhe. Fazit der zahlreichen Untersuchungsausschüsse: Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen.
In diesem Buch geht es zum einen um die (Nicht-)Aufklärung der NSU-Verbrechen. Zum anderen wird gezeigt, wie rechter Terror, das Versagen der Geheimdienste und der Rassismus aus der Mitte zusammengehen.
„Der Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft, angetrieben auch durch die unerträglichen Debatten der Politik um die Abschaffung des Asylrechts und die Abschottung Deutschlands gegen Flüchtlinge, bereitete den Boden. Rassismus – das ist neben all den offenen Fragen um das Agieren des Staates das eigentliche Thema im Fall des NSU. Denn auch der Rassismus, der Antisemitismus, der Antiziganismus und die Islamophobie in der Gesellschaft sowie in Behörden führten dazu, daß zuerst die Opfer des braunen Terrors und ihre Angehörigen in den Fokus der Fahndungen gerieten und nie ernsthaft Rassismus als Tatmotiv und Neonazis als Täter erkannt wurden.“ (Aus dem Vorwort).
Bodo Ramelow ist Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag und Vorstandsmitglied der Rosa-Luxemburg-Stiftung.



Kemal Bozay, Bahar Aslan, Orhan Mangitay, Funda Özfirat (Hg.): Die haben gedacht, wir waren das. MigrantInnen über rechten Terror und Rassismus. PapyRossa Verlag 2016. 294 S. (NB1378) 16,90 Euro
Welche Spuren hinterlassen Rassismus und rechte Gewalt in der migrantischen Community? Wie hat es sich auf die Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keuüstraße ausgewirkt, dass sie selbst dieser Tat verdächtigt wurden? Zu den Vorwürfen der Ermittler gehörten: Streit unter türkischen Geschäftsleuten, Verbindungen zum Rotlichtmilieu, dem Drogenhandel und zur Türsteherszene – Innenminister Otto Schily schloss am Tag nach dem Attentat einen terroristischen Hintergrund aus. Zum NSU-Komplex sind inzwischen zahlreiche Publikationen erschienen, die Sichtweise der Betroffenen hat dabei bisher wenig Raum bekommen. Opfer und ihre Angehörigen, Persönlichkeiten aus Publizistik, Wissenschaft und Politik, Akteure der antirassistischen Arbeit, Bekannte und Unbekannte, allesamt mit Migrationshintergrund, nehmen in diesem Buch Stellung, geben ihre Erfahrungen wieder, beleuchten die Auswirkungen des NSU-Terrors sowie der um sich greifenden rassistischen Gewalt und schildern, wie das auf sie wirkt und was sie dabei bewegt. Mit Beiträgen von Lale Akgün, Emre Arslan, Bahar Aslan, Emine Aslan, Caner Aver, Naim Balıkavlayan, Ali Ba ş, Tanıl Bora, Kemal Bozay, Murat Çakır, Fatih Çevikkollu, Karim Fereidooni, Tuna Fırat, Cemile Giousouf, Serap Güler, Nuran Joerißen, Yılmaz Kahraman, Yasemin Karaka şoğlu, Tayfun Keltek, Ahmet Küllahçı, Orhan Mangitay, Irene Mihalic, Niema Movassat, Eymen Nahali, Yavuz Selim Narin, Miltiadis Oulios, Cem Özdemir, Yücel Özdemir, Funda Özfırat, Özge Pınar Sarp, Ali Şirin, Azize Tank, Ebru Ta şdemir, Ayça Tolun, Akdem Ünal, Haci-Halil Uslucan, Çağan Varol, İbrahim Yetim und Kutlu Yurtseven.
Kemal Bozay, Dr. päd., Vertretungsprofessor an der Fachhochschule Dortmund und Lehrbeauftragter an der Universität zu Köln; Bahar Aslan, angehende Lehrerin für Englisch und Sozialwissenschaften; Orhan Mangitay, wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität zu Köln, angehender Lehrer für Geschichte und Sozialwissenschaften; Funda
Özfirat, angehende Lehrerin für praktische Philosophie und Geschichte, absolviert derzeit ihren Master an der Universität zu Köln.



Patrick Gensing: Terror von rechts. Die Nazi-Morde und das Versagen der Politik. Rotbuch Verlag 2012. 240 S. mit Bildteil. (NB1240) 14,95 Euro
Die Liste rechtsextremer Überfälle, Morde und Anschläge in Deutschland ist lang. Doch bislang hieß das Prinzip Verdrängung. Und ein gängiges Klischee dazu lautete: Neonazis terrorisieren allenfalls die ostdeutsche Provinz. Die „NSU“ und die zehn Morde, die auf ihr Konto gehen, haben dies auf schreckliche Weise widerlegt: Neonazis morden auch in westdeutschen Metropolen, jahrelang, ungestört. Weitere Ignoranz ist nun nicht mehr möglich. Ein beispielloses Versagen der Politik und der Sicherheitsbehörden hat diese Taten erst zugelassen. Patrick Gensing zeigt in seinem Buch, wie sich die Neonazi-Bewegung nach 1989/90 radikalisierte und dabei kaum auf Widerstand stieß. Er analysiert das vielfältige rechtsextreme Spektrum und beweist, daß die NPD eng mit den Terroristen verbunden ist. Und er rechnet mit untätigen Politikern ab, die bei Morden aus neonazistischen Motiven wegschauen. Aber die blutige Spur der Rechtsterroristen offenbart, was Politik und Medien allzu lange verharmlosten: wie akut die Bedrohung durch den Terror von rechts ist.



Michael Schmidt: „Heute gehört uns die Straße...“ Der Inside-Report aus der Neonazi-Szene. Mit einer Einleitung von Ralph Giordano. Erweiterte und aktualisierte Ausgabe. Econ-Taschenbuch 1994. 552 S. (NB55) 9,50 Euro



Martin Dietzsch, Helmut Kellershohn, Alfred Schobert: Jugend im Visier. Geschichte, Umfeld und Ausstrahlung der „Unabhängigen Nachrichten“. Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) 2002. 184 S. (NB591) 12 Euro
Die „Unabhängigen Nachrichten“ gehören zum Umfeld der NPD. Vor über 30 Jahren gegründet, popularisieren sie völkisch-nationalistische Ideologie mit deutlich neonazistischer Färbung. Agitation und Propaganda umfassen die gesamte programmatische Breite von Holocaust-Leugnung bis zu aggressivem Rassismus. Durch ihre Reihe „Auf dem Stundenplan“ nehmen die „Unabhängigen Nachrichten“ insbesondere Jugendliche ins Visier und betreiben dabei Fälschung der Geschichte. Im Umfeld der „Unabhängigen Nachrichten“ verknüpft der Verlag VAWS Propaganda und Kommerz. Seit der Gründung nationalsozialistischer Traditionspflege verpflichtet, zielt auch VAWS insbesondere auf Jugendliche, indem er sich auf Vermarktung von Musik spezialisierte. Die Autoren der Studie zeigen, wer hinter den „Unabhängigen Nachrichten“ und VAWS steckt, wie ihre Propaganda funktioniert und wie man sich dagegen wehren kann.



Franziska Hundseder: Wotans Jünger. Neuheidnische Gruppen zwischen Esoterik und Rechtsradikalismus. Heyne Taschenbuch 1998. 192 S. (NB369z) 8,65 Euro



Martin Finkenberger / Horst Junginger (Hg.): Im Dienste der Lügen. Herbert Grabert (1901-1978) und seine Verlage. Alibri Verlag 2004. 182 S. (NB746) 13,50 Euro
Der Grabert-Verlag gehört zu den traditionsreichen und marktführenden rechtsextremen Verlagen in Deutschland. Er überdauerte alle Konjunkturen des Rechtsextremismus und vertreibt ein umfangreiches Programm zu zeitgeschichtlichen und aktuellen politischen Themen. Er bietet Geschichtsrevisionisten ein Forum, die Führungspersonen des Fritten reiches verklären, Verbrechen des Nationalsozialismus relativieren oder leugnen sowie antisemitische Thesen vertreten.



Barbara Junge / Julia Naumann / Holger Stark: RechtsSchreiber. Wie ein Netzwerk in Medien und Politik an der Restauration des Nationalen arbeitet. Elefantenpress 1997. 224 S. (NB33z) 15,30 Euro



Ulrich Schneider: Antifaschismus. PapyRossa Verlag 2014 Reihe Basiswissen. 136 S. (NB1376) 9,90 Euro
Das Buch zeichnet die Geschichte des Antifaschismus- Begriffs und der damit verbundenen organisierten Bewegung vor allem in Deutschland nach. "Antifaschismus" wird sowohl als analytische Kategorie als auch als Handlungsorientierung aufgefasst. In der Weimarer Zeit war er stark geprägt durch die Parteien der Arbeiterbewegung. Der antifaschistische Widerstand bis hin zur Anti-Hitler- Koalition repräsentierte bereits ein breiteres Spektrum. Heute gibt es unterschiedliche Zugänge zum Antifaschismus. Einerseits verbindet sich Antifaschismus auf der Grundlage marxistischer Gesellschaftsanalyse mit Antikapitalismus. Andererseits umfasst die organisierte antifaschistische Bewegung auch Menschen und Strömungen, die diese Auffassung nicht teilen. Gemeinsam ist jedoch allen der praktische Einsatz gegen alle Formen von sozialer Ausgrenzung, von Rassismus und Ungleichbehandlung, gegen zwischenstaatliche Aggression, für demokratische und soziale Rechte.
Dr. phil. Ulrich Schneider, Jg. 1954. Historiker und Lehrer, ist Bundessprecher der Vereinigung der Verfolgten des Nazi regimes – Bund der Antifaschisten (VVN – BdA).



Thomas Willms: Auschwitz als Steinbruch. Was von den NS-Verbrechen bleibt. PapyRossa Verlag 2016. 136 S. (NB1380) 12,90 Euro
Wie die Verbrechen des NS-Regimes vergegenwärtigt werden, ist zunehmend einem ökonomischen und ideologischen Markt überlassen. Aus dem Zusammenhang gerissene Bilder haben bereits einen maßgeblichen Einfluss auf das Geschichtsbild. Dieser Prozess ist international und überlagert nationenspezifische geschichtspolitische Probleme. Thomas Willms stellt dar, was von den NS-Verbrechen bleibt, welche Aspekte der Erinnerungen von Zeitzeugen von Anfang an ignoriert wurden und welche Missverständnisse die Vorstellungen über Konzentrationslager bestimmen. In Essays, Analysen und Recherchen befragt er literarische und philosophische Werke, Museen, Filme, Fernsehserien, Graphic Novels, ein Puppenspiel und die Reenactment-Bewegung danach, wie apologetisch oder aufklärerisch sie sich mit dem Zweiten Weltkrieg und den deutschen Massenverbrechen auseinandersetzen. Die Streifzüge beginnen in Italien und führen über Deutschland, Frankreich, Polen und Großbritannien in die USA.



Frank Deppe, Georg Fülberth, Rainer Rilling (Hg.): Antifaschismus. Distel Verlag 1996. 624 S. (NB660) 21 Euro
Die in diesem Band versammelten Beiträge haben einen gemeinsamen inhaltlichen Bezug: die Rekonstruktion eines aktuellen Antifaschismus. Das schließt die Abwehr der üblich gewordenen Versuche ein, den Kampf gegen den Nationalsozialismus zu diskreditieren, Kriegspolitik und den Völkermord zu relativieren. Zu den bleibenden Ergebnissen des historischen Antifaschismus gehört der demokratische nd sozialstaatliche Konsens, der sich nach 1933 in den Widerstandsbewegungen herausgebildet hat und nach 1945 trotz des bald einsetzenden Kalten Krieges die gesellschaftliche Realität zumindest mitprägte. Aktueller Antifaschismus bedeutet seine Weiterentwicklung und Verteidigung.



Bernd Langer: Antifaschistische Aktion. Geschichte einer linksradikalen Bewegung. Unrast Verlag 2014. 264 S. (NB1293) 16 Euro
Heute sind die Doppelfahnen der „Antifaschistischen Aktion“ das am häufigsten genutzte Symbol der linken Szene. Auch unter „Antifa“ kann sich wohl jeder etwas vorstellen. Schwarzer Block gleich Antifa; so vermitteln es zumindest die Medien in falscher Verkürzung. Denn die Geschichte dieser Bewegung reicht weit zurück und ist keineswegs auf Militanz zu reduzieren.
Antifaschismus wurde in Deutschland Anfang der 1920er Jahre als polemischer Kampfbegriff durch die KPD eingeführt. Verstanden wurde darunter Antikapitalismus. Erst Anfang der 1930er Jahre rückte der Kampf gegen die Nationalsozialisten mehr und mehr in den Fokus. 1932 mündete diese Entwicklung in der Gründung der Antifaschistischen Aktion. In der BRD griffen kommunistische Gruppen in den 1970er Jahren das Emblem wieder auf. Später, von Autonomen übernommen und neu gestaltet, wurde es zum Zeichen der heutigen Antifa. Undogmatisch, radikal und systemkritisch ist Antifaschismus also von jeher viel mehr als nur ein Kampf gegen Nazis.
Dieses Buch liefert den ersten umfassenden Überblick über die Entwicklung der Antifa. Ein Grundlagenwerk für Aktivisten und all diejenigen, die erfahren wollen, in welcher Tradition Antifaschismus in Deutschland steht.



Jens Mecklenburg (Hg.): AntifaReader. Antifaschistisches Handbuch und Ratgeber. Elefantenpress 1996. 384 S. (NB34z) 12,74 Euro
Der Antifa Reader bietet eine vollständige Darstellung zu den Themen Rechtsextremismus und Neonazismus. Von der organisatorischen Entwicklung zur Ideologie, von den Ursachen zu den Aussichten, von den alten zu den neuen Rechten, von den militanten Neonazis zu den Rechten in der Ökologie- und Esoterik-Szene. Ein Lexikon der wichtigsten Personen, Organisationen, Zeitungen und Zeitschriften, ein Schlagwortverzeichnis und Register geben dem Nachschlagewerk seinen Charakter als Arbeitsbuch. Der Reader informiert nicht nur kompetent über die rechte Szene, sondern gibt auch Anregungen für antifaschistische und antirassistische Aktivitäten.



Ulrich Schneider (Hg.): Tut was! Strategien gegen Rechts. PapyRossa Verlag 2001. 220 S. (NB422) 13,30 Euro



Tipps und Tricks für Antifas – reloaded. Unrast Verlag 2009. 76 S. geheftet. (NB1101) 4 Euro



Jochen Baumann, Andreas Dietl, Wolfgang Wippermann: Blut oder Boden. Doppel-Paß, Staatsbürgerrecht und Nationsverständnis. Elefantenpress 1999. 160 S. (NB47z) 12,60 Euro



Martin Dietzsch und Alfred Schobert (Hg.): Ein „jüdischer David Irving“? Norman G. Finkelstein im Diskurs der Rechten – Erinnerungsabwehr und Antizionismus. DISS 2001. 112 S. Im Großformat, zahlr. Faksimiles. (NB495) 14 Euro
Mit Finkelstein erhält die bei Antisemiten beliebte These akademische Weihen, Holocaust-Überlebende und jüdische Eliten machten mit der Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden ein großes Geschäft. Zudem sei es ja ein jüdischer Akademiker, der dies nun behaupte. So kann die These von der „Holocaust-Industrie“ auch im Medien-Mainstream reüssieren. Wie schon bei der Walser-Debatte zeigt sich die Doppelbewegung eines Rechtsdrucks in die Mitte und eines Rechtsrucks der Mitte. Dadurch bestärkt, macht sich die extreme Rechte weitere Hoffnungen, preist Finkelstein als „jüdischen David Irving“ und kann erfreut beobachten, wie die Erinnerung an die Shoah weiter abgewehrt wird. Neben einem ausführlichen Essay enthält dieser Band eine Faksimile-Dokumentation des Finkestein-Diskurses in der Rechts-Presse von der Nationalzeitung und der Jungen Freiheit über die „Vertriebenen“-Blätter bis zu den militanten Neonazis und den esoterischen Verschwörungsmythen.



Klaus Holz, Heiko Kauffmann, Jobst Paul (Hg.): Die Verneinung des Judentums. Antisemitismus als religiöse und säkulare Waffe. Edition DISS in Unrast Verlag 2009. 184 S. (NB1142) 22 Euro
Der Band umfaßt eingehende Analysen antisemitischer Positionierungen auf den Diskursebenen der Medien, der Politik, der Wissenschaft, der Religion und des Alltags. Thematisiert wird die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und dessen gegenwärtige Wiederbelebung im Islamismus. Einen Schwerpunkt bildet die jüdische Perspektive auf das Phänomen des Antisemitismus und auf ihr Gegenprogramm der gerechten Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird die Flüchtlingspolitik der Gegenwart betrachtet. Dies geschieht anlässlich des 70. Jahrestages der Konferenz von Evian und deren Umgang mit jüdischen Flüchtlingen (1938).



Gudrun Hentges, Guy Kempfert, Reinhard Kühnl (Hg.): Antisemitismus. Geschichte, Interessenstruktur, Aktualität. Distel Verlag 1995. 192 S. (NB659) 13,50 Euro
Mit Beiträgen von Ignatz Bubis, Detlev Clausen, Jürgen Elsässer, Walter Grab, Thomas Held, Klara Obermüller, Kurt Pätzold u.a.



Dietrich Heither, Gerd Wiegel (Hg.): Die Stolzdeutschen. Von Mordspatrioten, Herrenreitern und ihrer Leitkultur. PapyRossa Verlag 2001. 200 S. (NB534z) 13 Euro Endlich wieder unbefangen stolz sein zu dürfen, dieser Herzenswunsch eint die deutsche Standortgemeinschaft. Stolz auf die Nation, ihr wirtschaftliches Leistungsvermögen, ihre überlegene „Leitkultur“ oder schlichtweg auf das exklusive „deutsche Blut“. Von Mordspatrioten bis zu Herrenreitern – das Banner des Stolzdeutschtums vereint jene, denen „deutsche Interessen“ über alles in der Welt gehen. Das Buch leuchtet hinter Vergangenheit und Gegenwart deutschen Nationalstolzes. Es untersucht dessen spezifischen Traditionen und verbindet sie mit den Debatten um Leitkultur, Standortnationalismus und Einwanderung.



Brigitte Bailer-Galanda, Wolfgang Benz, Wolfgang Neugebauer (Hg.): Die Auschwitzleugner. „Revisionistische“ Geschichtslüge und historische Wahrheit. Elefantenpress 1996. 400 S. (NB48z) 20,40 Euro



Deutsche Demokraten. Wie rechtsradikal sind CDU & CSU? Mit Beiträgen von Ursel Sieber, Charlotte Wiedemann, Bernd Siegler, Jürgen Elsässer, Ernesto Schweitzer, Jürgen Voges. Verlag Die Werkstatt 1994. 208 S. (NB496) 12,30 Euro



Bernd Siegler, Oliver Tolmein, Charlotte Wiedemann: Der Pakt. Die Rechten und der Staat. Verlag Die Werkstatt 1993. 256 S. (NB497) 14,30 Euro
„Zwischen den staatstragenden Parteien der BRD und der rechtsradikalen Gesinnung gibt es zuviel Gemeinsames und zu wenig Trennendes. Von der SPD bis zu den militanten Neofaschisten zieht sich ein gemeinsames Band, das sich am kürzesten mit der Republikaner-Parole ‚Deutschland zuerst‘ ausdrücken läßt.“ Es gibt Verständnis, Nachsicht und Entschuldigungen für die Täter, es gibt ideologische Berührungspunkte, es gibt einen in stiller, formloser Übereinkunft geschlossenen Pakt, der zumindest ein Ergebnis gebracht hat: die Aushöhlung des Asylrechts.



Raimund Hethey und Peter Kratz (Hg.): In bester Gesellschaft. Antifa-Recherche zwischen Konservativismus und Neo-Faschismus. Verlag Die Werkstatt 1991. 304 S. Mit einigen Ab. (NB498) 14,30 Euro Rechtsradikalismus ist mehr als die Brutalität prügelnder Skinheads oder die Hetzreden Ewiggestriger. Unter gediegenen Wirtschaftsführern, an ehrbaren Honoratioren-Stammtischen, in erlesenen Professorenzirkeln – in bester Gesellschaft eben – kursieren zuweilen konservative und elitäre Ideologien in einer gefährlichen Nähe zum Neofaschismus. Beiträge von Kurt Heiler, Hartmut Meyer, Volkmar Wölk u.a.



Wolfgang Purtscheller u.a.: Delikt: Antifaschismus. Briefbombenterror in Österreich und Kriminalisierungskampagnen von rechts. Elefantenpress 1998. 192 S. (NB49z) 15,30 Euro
Wie der rechtsextreme Terror als Katalysator für eine markanten Rechtsruck der österreichischen Gesellschaft diente.



Peter Bathke, Anke Hoffstadt (Hg.): Die neuen Rechten in Europa. Zwischen Neoliberalismus und Rassismus. PapyRossa Verlag 2013. 362 S. (NB1249) 18 Euro
In ganz Europa hat sich seit einigen Jahren ein kontinuierlicher Aufschwung rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien vollzogen. Woraus erklärt er sich? Handelt es sich dabei lediglich um eine vorübergehende Folge der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise? Oder sind es die neoliberalen Rahmenbedingungen, die der extremen Rechten die »GlobalisierungsverliererInnen« in die Arme treiben? Warum blieb Deutschland bisher eine einflussreiche rechtspopulistische Partei erspart? Wie kann das Erstarken der neuen Rechten in Europa gebremst und umgekehrt werden? Welche Bündnisse gegen Rechts sind möglich? Welche Erfahrungen gibt es hierzu und wieweit lassen sie sich verallgemeinern? Und nicht zuletzt: Welche Projekte weisen über den Neoliberalismus hinaus und können der extremen Rechten den Boden entziehen? Diesen Fragen stellen sich namhafte Autorinnen und Autoren, die hierzu seit langem forschen und sachkundige Antworten geben können. Mit Beiträgen von: Peter Bathke, Christoph Butterwegge, Richard Gebhardt, Alexander Häusler, Claudia Haydt, Anke Hoffstadt, Andrej Hunko, Christina Kaindl, Helmut Kellershohn, Nanna Kern, Kerstin Köditz, Ulrich Maurer, Sergio Muzzupappa, Karin Priester, Katrin Reimer, Sven Schönfelder, Manuela Schon, Herbert Schui, Werner Seppmann, Hans van Heijningen, Fabian Virchow, Arjan Vliegenthart, Thomas Wagner, Alban Werner, Gerd Wiegel, Florian Wilde, Koray Yilmaz-Günay, Michael Zander, Maike Zimmermann, autonome antifa (f).



Hermann L. Gremliza (Hg.): Braunbuch Österreich. Ein Nazi kommt selten allein. Konkret 2000. 168 S. (NB231z) 11,66 Euro
Dieses Buch enthält Beiträge über Geschichte, Programm und Personal der rechtsradikalen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), über die Geburt ihres Anführers Jörg Haider aus dem Geist des Fernsehens und über seine unaufhaltsame Karriere. Über Rassismus und Antisemitismus in Österreich seit 1986, über den Umgang der österreichischen Gesellschaft mit dem materiellen und ideologischen Erbe des Nationalsozialismus, über die Unterstützung Haiders durch deutsche Politiker und über die Reaktionen der Linken auf seine Erfolgsgeschichte. Beiträge von Günter Jacob, Erwin Riess, Gerhard Scheit, Wolfgang Purtscheller, Andreas Spannbauer, Michael Scharang u.a.



Gerhard Feldbauer: Die Resistenza – Italien im Zweiten Weltkrieg. Papyrossa Verlag 2014, Reihe Basiswissen. 126 S. (NB1377) 9,9ß Euro
Nach dem Sturz Mussolinis besetzte die deutsche Wehrmacht Nord- und Mittelitalien. Daraufhin rief ein Nationales Befreiungskomitee zur Resistenza, dem bewaffneten Kampf gegen das Besatzungsregime und seine Vasallen, auf. Ihm gehörten neben den italienischen Kommunisten und Sozialisten auch Liberale und Christdemokraten an. Auf dieser Grundlage wurde eine Partisanenarmee gebildet, in der jede Partei mit eigenen Einheiten vertreten war. Weitaus am stärksten und aktivsten waren die kommunistisch geführten Garibaldi-Brigaden. In einem verlustreichen und von der Wehrmacht äußerst brutal geführten Kampf befreiten die von der Bevölkerung unterstützten Partisanen große Teile des Landes. Gerhard Feldbauer schildert Wurzeln und Vorgeschichte der Resistenza, den Verlauf und das Resultat ihres Kampfes, das komplizierte Zusammenwirken der unterschiedlichen sozialen Kräfte sowie das Verhalten der westlichen Alliierten, denen an einer antifaschistischen Umgestaltung Italiens nicht gelegen war.
Dr. phil. Gerhard Feldbauer, Jg. 1933. Habilitierte sich in italienischer Geschichte. War langjähriger Pressekorrespondent in Italien und Vietnam. Ist heute als freiberuflicher Publizist tätig. Zahlreiche Bücher und Zeitschriftenartikel.



Gerhard Feldbauer: Marsch auf Rom. Faschismus und Antifaschismus in Italien – Von Mussolini bis Berlusconi und Fini. PapyRossa Verlag 2002. 224 S. (NB600) 14,80 Euro
Der Kampf zwischen Faschismus und antifaschistischem Widerstand von der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis heute. Wie und warum konnten sich die Faschisten über ihre Niederlage 1944/45 hinwegretten und im Kalten Krieg als Bewegung neu konstituieren? Feldbauer untersucht außerdem Berlusconis Partei und seine Mediendiktatur.



Sebastian Chwala: Der Front National. Geschichte, Programm, Politik und Wähler. PapyRossa Verlag 2015. 143 S. (NB1316) 12,90 Euro
„Vielfach ist der Erfolg des Front National unmittelbar mit dem Niedergang der französischen Industrie und der massiv angestiegenen Arbeitslosigkeit begründet worden. Sebastian Chwala widerlegt diese eindimensionale Erklärung und belegt, dass der seit langem andauernde Aufstieg der extremen Rechten in Frankreich viel eher aus der Bedrohung einer breiten 'Eigentümergruppe' durch die Monopolisierungstendenzen des 'modernen' Kapitalismus resultiert. Insbesondere die 'neuen Mittelschichten' mit ihren Einfamilienhäusern in den Vorstädten fürchten einerseits ihren Abstieg und andererseits die Konkurrenz neuer sozialer Aufsteiger. Sie sind es, die besonders anfällig sind für die Mystifizierung eines Frankreichs mit breiter Streuung an Eigentum. Die Wirkungsmächtigkeit dieses Ideals wird dadurch verstärkt, dass es von den politischen Eliten unverdrossen propagiert wird. Angereichert um Fremdenfeindlichkeit, spielt es in der Programmatik des Front National eine zentrale Rolle.“



Bernhard Schmid: Die Neue Rechte in Frankreich. Unrast Verlag 2009 (unrast transparent – rechter rand). 72 S. (NB1123) 7,80 Euro
Die französische „Nouvelle Droite“ (Neue Rechte) bezeichnet eine spezifische Strömung innerhalb der antidemokratischen extremen Rechten, die in den späten 1960er Jahren entstanden ist. Die damalige „Neue Rechte“ entstand vor dem Hintergrund des Scheiterns des rechtsextremen Aktivismus und Militarismus während der Hochphase der französischen Kolonialkriege. Sie versuchte die theoretischen Lehren aus dessen historischem Mißerfolg, und zugleich aus den „Fehlentwicklungen“ des deutschen Nationalsozialismus – aus rechter Sicht –, zu ziehen. Ihre Vordenker erwiesen sich als Meister darin, Ansätze und intellektuelle Versatzstücke, die aus anderen Denktraditionen stammten, aus ihrem Zusammenhang zu reißen, „umzudrehen“ und in ihren eigenen Diskurs einzubauen.



Dietrich Heither: Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft – Weltanschauung, Politik und Brauchtum. PapyRossa Verlag 2000. 544 S. Hc. (NB193) 24,54 Euro
Uniforme Männerbündelei, das Schlagen von Mensuren und kollektive Trinkrituale kennzeichnen die Deutsche Burschenschaft als Prototyp des studentischen Verbindungswesens. Diese soziokulturellen und organisatorischen Eigenheiten verknüpft Dietrich Heither mit der ideengeschichtlichen und politischen Entwicklung sowie dem Innenleben dieses Verbands. Sein Buch ist ein Beitrag zur Rechtsextremismusforschung wie zur Geschlechtergeschichte.



Dietrich Heither: Burschenschaften. PapyRossa Verlag Reihe Basiswissen 2013. 132 S. (NB1373) 9,90 Euro
Die Deutsche Burschenschaft umfasst derzeit etwa 120 Verbindungen mit gut 1.300 Aktiven und rund 10.000 Alten Herren. Die Geschichte dieses prominentesten Dachverbandes studentischer Verbindungen zeichnet sich durch eine Kontinuität antidemokratischer, national-völkischer und männerbündischer Haltungen aus. Diese setzten sich bald nach Gründung der Urburschenschaft im Jahr 1815 immer mehr durch. Sie reichen weiter vom alldeutschen Weltmachtstreben im Kaiserreich über die Bekämpfung der Weimarer Republik und die frühzeitige Unterstützung der NSDAP bis in die Gegenwart. Noch immer geht dabei ein elitäres Weltbild mit personellen Schnittstellen zu führenden Kreisen aus Wirtschaft, Politik, Justiz und Publizistik einher. Vielfach belegt sind auch Verflechtungen zahlreicher burschenschaftlicher Mitglieder mit rechtsextremen Gruppierungen. Der Band zeichnet Geschichte und Ideologie der studentischen Korporationen nach und zieht eine Bilanz aus 200 Jahren Burschenschaften.



Dietrich Heither: Ich wusste, was ich tat. Emil Julius Gumbel und der rechte Terror in der Weimarer Republik. PapyRossa Verlag 2016. 132 S. (NB1374) 12,90 Euro
Pazifistisch, sozialistisch, jüdisch und intellektuell – bereits eines dieser Attribute reichte in der Weimarer Republik aus, um von der national-völkischen Rechten zum politischen Feind erklärt zu werden. Emil Julius Gumbel, Professor der Mathematik in Heidelberg, vereinte all dies in seiner Person. Zudem legte er sich in seinen Schriften an mit den Mordbanden und Putschisten, den Wehrsportgruppen und Geheimbünden, der »Schwarzen Reichswehr« und den Fememördern; aber auch mit einer Justiz, die all deren Verbrechen und Schandtaten deckte und eine Bestrafung der Täter in aller Regel verhinderte. Die Folge: Bereits vor der so genannten Machtergreifung wurde Gumbel von einer Phalanx aus Korporations- und Nazi-Studenten sowie rechtsgerichteten Professoren von der Hochschule vertrieben. Dietrich Heither erinnert an einen Demokraten, der den Mut aufbrachte, die Mörder von rechts und ihre Hintermänner beim Namen zu nennen, und dabei mehrfach auch seine persönliche Existenz aufs Spiel setzte.



Emil Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord und Denkschrift des Reichsjustizministers zu „Vier Jahre politischer Mord. Mit einem Vorwort von Hans Thill. Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1980. 360 S. (NB611) 13 Euro
Reprint der im Verlag der Neuen Gesellschaft (1922) und im Malik-Verlag (1924) erschienenen Untersuchungen. In den Jahren 1918 bis 1923 sind in Deutschland Hunderte von politischen Mordtaten begangen worden. Der überwiegende Teil der Täter stand rechts. Gumbel hat die Fälle dokumentiert, die er lückenlos belegen konnte.



Arn Strohmeyer: Von Hyperborea nach Auschwitz. Wege eines antiken Mythos. PapyRossa Verlag 2005. 158 S. (NB814 BES) 14 Euro
Das Buch belegt die enge Beziehung, die zwischen okkulten und faschistischen Strömungen besteht. Viele Mythen haben in ihrer Neuinterpretation bis in die Gegenwart eine äußerst geschichtsmächtige Wirkung entfaltet. Der Mythos von den Hyperboräern gehört dazu. Er hat an der NS-Ideologie mitgewirkt, beflügelt Neonazis noch heute und hat in der Esoterik seinen festen Platz.



Friedrich Paul Heller: Lederhosen, Dutt und Giftgas. Die Hintergründe der Colonia Dignidad. Schmetterling Verlag 2005. 136 S. (NB886) 12,80 Euro
Kindesmißbrauch, sexuelle Gewalt, Psychoterror, Zwangsmedikation und Entführung von Babys sind nur die Oberfläche des Skandals um die Colonia Dignidad. Das deutsche Sektenlager in Chile war in Folter, Massenmorde, Waffenschmuggel und die Produktion von B- und C-Waffen verwickelt. Dadurch, daß die Colonia Dignidad von verschiedenen staatlichen Stellen einerseits unterstützt, andererseits ignoriert wurde, konnte aus ihr ein Staat im Staate werden. Friedrich Paul Heller dokumentiert, wie sich so in der Sekte absonderliche Regeln und Moralvorstellungen bilden konnten, die nur von ihrem Führer Paul Schäfer vorgegeben wurden. Es entstand ein moralischer Mikrokosmos, der geprägt war von psychischer und sexueller Unterdrückung, religiöser Indoktrination und dem Teile-und-Herrsche-Prinzip.



Antifaschistisches Frauennetzwerk, Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus (Hg.): Braune Schwestern? Feministische Analysen zu Frauen in der extremen Rechten. Unrast Verlag 2005 (Reihe antifaschistischer Texte). 144 S. (NB1035)14 Euro
Die Autorinnen zeigen die neuesten Entwicklungen im Bereich „Frauen im Rechtsextremimsus“ auf: Aktivitäten von rechtsextremen Mädchen und Frauen, Organisationsstrukturen, Kontinuitäten, Strategien und die Palette rechter Frauen(selbst)bilder. Ziel ist es, verschiedene Aspekte einfließen zu lassen und mögliche Handlungsspielräume gegen rechte Ideologien aufzuzeigen, unter anderem in der kritischen Beleuchtung bisheriger feministischer und antifaschistischer Debatten.



Anton Maegerle: Vom Obersalzberg bis zum NSU: Die extreme Rechte und die politische Kultur der Bundesrepublik 1988 – 2013. NS-Verherrlichung, rassistische Morde an Migranten, Antisemitismus und Holocaustleugnung. Edition Critic 2013. 410 S. (NB1258) 20 Euro



Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle: Thule. Vom völkischen Okkultismus bis zur Neuen Rechten. 3. überarbeitete Auflage. Schmetterling Verlag 2007. 184 S. Mit einigen Abb. (NB996) 13,80 Euro
Völkisch-okkultistische Groschenhefte, antisemitische Geheimbündelei und die rassenreligiöse Mythologie des Wiener Ariosophen und Frauenhassers Jörg Lanz von Liebenfels prägten nachhaltig das Weltbild Adolf Hitlers. Auch die Karrieren anderer Nazi-Größen wie des Führers Stellvertreter Rudolf Heß, SS-Anführers Heinrich Himmler oder Chefideologie Alfred Rosenberg gediehen im Mief völkischer und neuheidnischer Zirkel, in konspirativen kleinbürgerlichen Wohnstuben oder Wirtshaushinterzimmern. Auch die heutige sogenannte Neue Rechte beruft sich auf treu-germanische Esoterik und besonders auf jenen Mythos, der schon die Phantasie der Nazi-Urväter so eindringlich beflügelte: die Thule-Legende. Eine Flut von Videos, Zeitschriften, Internet-Homepages und nicht zuletzt die neurechte Fiction-Literatur bekannter Hitler-Bewunderer, wie Miguel Serrano oder Wilhelm Landig, stricken an der Mär vom „Atlantis“ der arischen Herrenrasse. Wie und Warum braune Esoterik heutzutage wieder auf große Resonanz stoßen kann, zeigen die Autoren am Beispiel Jan van Helsings „Geheimgesellschaften und ihre Macht im 20 Jahrhundert“. In diesem Buch entschlüsseln die Journalisten Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle die verborgenen Botschaften einer Mythologie, hinter deren scheinbar unpolitischem Wortnebel die völkische Rechte ihr nach 1945 angekratztes Weltbild wieder zu ordnen und ihr Erscheinungsbild zu „modernisieren“ versucht.



Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle: Die Sprache des Hasses. Rechtsextremismus und völkische Esoterik -Jan van Helsing, Horst Mahler... Schmetterling Verlag 2001. 216 S. Mit einigen Abb. (NB709) 15,80 Euro
Braune Esoteriker, rechtsextreme Parteien, die intellektuelle Neue Rechte, militante Neonazis und der politisierte Teil der Dark-Wave-Szene bilden eine neue gesellschaftliche Bewegung, die sich statt über politische Programme über eine gemeinsame Symbolsprache definiert. Mit dieser Symbolik besetzt der modernisierte Rechtsextremismus Zeit und Raum und deutet die Geschichte um. Die Journalisten Friedrich Paul Heller und Anton Maegerle entschlüsseln den Wortschatz dieser „Sprache des Hasses“ und übersetzen die Botschaften ihrer unheimlichen Meister: Erfolgsautor Jan van Helsing, der auf pseudo-religiösen Umwegen braunem Gedankengut zu neuer Popularität verholfen hat, und Horst Mahler, der im Internet eine Theologie des Terrors verbreitet und eine philosophisch-theologische „Endlösung der Judenfrage“ propagiert. Die Autoren zeichnen einen „Kampf der Symbole“ nach, dessen Wirkung weit größer ist als es die Anzahl der Organisierten vermuten läßt, und beleuchten Motive und Strategien einer Bewegung, die dabei ist, der Gesellschaft den Krieg zu erklären.



Andreas Speit (Hg.): Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien. Unrast Verlag 2002 (Reihe antifaschistischer Texte). 288 S. (NB1034 BES) 16 Euro
Jenseits der Neonazi-Skinhead-Musik festigt sich innerhalb von Dark Wave und Industrial eine rechte Musikszene, die sich zwischen Mythos und Ästhetik bewegt. Doch die Mythen sind nicht ohne Tradition und die Ästhetik ist nicht ohne Ideologie. Rhythmus, Lyrik und Performance transportieren antidemokratische und antiemanzipatorische Motive, die von einer boomenden unkritischen Szene nicht nur toleriert, sondern auch akzeptiert werden. Die Autoren zeigen die Verwendung rechten Ideologien in der Independentkultur von Dark Wave, Neofolk und Industrial auf und beschreiben die Verbindungen bis hin zur Extremen Rechten. Nach einer allgemeinen Darstellungen der Szene werden rechte Labels, Bands und Publikationen analysiert, ohne deren Bedeutung für die gesamte Szene zu skandalisieren oder zu relativieren. Exemplarisch untersuchen die Autoren die Zeitschrift „Sigill“ und deren nationales Umfeld, sie beschreiben die Band „Death In June“ und deren internationalen Verbindungen von der gemäßigten bis zur extrem rechten Szene. Abgerundet wird das Buch mit einer Betrachtung und Diskussion des Phänomen „Neuen-Deutsche-Härte“.



Christian Dornbusch & Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus. Reihe antifaschistischer Texte (rat) im Unrast-Verlag 2005. 352 S. (NB891) 18 Euro
Satanismus, Heidentum, Neonazismus – Black Metal gilt als Inbegriff des Bösen. War der Antichrist der frühen Black-Metal-Bands in den 80er Jahren noch Provokation, wurde mit der Renaissance des Black Metal daraus später blutige Realität. Dem Christentum wurde der Krieg erklärt und Kirchenbrandstiftungen, Friedhofsschändungen, Gewalttaten und Morde prägen bis heute das Image der Szene. Black Metal hat Stars hervorgebracht, die sich mit der Inszenierung des Bösen im Pop etabliert haben. Jenseits dieses Mainstream entwickelte sich eine brisante Mischung aus Nazi-Satanisten und völkisch Germanophilen, die an Bedeutung gewinnen. In einer Szene, in der die Verherrlichung von Mord und Krieg die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen läßt, das Heidentum als ein „natürlicher“ Ausdruck des germanischen Volkes gilt und misanthropische Schimären die Vorstellungen eines sozialen Miteinanders verdrängen, müssen sich Rechte im Black Metal nicht verstecken. Ganz offen werden Nationalsozialismus und Shoah glorifiziert, wird die Vernichtung alles Schwachen propagiert und die Rasse zur Grundlage alles Denkens und Handelns erklärt. Über den engen Rand des „NS-Black-Metal“ hinaus gehören dabei Rassismus und Antisemitismus längst zum „guten Ton“ der Szene. Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss beschreiben den Auszug des Black Metal aus dem Heavy Metal, die politische Aufladung der einst ausschließlich negativen Botschaften und die Genese eines rechten Randes zwischen völkischem Selbstverständnis und neo-nationalsozialistischem Habitus.



Hans Albert: Joseph Ratzingers Rettung des Christentums. Beschränkungen des Verbunftgebrauchs im Dienste des Glaubens. Alibri Verlag 2008. 128 S. (NB1063) 10 Euro
Joseph Ratzinger wird im Feuilleton als Intellektueller, als kluger Kopf und einer der führenden Denker innerhalb der katholischen Theologie gehandelt. Hans Albert meint, daß dem deutschen Papst dieses Etikett zu unrecht anhaftet.



Michael Schmidt-Salomon: Manifest des evolutionären Humanismus. Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur. Alibri Verlag 2005. 182 S. (NB876) 10 Euro
Wir leben in einer Zeit der Ungleichzeitigkeit: Während wir technologisch im 21. Jahrhundert stehen, sind unsere Weltbilder mehrheitlich noch von Jahrtausende alten Mythen geprägt. In Auseinandersetzung mit den Gefahren, die hieraus resultieren, liefert das Manifest des evolutionären Humanismus eine kompakte Zusammenfassung der Grundpositionen einer „zeitgemäßen Aufklärung“. Es ist ein Plädoyer für eine „alternative politische Leitkultur“, die auf die besten Traditionen von Wissenschaft, Philosophie und Kunst zurückgreift, um das unvollendete Projekt der aufgeklärten Gesellschaft gegen seine Feinde zu verteidigen.



Marcus Hammerschmitt: Instant Nirwana. Alibri Verlag 2005. 112 S. (NB872) 11,50 Euro
Ein Essay über Religion und Esoterik in Zeiten des globalisierten Kapitalismus. Marcus Hammerschmitt spürt den Irrationalismus in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und unterschiedlichsten Erscheinungsformen auf. Er beschreibt die Muster der Manipulation und reflektiert die Folgen.



Klaus Schmeh: Planeten und Propheten. Ein kritischer Blick auf Astrologie und Wahrsagerei. Alibri Verlag 2006. 172 S. mit Abb. (NB938) 14 Euro
Allen kritischen Stimmen zum Trotz ist die Astrologie zusammen mit der eng verwandten Wahrsagerei die am weitesten verbreitete esoterische Technik. Klaus Schmeh zeigt, worauf diese beiden Grenzwissenschaften ihre Behauptungen stützen, und überprüft ihre Erfolgsquote. Dabei wird klar: Astrologie und Wahrsagerei verheddern sich in einem Gestrüpp aus Widersprüchen, falschen Annahmen und Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie versagen nicht nur bei der Vorhersage zukünftiger Ereignisse, sondern sind auch als Mittel der Charakterdeutung oder „Lebenshilfe“ völlig ungeeignet.



Konja Simon Rohde: Ausstieg ins Leben. Wie ich aufhörte, ein Zeuge Jehovas zu sein. Mercator-Verlag 2017. 288 S. (NB1387) 16 Euro.
„Ja.“ So lautete die Antwort meiner Mutter auf meine Frage, ob sie sich darüber im Klaren sei, dass sie mich nicht wiedersehen würde. Ich hätte damit rechnen müssen. Schon mein Vater hatte etwa zwei Jahre zuvor jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen. Aber ihre Antwort hatte mich trotzdem kalt erwischt. Irgendetwas in mir war in diesem Moment kaputtgegangen. Wenn einem Sohn von der eigenen Mutter am Telefon mitgeteilt wird, dass sie in Kauf nimmt, ihn nie wiederzusehen, dann gibt es wohl nichts, was ihn letztlich darauf hätte vorbereiten können. Wie bringt man eine Mutter, die bereits einen Sohn verloren hat, dazu, ihr anderes Kind aufzugeben? Was muss man ihr sagen, damit sie den Kontakt zum Sohn abbricht und dann auch noch fest davon überzeugt ist, dass dies aus reiner Liebe geschieht, sie keine andere Wahl hat? Wie pflanzt man einer Mutter die Vorstellung ein, sie stünde „zwischen zwei Söhnen“, und müsse den lebenden aufgeben, um nicht auf ewig die Chance zu verspielen, den toten wiederzusehen?



Alfred Binder: Mythos Zen. Alibri Verlag 2009. 280 S. (NB1121) 18 Euro
Zen gilt vielen, die sich mit östlichen Religionen beschäftigen, als die „erhabenste Lehre“. Seinem Anspruch nach soll es weder eine Religion noch eine Philosophie sein, sondern eine Lehre ohne Lehrinhalt. Zen verspricht nicht nur eine völlige psychische Verwandlung, sondern eine Erleuchtung, die vollkommene Einsicht in die Natur des Universums gewähren soll. Ausführlich wird dargestellt, dass die populären Behauptungen falsch sind, Zen übersteige die Logik und sei mit dem gewöhnlichen Verstand nicht begreifbar. Auch zeigen die geschichtlichen Fakten die Schwierigkeiten des Zen mit ethischen Prinzipien; dies manifestierte sich besonders im bisher größten historischen „Ausrutscher“, der innigen Kooperation der Institution Zen mit dem japanischen Faschismus und die Verwandlung der zen-buddhistischen Philosophie in eine den Faschismus legitimierende Ideologie. Zwar bedeutet das japanische Zen in der Theorie einen Rückfall in schlechte Metaphysik und in der Praxis oft Militarismus, trotzdem kann Zen, jenseits von Mystik und Metaphysik, für den Einzelnen sehr wohl eine therapeutische Funktion haben. Der Autor arbeitet diese genau heraus und zeigt damit den „ursprünglichen Sinn“ dieser Praxis auf.



Bernd Harder: Geister, Gothics, Gabelbieger. 66 Antworten auf Fragwürdiges aus Esoterik und Okkultismus. Alibri 2005. 208 S. (NB826) 14 Euro
Magie, Okkultismus und Esoterik sind heutzutage alltägliche Erscheinungen. Allerdings stellt sich bei genauem Hinsehen häufig heraus, daß der Schein trügt. Fast immer lassen sich die scheinbar übersinnlichen Phänomene nachvollziehbar erklären, ohne daß man den Boden der Tatsachen verlassen muß.



Peter Bierl: Grüne Braune. Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von Rechts. Unrast Verlag 2014 (Reihe transparent – rechter rand). 80 S. (NB1286) 7,80 Euro
Seit Jahren versuchen militante Neonazis und rechte Ideologen mit ökologischen Themen zu punkten. Die NPD protestiert gegen Gentechnik, Kameradschaften demonstrieren gegen Castor-Transporte und Autonome Nationalisten gegen Schweinemastbetriebe und für Vegetarismus. In Umwelt & Aktiv warnen Autoren vor zerstörerischer Wachstumspolitik und beklagen einen Raubbau an der Natur. Werden rechte Ökobauern enttarnt, löst deren Engagement immer wieder Überraschung aus. Bürgerinitiativen zeigen sich verwundet, wenn extrem Rechte mitmischen. Dabei haben Nazis immer schon gesellschaftliche Widersprüche aufgegriffen und gemäß ihrer Weltanschauung interpretiert, um neue Anhänger zu rekrutieren. Das gilt für die soziale Frage, die Frauenbewegung wie für Ökologie. Zumal Umweltschutz traditionell ein Thema der Rechten ist.
Die Lebensreformer und Heimatschützer des Kaiserreichs und der Weimarer Republik waren überwiegend konservativ bis völkisch-antisemitisch. Ideen und Personen aus diesem Spektrum prägten noch die moderne Ökologiebewegung und die Gründungsphase der Grünen. Die Biozentristen und Tiefenökologen, die sich im Umfeld von Protestbewegungen der 1970er Jahre entwickelten, verbinden Esoterik mit prinzipieller Menschenfeindlichkeit. Sie agitieren gegen Einwanderung und eine angebliche Überbevölkerung. Parolen der Neuen Rechten gegen Homogenisierung, für kulturelle Differenz und ein Recht auf Heimat sind längst in linke und ökologische Diskurse eingegangen.



Peter Bierl: Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Konkret 2005. 280 S. (NB883) 17 Euro



Guido und Michael Grandt: Waldorf Connection. Rudolf Steiner und die Anthroposophen. Alibri Verlag 1999. 368 S. (NB512) 18,50 Euro
Die Anthroposophie genießt weithin den Ruf, eine tolerante, hochgeistige Weltanschauung zu sein; die Waldorfpädagogik wird von vielen Eltern als Kretativität und Selbstwertgefühl fördernde Alternative zur Regelschule angesehen. Zu Unrecht, meinen die Journalisten Guido und Michael Grandt. Sie dokumentieren die okkulten und rassistischen Anteile an der Weltanschauung Steiners und gehen der Frage nach, inwieweit diese noch heute in der Anthroposophie nachwirken.



Studentischer Sprecherrat der Universität München (Hg.): „Niemand kann seinem Schicksal entgehen...“ Kritik an Weltbild und Methode des Bert Hellinger. Alibri Verlag 2004. 168 S. (NB764) 11 Euro
Bert Hellinger gilt mit seiner besonderen Form der „systemischen Familienaufstellung“ als „Superstar“ der Therapieszene. Eine Behandlung „nach Hellinger“ birgt jedoch unwägbare Risiken: der ehemalige Missionar hat keine solide therapeutische Ausbildung und verstößt gegen einfachste Regeln der Psychotherapie. Er propagiert ein reaktionäres Familienbild, in dem die Frau dem Mann untergeordnet ist, Konflikte nicht ausgesprochen werden dürfen und die eigene Situation (auch von Opfern von Mißbrauch oder Vergewaltigung) als Schicksal „angenommen“ werden muß. Seine „Erkenntnisse“, gewonnen durch „höhere Eingebungen“, wendet Hellinger nicht nur auf zwischenmenschliche Beziehungen an. Auch die Geschichte interpretiert er nach diesem Muster um und relativiert so die Verbrechen des Nationalsozialismus.



Mirja Keller, Lena Kögler, Moritz Krawinkel, Jan Schlemermeyer: Antifa. Geschichte und Organisierung. Schmetterling Verlag 2011 (Reihe theorie.org). 180 S. Pb. (NB1197) 10 Euro
In dem Buch verfolgen die Autoren die Vorläufer, Theorien und Praktiken der linksradikalen Antifaschisten und erläutern konkret die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der gegenwärtigen Ausprägungen, wie Antideutsche, Antinationale oder Bewegungslinke. Den Lesern bietet sich mit diesem Buch die Möglichkeit, Erkenntnisse über bereits erarbeitete und verworfene Theorien sowie Erfolge und Niederlagen der Praxis zu sammeln, was gerade für die moderne, sich im stetigen Wandel befindliche, radikale Antifa von großer Bedeutung ist. Das Buch hilft dabei, Wissen um die eigene Geschichte zu erlangen, damit das Rad nicht immer neu erfunden werden muß. Stattdessen können die Leser die Entwicklung einer gesellschaftlich wirksamen, emanzipatorischen Bewegung vorantreiben.



Jungdemokraten / Junge Linke Duisburg: Duisburg – rechts um!? Neonazis im Großraum Duisburg/Oberhausen. Vorwort von Bruno Bachler. 2002. 148 S. (NB541) 5 Euro
Seit Jahrzehnten beteuern offizielle Stellen bei jeder sich bietenden Gelegenheit, daß es im Großraum Duisburg/Oberhausen keine ernstzunehmende neonazistische Szene geben würde, erst recht keine gefestigte. Ist dem tatsächlich so? Der Verfassungsschutz jedenfalls müßte es besser wissen, schließlich standen mehrere hochkarätige Duisburger NPD- und JN-Funktionäre in seinen Diensten. Von dieser Seite ist aber nach wie vor ebenso wenig mit Aufklärung zu rechnen wie von der Polizei. In dem vorliegenden Buch wird versucht, ausführlich über Ausformungen, Strukturen und Rekrutierungsfelder der neonazistischen Szene im Großraum Duisburg/Oberhausen zu informieren und eine Grundlage für die lokale politische Arbeit zu schaffen. Das Ergebnis sei vorweggenommen: Die regionale neonazistische Szene ist sowohl gut organisiert als auch höchst aktiv. Sie nutzt alle ihr zur Verfügung stehenden Rekrutierungsfelder.



Conrad Taler: Skandal ohne Ende. Deutscher Umgang mit dem Rechtsextremismus. PapyRossa Verlag 2012. 176 S. Pb. (NB1236) 12,90 Euro
Wenn eine Gruppe von Neonazis lange Zeit ungehindert morden kann, so ist das auch eine Folge der jahrelangen Verharmlosung des Rechtsextremismus. Conrad Taler nennt jene mit Namen, die sich an dieser Verharmlosung beteiligt haben. So etwa den ehemaligen verteidigungspolitischen Sprecher der CDU, Manfred Wörner, der sich dafür einsetzte, eine Galionsfigur der rechtsextremen Szene, den Ex-Nazi-Oberst Hans-Ulrich Rudel, als Gast bei einer Fliegereinheit der Bundeswehr zu empfangen. Oder den Sozialdemokraten Peter Struck, der als Verteidigungsminister nichts dabei fand, den General Reinhard Günzel, der von seinen Soldaten Disziplin nach dem Vorbild der Waffen-SS verlangt hat, an die Spitze des Kommandos Spezialkräfte der Bundeswehr zu stellen. Beteiligt war auch der Verfassungsschutz mit seinen Taufpaten aus der Gestapo, die als ausreichend legitimiert galten, weil für sie der Feind immer schon links gestanden hat. Dies entspricht einer Erblast, die Conrad Taler eingehend beschreibt.



Cornelia Kerth / Martin Kutscha (Hg.): Was heißt hier eigentlich Verfassungsschutz? Ein Geheimdienst und seine Praxis. PapyRossa Verlag 2020. 148 Seiten. (NB1455bes) 12,90 Euro
„Verfassungsschutz“ – das klingt gut. Aber werden die mit diesem Namen geadelten Behörden ihrem Anspruch gerecht? Zahlreiche Skandale wie etwa das völlige Versagen beim Aufspüren der neonazistischen Terrorzelle „NSU“ lassen daran zweifeln. Gleichwohl wurden in den letzten Jahren die Verfassungsschutzämter finanziell und personell aufgestockt und ihre Überwachungsbefugnisse noch erweitert. Dieser Sammelband nimmt Geschichte, Handlungsgrundlagen und aktuelle Praxis des Verfassungsschutzes unter die Lupe. Sind es wirklich nur »Pannen«, wenn dieser so wenig zur Aufklärung der Neonaziszene in Deutschland beiträgt? Welche Aufgaben weisen Grundgesetz und Fachgesetze den Geheimdiensten eigentlich zu? Wie sind die Vertuschung und Blockade bei der Aufdeckung terroristischer Netzwerke z. B. im NSU-Prozess zu erklären? Werden die parlamentarischen Kontrollgremien ihrer Aufgabe gerecht oder dienen sie lediglich als Feigenblatt für fragwürdige Aktivitäten? Welche Alternativen gibt es, um die demokratische Verfassungsordnung wirksam zu schützen?
Mit Beiträgen von Antonia von der Behrens, Rolf Gössner, Luca Heyer, Udo Kauß, Martin Kutscha, Till Müller-Heidelberg, Martina Renner, Niklas Schrader und Klaus Stein.
Martin Kutscha, Dr. iur., Jg. 1948, Professor a.D. für Staats- und Verwaltungsrecht an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, engagiert in der Humanistischen Union; Cornelia Kerth, Jg. 1954, Sozialwissenschaftlerin, Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA).



Jens Mecklenburg (Hg.): Was tun gegen rechts. Elefantenpress 1999. 256 S. (NB44z) 17,85 Euro
Möglichkeiten und Konzepte, um gegen rechtsextreme Einstellungspotentiale und Gewaltbereitschaft vorzugehen. Die unterschiedlichen Blickwinkel und praktischen Erfahrungen der Autoren bieten umfassende Denkanstöße. Die Beiträge reichen von der Vorstellung einzelner Initiativen, ihrer Ansatzpunkte, Erfolge und Mißerfolge bis zum Aufzeigen gesamtgesellschaftlicher Perspektiven.



Jürgen Peters, Hans Hoffmann, Udo Schmode (Hg.): Handeln gegen rechts. Xenos – Berichte aus der Praxis. Ein gemeinsames Buchprojekt von IG Metall Vorstand, Otto Brenner Stiftung, ARBEIT UND LEBEN Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. VSA Verlag 2005. 112 S., einige Abb. (NB834) 9,80 Euro
„Die Bekämpfung des Rechtsextremismus erfordert vor allem Handeln im Alltag: Notwendig ist, immr wieder für Toleranz und Weltoffenheit zu werben – in Schulen und Freizeiteinrichtungen, Betrieben und Verwaltungen. Wie dies gehen kann, wurde im Rahmen des Xenos-Programms in zahlreichen Projekten erprobt. Einige werden in diesem Band vorgestellt. Jetzt kommt es darauf an, daß die vielen Handlungsstrategien, die in den Xenos-Projekten entwickelt worden sind, nicht in Vergessenheit geraten: Nachhaltigkeit ist zu Recht ein zentrales Ziel des Programms. Die vorliegende Publikation leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Denn sie bereichert die Dabatte darüber, wie die in den Projekten gesammelten Erfahrungen im Alltagshandeln verankert werden können.“ (Aus dem Vorwort).



Jens Mecklenburg (Hg.): Braune Gefahr. DVU, NPD, Rep. Geschichte und Zukunft. Elefantenpress 1999. 304 S. (NB78z) 20,40 Euro



Samuel Salzborn: Grenzenlose Heimat. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Vertriebenenverbände. Elefantenpress 2000. 224 S. (NB79z) 15,30 Euro
Haben die Vertriebenenverbände in Deutschland noch eine Zukunft? Sind sie nicht ein Relikt längst vergangener Zeiten? Nein! Nicht nur, daß sich der Status der „Vertreibung“ auf jüngere Generationen vererbt – die Vertriebenenverbände mit ihrer Volkstumspolitik, ihrem Einsatz für ethnisch definierte Menschenrechte sind spätestens seit dem Zusammenbruch des „Ostblocks“ wieder gefragt. Salzborn stellt die Entwicklung in der BRD und in Europa seit 1945 ebenso dar wie ihre nationalsozialistische Vorgeschichte und kommt zu dem Ergebnis, daß die „Vertriebenen“ in Gegenwart und Zukunft deutscher und europäischer Politik präsent bleiben werden.



Das Netz des Hasses. Rassistische, rechtsextreme und neonazistische Propaganda im Internet. Hg. Von der Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Winderstandes 1997. 304 S. (NB29) 20,70 Euro
Beiträge von Anton Maegerle, Martin Dietzsch, Wolfgang Neugebauer, Juliane Wetzel u.a.



White Noise. Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour – Einblicke in die internationale Nazi-Musik-Szene. Unrast-Verlag 2000. 160 S. (NB11z) 10,10 Euro
Mit einem Beitrag von Stefan Jacoby über Neonazis im Internet.



Juni 1941 – der tiefe Schnitt. Hg. Vom Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst. Espresso Verlag. 176 S. Im Großformat, zahlreiche Abbildungen. (NB519z) 18,40 Euro
Am 22. Juni 1941 überfiel die faschistische Wehrmacht die Sowjetunion. Katalog zur Ausstellung des Deutsch-Russischen Museums vom 22. Juni bis 30. September 2001. Texte in deutscher und russischer Sprache.



Peter Weiss: Die Ästhetik des Widerstands. Roman. Suhrkamp-Verlag 1983. 962 S. (NB156) 22 Euro
Ausgabe des gesamten Werks in einem Band.



Peter Weiss: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Drama in zwei Akten. Edition suhrkamp. 160 S. (NB459) 7 Euro



David Salomon: Demokratie. PapyRossa Verlag 2012, Reihe Basiswissen. 132 S. (NB1218) 9,90 Euro
„Basiswissen“ bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie. Parlamentarismus, allgemeine Wahlen, ein liberales politisches System – ist das schon Demokratie? Daß es ein Trugschluß sei, Demokratie mit Liberalismus gleichzusetzen, heben Autoren wie Luciano Canfora, Domenico Losurdo oder Ellen Meiksins Wood hervor. Sie betonen, daß der Liberalismus seit je die Tendenz hatte, „Demokratie“ auf ein Elitenprojekt zu reduzieren. Geht man mit Arthur Rosenberg davon aus, daß sich der Demokratiegehalt einer Klassengesellschaft daran mißt, wie es um die reale Macht der Unterdrückten steht, kommt man zu ganz anderen Ergebnissen als liberale Theoretiker. Der Band führt in Begriff und Geschichte der Demokratie ein, indem er sich an diesem Gegensatz orientiert. Die grundlegende These ist: „politische Demokratie“ läuft leer oder ist gar bedroht, wenn sie sich nicht zur „sozialen Demokratie“ (Wolfgang Abendroth) erweitert. Der Band fragt nach Möglichkeiten zur Demokratisierung der gesamten Gesellschaft und bilanziert bisherige Versuche, dies zu erkämpfen.



Frank Deppe: Politisches Denken im Übergang ins 21. Jahrhundert. Rückfall in die Barbarei oder Geburt einer neuen Weltordnung? (Politisches Denken im 20. Jahrhundert, Band 4). VSA Verlag 2010. 440 S. (NB1173) 29.80 Euro
Der Abschlußband über das Politische Denken im 20. Jahrhundert – mit einem Ausblick auf die Entwicklung der Weltordnung in unserer Zeit. Dieser Band widmet sich der Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges und der welthistorischen Wende von 1989-91: dem Ende der Bipolarität, aber auch der Erosion der „Pax Americana“, den mit dem Aufstieg der „Schwellenländer“ (vor allem China und Indien) veränderten Kräfteverhältnissen in der Weltwirtschaft, der Großen Krise des Finanzmarkt-Kapitalismus und den gewaltigen ökologischen Gefahren des 21. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um keine abgeschlossene Epoche, sondern um bis heute offene Entwicklungsprozesse: geprägt durch den neoliberalen Rollback, die Neuformierung sozialliberaler Modernisierungsstrategien (Tony Blair/Anthony Giddens), das „unvollendete Projekt der Aufklärung“ (Jürgen Habermas), die Renaissance und Politisierung der Religionen: iranische Revolution (Chomeini), Katholizismus (Joseph Ratzinger), die USA des George W. Bush.



Dietmar Dath: Karl Marx. 100 Seiten. Reclam 2018 (Reihe 100 Seiten). (NB1418) 10 Euro
Im Januar 2009 wurde Dietmar Dath vom Spiegel gefragt, ob er für die "Beseitigung des kapitalistischen Systems" sei. Seine Antwort: "Absolut." Mit diesem Beitrag zu Marx’ 200. Geburtstag hat Dath nicht nur ein äußerst persönliches Buch über Marx geschrieben, sondern eines, das in seiner Klarheit und Dynamik gleichzeitig eine brillante Einführung in die Marxsche Lehre und deren Nachwirkung bietet. So zeigt er unter anderem, dass Marx das zu Bekämpfende immer zuerst einmal verstehen will und sich stets an der Praxis orientiert – zwei der vielen Gründe für seine anhaltende Aktualität.



David Harvey: Marx’ „Kapital“ lesen. Ein Begleiter für Fortgeschrittene und Einsteiger. Aus dem Amerikanischen von Christian Frings. VSA Verlag 2011. 416 S. (NB1220) 24.80 Euro
Ein Glücksfall für die Marx-Rezeption im 21. Jahrhundert: Der weltweit bekannte marxistische Wissenschaftler David Harvey führt durch den klassischen Text zur Kritik der politischen Ökonomie.
Die größte Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression und der Versuch, die Ursprünge dieses aktuellen Dilemmas zu verstehen, hat das Interesse an Karl Marx‘ Werk – quer durch die politischen Lager – beträchtlich ansteigen lassen. David Harvey, marxistischer Humangeograph und Sozialwissenschaftler, forscht und unterrichtet seit fast 40 Jahren zum „Kapital“. Hervorgegangen aus seinen Vorlesungen zur Kapitallektüre, denen große internationale Aufmerksamkeit zuteil wurde, zielt dieser Band darauf, die Substanz dieser Lektionen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das „Kapital“, Band 1, vollständig zu erschließen und es in Marx‘ eigenen Begrifflichkeiten verständlich zu machen – das ist das Ziel von David Harvey. Seine Darstellung richtet sich zum einen an Neu-Leser von Marx, die einem faszinierenden und zutiefst lohnenden Text begegnen. Denjenigen wiederum, die bereits mehr oder weniger intensiv in Marx‘ Werk eingestiegen sind, bietet sein Wegweiser originelle und kritische Interpretationen eines Buches, das den Lauf der Geschichte geändert hat und sich, wie Harvey zu verstehen gibt, erneut anschickt, dies zu tun.



Konrad Lotter, Reinhard Meiners, Elmar Treptow: Das Marx-Engels-Lexikon. Von Abstraktion bis Zirkulation. PapyRossa Verlag 2013 (Neuauflage). 402 S. (NB1247) 19,90 Euro
Für Anfänger wie für Kenner ein wertvolles Hilfsmittel für Verständnis und Erschließung der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels. Das Lexikon behandelt rund 250 zentrale Begriffe, die jeweils durch eine kurze Einführung der Herausgeber erläutert werden. Anschließend werden die wichtigsten Belegstellen aus den 42 Bänden der MEW im vollständigen Wortlaut angeführt. Die Zitate sind so angeordnet, dass sich an ihnen sowohl die systematische Entfaltung als auch die historische Entwicklung eines Begriffs nachvollziehen lassen.



Michael Heinrich: Wie das Marxsche Kapital lesen? Hinweise zur Lektüre und Kommentar zum Anfang von „Das Kapital“. Schmetterling Verlag 2008. 288 S. (NB1061) 12,80 Euro
In diesem Band werden zentrale Konzepte wie abstrakte Arbeit, Wertform oder Warenfetischismus eingeführt, die nicht ohne Weiteres verständlich sind. Nach einer Einleitung, in der auf die Relevanz einer heutigen Beschäftigung mit dem «Kapital» eingegangen wird, folgt ein ausführlicher Kommentar zu den ersten beiden Kapiteln. Absatz für Absatz werden Erläuterungen gegeben und Fragen behandelt, die sich bei der Lektüre des Originaltextes einstellen. Dabei wird nicht nur das Verständnis dieser beiden Kapitel erleichtert, es wird auch deutlich, was bei der Lektüre eines komplexen wissenschaftlichen Textes alles zu berücksichtigen ist. Zentrales Thema dieser ersten beiden Kapitel sind die Werttheorie und der Fetisch der Ware. Wichtige Aspekte, die Marx im «Kapital» nur kurz anspricht, behandelte er in anderen Texten. Als Anhang sind dem Kommentar daher Passagen aus weiteren Marxschen Texten beigegeben, die ebenfalls ausführlich erläutert werden. Das vorliegende Buch ist nicht nur eine Hilfestellung zur selbständigen Lektüre des „Kapital“, sondern auch eine textnahe Auseinandersetzung mit der Werttheorie – dem Fundament der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie.



Detlef Vonde: Auf den Barrikaden. Friedrich Engels und die „gescheiterte Revolution“ von 1848/49. Verlag Edition Köndgen 2020. 364 S. mit Abb. (NB1458) 19,95 Euro
Als ein sperriges Thema wurde die Revolution von 1848/49 immer wieder und gern bezeichnet. Gleichwohl schienen sich die Zeitgenossen und späteren Kommentatoren lange Zeit einig, wenn sie von einer gescheiterten bürgerlichen Revolution sprachen. Die Erzählung vom Scheitern war jedenfalls kaum geeignet, nennenswerten Widerspruch auszulösen. Eine Rolle spielte in diesem Zusammenhang auch der Barmer Fabrikantensohn Friedrich Engels, der in den Maitagen des tollen Jahres 1849 in Elberfeld selbst auf den Barrikaden stand und mit den Revolutionären einige Tage für die Demokratie und die Anerkennung der kurz zuvor verabschiedeten Reichsverfassung kämpfte. Die Geschichte dieser aufregenden Tage wird hier noch einmal erzählt und ins Verhältnis gesetzt zu den Prozessen auf den zentralen Handlungsebenen der Revolution von 1848/49.



Georg Fülberth: Friedrich Engels. PapyRossa Verlag 2018 (Reihe Basiswissen) 124 S. (NB1413) 9,90 Euro
Friedrich Engels (1820-1895) hat einer modischen Lesart zufolge die Theorie seines Freundes und Mitstreiters Karl Marx von Grund auf missverstanden. Und er hat sie nach dessen Tod angeblich bis zur Unkenntlichkeit verflacht, wenn nicht gar verfälscht. Dem widerspricht Georg Fülberth. Er arbeitet die tatsächliche Bedeutung von Engels heraus, indem er belegt, dass dieser zur gesellschaftswissenschaftlichen Revolution des 19. Jahrhunderts gleichermaßen beitrug wie Marx: zur Ersetzung der idealistischen Geschichtsauffassung durch die materialistische. Engels hat Marx zur Veröffentlichung des ersten Bandes des "Kapital" (1867), der ohne ihn vielleicht nie erschienen wäre, gedrängt, den zweiten 1885 sowie den dritten 1894 zusammengestellt und herausgegeben. Zugleich war er – mehr noch als Marx – einer der ersten Vertreter des Typs der "Operativen Intellektuellen", die die sozialistischen Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts mitgeprägt haben. Georg Fülberth untersucht sein Wirken auf diesen drei Gebieten.
Georg Fülberth, Dr. phil., Jg. 1939. Von 1972 bis 2004 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Zahlreiche Bücher bei PapyRossa, etwa die Basiswissen-Bände ›Kapitalismus‹, ›Sozialismus‹ und ›Marxismus‹. Publiziert u. a. in der Freitag, neues deutschland, junge Welt und konkret.



Stefan Kraft/ Karl Reitter (Hg.): Der junge Marx. Philosophische Schriften. Pro Media Verlag 2007, Edition „Linke Klassiker“. 172 Seiten. (NB1022) 12,90 Euro
Als Karl Marx im Jahre 1848 im Alter von 29 Jahren gemeinsam mit Friedrich Engels das „Manifest der Kommunistischen Partei“ veröffentlichte, konnte er bereits auf eine Fülle von richtungsweisenden Schriften zurückblicken. Zu den bekanntesten Werken aus seinen Jugendjahren zählen unter anderem „Die heilige Familie“, „Die deutsche Ideologie“, die „Ökonomisch-philosophischen Manuskripte“ und die „Thesen über Feuerbach“. Diese Abhandlungen zeigen auf faszinierende Weise die raschen und umwälzenden Veränderungen im Marxschen Denken, seinen Geistesweg von der deutschen Philosophie hin zu einem revolutionären Programm, seine radikalen Auseinandersetzungen mit den Linkshegelianern und Frühsozialisten. Wir erleben einen Denker, der früh erkennt, wie die Verwirklichung der Philosophie eine emanzipatorische Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse bewirken kann. Wir treffen auf einen scharfen Kritiker des Staates, der, vor allem in seiner ausführlichen Kritik an Hegel, den Widerspruch zwischen Staat und Gesellschaft herausarbeitet. Revolution, so Marx, muß „die Revolution radikaler Bedürfnisse sein“. Kommunismus ist daher auch kein fixer, anzustrebender Zustand, sondern „Kommunismus ist die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt“. In seinen frühen Analysen der ökonomisch-sozialen Verhältnisse im Allgemeinen und dem Arbeitsprozeß im Besonderen finden wir eine scharfe Kritik der Lohnarbeit. Marx, der sie grundlegend als entfremdete Arbeit erkennt, konstatiert unmissverständlich: „Ihre Fremdheit tritt darin rein hervor, daß, sobald kein physischer oder sonstiger Zwang existiert, die Arbeit als eine Pest geflohen wird.“ Wie dringlich eine Revolution vonnöten ist, beweist Marx mit seiner Analyse der psychischen und physischen Reduktion des Menschen im kapitalistischen Arbeitsprozeß, und er setzt ihr die Entwicklung der Allseitigkeit und die Entfaltung der Persönlichkeit entgegen. Die Individuen „müssen den Staat stürzen, um ihre Persönlichkeit durchzusetzen.“ Mit der Schriftensammlung „Der junge Marx“ haben Stefan Kraft und Karl Reitter den Versuch unternommen, die wichtigsten Argumente, Thesen und Textstellen im Marxschen Frühwerk aufzuspüren und ihre Aktualität in der Beantwortung heutiger gesellschaftspolitischer Fragen unter Beweis zu stellen.



Georg Fülberth: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. PapyRossa Verlag Basiswissen 2012. 116 S. Pocketformat. (NB1233) 9,90 Euro
Georg Fülberth, Professor Dr. phil., Jg. 1939. Lehrte Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Publiziert regelmäßig in „Freitag“, „Konkret“, „junge Welt“ und anderen Zeitungen und Zeitschriften. Zahlreiche Bücher und Buchbeiträge.
„Basiswissen“ bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie. Georg Fülberth beschreibt die Entwicklung des bürgerlichen Deutschland seit 1945 als eine Art Selbstbefreiungskampf des deutschen Kapitalismus aus der Sicherungsverwahrung, die ihm 1945 auferlegt wurde. 1990 wechselte das Vorzeichen: aus einer scheinbar subalternen Position innerhalb der Westintegration heraus bahnte sich eine ökonomische und zum Teil auch politische Dominanz Deutschlands in Europa an. Dies ist die eine Seite. Die andere besteht aus den Kämpfen um mehr gesellschaftliche Gleichheit und um eine friedliche Entwicklung. Hier lassen sich mehrere Perioden unterscheiden: Bis 1973 gab es im Goldenen Zeitalter des Wohlfahrtskapitalismus relativ weite Spielräume, zu denen auch der Systemkonfl ikt beitrug. Der Übergang zum finanzmarktgetriebenen Kapitalismus ab Mitte der siebziger Jahre und der Wegfall des Drucks, der vom staatlich verfassten Sozialismus ausging, haben sie verengt. Die Ungleichheit nimmt zu. Ebenso wächst eine aggressive Tendenz in der Außenpolitik.



Georg Fülberth: Finis Germaniae. Deutsche Geschichte seit 1945. PapyRossa Verlag 2007. 320 S. Hc. (NB1021) 19,90 Euro
Georg Fülberth legt ein Handbuch zur deutschen Geschichte seit 1945 vor. Prägnant arbeitet sein konzentrierter und verläßlicher Überblick die grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Prozesse in den vier Besatzungszonen 1945-1949, in den beiden deutschen Staaten 1949-1990 und in der vergrößerten Bundesrepublik seit 1990 heraus. Dabei entsteht ein Beleg für folgende These: Der deutsche Nationalstaat ist – dem staatlichen Selbstverständnis der BRD zum Trotz – zwar 1945 untergegangen, aber 1990 nicht neu entstanden. Vielmehr muß jetzt von „Finis Germaniae“ gesprochen werden. Di deutsche Geschichte hat aufgehört, Nationalgeschichte zu sein. Heute lebt sie fort als Regionalgeschichte des Kapitalismus. Und was war sie vor dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik? Auch nicht viel mehr, sondern lediglich ergänzt durch eine Regionalgeschichte des Sozialismus, der aber auch nur ein Einschluß im Kapitalismus gewesen ist.



Georg Fülberth: Unter der Lupe. Analysen und Betrachtungen zum gewöhnlichen Kapitalismus. Mit einem Vorwort von Thomas Kuczynski. PapyRossa Verlag. 200 Seiten. (NB1447) 14,90 ¤
Das Buch versammelt Artikel, die Georg Fülberth ab 2008 in lunapark21 – zeitschrift zur kritik der globalen ökonomie veröffentlicht hat. Sie sind dort unter den Rubriken „Seziertisch“ und „Lexikon“ erschienen, gingen jeweils von einem aktuellen Thema aus oder diskutierten akut gewordene Grundprobleme kapitalistischer Ökonomie und werfen somit auch ein Schlaglicht auf die jüngere Wirtschaftsgeschichte.
Thomas Kuczynski in seinem Vorwort: „Viele dieser Artikel sind in unserer angeblich so schnelllebigen Zeit von unverminderter Aktualität, und ich empfehle sie dem Lesepublikum gern zur Lektüre, gegebenenfalls auch zu erneuter Lektüre. Ich tue dies nicht nur, weil aus ihnen viel über Geschichte, Politik und Wirtschaft zu lernen ist, das versteht sich bei einem solchen Autor wie Georg Fülberth von selbst. Mein Hauptbeweggrund ist vielmehr die Machart der Artikel, das Schreiben gegen den Strich und die ungeheure Nüchternheit der Darstellung von Problemen, die von andern zumeist hochemotional debattiert, von ihm aber auf einen Punkt gebracht werden, der zu weiterem Nachdenken auffordert.“
Georg Fülberth, Prof. Dr. phil., *1939. Lehrte bis 2004 Politikwissenschaft an der Universität Marburg.



Georg Fülberth: G Strich – Kleine Geschichte des Kapitalismus. PapyRossa Verlag 2005. 316 S. Hc. (NB828) 19,80 Euro
Was ist das, wovon alle reden: Kapitalismus? Zunächst wird die Antwort des Verfassers mit den Definitionen früherer Autoren verglichen, wobei Karl Marx relativ gut abschneidet. Dann folgt eine Darstellung von Entstehung und Geschichte der kapitalistischen Gesellschaft vom Handelskapitalismus bis zum Neoliberalismus der Gegenwart. Sie schließt die Gegenbewegungen ein und mündet in die Frage nach dem etwaigen Ende dieser Produktions- und Lebensweise.



Georg Fülberth: Das Ende als Chance? Überlegungen zum tendenziellen Fall der sozialistischen Bewegung. 1988-1998. Band I. Konkret. (NB2) 10,12 Euro



Georg Fülberth: Das Ende als Chance? Überlegungen zum tendenziellen Fall der sozialistischen Bewegung. 1988-1998. Band II. Konkret. (NB3) 10,12 Euro



Georg Fülberth: Berlin Bonn Berlin. Deutsche Geschichte seit 1945. PapyRossa Verlag. Hc. (NB93z) 18,40 Euro
Prägnant arbeitet Fülberth die grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Prozesse in beiden deutschen Staaten sowie im vereinigten Deutschland heraus. Sein konzentrierter Überblick ist zugleich ein Handbuch, das jene Punkte besonders hervorhebt, die auf dem Weg von der Katastrophe 1945 zur neuen Versuchung seit 1990 entscheidend waren.



Georg Fülberth: Eröffnungsbilanz des gesamtdeutschen Kapitalismus. Vom Spätsozialismus zur nationalen Restauration. Konkret 1993. 160 S. (NB94) 11,25 Euro
Nicht nur die DDR ist ein gescheiterter Staat, sondern auch die alte BRD. Georg Fülberth analysiert die politische Hinterlassenschaft beider Staaten für das neue Gesamtdeutschland. Dabei wird die DDR nicht als Unrechtsregime abgetan, sondern als „Spätsozialismus“ definiert, der an Aufgaben scheiterte, denen sich kapitalistische Systeme nicht einmal stellten, deren Lösung aber unabdingbar ist. Die verblichenen Vorzüge der BRD waren nur unter den Bedingungen der Systemauseinandersetzung zu haben.



Georg Fülberth: Sieben Anstrengungen, den vorläufigen Endsieg des Kapitalismus zu begreifen. Konkret. (NB9) 12,50 Euro



Georg Fülberth: Kapitalismus. PapyRossa Verlag 2010 (Basiswissen). 120 S. (NB1143) 9,90 Euro
„Basiswissen“ bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie. Den ersten Leitfaden aus dieser neu etablierten Reihe legt Georg Fülberth zum Stichwort „Kapitalismus“ vor. Im theoretischen Teil werden dessen Charakteristika herausgearbeitet. Zentral stehen dabei Akkumulation und Überakkumulation. Sie bestimmen auch den Rhythmus der Geschichte dieser Produktions- und Reproduktionsweise. Ihr gilt der zweite Teil des Buchs, der vom Handelskapitalismus des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit bis zum Neoliberalismus von heute reicht. In seiner aktuellen Phase wird der Kapitalismus als „Problematische Überschussgesellschaft“ definiert. Dieser Begriff dient zur Erklärung der Krise von 2007 ff., die sich als die Konsequenz der merkwürdigerweise lange verdrängten, womöglich wichtigeren Vorgängerkrise von 1974/75 und des darauf folgenden Spekulations- und erneuten Überakkumulations- Zyklus erweist.



Georg Fülberth: Sozialismus. PapyRossa Verlag 2010 (Basiswissen). 112 S. (NB1144) 9,90 Euro
Was Sozialismus sei, wird angesichts der Krisenhaftigkeit seines Gegenstücks, des Kapitalismus, heftig debattiert. Was gemeint ist, bleibt indes häufig unklar. Dem kann dieser Leitfaden abhelfen. Unter Sozialismus versteht er dreierlei: a.) eine Gesellschaftsordnung, b.) eine politische Bewegung und ihre Theorie, c.) ein untergeordnetes Organisationsprinzip in der kapitalistischen Gesellschaft. Diese Definition macht es nötig, in gebotener Kürze, aber dennoch präzise die Grundzüge der Geschichte der sozialistischen Bewegungen seit Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft, des staatlich verfassten Sozialismus seit 1917 und von Vergesellschaftungstendenzen im Kapitalismus selbst herauszuarbeiten. Der Verfasser fragt auch nach Möglichkeiten für eine Zukunft des Sozialismus. Als eine erste Etappe nennt er eine „Pink, Grey, Red, Blue Revolution“: Eine Umwälzung zugunsten der Jungen, der Rentner, der von Lohn- oder Transfereinkommen Abhängigen und der Antikriegskräfte, deren ökologische Dimension vorausgesetzt wird.
Professor Dr. phil. Georg Fülberth, Jg. 1939. Lehrte Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Publiziert regelmäßig in „Freitag“, „Konkret“, „junge Welt“ und anderen Zeitungen und Zeitschriften. Zahlreiche Bücher und Buchbeiträge.



Georg Fülberth: „Das Kapital“ kompakt. PapyRossa Verlag 2011 (Basiswissen). 123 S. (NB1165) 9,90 Euro
Die vorliegende Einführung in „Das Kapital“ unterscheidet sich von anderen auch dadurch, daß sie nicht polemisch zu belegen versucht, dieses Werk besser verstanden zu haben als jene. Sie zeichnet zwar ebenfalls dessen Gesamtargumentation nach, zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie 1) besonderes Gewicht auf den dritten Band legt; 2) die Rehabilitation der reinen Arbeitswertlehre, wie sie im ersten Band entwickelt ist, übernimmt; 3) danach fragt, in welchem Verhältnis die Analyse der kapitalistischen Produktionsweise und die Untersuchung der Möglichkeiten ihrer Aufhebung in der Marxschen „Kritik der Politischen Ökonomie“ zueinander stehen. Die Erkenntnisse der „Neuen Marx-Lektüre“ und der „Monetären Werttheorie“ werden dabei aufgenommen, aber vom Kopf auf die Füße gestellt. Das Ziel dieser Einführung ist erreicht, wenn die Leserinnen und Leser neugierig auf das Original werden und dessen Lektüre folgen lassen. Dieser Basistext kann ihnen dabei helfen, einen roten Faden durch die drei Bände zu finden.



Gretchen Binus, Beate Landefeld, Andreas Wehr: Staatsmonopolistischer Kapitalismus. PapyRossa Verlag, 2., durchgesehene Auflage 2015 (Reihe Basiswissen). 128 S. (NB1324) 9,90 ¤
Von vielen längst ad acta gelegt, erweist sich die Theorie des Staatsmonopolistischen Kapitalismus als einer der tragfähigsten Erklärungsansätze für die Tiefe und Dauer der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise seit 2007, eine der schwersten Krisen des Kapitalismus überhaupt. Sowohl die Konzentration als auch die Zentralisation von Kapital, mit dem Ergebnis der Herausbildung neuer und der Stärkung bestehender Monopole, ist in den letzten Jahrzehnten weiter vorangeschritten. Die staatlichen Interventionen zur Stützung dieser Monopole haben inzwischen völlig neue Dimensionen erreicht. Weltweit wurden in der jüngsten Krise Banken und Industriebetriebe mit Hunderten von Milliarden US-Dollar bzw. Euro vor dem Untergang bewahrt. Der Staatsmonopolistische Kapitalismus, die enge Verflechtung zwischen den Staatsapparaten und Monopolen zum Zweck der Sicherung von deren Verwertungsinteressen, erweist sich als Kernstruktur des Kapitalismus und als dessen entscheidender Funktionsmechanismus.
Gretchen Binus, Prof. Dr., Jg. 1936, Wirtschaftswissenschaftlerin und Wirtschaftshistorikerin. Bis 1990 tätig am Institut für Internationale Politik und Wirtschaft (IPW) Berlin und zwischenzeitlich an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg;
Beate Landefeld, Jg. 1944, Hotelfachfrau, Abendgymnasium für Berufstätige, Studium der Literaturwissenschaft und Soziologie;
Andreas Wehr, Jg. 1954, Jurist, wissenschaftlicher Mitarbeiter der „Konföderalen Fraktion der Vereinten Europäischen Linken / Nordische Grüne Linke“ im Europäischen Parlament.



Frank Deppe, David Salomon, Ingar Solty: Imperialismus. PapyRossa Verlag 2011 (Basiswissen). 134 S. (NB1164) 9,90 Euro
Imperialismus definieren die Autoren als eine „offene oder latente Gewaltpolitik zur externen Absicherung eines internen Regimes“ und als zentralen Bestandteil der territorialen Reproduktion des Kapitalismus. Verabschieden sie damit die Sichtweise, Imperialismus sei ein Stadium der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, so zeigen sie jedoch, daß sich aus der polit-ökonomisch begründeten Analyse schlüssige Einsichten auch in gegenwärtige weltwirtschaftliche und -politische Abläufe ergeben. Klassische Imperialismustheorien (J. A. Hobson, Rudolf Hilferding, Joseph Schumpeter, Karl Kautsky sowie W. I. Lenin und Rosa Luxemburg) werden ebenso berücksichtigt wie Beiträge aus der aktuellen Debatte (Leo Panitch, Sam Gindin oder David Harvey). Nach einer Analyse des US-Imperialismus seit 1945 fragen die Autoren auch, wie es sich mit einem „Euroimperialismus“ verhält. Kritik an der ideologischen Figur eines „guten Imperialismus“ und Überlegungen zu einem zeitgemäßen Antiimperialismus beschließen den Band.



Lothar Peter: Marx an die Uni. Die „Marburger Schule“ – Geschichte, Probleme, Akteure. Papyrossa Verlag 2014. 224 S. (NB1278) 14,90 Euro
Daß es neben der „Frankfurter Schule“ mit ihrer „Kritischen Theorie“ auch eine marxistisch orientierte „Marburger Schule“ mit wissenschaftlich und politisch intensiver Wirkung gegeben hat, wird oft vergessen. Lothar Peter zeichnet deren Geschichte nach und verortet sie im politisch-intellektuellen Diskurs und in den politischen Entwicklungen der Bundesrepublik. Eine zentrale Rolle kommt dem Politikwissenschaftler Wolfgang Abendroth zu, im Unterschied zu anderen Darstellungen berücksichtigt Peter aber ebenso die Soziologen Werner Hofmann und Heinz Maus und geht auch auf die Nachfolger ein. Alle teilten ein Wissenschaftsverständnis, das akademische Lehre und Forschung mit dem Ziel gesellschaftsverändernder Praxis verknüpfte. Dieses Profil stieß auf massiven Widerstand. Es gehört zu den Befunden des Buches, dass sich die Akteure der Marburger Schule diesem Druck weder gebeugt haben noch ideologisch zu Kreuze gekrochen sind. Dabei benennt das Buch durchaus auch ihre Defizite und Grenzen.



Eric Hobsbawm: Zwischenwelten und Übergangszeiten. Interventionen und Wortmeldungen. Hg. von Friedrich-Martin Balzer und Georg Fülberth. PapyRossa Verlag 2009. 240 S. Hc. (NB1105) 18 Euro
Eric Hobsbawm, geboren 1917 in Alexandria/Ägypten. Entstammt einer jüdisch-österreichisch/englischen Familie. Aufgewachsen in Wien und Berlin. Ging 1933 nach London. Studium in Cambridge. 1971 bis 1982 Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität London. Seit 1984 Inhaber eines Lehrstuhls an der New School for Social Research in New York. 1995 erschien seine bahnbrechende „Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts“ mit dem Titel „Das Zeitalter der Extreme“. 2008 erhielt er den Bochumer Historikerpreis. Eric Hobsbawm, der Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts, ist zugleich ein Zeitgenosse des 20. und 21. Sein Werk speist sich nicht nur aus der Arbeit des Gelehrten, sondern auch aus einem lebenslangen politischen Engagement. Der Band enthält Interviews und Aufsätze, die in der Periode des „Erdrutschs“ – nach dem Ende des Staatssozialismus sowie des wohlfahrtsstaatlichen Kapitalismus und im Übergang zu einer neuen kapitalistischen Ordnung – auf deutsch erschienen sind und erstmals gesammelt vorliegen. Ergänzt werden sie durch ein umfangreiches Gespräch der Herausgeber mit Eric Hobsbawm in London. Die Umstände geben den Texten eine besondere Aktualität: Im 3. Band seiner Trilogie über das „Lange Neunzehnte Jahrhundert“ untersuchte Hobsbawm die Große Depression der Jahrzehnte nach 1873, in seinem Buch über das „Kurze Zwanzigste Jahrhundert“ die Weltwirtschaftskrise 1929 - 1933. Nun äußert er sich unter anderem zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen der unmittelbaren Gegenwart.



Hermann L. Gremliza: Gegen Deutschland. 48 Nestbeschutzungen. Konkret 2000. 208 S. (NB259) 14,50 Euro
Auswahl aus den Konkret-Kolumnen 1990 – 2000.



Hermann L. Gremliza: Ganghofer im Wunderland. 73 Absagen an die herrschende Meinung 1978-1994. Konkret. (NB12) 8,20 Euro



Hermann L. Gremliza: Herrschaftszeiten oder Freiheit ist immer die Freiheit von Radio Luxemburg. Konkret (NB13) 10,15 Euro



Karl-Heinz Hansen: Es ist nicht alles schlecht, was scheitert. Ein politischer Lebenslauf. Konkret Verlag 2014. 192 S., zahlreiche Abbildungen. (NB1291) 19 Euro
Ein Bericht aus dem politischen Innenleben dieser Republik, mit Ausflügen in ihre Vorgeschichte und die Peripherie einer Weltordnung, deren Bestandteil sie ist und die sie mitgestaltet: Karl-Heinz Hansen, linker Sozialdemokrat, von der SPD nach 20jähriger Parteimitgliedschaft ausgeschlossen, Bundestagsabgeordneter und Mitbegründer der Demokratischen Sozialisten, ein »demokratisch-sozialistischer Rigorist« (Hansen über Hansen), erzählt in diesem Buch seine politische Lebensgeschichte. „Rückblickend muss ich feststellen, dass es uns Linken nicht gelungen ist, dem Kapitalismus Grenzen zu setzen. Nicht einmal zur Wiedereinfu?hrung der Vermögenssteuer hat es gereicht. Wir haben den gestaltungsfähigen Kern der Grundrechte – Transparenz, Mitbestimmung, Chancengleichheit – nicht genutzt und mutwilligen Einschnitten in ihren Wesensgehalt hilflos zugesehen. So konnte die Restauration ungehemmt weitermarschieren – zuru?ck. Die Bundesrepublik ist nach wie vor eine Klassengesellschaft, ohne das Bewusstsein, eine solche zu sein.“
Am 22. Juli 2014 ist Karl-Heinz Hansen gestorben. Dieses Buch hat er noch fertigstellen können.



Peter Hacks: Das Poetische. Ansätze zu einer postrevolutionären Dramaturgie. Edition Nautilus 2001. 128 S. (NB420) 12,80 Euro
Was ist Kunst? Wie entsteht sie, wodurch wirkt sie und woran geht sie unter?



Peter Hacks: Schöne Wirtschaft. Ästhetisch-ökonomische Fragmente. Edition Nautilus 1997. 128 S. (NB583) 9,80 Euro



Lütfiye Güzel: Let's go Güzel. Kurzgeschichten & Gedichte. Dialog Edition 2013. 88 S. (NB1243) 10 Euro
„Wie man nicht sein darf, geht jeden etwas an, der so ist wie alle.“



Lütfiye Güzel: Trist Olé! Gedichte. Dialog-Edition 2013. 86 S. (NB1262) 10 Euro
„ich sehr das / jammertal / von unten / nehme die treppe / & halte mich links“



Ronald M. Schernikau: Kleinstadtnovelle. Konkret 2002. 86 S. Pb. (NB615) 12 Euro
1980 erstmals veröffentlicht. Ein subtiler Text über die Schwierigkeiten, die eigene Persönlichkeit gegen festgeschriebene Normen und Werte durchzusetzen. Als schwuler Klassiker gefeiert und als eine der ersten Coming-out-Geschichten gerühmt, ist „Kleinstadtnovelle“ mehr noch präzise und vielschichtige Analyse der ausweglosen Situation Jugendlicher.



Ronald M. Schernikau: Die Tage in L. Darüber, daß die DDR und die BRD sich niemals verständigen können, geschweige mittels ihrer Literatur. Konkret 2001. 216 S. (NB527) 15 Euro
Ronald M. Schernikau (1960-1991) ging – gegen den Strom – 1989 in den Osten und nahm die DDR-Staatsbürgerschaft an. „Die Tage in L.“ ist eine Sammlung von Notaten. Die Neuausgabe berücksichtigt Korrekturen des Autors nach der Erstausgabe von 1989 und enhält ein Vorwort von Hermann L. Gremliza.



Ronald M. Schernikau: Königin im Dreck. Texte zur Zeit. Hg. von Thomas Keck. Verbrecher Verlag 2009. 304 S., einige Abb. (NB1138) 15 Euro
„Königin im Dreck“ ist ein Band, der erstmals Schernikaus Beiträge für Zeitungen, Journale und Anthologien vereint.



Autonome a.f.r.i.k.a. Gruppe / Luther Blissett / Sonja Brünzels: Handbuch der Kommunikationsguerilla. Vierte Auflage. Assoziation A 2001. 240 S. (NB753) 16 Euro
Einiges über Büro für ungewöhnliche Maßnahmen, Burroughs, Dada, Kommune I, KPD/RZ, Provos, Radio Alice, Situationistische Internationale, Subversive Aktion /Gruppe Spur, Yippies u.a.



Bernd Langer: Kunst und Kampf. Unrast Verlag 2016. 256 S. (NB1352) 19,80 Euro
In den 1980er Jahren wird Kunst und Kampf (KuK) mit der Gestaltung von Plakaten in der antifaschistischen Bewegung bekannt. Das Projekt verfolgt einen kollektiven Ansatz, der jedoch immer auch individuelle Züge trägt.
Ideengeschichtlich bezieht sich KuK auf die Renaissance, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt und Religion und Hierarchien infrage stellt. Ein wichtiger Bezugspunkt ist dabei der deutsche Bauernkrieg. Wesentlichen Raum nimmt außerdem die Auseinandersetzung mit den sich als avantgardistisch verstehenden Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts ein.
Das Buch streift dabei die Geschichte der Jugendzentrumsbewegung, erzählt von den Autonomen und der Antifa, von umgestürzten Denkmälern, spektakulären Demonstrationen, der Herstellung von illegalen Plakaten und Zeitungen und warum die Doppelfahnen der Antifaschistischen Aktion heute von links gegen rechts wehen.
Bernd Langer, seit 1978 antifaschistisch engagiert, gehörte zu den Aktivisten der ersten autonomen Antifa-Strukturen. Außerdem entwickelte er die kulturpolitische Initiative Kunst und Kampf (KuK). In den 1990er Jahren war Langer maßgebliches Mitglied der Autonomen Antifa (M) und am Aufbau der AA/BO (Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisation) beteiligt. Als Autor diverser Bücher und Vortragsreisender setzt er sich seit Jahren mit den revolutionären Bewegungen in Deutschland auseinander.



Neue Gesellschaft für Bildende Kunst: legal / illegal. Wenn Kunst Gesetze bricht / Art beyond law. Zusammengestellt von Hans Winkler. Schmetterling Verlag. Ca. 200 S. (NB784) 17 Euro
Johannes Baader, Arthur Cravan, Guerilla Art Action Group, Jochen Gerz, Jon Hendricks, Abbie Hoffman, Franz Jung, Janice Kerbel, Dieter Kunzelmann, Minus Delta t, Spaßguerilla, Jean Toche, Timm Ulrichs u.v.a.



Die untergründigen Jahre. Die kollektive Autobiographie ›alternativer‹ Autoren aus den 1970ern und danach. Herausgegeben von Peter Engel und Günther Emig. Günther Emigs Literatur-Betrieb 2019. 484 Seiten, (NB1446) 20 Euro
Die 68er-Studentenrevolte hat in die 70er Jahre hineingestrahlt, ist da erst richtig wirksam geworden, nicht zuletzt in der Literatur und im Literaturbetrieb. War das damals tatsächlich eine gravierende Umwälzung oder nur der übliche Aufstand der Jungen gegen die Alten beziehungsweise lediglich ein spontaner Aufbruch gegen den eingefahrenen „Betrieb“? Kann man sich, wie Enzensberger meinte, in Bezug auf die siebziger Jahre „kurz fassen“ und nicht wirklich verlangen, dass man ihrer „mit Nachsicht gedächte“?
Wir stellten diese Fragen 40 Jahre nach den „Gegenbuchmessen“ und dem Kampf der „kleinen Bertelsmänner“ gegen das etablierte Verlagswesen noch einmal, wollen von den damaligen Protagonisten der „Gegenkultur“ wissen, wie sie jene Zeiten erlebt haben, welches für sie die bestimmenden Momente waren und was von all dem für sie bis heute nachwirkt.
Inhaltlich sollte es in den erbetenen Beiträgen um das Subjektive gehen, die persönliche Perspektive, also keine Beiträge über Dritte, sondern eine Darstellung des eigenen Tuns (natürlich mit Bezug auf diese „Dritten“): Warum, mit wem, zu welchem „Endzweck“, was daraus geworden ist usw. Also quasi lauter Einzel-Autobiographien, die die Zeit von Ende der 1960er bis Ende 1970 schwerpunktmäßig umfassen sollten. Und natürlich wie es danach weiterging.
Beiträge von: Wolfgang Bittner, Michael Braun, Daniel Dubbe, Heiner Egge, Peter Engel, Ronald Glomb, Frank Göhre, Friedemann Hahn, Manfred Hausin, Martin Jürgens, Benno Käsmayr, Michael Kellner, Barbara Maria Kloos, Fitzgerald Kusz, Helmut Loeven, Detlef Michelers, Alfred Miersch, Peter Salomon, Christoph Schubert-Weller, Tiny Stricker, Ralf Thenior, Jürgen Theobaldy.



Unter dem Radar. Underground- und Selbstpublikationen 1965 – 1975. Herausgegeben von Bandel, Jan-Frederik /Gilbert, Annette /Prill, Tania. Spectormag Verlag 2017. 368 S. Großformat, Ringheftung, unzählige, meist farbige Abbildungen. (NB1389) 38 Euro
Mitte der 1960er kommt es zu einem Boom von Underground- und Selbstpublikationen. Hektografie, Mimeografie und Offsetdruck erlauben es nicht nur, günstig kleine Auflagen herzustellen, sondern befördern eine spezifische Ästhetik: In wilden Klebelayouts kombinieren 'messianische Amateure' Typoskriptästhetik, Handschriften, Kritzelzeichnungen, zusammengetragenes, collagiertes Bildmaterial, Pornofotos, Schnappschüsse, Comics. Die Typografie entregelt sich bewusst, parallel zu einer Deregulierung der sprachlichen und bildlichen Ausdrucksformen im Namen einer neuen 'Sensibilität'.
Der Band (der parallel zu einer Ausstellung in der Bremer Weserburg erscheint) zeigt erstmals in dieser Breite Underground- und Selbstpublikationen der BRD, aber auch den internationalen Kontext, in dem diese entstanden sind: nicht als Geschichte der Anekdoten, sondern als Versuch, den ästhetischen Kosmos einer Do-it-Yourself-Revolte zu erschließen, der auch einen neuen Blick auf den gegenwärtigen Boom von 'Independent Publishing', Risographie-Ästhetik usw. herausfordert.



Biene Baumeister, Zwi Negator: Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung. Vol I: Enchiridion. Schmetterling Verlag, Reihe Theorie.org. 2005. 240 S. (NB853) 10 Euro
„In unseren Tagen erscheint das revolutionäre Projekt als Angeklagter der Geschichte. Ihm wird vorgeworfen, daß es schlechten Erfolg gehabt und eine neue Entfremdung mit sich gebracht habe. Das heißt nichts anderes, als daß die herrschende Gesellschaft sich auf allen Gebieten der Wirklichkeit viel besser wehren konnte als die Revolutionäre es vorhergesehen hatten, und nicht, daß sie annehmbarer geworden ist.“
Mitte der 50er Jahre entstand die Situationistische Internationale (SI), die für die Bewegungen im französischen Mai 1968 eine maßgebliche Rolle spielte und auch heute als eine Stichwortgeberin für viele Strömungen aus Kultur und Politik herhält. Mit ihrem Konzept der „Konstruktion von Situationen“ arbeitete sie mit spielerisch experimentellen Mitteln auf die Verwirklichung der Poesie als Aufhebung von Kunst, Politik und Alltag im Sinne einer modernen proletarischen Revolution hin. Beeinflußt von Dadaismus und Surrealismus unterzog die SI das Marxsche Werk einer intensiven Relektüre und erarbeitete eine Kritik der „Gesellschaft des Spektakels“ (SI). Vor diesem Hintergrund versucht das Buch, die Grundzüge der situationistischen Revolutionstheorie dar- und klarzustellen und sie zugleich mit ihren „blinden Flecken“ zu konfrontieren, was für eine kritische, aktualisierte Aneignung unabdingbar ist.



Biene Baumeister, Zwi Negator: Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung Vol. II: Kleines Organon. Schmetterling Verlag, Reihe Theorie Org. 240 S. (NB843) 10 Euro
Hintergründe und Anmerkungen zu Band 1. Literaturverzeichnis, Personenregister, Zeittafel.



Simon Ford: Die Situationistische Internationale. Eine Gebrauchsanleitung. Edition Nautilus 2007 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf 58). 224 S., zahlr. schw.-w. Ill. (NB1202) 14,90 Euro
Das Gespür der Situationisten für den Skandal wurde von vielen – von den Sex Pistols bis Naomi Klein – übernommen und hat bis heute nicht an Anziehungskraft verloren. Das Buch ist eine kompakte Einführung in die berüchtigste und radikalste Kunstbewegung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die Situationistische Internationale – zu deren Mitgliedern und wichtigsten Gestaltern Guy Debord, Raoul Vaneigem, Asger Jorn, Constant und die Gruppe Spur gehörten. Malerei, Architektur, Film – die Situationisten haben weite Teile der Kunst beeinflußt. Der Autor beleuchtet den historischen Hintergrund der europäischen Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg. Er beschreibt, wie eine Gruppe von jugendlichen Herumtreibern in Paris mit faszinierender Unbescheidenheit einen Angriff auf die im Tiefschlaf liegende Kultur provozierte und wie mit wachsender sozialer Unruhe im Rücken ein innovativer Think Tank entstand, der die radikalsten Strömungen des Mai 68 inspirierte. Im Laufe der 10 Jahre ihres Bestehens hat die SI die Kultur im weitesten Sinne verändert, von der Musik über die Straßenkunst, von der politischen Analyse zur Entwicklung einer „Neuen Stadt für ein neues Leben“. Die Ideen und Vorschläge der SI sind immer noch wesentliche Grundlagen für eine Befreiung aus einer sinnentleerten Gesellschaft.



Der Beginn einer Epoche. Texte der Situationisten. Edition Nautilus 1995. 320 S. mit zahlr. Abb. (NB531) 20 Euro
Die „Internationale“ hat an der Wiedereinführung des Abenteuers in den urbanen Zentren gearbeitet, an der Formulierung neuer Leidenschaften und Lebensformen gegen die Stupidität eines völlig sinnentleerten Lebens.



Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels. Edition Tiamat 1996. 304 S. (NB538) 20 Euro.
Guy Debord (1931-1994) war Mitbegründer, Theoretiker und Protagonist der Situationistischen Internationale. Die vorliegende Arbeit (erschienen 1967) kann als sein Hauptwerk wie auch als einer der theoretischen Auslöser der Pariser Maiunruhen von 1968 gewertet werden. Diese Ausgabe enthält auch die umfangreichen „Kommentare zur Gesellschaft des Spektakels“ und das Vorwort zur vierten italienischen Ausgabe.



Guy Debord: Panegyrikus. Erster Band. Edition Tiamat 1997 (Critica Diabolis 60). 96 S. (NB1147) 16 Euro
Fragmentarische autobiografische Reflexionen. Einen zweiten Band gibt es nicht.



Raoul Vaneigem: Handbuch der Lebenskunst für die jungen Generationen. Edition Nautilus. 320 S. (NB1159) 19,90 Euro
Diese neuartige „Fibel des Klassenkampfes“ erschien 1967 mit einem Skandal. Mit leidenschaftlicher Subjektivität und radikaler Kritik der bestehenden Verhältnisse verknüpft diese umfassende Kritik der modernen Formen der Entfremdung die Bereiche Politik, Kunst und Alltagsleben zu einer explosiven Mischung, die 1968 zum Ausbruch kam. Ein Schlüsselwerk der aufständischen Geschichte von 1967-68 ist das Handbuch der Lebenskunst. Neben Guy Debords Gesellschaft des Spektakels prägte es die Parolen auf den Mauern und Plakaten des Mai 68. Der poetische, witzige, zornige und radikale Stil Vaneigems ist aus der modernen Gesellschaftskritik nicht mehr wegzudenken. Seine provozierenden Thesen gegen die Verkümmerung der Emotionen, gegen Warengesellschaft und Patriarchat, gegen die ganze Welt der Ökonomie, setzen auf Spontaneität, individuelles Erleben und die Kostenlosigkeit der Bedürfnisse. Die Perspektive der Macht, mit ihrer Hierarchie, Aufopferung und Arbeit, soll umgekehrt werden in eine Perspektive der Selbstbestimmung, Kreativität, Spontaneität und Poesie. Die radikale Subjektivität findet ihre Verwirklichung in der von allen gemachten Geschichte.



Raoul Vaneigem: Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am Leben. Die Situationisten und die Veränderung der Haltungen. Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Andrea Stephani. Edition Nautilus 2011. 192 S. Pb. (NB1206) 19,90 Euro
Raoul Vaneigem hat ein leidenschaftliches Plädoyer gegen die Zerstörung der Individualität verfasst. Er tritt vehement für die Kostenlosigkeit und das individuelle Erleben ein, kritisiert die tyrannische Macht der Lohnarbeit und die Gier der Raubökonomie. Zwischen der Trauer um die Welt und der Lust am Leben ist auch eine Art Autobiografie. Vaneigem schildert seine Kindheit in Belgien, im proletarischen Milieu seiner Eltern, und die fünfziger und sechziger Jahre, die in die großen Umwälzungen der gesamten Lebensweisen mündeten.



Die wahre Geschichte von Captain Misson und der Republik Libertatia. Nacherzählt von Larry Law. Übersetzt aus dem Englischen von Axel Monte und mit einem Nachwort versehen von Marvin Chlada über die Situationisten. Trikont Verlag. 50 Seiten mit vielen Illustrationen. (NB1318) 6 Euro
Dieses Büchlein über Captain Misson wurde erstmals 1980 vom inzwischen verstorbenen britischen Situationisten Larry Law in seiner Reihe „Spectacular Times“ (kleine „booklets“ im A6-Format) veröffentlicht. Seitdem sind immer wieder verschiedene Nachdrucke erschienen und hier nun auch erstmals die vorliegende deutsche Übersetzung. Die Geschichte von Captain Misson, seiner Mannschaft und ihrer freien Republik Libertatia soll kein Modell für ein Utopia bieten, und auch nicht aufzeigen, wie eine libertäre Gesellschaft heutzutage funktionieren könnte. Sie ist vielmehr ein Bericht über einen frühen Versuch einer Gruppe von Menschen, eine wirklich libertäre und egalitäre Gemeinschaft aufzubauen. Eine Gemeinschaft, die fast einhundert Jahre vor der Französischen Revolution versucht hat, nach der Maxime Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu leben.



Unsichtbares Komitee: Der kommende Aufstand. Edition Nautilus 2010 (Nautilus Flugschrift). 128 S. Pb. (NB1157) 9.90 Euro
Nach Sabotage an einer Eisenbahnstrecke, auf der im November 2008 ein Castortransport mit radioaktivem Material geplant war, wurde es von der französischen Regierung als einziges Beweisstück eines mittlerweile international bekannten „Terrorismusfalls“ gehandelt, als ein „Handbuch des Terrorismus“ und Vorwand für die skandalöse, z.T. monatelange Inhaftierung von neun Menschen aus dem Dorf Tarnac. Tatsächlich enthält des Buch eine pointierte, situationistisch geprägte Analyse der Reaktionen von Regierungen auf die verschiedenen Unruhen und Volksaufstände in den letzten Jahren. Die brennenden Vorstädte in Frankreich, die Straßengewalt in Griechenland usw. werden von den Regierungen als Gefahr gesehen, die polizeilich und militärisch gebändigt werden müsse, wobei das „Krisenmanagement“ die Gesellschaft auch zusammenhalten soll. Für die Autoren dieses Manifests hingegen sind die Revolten revolutionäre Momente, Symptome des Zusammenbruchs der westlichen Demokratien, die sich gegenseitig verstärken und sich ausbreiten. Sie fordern einen Kommunismus, der als „ergebnisoffener“ Prozess die Bildung von Kommunen sowie die Restrukturierung der Ökonomie in kleine, lokale Einheiten vorsieht und plädieren für eine anonyme Position der Unsichtbarkeit. „Es geht nicht mehr darum zu warten – auf einen Lichtblick, die Revolution, die atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist Wahnsinn. Die Katastrophe ist nicht das, was kommt. Sondern das, was da ist. Wir befinden uns schon jetzt in der Untergangsbewegung einer Zivilisation. Das ist der Punkt, an dem man Partei ergreifen muß.“



Unsichtbares Komitee: An unsere Freunde. Edition Nautilus 2015. 192 S. (NB1300) 16 Euro
Nach „Der kommende Aufstand“ (2010) meldet sich das „Unbekannte Komitee“ nach fünf Jahren wieder zu Wort.



Marvin Chlada, Andreas Gwisdalla: Charles Fourier. Eine Einführung in sein Denken. Alibri-Verlag 2014. 136 S. (NB1295) 10 Euro
Fourier hat als Frühsozialist nicht nur in der Geschichte des utopischen Denkens seinen Platz. Er bot auch im 20. Jahrhundert zahlreiche Anknüpfungspunkte für emanzipatorische Entwicklungen. Die beiden Autoren führen in die unterschiedlichen Aspekte von Fouriers Denken ein, erläutern die zentralen Begriffe und die zugrunde liegenden politischen und philosophischen Fragestellungen. Sie arbeiten nicht nur Fouriers Aktualität heraus, sondern auch seine zahlreichen Fehleinschätzungen und fragwürdigen Ansätze.
Aus dem Inhalt: Charles Fourier und der Fourierismus; Systemische Grundlagen; Die einfältige Zivilisation; Die Geschichtsphilosophie; Die leidenschaftliche Anziehung; Die Harmonie; Sozietäre Theorie und Praxis; Zur Aktualität des Charles Fourier.



Marvin Chlada, Marcus S. Kleiner: Radio Derrida. Pop Analysen II. Alibri Verlag 2003. 140 S. (NB1221) 13 Euro
Radio Derrida ist Band 2 einer Trilogie, die sich umfassend mit der Pop- und Medienkultur, der Soundculture, dem Diskurs der Postmoderne und ihren zentralen Theoretikern auseinandersetzt. Im Gegensatz zu den gängigen Poptheorien, die selbst noch zu sehr „Pop sind“, um sich Pop kritisch zuzuwenden und damit Pop gerade in seiner Selbstherrlichkeit bestärken, betreiben die beiden Autoren eine radikale Archäologie der Popkultur: Sie zeigen, daß die ganze Geschichte der vermeintlich popkulturellen Subversion neu zu schreiben ist.
Aus dem Inhalt: Dr. Dr. Rainald Goetz vom Pop-Team – Stilberatung für trendige Lebensart und poppige Textproduktionen. Der Ball ist Pop oder Wie Sportfreunde die Popkultur entdecken. Die neuen Heiligen in der Mediengesellschaft. Popgespenster und Kapitalmonster. Popgeschichten. Pop ist tot – Ein Hörspiel. The Body Is the Message? (Interview mit Gabriele Klein). Der Klang und die Differenz. Soundculture & Subversion – Lektionen für den mentalen Dancefloor. Derridas Rauschen. Schweigen.



Marvin Chlada / Gerd Dembowski / Deniz Ünlü: Alles Pop? Kapitalismus und Subversion. Alibri Verlag 2003. 356 S. (NB1222) 19 Euro
Wie funktioniert Pop in der Warengesellschaft? Mit ihrer zentralen These, daß Pop ähnlich wie der kapitalistische Markt Subversion integriert, stellen die Autoren die Auffassung in Frage, daß innerhalb des Massenkonsums so etwas wie Widerstandspotential aufrechterhalten werden kann. Anhand von Interviews mit bekannten Musik- und Literaturgrößen wie Jim Avignon, Schorsch Kamerun (Goldene Zitronen), Tomas D oder F.M. Einheit (ehem. Einstürzende Neubauten), die über ihre Stellung (oder Nische) im Pop-Markt, über den eigenen Anspruch und entgegenstehende Zwänge Auskunft geben, können die theoretischen Aussagen an der Pop-Realität gewissermaßen abgeglichen werden.
Mit Beiträgen von Marvin Chlada, Gerd Dembowski, Deniz Ünlü, Simon Güntner und Romuald Leonhardt, Wiglaf Droste, Thomas D, Ira Cohen, Ralf Bentz, Klaus Walter und Marcus S. Kleiner.
„Gut, daß wir darüber geredet haben, noch besser, daß es trotz allem noch Künstler zu geben scheint, die überhaupt über Politik nachdenken.“ (Susann Sax in Scheinschlag, September 2003)
„Eine politische Linie verfolgen die Herausgeber nicht wirklich. Schlaglichtartig lassen sie unterschiedliche Autorinnen zu unterschiedlichsten Kulturfeldem Gedanken entwickeln. Das hat den Vorteil, daß die Aufsätze auch für sich allein zur Kenntnis genommen werden können, daß vielfaltige Betrachtungsweisen geboten werden. Allerdings bekommt das ganze damit auch eine ziemliche Beliebigkeit. Aber wenn einem die Sonne ohnehin das Hirn wegbrennt, ist das vielleicht auch nicht schlimm. Alles Pop?“ (Analyse und Kritik, August 2003)



Marvin Chlada: Heterotopie und Erfahrung. Abriß einer Heterotopologie nach Michel Foucault. Alibri Verlag 2005. 142 S. (NB895) 14 Euro
Als Heterotopie wird in der Medizin die Bildung von Gewebe am falschen Ort bezeichnet. Entsprechend ließe sich eine Heterotopie im Sinne Foucaults als das Andere im Gesellschaftskörper charakterisieren: ein Ort, der in einem besonderen Verhältnis zur Gesamtgesellschaft steht. Gegenstand der Heterotopologie können Orte sein, die von einer Gesellschaft errichtet wurden, um das Anormale besser kontrollieren und bestenfalls disziplinieren zu können. Es können darüber hinaus Orte sein, die sich allein der Lust, der Schönheit oder dem Widerstand verschrieben haben, Orte, die nur solange „toleriert“ werden, wie sie kein „öffentliches Ärgernis“ oder gar eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.



Marvin Chlada, Marc Christian Jäger (Hg.): Das Spiel der Lüste. Sexualität, Identität und Macht bei Michel Foucault. Alibri Verlag 2008. 140 S. (NB1062) 16 Euro
Foucault hat Erotik und Sexualität als Formen strategischer Spiele betrachtet, deren Regeln ebenso verändert wie verworfen werden können. Nicht die „Wahrheit des Geschlechts“ aufzudecken oder „sich selbst zu finden“ ist sein Thema, sondern die Möglichkeit, neue Lüste zu erfinden und ihren Gebrauch zu erweitern. „Man muß sich von der Instanz des Sexes freimachen, will man die Mechanismen der Sexualität taktisch umkehren, um die Körper, die Lüste, die Wissen in ihrer Vielfältigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die Zugriffe der Macht auszuspielen.“ (Michel Foucault).



Marvin Chlada: Der Wille zur Utopie. Alibri Verlag 2004. 256 S., mehrere Abb. (NB925) 16 Euro
In „Der Wille zur Utopie“ unternimmt Marvin Chlada eine Odyssee durch das Universum der sozialen und technischen Phantasien von der Antike bis zur Postmoderne, von Atlantis (Plato) bis Zamonien (Walter Moers). Neben der Einführung in das utopische Denken ist der Band vor allem eine Einladung, über den ausgesuchten Utopien selbst die Lust zu entdecken, soziale Einbahnstraßen zu verlassen und bisher unerforschten Pfaden und neuen Fluchtlinien zu folgen.



Marvin Chlada (Hrsg.): Das Universum des Gilles Deleuze. Eine Einführung. Überarbeitete Neuauflage. Alibri Verlag 2011. 172 S. (NB1187) 14,50 Euro
Gilles Deleuze (1925-1995) gehört zu den meistdiskutierten Philosophen in der gegenwärtigen Postmodernismus-Debatte. Der Aufsatzband erörtert die verschiedenen Aspekte seiner Philosophie; er bietet eine kritische Einführung in sein Denken und stellt dessen Rezeption in den Subkulturen dar. Die Bandbreite der Themen reicht von im engeren Sinne philosophischen Fragen über seine Rezeption von Literatur, Musik, Film bis hin zur Erörterung seines politischen Standpunktes und der Frage, inwiefern Deleuze Versatzstücke für eine neue (linke) Utopie bereithält. Mit Beiträgen von Marvin Chlada, Gabriel Kuhn, Martin Büsser, Thomas Ernst, Daniel Loick, Gerd Dembowski.
„Als Einführung konzipiert, wird auch in Form und Inhalt versucht, der Vielfalt des Deleuzeschen Werkes Rechnung zu tragen. Eher assoziative Texte und Polemiken stehen neben wissenschaftlich und analytisch verfaßten Beiträgen.“ (Jens Petz Kastner in Graswurzelrevolution). „Eine Einführung ins Denken von Gilles Deleuze? Das ist ein Widerspruch in sich. Wie soll man eine gegen das hierarchische System gerichtete Philosophie der Vielheit, der Intensitäten und der Simultaneität dingfest machen? Die zehn Autoren von Marvin Chladas Anthologie – fast alle um die dreißig – versuchen Gott sei Dank gar nicht erst, Deleuze didaktische Zügel anzulegen.“ (Gregor Dotzauer in Tagesspiegel).



Marvin Chlada: Die schöne Verwirrung des Lebens – Gedichte & Cut-Ups. Situationspresse 2013. 80 S. einige Abbildungen. Paperback. (NB1244) 12,50 ¤.
Die Legende von Jack Daniel, Sleaze Rock Poetry, Cut-Ups, Collagen, Epitaphe auf Johnny Thunders, Allen Ginsberg und Charles Bukowski sowie eine kurze Antwort auf die rätselhafte Frage, was DIE ÄRZTE mit der süßen Gwendoline tatsächlich getrieben haben.
Verstreutes und Vergessenes aus 25 Jahren Wortarbeit in einem Band, erschienen in einem der dienstältesten Verlage der deutschen Alternativ- und Undergroundpresse. Dazu ein Strauß frischer Notizen zur Läuterung und Orientierung: Was nutzt der beste Film in Worten, wenn man im falschen Kino hockt?
Marvin Chlada, Sozialwissenschaftler, Autor und Musiker, Pendler zwischen Schwaben, Kalabrien und Ruhrgebiet, wo er u. a. im Umfeld des „Fliegenden Koffers“ agiert, einem „Kartell Duisburger Schriftsteller und Künstler, die irgendwie mit dem Satiremagazin DER METZGER was zu tun haben.“ Zahlreiche Publikationen zur Popkritik, Medien- und Gesellschaftstheorie. Aktuell arbeitet er an einer Monographie zu Leben und Werk von Charles Fourier.



Marvin Chlada – Glam Rock, Bier und Schmuddelfilme
40 Gedichte und eine Zugabe. Trikont-Duisburg und Dialog-Edition. 60 Seiten – (NB1456) 8 Euro



Marvin Chlada: Logik der Verführung. Gedichte. Dialog-Edition 2016. 54 S. (NB1329) 8 Euro



Marvin Chlada: Der Poet als Lumpensammler. Interviews und Reportagen. Edition Dialog, Duisburg 2016. 206 S. (NB1349) 15 ¤
Gesammelte Reportagen und Interviews, Glossen und Essays. Denkwürdige Begegnungen. Merkwürdige Begebenheiten. Rockmusik und Schlagerkultur, Situationisten und Beatniks, Wiedertäufer und Ganoven. Streifzüge durch die Welten von Charles Fourier, William S. Burroughs, Russ Meyer, Michel Foucault u. v. m.



Marvin Chlada und Jochen Zimmer: Kritische Theorie in der Provinz. Trikont Verlag Duisburg 2001. 148 S. (NB1347) 14 Euro
Beiträge: Martin Büsser: E versus U Der Siegeszug einer falsch verstandenen Popkultur. Jean Baudrillard: Die Szene und das Obszöne. Stefan Fishan/Wolfgang Haible: Radio und Internet. Bert Brechts „Radiotheorie“ heute. Marvin Chlada: Der fromme Max. Kritische Theorie und Theologie. Marvin Chlada/Bernd Kalus: Aleister Crowley Superstar. Neosatanismus und Jugendprotest. Gerd Dembowski: Kicken ist Männersache. Erfahrungen aus der Fußballprovinz. Jochen Zimmer: Kritische Sozialwissenschaft als Folklore – 1. Halbzeit. Anfänge der Duisburger Fanprojekt-Arbeit. Gerd Dembowski: Kritische Sozialwissenschaft als Folklore – 2. Halbzeit. Abgründe der Duisburger Fanprojekt-Arbeit. Benno Nothardt: Martin Walser und die Meinungssoldaten. Heinz Maus: Zur Situation der deutschen Volkskunde. Wolfgang Haible: Erlebnisse eines schwer erziehbaren Langzeitarbeitslosen. Thomas Rommelspacher: Provinz als Ballungsraum. Stadtentwicklung im Zeichen der Zuwanderung. U.a.



Silke Vogten: Getanzt wird immer. Gedichte. Dialog-Editon Duisburg 2016. 76 S. (NB1348) 10 Euro
Poetische Hüftschüsse aus Berlin, Köln und dem Ruhrgebiet. Dazu Berichterstattung aus Absurdistan. Und dazwischen Rückzug in ganz eigene Gefilde. Eben Gedichte von unterwegs.



Katharina Picandet (Hg.): 1968 – Bilder einer Utopie. Ein Album. Edition Nautilus. 112 S. im Großformat. Mit Schutzumschlag, durchgehend illustriert. (NB1403) 24 Euro.
"1968" ist längst zur Chiffre geworden. Mit Parolen wie "Arbeitet nie!", "Verbieten ist verboten" oder "Nehmt eure Wünsche für die Wirklichkeit" ist der Mai ‘68 verheißungsvoll utopisch gestartet. Heute, ein halbes Jahrhundert später, darf man die Frage stellen, was von dieser Utopie bewahrenswert ist, bewahrt wurde, vielleicht verloren gegangen ist. Anhand ikonischer oder unbekannter Objekte, Bilder und Momente der Utopie "1968" erinnern sich die Autorinnen und Autoren aus dem Umfeld des Verlags an die Ereignisse vor 50 Jahren: Von der Fliegerjacke der Black Panther über heute noch im widerständischen Einsatz befindliche Traktoren, Angela Davis’ Frisur und Uwe Nettelbecks Glossen bis hin zu Nachbeben im Punk und der Politik der Re-Education: 1968 wirkt vielfältig weiter.
"1968 – Bilder einer Utopie" ist ein persönliches, mitreißendes utopisches Album, mit Beiträgen von
Michèle Bernstein, Wolfgang Bortlik, Lutz Dammbeck, Hans-Christian Dany, John Jordan, Isabelle Fremeaux, Annett Gröschner, Stewart Home, Jan Kuhlbrodt, Hanna Mittelstädt, Roberto Ohrt, Mithu M. Sanyal, Jochen Schimmang, Peter Wawerzinek.
Katharina Picandet, geboren 1974 in Hannover, frühkindliche Bildung im antiautoritären Kinderladen, viel später Studium der Deutschen Sprache und Literatur, Geschichte und Philosophie in Hamburg und Bordeaux. Seit 1996 Mitarbeit bei Edition Nautilus; seit 2003 im Lektorat. Seit 2016 ist Katharina Picandet Verlegerin der Edition Nautilus.



Uwe Soukup: Der 2. Juni 1967. Ein Schuss, der die Republik veränderte. Transit Verlag 2017. 192 Seiten, gebunden mit zahlreichen Abbildungen. (NB1384) 20 Euro
Der Mord an Benno Ohnesorg, der sich im Juni 2017 zum fünfzigsten Mal jährt, wurde zum politischen Fanal. Er war einer der Auslöser für die Studentenunruhen, die weitreichende Veränderungen in Politik und Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland zur Folge hatten. Ein Buch, das gerade für politisch interessierte, jüngere Leserinnen und Leser von großem Interesse ist.
Dieser Schuss auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 in Berlin hatte weitreichende Konsequenzen, politisch, kulturell und mentalitätsgeschichtlich. Uwe Soukup, der beste Kenner der Umstände dieses Geschehens, dessen Vorgeschichte und Folgen, hat akribisch recherchiert, beteiligte Personen bzw. Zeugen befragt und neueste Erkenntnisse über die Hintergründe berücksichtigt. Sein Buch ist die nüchterne und aufwühlende Erzählung eines Tages, eines Mordes und dessen politischer Folgen. Der 2. Juni wirkte wie ein Zeitbeschleuniger: schon vorher politisierte, aber eher gemäßigte Studenten wurden radikalisiert, die Medien griffen die Kritik und die Ideen der Studentenbewegung auf und popularisierten sie, Deutschland wurde liberaler und außerdem (jedenfalls partiell) zum Experimentierfeld neuer Lebens- und Umgangsformen. Später, kaum glaublich, wird bekannt, dass der Todesschütze, der Beamte der Politischen Polizei Heinz Kurras, der lange von Polizei und Justiz gedeckt wurde, schon seit den fünfziger Jahren Spitzel der Stasi war. Der Autor hat Kurras nach dessen Enttarnung noch persönlich getroffen und dazu befragt.



Susanne Schüssler (Hrsg.): Wetterbericht. 68 und die Krise der Demokratie. Verlag Klaus Wagenbach 2017. 208 S. Klappenbroschur. Mit einer Liste der bei Wagenbach erschienenen Politik-Titel. (NB1441 bes.) 20 Euro
Kein nostalgischer Rückblick auf 68: Wagenbach-Autoren untersuchen, was die momentane Krise der Demokratie mit 68 zu tun hat. Eine aktuelle Streitschrift. Für die intellektuelle Auseinandersetzung von 68 spielte der Wagenbach Verlag eine zentrale Rolle, mit Autoren wie Peter Brückner, Rudi Dutschke, Ulrike Meinhof, Che Guevara, Antonio Negri oder Mao Tse-Tung und mit Büchern wie dem roten Kalender für Schüler und Lehrlinge oder dem RAF-Manifest. Was bei Wagenbach erschien, war ideologisch nicht eng begrenzt, aber oft radikaler als anderswo und führte deshalb zu Prozessen und Verurteilungen. Die Revolution stand jedenfalls unmittelbar bevor.
Heute, angesichts der massiven Verwerfungen, drängt sich die Frage auf, welche Rolle 68 für unsere politische und gesellschaftliche Situation spielt: Warum werden Errungenschaften der damaligen jungen Generation umgewertet? Warum steht die erkämpfte und unerschütterlich geglaubte Demokratie auf unsicherem Boden? Wieso bemächtigt sich die identitäre Rechte der Aktionsformen der APO? Warum ist Religion heute wieder so entscheidend, obwohl die 68er sie doch abgeschafft haben wollten? Wo stehen Frauen heute? Wie kam es zu einem Antifeminismus, der die Frauen wieder zurück an den Herd schicken will?
Damalige und heutige Wagenbach-Autoren stellen sich diese Fragen: Petra Dobner, Gisela Erler, Wolfgang Kaleck, Otto Kallscheuer, Tom Koenigs, Claus Leggewie, Albrecht v. Lucke, Christoph Möllers, Bahman Nirumand, Ulrich K. Preuß, Mithu M. Sanyal, Joscha Schmierer, Barbara Sichtermann und Sibylle Thelen.



Heiß und kalt. Die Jahre 1945-69. Das BilderLeseBuch. Elefantenpress. Ca. 500 S. Mit zahlreichen Abbildungen. Großformat. (NB403z) 30 Euro
Ein bewegtes Bild von 25 Jahren Geschichte in Politik, Kultur und Alltag. Sonderausgabe der LeseBilderBücher „Trümmer Träume Truman – Die Welt 1945-49“, „Bikini – Kalter Krieg und Capri-Sonne. Di fünfziger Jahre“ und „Che Schah Shit – Die sechziger Jahre zwischen Cocktail und Molotow“



Wild und zahm. Die siebziger Jahre. BilderLeseBuch. Elefantenpress 1997. 256 S. Im Großformat, ca. 400 Abbildungen. (NB404z) / 20,90 Euro
Reprint der BilderLeseBücher „Klamm Heimlich und Freunde – die siebziger Jahre“ und „Der große Unterschied – Neue Frauenbewegung und die 70er Jahre“.



vorwärts bis zum nieder mit. 30 Jahre Plakate unkontrollierter Bewegungen. Hg. Von HKS 13. Assoziation A 2001. 288 S. Pb. Großformat und eine CD-rom. (NB677) 25,50 Euro
815 Plakate im Buch abgedruckt. 8300 auf der beigelegten CD-rom: Apo bis Anti-Globalisierung, Rock gegen rechts bis Queer, Hannover bis Nürnberg, Stammheim bis Die Grünen, und vieles andere mehr. Eine vierfarbige Geschichtsrevue quer durch die „unkontrollierten Bewegungen“ der letzten 30 Jahre. Außerdem eine Bastelanleitung: „Das gute Plakat“.



Volkhard Brandes: Paris, Mai ‘68. Plakate, Karikaturen und Fotos der Revolte. Brandes & Apsel Verlag 2008. 96 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB1044) 14,90 Euro
Innerhalb weniger Tage weitete sich in Mai ‘68 der Aufstand der Pariser Studenten zum Generalstreik von über zehn Millionen Arbeitern und Angestellten in ganz Frankreich aus. Betriebe wurden besetzt, das öffentliche Leben kam weitgehend zum Stillstand. Auch die Künstler schlossen sich dem Kampf an. Dieses Buch dokumentiert insbesondere die kollektive Plakatproduktion des „Atelier populaire“ sowie die Arbeiten der berühmtesten französischen Karikaturisten. Fotos bezeugen die Wirkung der Plakate in den Straßen von Paris. Die politische Kunst des Mai ‘68 hat auch Jahrzehnte nach der Revolte ihre aggressive Expressivität nicht verloren.



Anne Wiazemsky: Paris, Mai ’68. Ein Erinnerungsroman. Aus dem Französischen von Jan Rhein. Verlag Klais Wagenbach 2018 (Reihe SALTO). 168 S. Fadengeheftet. Rotes Leinen. Gebunden mit Schildchen und Prägung. (NB1410) 18 Euro
Für die junge Schauspielerin ist alles neu: ihre plötzliche Berühmtheit und die Ehe mit Jean-Luc Godard, die Welt ihres Mannes und die Themen, die Studenten, Arbeiter und Intellektuelle auf die Barrikaden treiben.
Januar 1968. Das frisch verheiratete Paar Godard-Wiazemsky bezieht sein »Liebesnest« im Pariser Quartier Latin. Godard ist siebenunddreißig, Wiazemsky zwanzig Jahre alt. Als im Mai die Revolte losbricht, verfolgt Anne das mit Sympathie und Interesse, ohne selbst politisiert zu werden. Sie steht mit Jacques Brel vor der Kamera und nimmt gelegentlich auf Rollschuhen an den Demonstrationen teil. Anne Wiazemsky erzählt von Dreharbeiten in Italien oder von der Rückreise aus Cannes mit Gilles Deleuze, von ihrem Jugendfreund Daniel Cohn-Bendit und von der Begegnung mit den Beatles in London, wo Paul McCartney sie auffordert, mit ihm unterm Tisch Tee zu trinken. Während sie ihre Jugend und den neuen Ruhm genießt, erwachsener wird und sich befreit, radikalisiert sich Godard zusehends. Er träumt von einem revolutionären Kino und wird zugleich krankhaft eifersüchtig auf seine junge Frau.
Nach dem erfolgreichen Roman »Mein Berliner Kind« erscheint nun dieses spannende, subjektive Erinnerungsbuch voller Anekdoten – ein authentisches Zeugnis der 68er-Aufstände in Frankreich und eine berührende Liebesgeschichte.



Erich Fried: und Vietnam und. Gedichte. Mit einer Chronik und einem Nachwort von Klaus Wagenbach. Verlag Klaus Wagenbach 2018 (Neuausgabe), Reihe "Politik". 96 S. Broschiert mit Umschlag. (NB1409) 10 Euro
Frieds erstes Buch bei Wagenbach, dessen Titel Martin Walser "die Zeile des Jahrhunderts" nannte, machte politische wie literarische Geschichte.
und Vietnam und – das sind Elegien, Sprüche, Maximen, Proteste gegen einen amerikanischen Krieg im Namen der Freiheit, der zum Trauma nicht nur einer Nation, sondern einer ganzen Generation wurde. Es sind "engagierte" Gedichte, die neue lyrische Formen erfanden. Diese damals ungewohnte Hineinnahme des lyrischen Ich ins politische Handgemenge blieb nicht ohne Folgen. Obwohl dem Buch – auch das ungewohnt – eine "Chronik" der Fakten des Krieges beigegeben worden war, wurde es zu einem höchst »umstrittenen«.



Johannes Agnoli: 1968 und die Folgen. Ca ira Verlag 1998. 288 S. (NB528) 15 Euro
Johannes Agnoli zeigt, was aus der Protestbewegung von „1968“ hätte werden können, hätte sie nur eine radikale Kritik der Politik entwickelt und die marxsche Kritik der politischen Ökonomie zur Kritik der Staatlichkeit radikalisiert. So aber verfing sie sich in der Illusion eines alternativen Gebrauchs der Verfassung. Am Ende des Langen Marsches durch die Institutionen, den Rudi Dutschke proklamiert hatte, stand die Verstaatlichung der Opposition, ihre Transformation in einen organischen Bestandteil der Herrschaft in Gestalt der Grünen.



Johannes Agnoli: Die Transformation der Demokratie und verwandte Schriften. Hg. von Barbara Görres Agnoli. Konkret Literatur Verlag 2004. 240 S. (NB908) 16,50 Euro
Die „Transformation der Demokratie“, Johannes Agnolis bekannteste Schrift, die er 1967 zusammen mit Peter Brückner im Voltaire Verlag vorlegte, war die einflußreichste und nachhaltigste Staats- und Parlamentarismuskritik für die außerparlamentarische Opposition. Agnoli beschreibt darin den Prozeß der Involution demokratischer Staaten, Institutionen und Parteien in antidemokratische Formen, eine Rückbildung der bürgerlichen Demokratie zu mehr Herrschaft, Unterwerfung und Kapitalabhängigkeit des Staates, die Entwicklung zu einem autoritären Staat. Ergänzt wird die „Transformation der Demokratie“ durch verwandte Texte sowie ein Namens- und Sachregister. Die Rezension von Sebastian Haffner in Konkret, die zum Erfolg des Buches maßgeblich beitrug, ist im Anhang nachgedruckt.



Barbara Görres Agnoli: Johannes Agnoli. Eine biografische Skizze. Konkret Literatur Verlag 2004. 176 S. (NB909) 15 Euro



Gerhard Hanloser: Lektüre & Revolte. Der Textfundus der 68er-Fundamentalopposition. Unrast Verlag 2018. 168 S. (NB1419) 9,80 Euro
Die wichtigsten Schriften und Proklamationen der "Neuen Linken" transportierten eine radikale Unversöhnlichkeit mit dem Bestehenden und entwarfen Utopien einer anderen, herrschaftsfreien Gesellschaft. Als 'Lesebewegung' verschlangen die 68er die Befreiungstheorien von Herbert Marcuse, Marx und Mao, Alexandra Kollontai, Wilhelm Reich und Frantz Fanon. Als Teil eines 'oppositionellen Theoriemilieus' rangen Rudi Dutschke, Hans Jürgen Krahl, Ulrike Meinhof, Reimut Reiche und Karl Heinz Roth um den richtigen begrifflichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft, um sie radikal zu verändern. In Kommunen, mit Betriebsarbeit und "bewaffnetem Kampf" sollte dies als Fundamentalopposition bewerkstelligt werden. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Revolte von 1968 bietet das Buch eine pointiert geschriebene, kritische Aufbereitung der wichtigsten Literatur der außerparlamentarischen Opposition des vergangenen Jahrhunderts.



Angelika Ebbinghaus (Hg.): Die 68er. Schlüsseltexte der globalen Revolte. ProMedia Verlag 2008 ( Edition Linke Klassiker). 224 S. (NB1047) 12,90 Euro
Die politischen und sozialen Protestbewegungen der „68er“ entstanden weltweit lange vor dem Jahr 1968 und ebbten erst Ende der 1970er Jahre ab. Sie waren ein internationales Phänomen und reichten von den antikolonialen Befreiungsbewegungen der drei Kontinente über die Sozialbewegungen der Schwellenländer bis in die Metropolen des kapitalistischen Weltsystems. Das Jahr 1968 war zudem auch für die Länder des Staatssozialismus folgenreich. „1968“ stellt eine Chiffre dar. Die Sozialbewegungen wurden vor allem von Jugendlichen, Studierenden, Intellektuellen und Künstlern, aber auch von Arbeitern – wie in Frankreich, Brasilien und Italien – getragen und zeichneten sich durch antiautoritäre Mentalität, Kultur und Lebensweise aus. Der Protest gegen den Vietnamkrieg sowie die Auflehnung gegen Rassismus, gesellschaftliche Ungleichheit und autoritäre bzw. bürokratische Strukturen waren gemeinsame Anliegen. Der Wunsch nach einer besseren Welt verband diese Bewegungen über Länder und Kontinente hinweg. Die Parole „Ich nehme meine Wünsche für die Wirklichkeit, denn ich glaube an die Wirklichkeit meiner Wünsche“ an den Wänden der Sorbonne und die Forderung italienischer Arbeiter zehn Jahre später, „Wir wollen alles!“, markieren die Utopien und Hoffnungen dieser langen Revolte. Die Texte, die hier vorgestellt werden, haben das globale „1968“ geistig vorbereitet und beeinflusst. Die Auswahl beschränkt sich auf die Zeit bis 1968. (Die 1970er Jahre sind einem weiteren Band vorbehalten.) Neben politisch-programmatischen Texten finden sich theoretische Beiträge, die weltweit gelesen wurden, aber auch Flugblätter und Songs, die das Lebensgefühl dieser Jahre wiedergeben. 40 Jahre nach der „globalen Revolte“ liegt damit eine besondere Art von leicht zugänglichem Reader vor, in dem Originaltexte von der Herausgeberin Angelika Ebbinghaus kommentiert und in ihren politischen und historischen Kontext gestellt werden. Ein Glossar und eine Literaturliste geben all jenen Tipps und Anregungen, die sich mit dem Thema „Das globale 1968“ weiter beschäftigen wollen. Mit Texten u.a. von Lin Biao (1965), Simone de Beauvoir (1951), Régis Debray (1967), Rudi Dutschke (1967), Frantz Fanon (1963), Andre Gunder Frank (1966), Hans-Jürgen Krahl (1966), Ho Chi Minh (1965), Ernesto „Che“ Guevera (1967), Herbert Marcuse (1967), Karol Modzelewski (1967), Antonio Negri 1967), Helke Sanders (1967), Jean-Paul Sartre (1960) und Ota ¦ik (1968).



Norbert Kozicki: Aufbruch in NRW. 1968 und die Folgen. Klartext Verlag 2008 ( Wir in Nordrhein-Westfalen – Unsere gesammelten Werke). 262 S. Gb. (NB1066) 7,95 Euro
1968 ist das Jahr des Umbruchs. Die starren Regeln der Nachkriegsgeneration sorgen für ständigen Konflitstoff und lautstarke Auseinandersetzungen. Schulen, Universitäten, Kichen und Familien werden von einer Welle der Veränderung erfaßt. Die Generation des Aufbluchs entdeckt die Sprache als „Waffe“ für ihren Protest gegen die Autoritäten. Sie will den Dingen einen neuen Namen geben und fordert Mitgestaltung. Norbert Kozicki faßt die vielfältigen kulturellen, politischen und sozialen Ereignisse zusammen – von der Studentenbewegung an der Ruhr über die Arbeitermobilmachung in Bürgerinitiativen bis hin zur sexuellen Revolution zwischen Hochöfen und Fördertürmen.



Ingrid Gilcher-Holtey: Die 68er Bewegung. Deutschland, Westeuropa, USA. Beck Verlag 2001, 3. Aufl. 2005. 136 S. (NB1025) 7,90 Euro
Berkeley, Berlin, Rom, Paris – dieses Buch bietet einen prägnanten Überblick über den Aufstieg, die Ziele und den Zerfall der „68er Bewegung“, deren Aktionen auf dem Weg in eine „andere“ Gesellschaft bis heute Debatten über ihre Wirkungen und ihre historische Rolle provozieren.



Bernward Vesper: Die Reise. Hg. Von Jörg Schröder. rororo 1983. (NB340) 12,99 Euro



Niels Seibert: Vergessene Proteste. Internationalismus und Antirassismus 1964-1983. Unrast Verlag 2008. 224 S. (NB1064) 13,80 Euro
Niels Seibert stellt Proteste aus der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit von Mitte der 1960er bis Mitte der 1980er Jahre vor. Schwerpunkt ist die Zeit des Anwachsens sowie der Fraktionierung der 68er-Studentenbewegung, in der neue Gruppen und Bewegungen entstanden, die an den Internationalismus der Studentenbewegung anknüpften. Diese Zeit, Ende der 1960er bis Anfang der 1970er, war von einer weltweiten Aufbruchstimmung geprägt. Auf allen Kontinenten revoltierten Menschen auf den Straßen, in Betrieben und an den Universitäten gegen die herrschenden Verhältnisse. Die politischen Aktivitäten, zu denen Niels Seibert recherchierte, sind vielfach in Vergessenheit geraten. Ausgewählt wurden Proteste der Studenten- und Internationalismusbewegung, die sich innerhalb der Themenbereiche Kolonialismus und Neokolonialismus, internationale Solidarität, bundesdeutsche Ausländerpolitik sowie Flucht und Asyl bewegen. Die politischen Aktionen und Kampagnen waren einerseits eine praktische Kritik an staatlicher Politik und hatten andererseits Einfluss auf politische Entscheidungen. In diesem Wechselverhältnis vermitteln sie sowohl etwas über die politischen Verhältnisse als auch über die Bewegungen dieser Zeit.
Aus dem Inhalt: Der Tschombé-Besuch (1964), Der Film Africa Addio (1966), Die Friedenspreisverleihung an Leopold Senghor (1968), Die Cabora Bassa-Kampagne und Blohm+Voss (1969-1974), Black Panthers und Angela Davis (1966-1972), Gegen Militär und Vietnamkrieg: GI-Widerstand, Desertion und Fluchthilfe (1966-1972), Gegen Beihilfe zu Folter und Mord: Abschiebungen in den Iran (1969), Das Verbot von GUPS und GUPA und die Massenabschiebungen (1972), Zerstörte Hoffnungen und Exil: Chile, Flucht und Asyl (1973-1979), Ein staatlich betriebener Selbstmord: Cemal Altun und die Proteste gegen Auslieferungen in die Türkei (1983).



A.G. Grauwacke: Autonome in Bewegung. Aus den ersten 23 Jahren. Assotiation A. Aktualisierte Neuauflage, Mai 2008. 408 S. zahlr. Abbildungen. (NB1065) 20 Euro
Fünf Berliner Autonome beschreiben 20 Jahre autonomer Geschichte. Analysen, Berichte, Anekdoten und Schmonzetten zu folgenden Themen: Häuserkampf, Anti-AKW, IWF-Kampagne, Kübel, Revolutionäre Zellen, Mein erster Molli, Spaßguerilla, Nolympic, Krieg und Frieden, Punk, Rostock, Hoyerswerda, Internationalismus, die Zeit der Verwirrung u.a. Das Buch ist eine Mixtur aus persönlichen Erlebnissen, Reflexionen, analytischer Aufarbeitung und politischer Einordnung der autonomen Bewegung, deren viel beschworenes Ende noch nicht erreicht ist.



Michael Steffen: Geschichten vom Trüffelschwein. Politik und Organisation des Kommunistischen Bundes 1971 bis 1991. Assoziation A 2002. 416 S. (NB676) 24 Euro
Der KB war (nicht zuletzt durch seine Zeitung „AK“) zu seiner besten Zeit die erfolgreichste kommunistische Organisation in der BRD. Er war die politische Heimat von Thomas Ebermann, Jürgen Elsässer, Claudia Gohde, Ulla Jelpke, Matthias Küntzel, Andrea Lederer, Knut Mellenthin, Jürgen Reents, Rainer Trampert, Detlef zum Winkel. „Geschichten vom Trüffelschwein“ beschreibt nicht nur genau und kenntnisreich die Entwicklung des Kommunistischen Bundes (KB) in ihrem historischen Kontext, sondern ist die erste Gesamtdarstellung einer Bundesdeutschen „K-Gruppe“ überhaupt. Daß einige dieser Organisationen eine größere politische Bedeutung und Ausstrahlung hatten, als die schamhaften „Lebensbeichten“ ehemaliger Mitglieder in heute staatstragenden Funktionen vermuten lassen, zeigt das vorliegende Buch ebenso wie manche Hintergründe der Entstehungsgeschichte der Partei „Die Grünen“ oder die Herkunft „antideutscher“ Strömungen. Wer die Geschichte der radikalen Linken in der BRD verstehen will, kommt um diese einzigartige Darstellung der besonderen Rolle des KB in den 70er und 80er Jahren nicht herum. „Eine Standard-Untersuchung, die Maßstäbe an Genauigkeit setzt.“ (Georg Fülberth).



Rudi Dutschke: Geschichte ist machbar. Texte über das herrschende Falsche und die Radikalität des Friedens. Mit einem Nachwort von Jürgen Miermeister. Verlag Klaus Wagenbach, Reihe Politik 2018. 128 S. mit vielen Abbildungen. (NB 1407) 10 Euro
Rudi Dutschkes Aufsätze, Reden und Tagebuchnotizen stellen Authentisches gegen die späteren Einengungen der Revolte von 1968 und zeigen den Jüngeren, was diese Revolte wirklich war. Das verbreitete Vorurteil kennt Rudi Dutschke allein als Aktivisten der Jahre 1966 bis 1968, in den Jahren danach abgetan, nach seinem Tod scheinheilig anerkannt.
Dieser Band, von Dutschke selbst geplant, zeigt den intellektuellen und den politischen Weg dieses eigenständigen Denkers zwischen zwei deutschen Staaten und vielen Dogmatismen: von der Unangepasstheit des jungen Christen in der DDR bis zu den Versuchen, theoretisch und politisch auf eine resignierende oder sektiererisch zerfallende Linke einzuwirken.Die hier gesammelten Texte sind seltene Dokumente, die weit über den Kontext der 68er Bewegung hinausreichen. Heute, in Zeiten politischer Entsolidarisierung, verdienen sie es, wiedergelesen zu werden. Der Band wird ergänzt um bisher unveröffentlichte Texte, Faksimiles und Fotos aus dem Nachlass.
Rudi Dutschke, geboren 1940 in Schönfeld in der Mark Brandenburg, ging kurz vor dem Mauerbau in den Westen und begann 1961 ein Soziologie-Studium an der Freien Universität Berlin. Ab 1963 war er in der
"Subversiven Aktion", ab 1965 im Sozialistischen Deutschen Studentenbund engagiert. Als Sprecher und Symbol der APO organisierte er beispielsweise den Internationalen Vietnam-Kongress in Berlin mit. Zahlreiche Schriften wurden veröffentlicht, seine Doktorarbeit zu Lukács erschien bei Wagenbach. Er starb 1979 in Aarhus an den Spätfolgen eines Attentats, das im April 1968 auf ihn verübt worden war.



Rudi Dutschke: Jeder hat sein Leben ganz zu leben. Die Tagebücher 1963 – 1979. Hg. Von Gretchen Dutschke. Verlag Kiepenheuer & Witsch 2003. 432 S. Hc. Mit SchU. Zahlr. Abb. (NB649 BES) 24,99 Euro
„Lebenszeugnis des Idols einer Generation. Zum ersten Mal werden Rudi Dutschkes Tagebücher veröffentlicht. Sie dokumentieren das geistige Innenleben einer der aufregendsten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Der Wortführer der Außerparlamentarischen Opposition erweist sich in seinen Tagebüchern als ein kritischer und selbstkritischer Denker von außerordentlicher Originalität.“ (Klappentext).



Hans-Jürgen Krahl: Konstitution und Klassenkampf. Zur historischen Dialetik von bürgerlicher Emanzipation und proletarischer Revolution. Schriften, Reden und Entwürfe aus den Jahren 1966-1970. Verlag Neue Kritik 1971, 5. veränderte Auflage 2008. 440 S. (NB1076) 25 Euro
Hans-Jürgen Krahl (1943-1970) war der Theoretiker der antiautoritären Studentenbewegung. Die in diesem Band versammelten Aufsätze, Redevorlagen und Notizen sind erstmals 1971, kurz nach seinem frühen Tod, erschienen. Es handelt sich um politische Reflexionen, von tagesaktuellen Stellungnahmen bis zu abstrakten Spekulationen und philosophiehistorischen Exkursen.



Marco Carini: Fritz Teufel. Wenn‘s der Wahrheitsfindung dient. Konkret Literaturverlag 2003. 248 S. Pb. (NB690z) 16,50 Euro
„Wenn‘s der Wahrheitsfindung dient“ – als der Angeklagte Fritz Teufel im November 1967 mit diesem Satz der Aufforderung eines Richters nachkommt, sich zu erheben, löst der damals 23jährige in der antiautoritären Bewegung ein befreiendes Lachen aus – befreiend vom autoritären Muff der Justiz. Die Studentenbewegung treibt auf ihren Höhepunkt zu und Teufel ist neben Rudi Dutschke ihre wohl bekannteste Persönlichkeit. Während Dutschke das Bedürfnis nach politisch-emanzipatorischer Theorie anspricht, befördert Teufel die Lust auf subkulturelle Grenzübertretung und nonkonformistische Lebensweisen. Und Fritz Teufel ist einer der meistgesuchten „Terroristen“ der 70er Jahre, angeklagt, den Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz entführt zu haben. Der Lebensweg Fritz Teufels ist auch die Geschichte des Aufbegehrens einer ganzen Generation und der Radikalisierung linker Widerstandsformen. Die Geschichte vom friedlichen, phantasievollen Protest hin zum bewaffneten Kampf sowie der Verarbeitung des Scheiterns militanter Stadtguerillakonzepte. Marco Carini folgt den Spuren Fritz Teufels und zeichnet damit das lebendige Bild eines Menschen und einer Zeit, die diese Republik verändert haben.



Ulrike Marie Meinhof: Bambule. Fürsorge – Sorge für wen. Mit einem Bericht von Eberhard Itzenplitz. und einem Nachwort von Klaus Wagenbach. Mit Photos von den Dreharbeiten. Verlag Klaus Wagenbach 2002 (WaT). 136 S. (NB1155) 9,90 Euro
Als Fernsehfilm von der ARD vierundzwanzig Jahre lang unterdrückt, als Buch längst zum Klassiker geworden. Wer wissen will, welche Erziehungsvorstellungen noch Ende der 60er Jahre herrschten, sollte Bambule lesen. Das Thema ist aktuell wie je: Wie geht die Gesellschaft mit Randgruppen um, wie erzieht der Staat diejenigen, deren Fürsorge ihm übertragen wurde? Ulrike Meinhof hatte sich als Journalistin in langen Recherchen ein Bild über die Lage der Mädchen in Erziehungsheimen gemacht. In der Geschichte von Irene beschreibt sie den Alltag zwischen Hof, Schlafraum, Wäscheraum und „Bunker“, die Repressalien der Erzieher und die Befreiungsversuche der Mädchen, die „Bambule“ machen, weil sie leben wollen und nicht bloß sich fügen.
„Hat man bedacht, dass Mitglieder der Gruppe um Ulrike Meinhof praktische Sozialarbeit getan haben und Einblick in die Verhältnisse genommen, die möglicherweise zu ihrer Kriegserklärung geführt haben? Schließlich gibt es ein Buch: Bambule. Lesenswert, aufschlussreich.“ Heinrich Böll.



Ulrike Marie Meinhof: Die Würde des Menschen ist antastbar. Aufsätze und Polemiken. Mit einem Nachwort von Klaus Wagenbach. Verlag Klaus Wagenbach 2004 (Politik bei Wagenbach). 192 S. (NB1156) 10,90 Euro
Diese „Aufsätze und Polemiken“ sind ein Beispiel von entschiedenem Journalismus, der nicht vor den Höhen der Macht skandiert, sondern den politischen Widerspruch aufzufinden versteht, und zugleich ein Abriß deutscher Nachkriegsgeschichte: Sie analysieren die Unfähigkeit der Verarbeitung des Nazismus und die eilige Rekonstruktion der Macht, sie beschreiben das Verkümmern der Demokratie am Fall des Einzelnen – seine Würde wird antastbar.



Jutta Ditfurth: Ulrike Meinhof. Die Biografie. Ullstein Taschenbuch 2009. 480 S. (NB1136) 9,95 Euro
Jutta Ditfurth stieß in ihrer sechsjährigen Recherche auf bisher unbekannte Quallen zu Ulrike Meinhof. Sie kann völlig neue Zusammenhänge in der Lebnsgeschichte der RAF-Gründerin aufzeigen. In dieser ersten umfassenden Biografie spiegeln sich auch die Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik und das politische Klima der 60er und 70er Jahre wieder. Jetzt als Taschenbuch.



Jutta Ditfurth: Rudi Dutschke und Ulrike Meinhof. Geschichte einer politischen Freundschaft. konkret texte 2018 (überarbeitete Neuausgabe). 166 S. (NB1405) 18,00 ¤
Dieses Buch ist eine kleine Geschichte der ‘68er, der außerparlamentarischen Opposition (Apo) am Beispiel der Freundschaft von Ulrike Meinhof und Rudi Dutschke. Wer waren diese Oppositionellen, deren 50 Jahre alte Revolte heute noch einen so unbändigen Hass bei der politischen Rechten auslöst? Nazis hetzen gegen die "linksversiffte ‘68er-Republik" ohne die es keine "gebrochene Selbstwahrnehmung des deutschen Volkes" gäbe.
Als sich die Journalistin Ulrike Meinhof 1967 mit Rudi Dutschke anfreundet, hat sie eine Kindheit im NS-Faschismus und die politisch harten 1950er Jahre hinter sich. Die außerparlamentarische Opposition (Apo) macht ihr große Hoffnung. Für Rudi Dutschke ist
"unsere kleine Kulturrevolte" der erste Aufbruch: "Wir können eine Welt gestalten, wie sie die Welt noch nie gesehen hat, eine Welt, die sich auszeichnet, keinen Krieg mehr zu kennen, keinen Hunger mehr zu haben, und zwar in der ganzen Welt. Das ist unsere geschichtliche Möglichkeit".



Jutta Ditfurth: Rudi und Ulrike. Geschichte einer Freundschaft. Droemer 2008. 256 S. Geb. (NB1069) 16,95 Euro
Nur zwei Jahre lang, von 1967 bis 1969, verliefen die Wege von Ulrike Meinhof und Rudi Dutschke parallel. Sie wurden Freunde, davon handelt diese Geschichte. Es ist eine Geschichte über eine Zeit, in der viele Linke sich wie „Freiwild“ vorkamen und deshalb beschlossen, sich zu wehren – notfalls auch mit Waffengewalt.



Peter Brückner: Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse. Mit Texten von Ulrike Marie Meinhof und einem Nachwort zur Neuausgabe von Klaus Wagenbach. Wagenbach 1995. 208 S. (NB118) 11,90 Euro



Mario Krebs: Ulrike Meinhof. Ein Leben im Widerspruch. Rororo 1988. 288 S. (NB339z) 7,60 Euro



Anja Röhl: Die Frau meines Vaters. Erinnerungen an Ulrike. Edition Nautilus 2013. 160 S. Gb. (NB1246) 18 Euro
„Kind sein heißt allein sein, schuld sein, essen müssen, schlafen müssen, brav sein müssen. Kind sein heißt, sich nicht wehren zu können.“ So erlebt Anja Röhl ihre Jugend in den1950er und 60er Jahren. Im Arbeiterviertel Hamburg-Barmbek herrscht die Dumpfheit der Nachkriegszeit. Die Mutter, als geschiedene Alleinerziehende geächtet, ist erst spätabends zu Hause; der Vater, übergriffig und manipulierend, aber von der linken Schickeria hofiert, kommt nur unzuverlässig. Doch als sie fünf Jahre alt ist, stellt ihr ihr Vater, der Konkret-Verleger Klaus Rainer Röhl, seine neue Freundin vor: Ulrike Meinhof. Für das Kind ist sie die einzige Erwachsene, die es wirklich versteht, die für es gegen den Vater Partei ergreift, bei der es keine Angst haben muß vor Strafe und bei der es sich zugehörig fühlt.
Die Dankbarkeit für diese Erfahrung prägt auch die Beziehung zu Ulrike Meinhof nach deren Trennung von Mann und Kindern. Anja Röhl bleibt ihr verbunden, besucht sie im Gefängnis,schreibt ihr Briefe, allen Anfeindungen zum Trotz und obwohl sie Ulrikes politische Positionen nicht teilt. Ein Dokument der Zeit- und Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik, aus der Perspektive eines Mädchens erzählt.
Anja Röhl, geboren 1955 in Hamburg, Tochter aus erster Ehe von Klaus Rainer Röhl. Erster Beruf: examinierte Krankenschwester, später Studium: Germanistik, Psychologie,Sonderpädagogik und Kunst. Arbeit als freie Dozentin und Theaterrezensentin für die junge Welt und Ossietzky, zahlreiche Veröffentlichungen. Drei Kinder.
Der Text enthält Schwärzungen, die von der Stiefschwester der Autorin, Bettina Röhl, aus Bosheit erwirkt wurden.



Gudrun Ensslin: „Zieht den Trennungsstrich, jede Minute“. Briefe an ihre Schwester Christiane und ihren Bruder Gottfried aus dem Gefängnis 1972-1973. Hg. von Christiane Ensslin und Gottfried Ensslin. Konkret Literatur Verlag 2005. 200 S. (NB910) 15 Euro
Gudrun Ensslin hat während ihrer Haft in Essen etwa 50 Briefe an ihre Schwester Christiane und ihren Bruder Gottfried geschrieben. Diese Briefe zeichnen ein differenziertes Bild Gudrun Ensslins: als Strafgefangene und politische Kämpferin, aber auch als interessierte, ratgebende und liebevolle Schwester. Es geht um Privates, Politisches und Familiäres, um Bücherwünsche und Bedürfnisse des Alltags, um marxistische Theorie und Praxis und um die Schikanen von Anstaltsleitung und Justiz.



Karl-Heinz Dellwo: Das Projektil sind wir. Der Aufbruch einer Generation, die RAF und die Kritik der Waffen. Gespräche mit Tina Petersen und Christoph Twickel. Edition Nautilus 2007. 192 S. (NB1026) 9,90 Euro
Karl-Heinz Dellwo, als Mitglied der RAF an der Besetzung der Deutschen Botschaft in Stockholm 1975 beteiligt, war insgesamt 21 Jahre im Gefängnis. Im Gespräch mit Tina Petersen und Christoph Twickel berichtet er über seinen Weg in den bewaffneten Kampf und seine Zeit im Gefängnis. Eine kritische Analyse des „Konzept Stadtguerilla“ und ein politisch reflektierter Lebensbericht.



Gabriele Rollnik / Daniel Dubbe: Keine Angst vor niemand. Über die Siebziger, die Bewegung 2. Juni und die RAF. Edition Nautilus 2004. 132 S. (NB725) 9,90 Euro
Mutige Gefängnisausbrüche und das Verteilen von „revolutionären Negerküssen“ bei einem Banküberfall wurden zum Markenzeichen der „Bewegung 2. Juni“, ebenso die erfolgreiche Entführung des CDU-Spitzenkandidaten Lorenz in Berlin, aufgrund derer fünf Gefangene freigelassen wurden. Gabriele Rollnik beschreibt ihren Weg von der Soziologiestudentin zu Beginn der 70er Jahre in Berlin bis zum Leben im Untergrund und dem Überleben von 15 Jahren Gefängnis.



Thorwald Proll, Daniel Dubbe: Wir kamen vom anderen Stern. Über 1968, Andreas Baader und ein Kaufhaus. Edition Nautilus 2003. 128 S. (NB684) 9,90 Euro
Am 2. April 1968 gibt es nächtliche Brandstiftungen in zwei Frankfurter Kaufhäusern. Auf die Anklagebank kommen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein. Thorwald Proll berichtet von der Stimmung der Zeit, den Aktionen der Kommune I, den Happenings, dem Widerstand gegen den Vietnamkrieg, dem praktizierten „Naturrecht auf Widerstand“. Er zeichnet ein sehr persönliches Bild von Andreas Baader, es ist das Porträt eines Freundes, mit dem er eine kurze, aber intensive Zeit zusammen verbracht hat. Die Rebellen fühlten sich „Wie die Marx-Brothers in der Deutschen Oper“.



Lutz Taufer: Über Grenzen. Vom Untergrund in die Favela. Assoziation A 2017. 288 S. Paperback (NB1390) 19,80 ¤
Von der RAF in die Favela: Das Leben Lutz Taufers gleicht einer Suchbewegung, in der das Terrain der westdeutschen radikalen Linken vermessen wird. Rebellion gegen die verkrusteten Verhältnisse der Adenauerära in der badischen Provinz, 1968 in Freiburg, Basisgruppe Politische Psychologie in Mannheim, Sozialistisches Patientenkollektiv in Heidelberg, Mitglied des Kommandos Holger Meins der RAF, Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm, mitverantwortlich für die Erschießung von zwei Geiseln, 20 Jahre Haft, ein Dutzend Hungerstreiks bis an den Rand des Todes, nach der Freilassung ein Jahrzehnt Basisarbeit in den Favelas von Rio de Janeiro, heute im Vorstand des Weltfriedensdienstes.
Die Bilanz seines bewegten Lebens lautet: Ohne entschiedenes politisches Handeln lassen sich die versteinerten Verhältnisse, die für die große Masse der Menschen dieses Planeten keine Perspektive bieten, nicht verändern. Genauso gilt aber: Die Mitteln des Widerstands müssen am Ziel einer befreiten Gesellschaft orientiert sein. Und: Befreiung fängt an der Basis an.
„Lutz Taufer hat in den Extremkonstellationen der linksradikalen Geschichte agiert, und da er darüber ohne jede Beschönigung und in uneingeschränkter Konfrontation mit den begangenen Fehlern schreibt und nachdenkt, wird sein Buch tatsächlich zu einem Schlüsselwerk der 1960er bis 1980er Jahre“ (Karl Heinz Roth).
Ein herausragendes Dokument der Zeitgeschichte!



Inge Viett: Nie war ich furchtloser. Autobiographie. rororo. 352 S. (NB102) 8,50 Euro
Inge Viett gehörte zur „Bewegung 2. Juni“, 1982 ging sie mit Hilfe der „Stasi“ in die DDR, wurde 1990 verhaftet und 1997 aus der Haft entlassen.



Inge Viett: Einsprüche! Briefe aus dem Gefängnis. Edition Nautilus 2. Aufl. 1997. 160 S. (NB897) 13,80 Euro
Von ihrer Verhaftung in Magdeburg 1990 bis nach ihrer Verurteilung 1992 reflektiert Inge Viett in ihren Briefen die Geschehnisse innerhalb und außerhalb der Gefängnismauern: die „Vereinigungsorgie“, mögliche Perspektiven einer gesellschaftlichen Veränderung, die eigene Vergangenheit im „2. Juni“ und der „RAF“ und ihr Leben in der DDR, die Vorbereitung auf den Prozeß und das alltägliche Einzwängen in die „Box“, über der doch manchmal ein „zauberhafter Himmel“ zu sehen ist.



Irmgard Möller: „RAF – das war für uns Befreiung“. Ein Gespräch mit Irmgard Möller über bewaffneten Kampf, Knast und die Linke. Hg. Von Oiiver Tolmein. Aktualisierte und erweiterte Neuauflage. Konkret 2002. 272 S. (NB616) 16,50 Euro
Der Deutsche Herbst und die Todesnacht von Stammheim liegen 25 Jahre zurück, sind aber noch längst nicht Vergangenheit. Irmgard Möller, die über 22 Jahre inhaftiert ar, hat 1977 als einzige der vier RAF-Gefangenen im 7. Stock des Hochsicherheitstraktes schwer verletzt überlebt. Sie widerspricht der offiziellen Version, daß es sich um Selbstmord gehandelt hat. In diesem Buch erzählt sie, warum sie in die RAF gegangen ist. Sie setzt sich mit der Entwicklung und dem Ende des bewaffneten Kampfes in Deutschland auseinander und berichtet über ihre Haftzeit, die Hungerstreiks und über die Erfahrungen seit ihrer Entlassung 1994.



Pieter Bakker Schut: Stammheim. Der Prozeß gegen die Rote Armee Fraktion. Die Notwendige Korrektur der herrschenden Meinung. Hg. Von der Roten Hilfe. Pahl-Rugenstein-Verlag 1997. 692 S. (NB106) 19 Euro



Ingrid Strobl: Vermessene Zeit. Der Wecker, der Knast und ich. Edition Nautilus, ca. 192 Seiten, (NB1449) ca. ¤ 18,00
Im Dezember 1987 wird Ingrid Strobl, Journalistin und Autorin, in ihrer Kölner Wohnung festgenommen, nach §129a StGB – Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Sie hatte einen Wecker der Marke Emes Sonochron gekauft, für einen Bekannten, wie sie sagte, der sie darum gebeten hatte. Dieser Wecker wurde als Zeitzünder bei einem Sprengstoffanschlag der »Revolutionären Zellen« auf ein Lufthansagebäude verwendet, bei dem ein Sachschaden entstand. Mit dem Anschlag wurde gegen die Abschiebepraxis von Asylsuchenden protestiert, was Ingrid Strobl befürwortete.
Sie weigert sich, den Namen des Bekannten zu nennen, und bleibt in Untersuchungshaft. Im Gefängnis lernt sie eine ihr völlig fremde Welt kennen, eine Welt von Schmerz und Sucht, von Wut und Unterwerfung. Kraft zieht sie vor allem aus der Arbeit an einem Buch über Widerstand von Frauen im deutsch besetzten Europa, an dem sie schon vor ihrer Verhaftung gearbeitet hatte.
Im Juni 1989 wird sie zu fünf Jahren Haft verurteilt. Nachdem der Bundesgerichtshof das Urteil zunächst aufgehoben hat, wird Ingrid Strobl in der Revisionsverhandlung 1990 schließlich wegen Beihilfe zu einem Sprengstoffanschlag zu drei Jahren Haft verurteilt.
Dreißig Jahre später reflektiert sie in diesem sehr persönlichen Buch über Hafterfahrungen, Feminismus und individuelle Verantwortung; dabei fragt sie auch nach den Motiven und der Legitimation von Widerstand und Gewalt.



Nanni Balestrini: Sandokan. Eine Camorra-Geschichte. Assoziation A 2006. 144 S. (NB969) 13 Euro
„Kleine Einschußlöcher gibt es jede Menge auf sämtlichen Ortstafeln entlang der Landstraße, als ob darauf hingewiesen würde, daß man in dieser Gegend auf der Hut sein muß.“



Nanni Balestrini: Wir wollen alles. Roman der Fiatkämpfe. Deutsch und mit einem Nachwort von Peter O. Chotjewitz. Mit einem Vorwort zur Neuausgabe. Assoziation A 2003. 168 S. (NB682) 12 Euro
Die Geschichte eines jungen italienischen Arbeiters aus dem Süden, der in den 60er Jahren in den Norden auswandert. Die Arbeit in den Turiner Fabriken ist ihm genauso zuwider wie die Maloche in den Klitschen seines Heimatdorfes. Er fängt überall Krach an, schmeißt einen Job nach dem anderen. Schließlich landet er bei Fiat. Hier tritt er in Kontakt zu linken Arbeiter- und Studentengruppen, die unabhängig von der Gewerkschaft Streiks organisieren. Fiat wird 1969 zum Zentrum der „anderen Arbeiterbewegung“. Der Roman erschien in Deutschland 1972 bei Trikont und liegt nun in einer Neuausgabe vor.



Nanni Balestrini: Die große Revolte. Romantrilogie. Assoziation A 2008. 440 S. (NB1058) 24 Euro
Mit einem Nachwort von Raul Zelik. Nanni Balestrinis große Romantrilogie ist das literarische Vermächtnis der Revolte in Italien und unser Beitrag zu vierzig Jahren 1968. Der Roman „Wir wollen alles“ ist eine Hommage an die Kämpfe des italienischen Massenarbeiters. Das Buch wurde mitten in einem Zyklus von Arbeiterkämpfen geschrieben, in denen der FIAT-Konzern in Turin im Jahr 1969 zum Zentrum des Aufstands gegen das Fabriksystem wurde. Mit seiner Geschichte eines rebellischen Arbeiters aus dem Süden wurde Balestrini mit einem Schlag zum „Romancier des Operaismus“. Der Titel des Buches wurde zur Parole einer „anderen Arbeiterbewegung“ – weit über Italien hinaus. Protagonist des Romans „Die Unsichtbaren“ ist ein Basismilitanter der Generation von 1977, der „Autonomia“, die das Land in ein riesiges Laboratorium neuer Lebensentwürfe verwandelte. Es war eine Zeit nicht enden wollender Massendemonstrationen, der Hausbesetzungen, linken Kulturzentren und freien Radios. Mit beispielloser Kreativität und Radikalität forderte eine Bewegung von Jugendlichen die herrschende Kultur und das Bürgertum heraus und artikulierte ihre Ablehnung in Fabriken, Schulen und Stadtvierteln lustvoll und zugleich militant. Der Roman „Der Verleger“ schließlich beschreibt im Rückblick die Zuspitzung der Kämpfe zwischen Partisanentradition und entstehender Fabrikguerilla in einer atemberaubend verdichteten Prosa. Im März 1972 kommt der legendäre Verleger Giangiacomo Feltrinelli bei einem Bombenanschlag auf einen Strommast ums Leben. Sein Tod markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der italienischen Nachkriegslinken. Der bewaffnete Kampf tritt in eine neue Etappe ein, an deren Ende die Moro-Entführung stehen wird. In dem Roman setzt sich mosaikartig ein Bild zusammen, in dem die Schlüsselbedeutung dieses historischen Moments Konturen gewinnt.



Ron Jacobs: Woher der Wind weht. Eine Geschichte des Weather Underground. ID-Verlag 1999. 192 S. Abb. (NB101) 14,90 Euro
Die Weathermen spalteten sich Ende der 60er Jahre aus dem US-amerikanischen SDS ab. Sie gingen in den Untergrund. Ihren Namen leiteten sie aus einem Bob-Dylan-Song ab: „We don‘t need no weathermen to know how the wind blows.“



Die große MÄRZ-Kassette. Herausgegeben von Jörg Schröder und Bruno Hof. Area Verlag 2004. 13 Bände im Schuber, zus. ca. 6000 Seiten. (NB745z) 49,95 Euro „Wer die 60er und 70er verstehen will, muß MÄRZ kennen.“ Michael Rumaker, Irving Rosenthal, Uve Schmidt, Fee Zschocke, Doktor Gormander, Joe Brainard, Upton Sinclair, Jules Valès, Ernst Herhaus, Jörg Schröder, Leonard Cohen, Craig Kee Strete, Günter Amendt, Gunter Schmidt, Peter Kuper, Jan Cremer, Cathérine de Prémonville, Esteban López: März-Reader, Cohen Blumen für Hitler. Jim Morrison, Sexfront/Derdiedas, Kuper Hamlet, Erotik-Reader, Schwulen-Reader, Beziehungen, Als die Kinder die Macht ergriffen, Joe Brainard 1984 Comics, Upton Sinclair, Vallès Jacques Vingtras, Schröder Siegfried.



Jörg Schröder: Siegfried. Jörg Schröder erzählt Ernst Herhaus Siegfried. Mit einem Anhang von Barbara Kalender. Verlag Schöffling & Co. Erweiterte Neuausgabe 2018. 544 S. gebunden mit Schutzumschlag. (NB1426) 28 Euro
Erweiterte Neuausgabe anläßlich des 80. Geburtstags von Jörg Schröder. Eines der aufregendsten Bücher der deutschen Literatur erscheint endlich wieder, dazu noch in stark erweiterter Ausgabe: 'Siegfried', das Skandalbuch, das Jörg Schröder Ernst Herhaus erzählte: 'Ein Selbstbekenntnis, ein Stück Entblößungsliteratur, wie man es so rücksichtslos von deutschen Literaten bislang nicht gewohnt war', stand im Spiegel bei Erscheinen, 'DIE BOMBE IM GELBEN UMSCHLAG' sah Dieter E. Zimmer in der ZEIT, die FAZ wusste: 'ein Buch, das zum Erschütterndsten gehört, das in deutscher Sprache zu lesen ist.' Die Lebensgeschichte des Jörg Schröder, die Geschichte des März Verlags, welcher der kulturrevolutionäre Verlag Deutschlands gewesen ist, liest sich auch heute noch so elektrisierend wie bei Erscheinen 1972, 'Siegfried' ist heute 'so aufregend wie damals, ein Vulkan, einzigartig, skandalträchtig noch immer.' (Peter W. Jansen in der FAZ). Zum 80. Geburtstag von Jörg Schröder am 24. Oktober 2018 erscheint die finale Ausgabe des 'Siegfried', von Barbara Kalender mit einem umfassenden Anhang ausgestattet, der Leben und Werk des Jörg Schröder bis in unsere Tage erzählt.
Jörg Schröder, 1938 in Berlin geboren, gilt als ein 'enfant terrible' der deutschen Verlagsszene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gleichzeitig als großer Entdecker von Literatur. Er kam 1965 zum Melzer Verlag, den er mit der 'Geschichte der O' rettete. 1969 verließ Schröder den Verlag im Streit, alle Mitarbeiter sowie die meisten Autoren folgten ihm in seinen neu gegründeten März Verlag. Nachdem Schröder 1987 den Verlag gesundheitsbedingt aufgeben musste, entwickelte er 1990 zusammen mit seiner Frau Barbara Kalender die Desktop-Reihe 'Schröder erzählt'.



Jan F. Bandel, Barbara Kalender, Jörg Schröder: Immer radikal, niemals konsequent. Der MÄRZ-Verlag - erweitertes Verlegertum, postmoderne Literatur und Business Art. Philo Fine Arts 2011. 332 S. Pb. (NB1184) 25 Euro
1969 wurde in einem Handstreich ein Verlag gegründet, dessen signalgelbe Bände schlagartig zum Inbegriff einer nachgerade alchemischen Mischung von linker Politik, Avantgarde-Literatur und Popkultur wurden: der März Verlag. „Pop, Porno, Politik“ lauten die Schlagworte der literarischen Postmoderne, die Leslie Fiedler 1968 ausrief. Pornografie in Wort und Bild veröffentlichte JörgSchröder in der angeschlossenen Olympia Press, einem deutschen Ableger von Maurice Girodias' legendärem Pariser Sex- und Avantgardeverlag. Doch das war nicht seine einzige Übung in „erweitertem Verlegertum“ (Diedrich Diederichsen): Schröder betrieb auch die Business-Art-Agentur Bismarc Media und veröffentlichte 1972 das Skandalbuch Siegfried. Später führte er den Verlag im Rahmen des Alternativ-Buchvertriebs Zweitausendeins weiter, erfand nebenbei die Friedensbewegung, widmete den Öko-Geistern die er rief, sein zweites Buch Cosmic und verfolgt seit dem endgültigen März-Crash Ende der Achtziger gemeinsam mit Barbara Kalender ein einzigartiges autobiografisches work in progress. Jan-Frederik Bandels material- und bilderreiches Essaybuch erzählt die Vorgeschichte des März-Verlags, erkundet seine verschiedenen Stationen und Erweiterungen und ist damit nicht zuletzt ein Versuch über die Neuerfindung von Literatur und Betrieb um 1968. Im Anhang die vollständige Bibliographie der März-Erstausgaben mit Abbildungen.



Klaus Wagenbach: Die Freiheit des Verlegers. Erinnerungen, Festreden, Seitenhiebe. Herausgegeben von Susanne Schüssler. Verlag Klaus Wagenbach 2010. 352 S. Gebunden mit Schildchen. (NB1204) 19,90 Euro.
Die wichtigsten Texte aus fünf Jahrzehnten, größtenteils erstmals publiziert: Über Bücher und Autoren, über Politik und die deutschen Verhältnisse, über Italien, die Kunst und die Mutter. Klaus Wagenbach ist einer der letzten aus einer Generation von unabhängigen, eigenwilligen und leidenschaftlichen Verlegern; ein linker, aber undogmatischer Kopf, der nicht vor den Konsequenzen politischen Handelns zurückschreckt; und ein früher und bis heute unerschütterlicher Liebhaber Italiens. Außerdem: ein heiterer Geschichtenerzähler, ein eifriger Vorwortschreiber, ein freudig erwarteter Festredner, aber auch einer, der gern widerspricht, wenn die öffentliche Meinung jemanden moralisch und politisch gar zu korrekt schlachten will. Der Band sammelt Texte Klaus Wagenbachs über Italien (einschließlich Kunstgeschichte), Politik, das Leben und die Zukunft der Bücher und über einzelne Autoren. Ein Großteil der Texte ist bisher nicht veröffentlicht, wichtige Zeitdokumente wie die Grabrede für Ulrike Meinhof wurden jedoch ebenfalls aufgenommen. Und schließlich erst jüngst entstandene biographische Geschichten: Vom gegen die Nazis rebellierenden Großvater, der reformbewegten Mutter, dem Vater, der nur Latein, Griechisch und Hebräisch konnte; darüber, wer und wie nach dem Krieg die Demokratie aufbaute, warum Kollektive träumen und Frauen besser kommunizieren können.



Buchstäblich. Wagenbach. 50 Jahre: Der unabhängige Verlag für wilde Leser. Mit einer Chronik, Textauszügen aus den Büchern, Fotos, Gedanken über die Zukunft und einer Liste aller erschienenen Titel. Verlag Klaus Wagenbach 2014. 224 S. Englische Broschur mit sehr vielen Abbildungen. (NB1288) 10 Euro
Ein Almanach mit der (Verlags- )Geschichte aus 50 Jahren, vielen Anekdoten, Fotos und Lesestücken aus dem Programm, besonders schön ausgestattet.
Wie überlebt man gute Bücher? Besser als schlechte. Das Beispiel liegt vor Ihnen: Die Geschichte eines unabhängigen Verlags, dem seit 50 Jahren die stets gleiche wirtschaftsbesserwisserische Frage gestellt wird: Warum gibt es Sie eigentlich noch? Gegenfrage: Wie viele nach allen Regeln der Kunst geleitete Verlage sind in der gleichen Zeit in falsche Hände geraten, übernommen oder verkauft worden? Die Frage nach dem Überleben ist also eine besonders raffinierte Verweigerung von Selbsterkenntnis. Dieser Almanach ist eine Art kommentiertes Lesebuch über fünf Jahrzehnte und zugleich ein Vademecum fürs Überleben: Als Ermutigung, weder dem eventgejagten Mainstream noch der Verlockung „technischer Vorgaben“ zu folgen, sondern dem Radikalen, Neuen, Unerhörten zur Seite zu springen und sich dem Genuss schön gemachter Bücher hinzugeben.



Daniel Leisegang: amazon. Das Buch als Beute. Schmetterling-Verlag 2014. 128 S. (NB1296) 12,80 Euro
Auch wenn der Online-Händler Amazon nicht einmal 20 Jahre existiert, hat er die Einkaufsgewohnheiten der Menschen bereits revolutioniert. Die Kunden schätzen seine preiswerte und nahezu lückenlose Warenpalette, die unabhängigen Produktbewertungen der anderen Käufer sowie die unkomplizierten Umtauschoptionen. Und da das Unternehmen zumeist sogar eine Lieferung bis zum nächsten Werktag verspricht, ziehen viele den bequemen Mausklick dem stressigen Einkauf vor. Doch der Schein der schönen neuen Warenwelt trügt. Hinter der Fassade von Amazons Online-Shop verbirgt sich eine Welt prekärer Arbeitsbedingungen. Den niedrigen Preis für das bequeme Einkaufen im Netz zahlen dabei vor allem jene, die für die Logistik und den Versand der Waren zuständig sind.
Zudem bindet Amazon nicht nur die Buchhändler, sondern auch die Verlage durch seine aggressive Wachstumspolitik derart an sich, dass sie mit dem Unternehmen nicht mehr konkurrieren, sondern nur noch in seiner Abhängigkeit weiterleben können.



Alexander Kluge: Personen und Reden. Lessing – Böll – Huch – Schiller – Adorno – Habermas – Müller – Augstein – Gaus – Schlingensief – Ad me ipsum. Verlag Klaus Wagenbach 2012 (SALTO).144 S. Fadengeheftet. Rotes Leinen. (NB1208). 15,90 Euro
Eine stete Unterbrechung unglücksbringender Selbstverständlichkeit in elf Portraits. Zum 80. Geburtstag hat sich Alexander Kluge diesen Band gewünscht, um seine Reden über andere große deutsche Öffentlichkeitsarbeiter zu sammeln: Er spricht über G. E. Lessing, Heinrich Böll, Ricarda Huch, Friedrich Schiller, T. W. Adorno, Jürgen Habermas, Heiner Müller, Rudolf Augstein, Günter Gaus und Christoph Schlingensief. Dabei gelingen ihm nicht nur verblüffend zugespitzte Portraits dieser Personen. Kluges Gedanken „durchstreifen sein Hirn“ und schöpfen – blitzgescheit und haarsträubend assoziativ – aus einem tiefen Fundus von Kenntnissen: Er führt literarische Beispiele (Ovid, Shakespeare oder David Hume) ebenbürtig mit historischen Ereignissen als Zeugen an, wobei sein Interesse immer den großen Wendepunkten gilt (1945, Tschernobyl oder dem 11. September). Am Ende steht ein für dieses Buch neu geschriebener Text: Ad me ipsum, in dem er uns von den ihm wichtigen Produktionsmitteln des Gefühls erzählt: den Büchern, den Bildern und der Oper.



Pier Paolo Pasolini: Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft. Herausgegeben von Peter Kammerer. Aus dem Italienischen von Thomas Eisenhardt. Verlag Klaus Wagenbach 2011 (WAT 317). 176 S: Pb. (NB1207) 10,90 Euro
Pasolinis berühmte Polemiken gegen die Konsumgesellschaft – radikal und inkonsequent, rhetorisch brillant und bedrückend aktuell. Pasolinis Streitschriften lösten bei ihrem Erscheinen erregte Debatten aus und markieren einen Wendepunkt in der Diskussion über den „Fortschritt“: Warum verschwinden die Glühwürmchen? Ist der Untergang der bäuerlichen Welt Mord? Wie herzlos ist die Aufklärung? Der gefeierte Ungehorsam – ist er so destruktiv wie unsere Welt? Als radikaler Freibeuter, dessen Leben und Werk untrennbar zusammengehörten, stellte sich Pasolini dem common sense einer Massenkultur entgegen, die das Besondere einebnet, das Alte zerstört und die Unterschiede nivelliert.



Walter Kaufmann: Unterwegs zu Angela Davis. Vorwort von Victor Grossman. Mit Beiträgen von Angela Davis. Atlantik Verlag 2005. 236 S. Mit zahlreichen Abbildungen. (NB799) 15 Euro
Seit Angela Davis 1972 durch eine machtvolle internationale Solidaritätsbewegung vor der Todesstrafe bewahrt werden konnte, verbinden sich in ihrer Person die politischen Linien zwischen den progressiven Basisbewegungen der 60er und 70er Jahre und jenen der Ära des George W. Bush. Walter Kaufmann nimmt uns mit seiner 1973 verfaßten Reportage mit auf die Reise, die uns nicht nur Angela Davis als Person nahebringt, sondern durch die zeitgeschichtlichen Impressionen auch hilft, die Ereignisse um Angela Davis‘ politischen Prozeß in ihrem historischen Konzext zu begreifen. Angela Davis hat durch ihr Wirken vor über 30 Jahren sowohl der außerparlamentarischen Opposition inder BRD als auch den sozialistischen Kräften in der DDR wichtige Impulse gegeben. Diese Bedeutung setzt sich bis heute fort. Victor Grossman schlägt in seinem aktuellen Vorwort eine kritische Brücke zwischen damals und heute. Der umfassende Anhang dokumentiert das Gegenwartsschaffen von Angela Davis und wird ergänzt durch Beiträge der Antifaschistinnen Sonja Denz und Gertrud Müller sowie einem Aufruf der Kampagne für Mumia Abu-Jamal.



Angela Davis: Freiheit ist ein ständiger Kampf. Aus dem Englischen von Sven Wunderlich. Unrast Verlag 2016. 160 S. (NB1357) 14 Euro
Anhand einer Auswahl von Schriften, Gesprächen und Vorträgen untersucht die international bekannte Aktivistin und Wissenschaftlerin Angela Y. Davis die Schnittmengen und Verbindungen von Befreiungskämpfen gegen Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt rund um unseren Planeten. Es geht um die Rolle der Schwarzen Frauenbewegung (Black Feminism), die Zusammenhänge von Ungleichheit in ›Rasse‹, Geschlecht und Klasse (Intersektionalität), den kapitalistischen Individualismus, die Bewegung gegen Gefängnisse (Prison Abolition Movement) und Polizeigewalt. Sie schreibt gegen den weltgrößten, Rekordprofite erzielenden ›Sicherheits‹konzern G4S sowie über länder- und grenzüberschreitende Solidarität für die Widerstandskämpfe unserer Zeit. Von der Schwarzen US-amerikanischen Freiheitsbewegung bis zur südafrikanischen Anti-Apartheid-Bewegung: Davis lässt bedeutende zeithistorische Befreiungsbewegungen Revue passieren, nimmt deren Gemeinsamkeiten unter die Lupe und arbeitet ihre Bedeutung für die aktuellen Bewegungen gegen Staatsgewalt heraus – von Ferguson bis Palästina. Davis plädiert dafür, eine weltumspannende Bewegung zur Befreiung der Menschheit aufzubauen und erinnert daran, dass die Erlangung von Freiheit einen langen, permanenten, kollektiven Kampf bedeutet.
"Das ist die gute alte Angela: einsichtsvoll, wissbegierig, aufmerksam, brillant. In diesem Buch stellt und beantwortet sie Fragen über das Geschehen in unserem Jahrhundert, die dem des vorigen Jahrhunderts erstaunlich ähneln." Mumia Abu-Jamal



Michael Schiffmann: Wettlauf gegen den Tod. Mumia Abu-Jamal: ein schwarzer Revolutionär im weißen Amerika. Promedia Verlag 2006. 320 S. mit Abb. (NB1111) 21,90 Euro
Der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal ist nach eigenen Worten seit einem Vierteljahrhundert gezwungenermaßen Bewohner des „am raschesten wachsenden öffentlichen Wohnbauprojekts in den Vereinigten Staaten“ – er ist Häftling in einem der zahlreichen US-amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisse in Pennsylvania. Abu-Jamal wurde am 9. Dezember 1981 verhaftet, des Mordes an einem Polizisten angeklagt, im Juli 1982 für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Seit Anfang der 1990er Jahre haben seine Bemühungen um eine Wiederaufnahme des Verfahrens großes Echo gefunden und ihn zum wahrscheinlich bekanntesten Todeshäftling der Welt gemacht. Das vorliegende Buch liefert nicht nur eine gründliche Untersuchung des Kriminalfalles, sondern beschäftigt sich darüber hinaus mit den Hintergründen, die bei der Verurteilung Abu-Jamals trotz brüchigen Beweismaterials und schreiender Widersprüche in der Anklage eine entscheidende Rolle spielten: dem anhaltenden Rassismus der US-Gesellschaft, dem schwarzen Befreiungskampf, an dem Abu-Jamal sich als Black Panther-Führer beteiligte, dem Verfall und der auch physisch sichtbaren Klassenspaltung in der amerikanischen Großstadt, den periodischen Hexenjagden der politischen Polizei gegen Andersdenkende und schließlich dem immer mehr aus den Fugen geratenden System der Strafjustiz. Abu-Jamal wird so zu einem Musterbeispiel für alles, was erschreckend und fragwürdig an der US-amerikanischen Strafjustiz und im besonderen an der Todesstrafe ist.



Mumia Abu-Jamal: ...aus der Todeszelle. Live from death row. Atlantik Verlag. (NB505) 12,80 Euro
Als die vorliegenden Texte 1995 in den USA und in Deutschland erstveröffentlicht wurden, schien die Situation der Gefangenen in den Todestrakten der USA aussichtslos. Die Verfechter der Todesstrafe hatten die absolute Hegemonie in der gesellschaftlichen Debatte über das staatliche legale Töten. Durch Mumia Abu-Jamals Essays erfuhr die Öffentlichkeit zum ersten Mal aus dem Inneren der Todestrakte.



Mumia Abu-Jamal: Ich schreibe um zu leben. Zeugnisse eines zum Tode Verurteilten. Atlantik Verlag. Pb. (NB566) 12,80 Euro Mumia Abu-Jamal ist ein „Gläubiger“, dessen Religion das Leben ist. Diese „Gläubigkeit“, die Kraft seiner Utopien und Träume, ist zugleich eine niederschmetternde Kritik des „christlichen“ Abendlandes und seiner „führenden Nation Amerika“.



Leonard Weinglass: Freiheit für Mumia! Hintergründe eines Fehlurteils und juristische Fakten gegen einen drohenden Justizmord. Vorwort von E.L. Doctorow. Einleitung zur deutschen Ausgabe von Volker Ratzmann. Atlantik Verlag 1997. 320 S. (NB507) 10 Euro
Leonard Weinglass ist der Verteidiger von Mumia Abu-Jamal.



Archiv 92 / Kampagne Mumia Abu Jamal: Free Mumia. Dokumente, Analysen, Hintergrundberichte. Atlantik Verlag 2002. 208 S. (NB576) 10 Euro
Der Journalist, Autor und Bürgerrechtsaktivist Mumia Abu Jamal sitzt seit 20 Jahren unschuldig im Todestrakt. Im Dezember 2001 lief die Nachricht um die Welt, das Todesurteil sei aufgehoben. Doch diese Gerichtsentscheidung ist weder rechtskräftig, noch macht die mögliche Umwandlung in lebenslange Haft das Unrecht ungeschehen, das Mumia Abu Jamal widerfährt. Die in diesem Band versammelten Beweise und Analysen belegen, daß der Todeskandidat AM 8335 sofort freigelassen werden müßte. Doch in den USA gilt es, einen Justiz- und Polizeiskandal zu vertuschen, und deshalb schrecken die Verantwortlichen vor keiner Rechtsbeugung zurück.



Oliver Demny: Die Wut des Panthers. Die Geschichte der Black Panther Party. Schwarzer Widerstand in den USA. Unrast Verlag, 4. ergänzte Aufl. 2004. 244 S. und einige Bildtafeln. (NB1088) 14 Euro
Die Wut des Panthers beschreibt die Geschichte der Black Panther Party. Es ist die Geschichte von Rassismus, Repression und Widerstand im Herzen des Kapitalismus – den USA.



Martin Ludwig Hofmann: Indian War. Der Fall des indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier. Atlantik Verlag, 2. aktualisierte Auflage 2005. 184 S. Pb. (NB844) 12,80 Euro
Die Gewalt der 70er Jahre zieht ihre Spur bis heute... Seit fast 25 Jahren kämpft Leonard Peltier um seine Freiheit. Bis zum heutigen Tag fristet Peltier sein Leben in der Zelle eines Hochsicherheitsgefängnisses - aufgrund fragwürdiger Indizien verurteilt. Das Buch stellt Vorgeschichte, Prozeß und Verurteilung Peltiers mit detektivischem Spürsinn dar. Und es verknüpft den juristischen „Fall“ mit seinen politisch-historischen Zusammenhängen: den Kriegen gegen die Indianer und die Geschichte der indianischen Bürgerrechtsbewegung.



Helmut Ortner: Der Justizmord. Zwei Italiener in Amerika. Sacco & Vanzetti. Zambon Verlag 1993. 286 S. Hc. (NB1059) 16,80 Euro
Es ist die Geschichte zweier italienischer Auswanderer, die auf der Suche nach Arbeit und Glück in Amerika ankommen, dort aber Intoleranz und Fremdenhaß vorfinden. Am 15. April 1920 überfallen Banditen in Bridgewater im Staat Massachusetts einen Zahlmeister und dessen Leibwächter, schießen beide nieder und rauben Lohngelder in Höhe von 16.000 Dollar. Schon bald konzentrieren sich die Ermittlungen auf die beiden italienischen Einwanderer Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti. Obschon die Beweise dürftig sind, werden die beiden wegen Raubmordes angeklagt, ins Gefängnis gebracht, während der Vernehmungen gefoltert und in einem fragwürdigen Prozeß schließlich zum Tode verurteilt. Nach fast sieben Jahren, nach zahlreichen Berufungen und Gnadengesuchen – und trotz weltweiter Proteste – werden Sacco und Vanzetti am 23. August 1927 auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet.



Sina Arnold, Olaf Kistenmacher: Der Fall Ethel und Julius Rosenberg. Antikommunismus, Antisemitismus und Sexismus in den USA zu Beginn des Kalten Krieges. Edition Assemblage 2016. 96 S. (NB1370) 12,80 Euro
Am 19. Juni 1953 wurden Ethel und Julius Rosenberg in New York auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Gericht hatte sie wegen Atomspionage für die Sowjetunion verurteilt. Der Fall erregte zu dieser Zeit weltweit Aufsehen. Viele Linke sahen in dem Ehepaar unschuldige Opfer des entfesselten Antikommunismus, der die McCarthy-Ära in den USA zu Beginn des Kalten Krieges prägte. Doch die Stimmung gegen die Rosenbergs und die beiden Mitangeklagten wurde auch durch antisemitische Vorstellungen über „jüdische Verräter“ angeheizt. Zugleich zeigt die Darstellung der beiden in den Medien, dass das Ehepaar Rosenberg als Gegenbild zu den herrschenden Geschlechterbildern entworfen wurde. Der Prozess wirft bis heute grundlegende Fragen auf. Das Buch erinnert an das Gerichtsverfahren, betrachtet seine Rezeption in Literatur und Film und zeichnet die Verschränkung von antikommunistischen, antisemitischen und sexistischen Vorstellungen nach.



Wolfgang Kruse (Hg.): Die Französische Revolution. Programmatische Texte von Robespierre bis de Sade. Promedia Verlag 2012 (Edition Linke Klassiker). 176 S. (NB1303) 12,90 Euro
Mit Texten von Babeuf, Boissy d'Anglas, Brissot, Condorcet, Olympe de Gouges, Marquis de Sade, Dubois-Crancé, Hérault de Séchelles, Lanthenas, Marat, Maréchal, Paine, Robespierre, Sieyès u. a..
Die Französische Revolution war ein Experimentierfeld für die Neugestaltung der modernen Gesellschaft. Auf allen gesellschaftspolitisch relevanten Ebenen wurden neue Praktiken ausprobiert und emanzipatorische Neuordnungsmodelle entworfen. Dieses „Musterbuch der Moderne“ experimentierte mit der politischen Ordnung, neuen ökonomischen und sozialen Beziehungen und Geschlechterverhältnissen sowie mit der politischen Kultur insgesamt.
Der hier vorgelegte Band versucht, die ganze Spannbreite dieses programmatischen Aufbruchs in eine neue Epoche einzufangen. Dafür werden prägnante Originaltexte erläutert und dokumentiert, die für gesellschaftliche Entwicklungen bis heute relevant sind. Die Vielzahl der Themenbereiche umfasst: Aufstand und Revolution, Verfassung und Demokratie, Emanzipation und Demokratisierung der Gesellschaft, Sozialreform und Sozialismus, Antimilitarismus und Völkerrecht, schließlich auch programmatische Abgründe der Revolution.
Das politische Spektrum der Autoren reicht vom gemäßigten Liberalismus eines Sieyès über demokratische Republikaner wie Brissot, Condorcet, Peine oder Robespierre bis hin zu Vertretern von sozialrevolutionären Projekten wie Babeuf und Maréchal. Es spiegelt damit zugleich die Entwicklung der politischen Linken wider, die sich im dynamischen Prozess der Revolution auf rasante Weise bewegt und in der Regel die radikalsten, am weitesten in die Zukunft reichenden Emanzipationsprojekte entworfen hat. Auch die Problematik der Dialektik von Neugestaltung und gesellschaftspolitischer Herrschaft findet angemessene Berücksichtigung.
Die meisten der Texte wurden eigens für diesen Band ins Deutsche übersetzt.
Der Herausgeber: Wolfgang Kruse, Jahrgang 1957, ist Professor am Historischen Institut der Fern-Universität in Hagen, Lehrgebiet Neuere und Europäische Geschichte. Er arbeitet zur Geschichte der Französischen Revolution, des Ersten Weltkriegs, der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung sowie des modernen politischen Totenkults in Deutschland.



Jörg Roesler: Geschichte der DDR. PapyRossa Verlag 2012 (Reihe Basiswissen). 132 S. (NB1227) 9,90 Euro
Jenseits der üblichen Horrorszenarien klärt Jörg Roesler auf über die Geschichte des kleineren deutschen Staates. Sie wird erstens erzählt als Geschichte der Herrschaft der SED. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Gruppierungen, vom Autor als Konservative bzw. Reformer charakterisiert. Dies ist gleichzeitig die Geschichte der Sicherung der Stabilität eines in seiner Existenz ökonomisch und politisch wiederholt gefährdeten Staates. Zweitens wird die Geschichte der DDR als Geschichte der sowjetisch-ostdeutschen Beziehungen erzählt. Es ist die Geschichte von Moskaus „ungeliebtem Kind“, einer durch das Scheitern der sowjetischen Deutschlandpolitik zustande gekommenen Minimallösung, eines schließlich lästig werdenden Vorpostens. Drittens wird die Geschichte der DDR erzählt als Geschichte der Beziehungen zur Bundesrepublik. Sie endet mit der Vereinnahmung des kleineren durch den größeren, sich als stabiler und potenter erweisenden deutschen Staates.



Karl Heinz Roth: Geschichtsrevisionismus. Die Wiedergeburt der Totalitarismustheorie. Konkret 1999. 152 S. (NB7z) 11,66 Euro
Spätestens mit der Wende von 1989 hat die neue Rechte in der Geschichtswissenschaft Fuß gefaßt. Ihr Spektrum reicht von dr Gruppe um Rainer Zitelmann bis zu ehemaligen Linken im Umfeld der rotgrünen Bundesregierung. Die Geschichtsrevisionisten reaktivieren mit der Totalitarismustheorie die alten Themen des Kalten Krieges. Karl Heinz Roth beschreibt den Siegeszug der Totalitarismustheorie in der deutschen Geschichts- und Sozialwissenschaft seit der Wiedervereinigung und analysiert die Konsequenzen der revisionistischen Offensive: die vollständige Delegitimierung der DDR und die Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen.



Gerhard Scheit: Mülltrennung. Beiträge zu Politik, Literatur und Musik. Konkret 1998. 192 S. (NB14z) 10,15 Euro
Über Brecht, Eisler, Jünger, Günther Anders, Peter Weiss, Heiner Müller. Jean Améry, Haider & Sichrovsky, Adorno und die Differenzen von deutscher Marschmusik und amerikanischem Jazz.



Conrad Taler: Der braune Faden. Zur verdrängten Geschichte der Bundesrepublik. PapyRossa Verlag 2005. 240 S. (NB829) 16,80 Euro
Conrad Taler zeigt, daß die Verharmlosung des Rechtsextremismus wie ein brauner Faden die bundesdeutsche Geschichte durchzieht. Er erinnert daran, daß der Neunazismus als „Waffe Moskaus“ hingestellt und antijüdische Taten den Kommunisten zugeschrieben wurden, daß sich Arbeitgeber, CDU/CSU und NPD gegenseitig die Bälle zuwarfen, wenn es gegen Mitbestimmung und „zu hohe Lohnkosten“ ging, daß bei einer Demonstration gegen die Remilitarisierung ein 21jähriger von der Polizei erschossen wurde, ohne daß eine westdeutsche Zeitung darüber ein kommentierendes Wort verloren hätte, daß der antisemitischen Rede des CDU-Bundestagsabgeordneten Hohmann jahrelang jene Aufrechnerei vorausging, die sich mit den Verbrechen „anderer“ herausredete.



Heinrich Fink / Cornelia Kerth (Hg.): Einspruch! Antifaschistische Positionen zur Geschichtspolitik. PapyRossa Verlag 2011. 126 S. (NB1168) 12 Euro
Aus dem Kalten Krieg stammende Thesen wie „rot gleich braun“, „Sozialismus gleich Faschismus gleich Diktatur“ oder die Rede von den „zwei deutschen Diktaturen“ werden mehr und mehr salonfähig. Mit politischem Kalkül propagiert, zielt diese Deutung der Geschichte auf die Gegenwart. Einspruch gegen solchen Geschichtsrevisionismus erhob eine geschichtspolitische Konferenz der VVN-BdA, auf der sich namhafte Wissenschaftler und Antifaschisten gegen diesen Diskurs wandten, der sich selbst als „antitotalitär“ bezeichnet. Dabei ging es um das Verhältnis von Ursachen und Wirkungen des Zweiten Weltkriegs, Wehrmachtsverbrechen und ihre Opfer, die Rolle der Gebirgstruppen und die Entwicklung der Gedenkpolitik. Beiträge u.a. von: Hannes Heer, Kurt Pätzold, Wolfgang Wippermann, Moshe Zuckermann.



Rainer Trampert, Thomas Ebermann: Sachzwang & Gemüt. Sarkastische und analytische Texte über die Republik, die Welt und unsere Nachbarn. Konkret 2002. 320 S. (NB603) 19,90 Euro
Rainer Trampert und Thomas Ebermann nehmen „mit verschiedenen Stilmitteln“ dem Zeitgeist die Arglosigkeit und epochalen Begriffen den Schleier des großen Gedankens.



Jens Mecklenburg, Wolfgang Wippermann (Hg.): „Roter Holocaust“? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus. Konkret 1998. 296 S. (NB62zz) 19,95 Euro



Ludwig Elm: Das verordnete Feindbild. Neue deutsche Geschichtsideologie und „antitotalitärer Konsens“. PapyRossa Verlag 2001. 172 S. (NB532z) 15,20 Euro
Die Bundestagskommissionen „zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ waren geschichtspolitische Staatsakte. Aus der Fülle ihrer Materialien behandelt der Autor: Vergangenheitsbewältigung nach 1945 und 1989, „Diktaturenvergleich“, Streit um Antifaschismus, Geschichte der Bundesrepublik. Als deren Dreh- und Angelpunkt erweist sich eine modernisierte Totalitarismuskonzeption, die mit einer Gleichsetzung von DDR und NS-Diktatur militanten Antikommunismus erneuert, die Nazibarbarei relativiert und nationalistische Traditionen aufwertet.



Lorenz Knorr: Aufklärung, Frieden, Antifaschismus. Ausgewählte Reden und Schriften. Hg. von Lorenz Gösta Beutin. PapyRossa Verlag 2006. 380 S. (NB966) 19,90 Euro
1921 in Eger/CSR geboren, war Lorenz Knorr schon früh in der sozialistischen Jugend aktiv. Es folgten antifaschistischer Widerstand und Verurteilung von einem Kriegsgericht der Wehrmacht. Später Mitglied der SPD, dann der DFU. In den 90er Jahren Bundesprecher der VVN/BdA. Der Band vereinigt Reden, Artikel und Aufsätze von 1945 bis heute. Er bietet einen Querschnitt durch Leben und breit gefächertes politisches und publizistisches Wirken eines profilierten Friedenskämpfers und Antifaschisten und ist zugleich ein plastisches Spiegelbild der Zeitgeschichte. Schwerpunkte: Autobiographisches zum antifaschistischen Widerstand und zu den Erfahrungen in der SPD; Geschichtspolitik und Geschichtsrevisionismus; Kriegsursachen und friedenspolitische Alternativen; theoretische Analysen z.B. zur Französischen Revolution oder zu Karl Marx.



Jupp Angenfort: Sprung in die Freiheit. Die Geschichten des Josef A. Herausgegeben von Hannes Stütz. PapyRossa Verlag 2010. 232 S., 35 s/w-Abb. (NB1169) 17 Euro
Jupp Angenfort, 1924 in Düsseldorf geboren und dort 2010 gestorben. Sohn einer katholisch geprägten Eisenbahnerfamilie. Nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft Vorsitzender der FDJ, 1951 in NRW Landtagsabgeordneter der KPD, nach deren Verbot Mitglied der illegalen Leitung. Nach 1968 langjähriges Präsidiumsmitglied der DKP. Bis zu seinem Tod einer der Landessprecher der VVN-BdA. Josef oder „Jupp“ Angenfort geriet als 19jähriger Wehrmachtssoldat in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die Erfahrung von Faschismus und Krieg prägte ihn tief und so schloß er sich nach seiner Rückkehr der KPD und der Freien Deutschen Jugend an, um gegen die von Adenauer betriebene Remilitarisierung zu kämpfen. Unter Bruch seiner Immunität als NRW-Landtagsabgeordneter wurde er 1953 verhaftet, wegen Hochverrats angeklagt und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Kurz nach seiner Entlassung wegen Verstoßes gegen das KPD-Verbot erneut verhaftet, gelang ihm bei einem Gefangenentransport die Flucht. Er ging in die DDR, kam nach Gründung der DKP 1968 zurück nach Düsseldorf, wurde wenig später wieder festgenommen, 1969 aber aus dem Zuchthaus freigelassen. Damit enden „Die Geschichten des Josef A.“. Lebendig und locker erzählt, sind sie gut geeignet, an den Gründungsmythen der Bundesrepublik und nicht zuletzt auch an dem tabuisierten Thema der politischen Gefangenen unter Adenauer zu kratzen.



Lorenz Knorr: Generäle vor Gericht. Oder: Darf man Nazi-Militärs als Massenmörder bezeichnen? Mit einem Nachwort von Arno Klönne. PapyRossa Verlag 2011. 286 S. (NB1179) 16 Euro
1921 in Eger/CSR geboren, war Lorenz Knorr schon früh in der sozialistischen Jugend aktiv. Es folgten antifaschistischer Widerstand und Verurteilung von einem Kriegsgericht der Wehrmacht. Später Mitglied der SPD, dann der DFU. In den 1990er Jahren Bundessprecher der VVN/BdA. Mitte der 60er Jahre fand auf Anzeige von Franz Josef Strauß ein Beleidigungsprozeß statt: Lorenz Knorr, einer der Direktoren der Deutschen Friedensunion, hatte Hitler-Generäle an der Spitze der Bundeswehr als Kriegsverbrecher und Massenmörder bezeichnet. Obwohl er seine Beschuldigungen beweisen konnte, wurde er zweimal verurteilt. Erst eine Revisionsinstanz hob die Urteile wegen Rechtsfehlern auf, doch blieb Knorr auf seinen hohen Kosten sitzen. Dieser „Generals-Prozess“ war Teil einer Strategie, die wenige Jahre zuvor gegen massiven Widerstand in der Bevölkerung gebildete Bundeswehr gegen Kritik abzuschirmen, die pazifistische und antimilitaristische Opposition zu diskriminieren und die obrigkeitsstaatlichen Verhältnisse der Ära Adenauer zu stabilisieren.



Friedrich-Martin Balzer (Hg.): Justizunrecht im Kalten Krieg. Die Kriminalisierung der westdeutschen Friedensbewegung im Düsseldorfer Prozeß 1959/60. Mit einer Einleitung von Heinrich Hannover. Beiträge von Walther Ammann, Walter Diehl, Rudolf Hirsch, Friedrich Karl Kaul, Diether Posser und Denis Noel Pritt. PapyRossa Verlag 2006. 380 S. (NB922) 24 Euro
„Staatsgefährdung“ lautete die Anklage gegen Vertreter des „Friedenskomitees der Bundesrepublik“, über die 1959/60 fünf Monate lang vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt wurde. Exemplarisch für das „Justizunrecht im Kalten Krieg“ dokumentiert das vorliegende historische Lesebuch diesen, wie Diether Posser formulierte, bis dahin „bedeutendsten politischen Strafprozeß seit Bestehen der Bundesrepublik“. Es beleuchtet das politische, juristische und gesellschaftliche Umfeld, in dem ein derartiger Prozeß überhaupt erst möglich war: Die Inkorporation der NS-Eliten in staatliche und gesellschaftliche Führungspositionen sowie die Übernahme des Antikommunismus des „Dritten Reichs“ als Staatsdoktrin in Westdeutschland. Diese richtete sich keineswegs nur gegen Kommunisten, sondern fungierte als ideologische Waffe zur Einschüchterung der gesamten Linken sowie aller gewerkschaftlichen, friedensbewegten und demokratischen Bestrebungen und beschädigte somit tiefgreifend die im Grundgesetz festgelegte Verfassungsordnung. Allein schon daraus ergeben sich die ungeschmälerte Aktualität der Plädoyers und rückblickenden Betrachtungen der Verteidiger Walther Ammann, Heinrich Hannover, Diether Posser, Friedrich Karl Kaul und N.D. Pritt. Zugleich wird damit die Notwendigkeit unterstrichen, die „vergessenen Justizopfer des Kalten Krieges“, so Heinrich Hannover, endlich zu rehabilitieren. Mit der umfangreichen Dokumentation der DDR-Sicht auf diesen Prozeß gibt das Buch darüber hinaus einen Anstoß für eine vergleichende Geschichtsschreibung beider deutscher Staaten.



Marx-Engels und die politische Justiz in der BRD. Dokumentation einer Tagung. Herausgegeben von der Initiativgruppe für die Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges und der Marx-Engels-Stiftung. 128 S. (NB518z) 10,25 Euro
Referate der Tagung am 17. März 2001 in Berlin. Beiträge von Ewald Stiefvater, Dr. Robert Steigerwald, Karl Stiffel, Gerd Deumlich, Prof. Dr. Siegfried Mechler, Prof. Dr. Erich Buchholz, Prof. Dr. Wolfgang Richter, Wolfgang Gehrke MdB, Sepp Mayer, Dr. Rolf Gössner, Dr. Heinrich Hannover.



Jochen Hippler: Die neue Weltordnung. Konkret 1991. 184 S. (NB91) 11 Euro



Jörg Kronauer: Der Rivale. Chinas Aufstieg zur Weltmacht und die Gegenwehr des Westens. konkret texte 2019, 296 Seiten, (NB1444) 26 ¤
China ist seit dem Zerfall der Sowjetunion das erste Land, das das Potential hat, mit den westlichen Hegemonialmächten ökonomisch und politisch gleichzuziehen, ihre Dominanz also auf allen Ebenen zu brechen. Damit macht man sich bei den Herren der Welt, die ihre Entthronung befürchten müssen, keine Freunde. Mit allen Mitteln versuchen sie daher, ihre wankende Macht zu wahren.
Dieses Buch zeichnet die Konflikte nach, die aus Chinas Aufstieg zur Weltmacht und den Reaktionen der westlichen Mächte darauf entstanden sind und weiter entstehen – vom Aufbau neuer Bündnissysteme in Ost- und Südostasien, über die Konflikte im Südchinesischen Meer, die Kämpfe um Einfluss in Afrika und den Staaten entlang der Neuen Seidenstraße, bis zum antichinesischen Wirtschaftskrieg der USA und den Versuchen des Westens, die technologische Entwicklung der Volksrepublik zu torpedieren.
Der Autor
Jörg Kronauer ist Sozialwissenschaftler und freier Journalist mit den Themenschwerpunkten Neofaschismus und deutsche Außenpolitik. Er hat zuletzt die Bücher „Ukraine über alles!“ Ein Expansionsprojekt des Westens (2014, konkret texte 66), Allzeit bereit. Die neue deutsche Weltpolitik und ihre Stützen (2015), „Wir sind die Herren des Landes“. Der deutsche Griff nach Griechenland – Geschichte einer Unterwerfung (2016, konkret texte 69) und Meinst Du, die Russen wollen Krieg? Russland, der Westen und der zweite Kalte Krieg (PapyRossa-Verlag 2018) veröffentlicht. Jörg Kronauer arbeitet als Redakteur des Nachrichtenportals german-foreign-policy.com und lebt in London.



Conrad Schuhler: Wie weit noch bis zum Krieg? Die USA, China, die EU und der Weltfrieden. PapyRossa Verlag 144 Seiten, (NB1453bes) ¤ 12,90
Chinas Spurt an die Spitze der Weltwirtschaft hat wissenschaftliche und publizistische Meinungsmacher im Westen irritiert. Der Autor untersucht ihre Argumente gegen Chinas ökonomisches und gesellschaftliches Wachstum und erläutert das chinesische Konzept vom guten Leben als Dreh- und Angelpunkt der Wirtschaftspolitik. Vorgestellt wird die »Neue Seidenstraße« als ›Globalisierung auf Chinesisch‹. Ausführlich erörtert wird die Gefahr eines »Dritten Weltkriegs« als Neuauflage der »Falle des Thukydides«, wonach ein Herausforderer den alten Hegemon der Weltordnung nur durch einen Krieg ablösen könne. China weist diese Zumutung von sich. Die Hauptgefahr sieht Schuhler darin, dass die USA ihre globalen Führungsansprüche auf die Dauer nicht mehr mit »zivilen« Mitteln durchsetzen und somit in Versuchung geraten können, ihre weit überlegenen militärischen Mittel einzusetzen. Eine Chance auf Zukunft gibt es für ihn, wenn die Bewegungen für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Umwelt das globale Kapital mit seinen rücksichtslosen Verwertungsinteressen als gemeinsamen Gegner erkennen und bekämpfen.
Conrad Schuhler, Jg. 1940, Diplom-Volkswirt. Hat an den Universitäten München und Manchester sowie an der Yale University und in Berkeley / USA studiert. Langjähriger Vorsitzender des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung (isw) in München
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Werner Biermann: Die Herren der Welt. Die Weltmachtpolitik der USA nach 1945. PapyRossa Verlag 2000. 392 S. (NB315) 20,35 Euro
Der Aufstieg der USA zum „Imperium ohne Grenzen“, das Verhältnis von politischer, ökonomischer und militärischer Macht bei der Durchsetzung eines globalen Wirtschafts- und Finanzsystems, das von den USA beherrscht und instrumentalisiert wird. Zugleich weist Biermann nach, daß sich diese auf einem Weg befinden, der ihre überragende Stellung untergraben und zur Implosion der Weltwirtschaft führen muß.



Sebastian Friedrich: Lexikon der Leistungsgesellschaft. Wie der Neoliberalismus unseren Alltag prägt. Vorwort von Oliver Nachtwey / Fotos von Johann Bröse. edition assemblage 2016. 96 S. (NB1368) 7,80 Euro
Der Streifzug durch alltägliche Begriffe der „Leistungsgesellschaft“ erkundet die vorherrschende Ideologie des flexiblen Kapitalismus. Er ist weit mehr als ein wirtschafts- und sozialpolitischer Ansatz. Die neoliberale Ideologie prägt unsere Persönlichkeit, unser Denken, unser Handeln: während wir Sport treiben, wir über unsere Bosse sprechen, als wären wir befreundet, wir in Dating-Portalen nach der Liebe fürs Leben oder dem schnellen Sex suchen, wir unser 70er Jahre-Rennrad das Altbau-Treppenhaus hochtragen, wir herzhaft über die Prolls in der Eckkneipe lachen, wir uns über unsere aktuellen Prokrastinationserfahrungen austauschen, wir mit einem Coffee-to-go bewaffnet im Stechschritt durch die Stadt marschieren, wir lustige ironisch-geistreiche Anmerkungen machen, wir uns wieder nicht entscheiden können und wir am Ende des Tages einmal mehr versuchen, das zu verdrängen, was längst Gewissheit geworden ist: daß es so nicht weitergehen kann.
Sebastian Friedrich ist Redakteur von kritisch-lesen.de und Verfasser der Kolumne „Lexikon der Leistungsgesellschaft“, die seit April 2013 bei der linken Monatszeitung ak– analyse und kritik erscheint.



Werner Goldschmidt, Dieter Klein, Klaus Steinitz (Hg.): Neoliberalismus. Hegemonie ohne Perspektive. Distel Verlag 2000. 264 S. (NB663) 19,50 Euro
Der Einfluß des Neoliberalismus ist selbst bei den Grünen, in der Sozialdemokratie und in Teilen der Gewerkschaft gewachsen. Die Gesellschaftstheorie des Neoliberalismus „ist die Theorie der Rechtfertigung für unbeschränkte Autonomie der Besitzer von Geld- und Produktivvermögen. Die Devise heißt, den Kapitalismus von den Fesseln der Demokratie zu befreien“ (Herbert Schui). Beiträge von Jörg Huffschmid, Norman Paech, Karl Georg Zinn u.a.



Manfred Sohn: Hat das System einen Fehler oder ist es der Fehler? Antworten auf die Finanz- und Wirtschaftskrise von links. Pahl-Rugenstein-Verlag 2009. 104 S. Pb. (NB1086) 9,95 Euro
Die zentrale These dieses Buches ist, daß wir uns im Jahre 2009 nicht nur einer Finanz-, sondern einer Wirtschaftskrise gegenübersehen, die das kapitalistische System bis in seine Grundlagen hinein in Frage stellt – und zwar zu Recht. Denn, so versucht Manfred Sohn darzulegen, in der gegenwärtigen Krise bündeln sich mehrere Krisensymptome, die gemeinsam ihre tiefste Ursache in der Profitorientierung unserer gegenwärtigen Wirtschaftsordnung haben. Prägnant und für jeden wirtschaftspolitischen Laien verständlich schildert er Entstehung, Erscheinung, Verlauf und Auswirkungen dieser Krise sowohl für die globale Wirtschaft und Politik als auch für die der Bundesrepublik. Ausgehend von der Beschreibung und Analyse dieses Krisenbündels entwickelt Manfred Sohn Vorschläge für Auswege aus der Krise – sowohl kurzfristige, schnell zu realisierende, als auch langfristige. Diese sind aber erst durch die Entfaltung einer kulturvollen außerparlamentarischen Bewegung erreichbar. Dazu beizutragen ist der Zweck dieses Werkes. Dr. Manfred Sohn (Jg. 1955) ist seit seiner Schülerzeit politisch aktiv. Seit 1987 bis zur Wahl in den Niedersächsischen Landtag 2008 Angestellter der Versicherungsgruppe Hannover (VGH), dort Mitglied des örtlichen und des Gesamtpersonalrates. Er ist zur Zeit Mitglied des Landesvorstandes der Partei DIE LINKE und Vorsitzender ihrer Landtagsfraktion.



Werner Rügemer (Hg.): Arbeits-un-recht. Anklagen und Alternativen. Verlag Westfälisches Dampfboot 2009. 252 S. (NB1130) 24,90 Euro
Nicht nur Niedriglöhnerei und Hartz IV sind Unrechtssysteme. Auch die weitergehende Verletzung von Arbeits- und Sozialrechten wird in der neoliberal orientierten Gesellschaft zur systemischen Praxis, in der Unrecht stetig verrechtlicht wird. Die vom Arbeitssystem abhängigen Menschen: Arbeitnehmer, Arbeitslose oder Rentner und deren Familien – also die Mehrheit der Bevölkerung – gelten nicht als gleichberechtigte Bürger, sie werden von Staat, Unternehmen, Parteien und Medien als zweitklassig, ja überflüssig behandelt. Die Formen von Arbeitsunrecht sind dabei vielfältig: „Gelbe“ Gewerkschaften, die Verhinderung von Betriebsratsgründungen, Verdachtskündigungen, Zeitdiebstahl, fortgesetzte Leiharbeit, unbezahlte „Praktika“, heimliche Überwachung, Mißbrauch von Ein-Euro-Jobbern zu kommerziellen Zwecken, Mobbing – diese Liste ließe sich fortsetzen. Mit der Krise des Neoliberalismus und der exzessiven Vergabe staatlicher Mittel zur Rettung dubioser Banken droht zudem die Verschärfung von Arbeitsunrecht. Es besteht jedoch die Hoffnung, daß Keime des Widerstands und Alternativen sich zu einer nationalen und internationalen Gegenbewegung entwickeln. Autorinnen und Autoren aus Gewerkschaften, Wissenschaft und Initiativen legen zum ersten Mal eine umfassende Bestandsaufnahme vor.



Lucas Zeise: Finanzkapital. PapyRossa Verlag 2019. Reihe Basiswissen. 136 S. (NB1430) 9,90 ¤
Dass in Gelddingen demokratische Regeln nichts gelten, wurde uns am Beispiel Griechenland drastisch vor Augen geführt: Auf das überwältigende Nein der Bevölkerung zum Diktat der Troika folgte das Ja der von ihr gewählten Regierung. Auch wenn es im Alltag parlamentarischer Republiken nicht immer offensichtlich ist, wird in Krisen deutlich, wie die Herrschaft des Finanzkapitals funktioniert. Wer ist dieses Finanzkapital, das Rudolf Hilferding 1909 und Lenin 1917 untersucht haben. Und wie herrscht es heute? Besonders interessiert Lucas Zeise dabei die Rolle des Geldkapitals, der Banken, Versicherungen, Hedgefonds und Schattenbanken. Wie kommt es, dass die Gläubiger-Schuldner-Beziehung die politischen Verhältnisse dominiert? Wie kommt es, dass sich die politisch Mächtigen unter dem Druck der Finanzmärkte befinden? Wer reguliert diese oder unterlässt es, sie zu regulieren? Wie funktioniert international die Hackordnung unter den Finanzkapitalisten? Warum dominiert immer noch der Dollar und wird er als dominante Währung abgelöst?
"Lucas Zeise war jahrzehntelang dicht dran am großen Geld. Sein Buch belohnt uns daher mit prallen Geschichten und einer herausragenden Tiefenschärfe." (Hermannus Pfeiffer, neues deutschland).
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Wer in knapper Form wissen will, was im Maschinenraum und auf der Kommandobrücke des heutigen Kapitalismus vor sich geht (auf ökonomischer Ebene, nicht im politischen Mechanismus), greife zu diesem Bändchen." (Arnold Schölzel, junge Welt).



Lucas Zeise: Euroland ist abgebrannt. Profiteure, Opfer, Alternativen. PapyRossa Verlag 2012. 144 S. (NB1229) 11,90 Euro
Die Krise EU-Europas und der Euro-Währungsunion hat sich schlimmer und radikaler entwickelt, als selbst Pessimisten angenommen hatten. Lucas Zeise gibt dem Überleben des Euro keine Chance mehr. Er erklärt, warum dessen auf die Interessen der deutschen Unternehmen zugeschnittene Konstruktion diese katastrophale Entwicklung geradezu herausgefordert hat. Das Diktat der Finanzmärkte über die Politik war gewollt, ebenso wie der Wettbewerb der Staaten um die Gunst des großen Geldes. Kein Wunder, dass die globale Finanzkrise sich im Europa des Euro besonders verheerend auswirkt. Zeise liefert einen knappen Wegweiser durch die Etappen der Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise Eurolands und begründet, weshalb die Rettung aus der Misere weder aus einem neuen Spardiktat der deutschen Regierung noch der Regierungsübernahme durch die Europäische Zentralbank bestehen kann. Auswege aus der Krise sieht er in einem einheitlichen Schuldenschnitt sowie im Beginn einer Umverteilung des Reichtums.



Lucas Zeise: Geld – der vertrackte Kern des Kapitalismus. Versuch über die politische Ökonomie des Finanzsektors. PapyRossa Verlag 2010. 192 S. (NB1167) 12,90 Euro
Lucas Zeise, *1944. Finanzjournalist seit mehr als zwanzig Jahren. Hat Volkswirtschaft studiert und im Laufe seines Berufslebens u. a. für das japanische Wirtschaftsministerium, die deutsche Aluminiumindustrie und die Frankfurter „Börsen-Zeitung“ gearbeitet. War an der Gründung der „Financial Times Deutschland“ beteiligt und schreibt in ihr noch eine regelmäßige Kolumne. Lucas Zeise nimmt die Weltwirtschaftskrise ab 2007 zum Anlaß, um Stellung und Funktion des Finanzsektors im Kapitalismus zu analysieren. Er schildert, wie und warum dessen Bedeutung im Neoliberalismus größer denn je geworden ist. Er diskutiert dabei die verschiedenen Theorien über das Geld, das – nicht nur im Volksmund – die zentrale Institution und Kategorie im Treiben des Kapitalismus ist. Er geht der Frage nach, welche Rolle staatliche Institutionen für die Existenz von Banken und Finanzmärkten spielen; warum die Finanzinstitutionen einen so nachhaltigen Einfluß auf die Politik haben; wie es den Akteuren am Kapitalmarkt gelingt, immer größere Anteile des Gesamtprofits für sich abzuzweigen. Zeise versucht sich also an einer politischen Ökonomie des Finanzsektors und des Geldes. Die kleinen und großen Krisen des Kapitalismus, Inflation, Währungskrisen und Staatspleiten werden sorgfältig abgehandelt. Abschließend wird diskutiert, welche politischen Schritte notwendig wären, um eine Bändigung des Finanzsektor zu bewerkstelligen.



Attac Österreich (Hg.): Die geheimen Spielregeln des Welthandels. WTO GATS TRIPS MAI. 2. erweiterte Auflage. Promedia 2004. 184 S. (NB756) 15,90 Euro
Seit Jahrzehnten wächst die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, aber auch innerhalb der Industrieländer nimmt die soziale Polarisierung zu. Einer der Hauptgründe für die wachsende Ungleichheit sind die Spielregeln, nach denen die derzeitige Globalisierung abläuft. Entgegen der verbreiteten Annahme, der Neoliberalismus kenne keine Regeln, sind zahlreiche weitreichende wirtschaftspolitische Abkommen in Kraft, die den Einfluß der globalen Konzerne kontinuierlich vergrößern. Diese Abkommen verstecken sich hinter Kürzeln wie GATS, WTO, MAI oder DSU, deren Vertragswerke unseren Lebensalltag betreffen. Eine öffentliche Debatte darüber findet nicht statt. Dieses Buch soll helfen, die Geheimschrift der globalen Wirtschaftspolitik zu entziffern.



Jörg Bergstedt: Mythos attac. Hintergründe, Hoffnungen, Handlungsmöglichkeiten. Verlag Brandes & Apsel 2004. 208 S. (NB757) 14,90 Euro
Mit der Gründung von Attac wurde der Traum vom politischen Sprachrohr der Globalisierungskritiker Wirklichkeit. Attac Deutschland stieg, von Medien und bundesdeutscher Prominenz kräftig unterstützt, binnen kürzester Zeit zum großen Hoffnungsträger am Horizont politischer Bewegungen auf. Mit diesem Buch liegt erstmals eine kritische Analyse der Gründe für den Erfolg der Organisation, ihrer Ziele und Inhalte sowie ihrer Struktur vor. Zahlreiche Quellen werden ausgewertet und zeigen ein vielfältiges und widersprüchliches Projekt: Die ideologische Verkürzung und instrumentelle Herrschaft in den Führungskadern verbinden sich mit kreativ-spritzigen Aktionsmethoden aus den lokalen Attac-Gruppen. Das Buch übt scharfe Kritik und zeigt zugleich perspektivische Entwürfe hin zu einer handlungsfähigen, vielfältigen und horizontal vernetzten, offenen Basisbewegung. Es entstand unter Mitwirkung von Personen aus Basisgruppen, die zu den Themen von Attac arbeiten oder bei Attac selbst aktiv sind.



Rainer Roth: Nebensache Mensch. Arbeitslosigkeit in Deutschland. DVS 2003. 608 S. (NB729) 15 Euro



Gisela Notz: Theorien alternativen Wirtschaftens. Fenster in eine andere Welt. Schmetterling Verlag Reihe theorie.org 2011. 192 S. Pb. (NB1182) 10 Euro
Die Einführung liefert eine überschaubare und zugleich fundierte Darstellung exemplarischer Theorien alternativen Wirtschaftens und ihrer Umsetzung in die Praxis. Vorgestellt werden zunächst theoretische Modelle und ihre Protagonisten, von den Frühsozialisten, über die Zeit der beginnenden und fortschreitende Industrialisierung bis heute. Um eine Verständigungsbasis herzustellen, nimmt die Autorin Begriffsserklärungen vor und erklärt Betriebe und Betriebsformen, die Ansätze eines solchen Wirtschaftens verfolgen. Es folgen aktuelle Beispiele aus der Genossenschaftsbewegung, aus der Alternativbewegung der 1970er Jahre, der Kommunebewegung, der Ökonomie des Gemeinwesens, der Tauschökonomie und Umsonstökonomie und der Kommunalen Gemeinschaftsgärten. Am Ende steht die Frage, wie es angesichts des Siegeszugs der Globalisierung der warentauschenden Gesellschaft und der weltweiten Krise gelingen kann, Theorien für eine andere herrschaftsfreie Welt in weitere Kreise zu tragen. Auch wenn utopisches Denken heute nicht gerade hoch im Kurs steht.



Christof Mackinger: Radikale Ökologie. Unrast Verlag 2015, Reihe Transparent. 88 S. (NB1337) 7,80 Euro
Biopiraterie, Fracking, Gentechnologie – nie zuvor war der Umfang des verwertenden Zugriffs auf die Natur und ihre Ressourcen so umfassend wie heute. Radikaler Widerstand dagegen ist in Westeuropa, gelinde gesagt, überschaubar. Mackinger umreißt die Geschichte der radikalen Ökobewegung, stellt dar, welche Konzepte wirkliche Alternativen zu einer Gesellschaft sein könnten, die auf der unbegrenzten Ausbeutung von Naturressourcen basiert, und gibt einen Überblick über die Möglichkeiten progressiver Bewegungen, der voranschreitenden Ökonomisierung der Natur gegenzusteuern.



Peter Nowak (Hg.): Zahltag. Zwang und Widerstand: Erwerbslose in Hartz IV. Unrast Verlag 2009 (unrast transparent – soziale krise). 80 S. (NB1125) 7,80 Euro
Die Proteste gegen Hartz IV haben die Verhinderung der Gesetze nicht erreicht, waren aber keineswegs erfolglos. Seitdem steht das Thema Repression und Erniedrigung von Erwerblosen vermehrt auf der Tagesordnung. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf dem fortdauernden Widerstand der Betroffenen. Die Palette reicht von den vermehrten Klagen vor den Sozialgerichten bis zu Widerstandsformen - wie den Aktion Zahltag – und die solidarische Begleitung von Erwerbslosen. Der Band wendet sich an Leser, die angesichts der Bedrohung durch Hartz IV nach einer Orientierung suchen. Vermittelt wird ein erster guter Überblick über das Thema.



Herbert Schui, Eckart Spoo (Hg.): Geld ist genug da. Reichtum in Deutschland. Distel Verlag 2000 (3., aktualisierte Auflage). 160 S. (NB661) 13 Euro
Es sei kein Geld da, es müsse gespart werden, wir lebten über unsere Verhältnisse, der Sozialstaat sei nicht mehr finanzierbar – jeder kennt die Sprüche. Dieses Buch zeigt: Geld ist genug da, mehr als je zuvor – nur nicht da, wo es dringend benötigt wird. Beiträge von Rainer Roth, Jörg Huffschmid, Herbert Schui, Otto Köhler, Horst Bethge, Christoph Butterwegge u.a.



Christoph Butterwegge: Armut. PapyRossa Verlag Reihe Basiswissen 2016. 132 S. (NB1372) 9,90 Euro
"Armut" ist ein brisanter, weil politisch-normativer, emotional besetzter und moralisch aufgeladener Begriff. Christoph Butterwegge diskutiert den Armutsbegriff, wirft einen Blick auf die Geschichte der Armut und vermittelt die theoretischen Grundlagen. Er stellt die Hauptrichtungen der Armutsforschung vor, erläutert die gängigen Methoden der Armutsmessung und hinterfragt die statistische Datenlage, wie sie die Armuts- und Reichtumsberichte der Bundesregierung dokumentieren. Neben den unterschiedlichen Erscheinungsformen und den Folgen der Armut für die Betroffenen wie die Gesellschaft beschäftigen ihn die Entstehungsursachen und die wenig überzeugenden Erklärungsansätze der (Medien-)Öffentlichkeit. Abschließend geht es um den Kampf gegen die Armut sowie die Frage, welche Maßnahmen hierbei Erfolg versprechen und ob das bedingungslose Grundeinkommen ein Patentrezept darstellt.
Christoph Butterwegge, Prof. Dr. rer. pol.,
Jg. 1951, lehrte bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität zu Köln. Arbeitsschwerpunkte: Sozialstaatsentwicklung und Armut; Rechtsextremismus, Rassismus und (Jugend-)Gewalt; Migration, Integration und Minderheitenpolitik. Von der Partei Die Linke als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen.
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Christoph Butterwegge öffnet die Augen für die wirklichen Zustände in unserem Land." (Rudolf Walther, neues deutschland).



Fredrik Roggan: Auf legalem Weg in einen Polizeistaat. Entwicklung des Rechts der inneren Sicherheit. Pahl-Rugenstein-Verlag 2000. 248 S. Hardcover. (NB213z) 19,43 Euro



Heinrich Hannover: Reden vor Gericht. Plädoyers in Text und Ton. PapyRossa Verlag 2010. 276 S. mit Abb. Hardcover mit einer Audio-CD. (NB1160) 22 Euro
Heinrich Hannover, geboren 1925, Rechtsanwalt, tätig vorwiegend als Strafverteidiger und als Vertreter von Kriegsdienstverweigerern. Zahlreiche Sachbücher zu zeitgeschichtlichen, juristischen und politischen Themen sowie Kinderbücher. Radio Bremen stellte ihn so vor: „Im Bremen der 50er Jahre als Kommunistenanwalt verschrien, wurde er in den 60ern bundesweit bekannt durch die Verteidigung von Ulrike Meinhof, Günter Wallraff und Peter Paul Zahl, Rosalinde von Ossietzky und in jüngster Zeit Hans Modrow – die Liste von Hannovers Klienten ist lang.“ Heinrich Hannover hat als Strafverteidiger Geschichte geschrieben. Hier sind Plädoyers aus dem Bereich des politischen Strafrechts wie dem der „nichtpolitischen“ Kriminalität zusammengestellt und zeitgeschichtlich eingeordnet. Etliche Verfahren haben aufgrund der Prominenz der Beteiligten große Beachtung gefunden. So die gegen Lorenz Knorr wegen „Beleidigung“ von Hitler-Generälen als Massenmörder (1964), gegen Daniel Cohn-Bendit wegen Landfriedensbruch (1968), gegen Karl Heinz Roth (1977) und Astrid Proll (1979/80), die trotz falscher Zeugenaussagen von Polizeibeamten von der Anklage des Mordes und Mordversuches freigesprochen wurden, und gegen Hans Modrow wegen Wahlfälschung (1993). Internationales Aufsehen erregte insbesondere der Prozess gegen einen SS-Funktionär wegen Beteiligung an der Ermordung von Ernst Thälmann im KZ Buchenwald. Hier vertrat Hannover die Nebenklage (1982-1987). Die CD mit Tonaufnahmen aus dem Gerichtssaal ist eine einmalige Dokumentation bundesdeutscher Justizpraxis und macht den jeweiligen Zeitgeist unmittelbar spürbar. Auf einer Audio-CD Originaltöne u. a. aus Prozessen gegen Daniel Cohn-Bendit und Karl Heinz Roth sowie aus dem Verfahren wegen der Ermordung von Ernst Thälmann im KZ Buchenwald.



Bernt Engelmann: Einig gegen Recht und Freiheit. Ein deutsches Geschichtsbuch Teil 2. Steidl. 336 S. (NB309) 9,50 Euro
Die Jahre zwischen 1918 und 1938, in denen mehr Legenden aufgebaut wurden als je zuvor: „Im Felde unbesiegt“, „Schandvertrag von Versailles“, „Judenrepublik“, „Volk ohne Raum“...



Bernt Engelmann: Du deutsch? Geschichte der Ausländer in Deutschland. Steidl Verlag. 240 S. (NB503) 8,50 Euro



Bernt Engelmann: Die Laufmasche. Tatsachenroman. Steidl Verlag. 256 S. (NB499) 8,50 Euro



Bernt Engelmann: Die Aufsteiger. Wie Herrschaftshäuser und Finanzimperien entstanden. Steidl Verlag. 304 S. (NB500) 9,50 Euro



Bernt Engelmann: Hotel Bilderberg. Tatsachenroman. Steidl Verlag. 208 S. (NB501) 8,50 Euro



Bernt Engelmann: Wie wir die Nazizeit erlebten. Steidl Verlag. 496 S. (NB502) 11,50 Euro



Sahra Wagenknecht, Jürgen Elsässer: Vorwärts und vergessen? Ein Streit um Marx, Lenin, Ulbricht und die verzweifelte Aktualität des Kommunismus. Konkret. (NB 20) 10,15 Euro



Sahra Wagenknecht: Antisozialistische Strategien im Zeitalter der Systemauseinandrersetzung. Zwei Taktiken im Kampf gegen die sozialistische Welt. Pahl-Rugenstein 1995. 184 S. (NB990) 10 Euro



Wolfgang Abendroth: Einführung in die Geschichte der Arbeiterbewegung. Von den Anfängen bis 1933. Distel-Verlag 1985/1997. 288 S. (NB85) 18,40 Euro



Werner Hofmann: Was ist Stalinismus? Vorwort von Frank Deppe und Gert Meyer. Distel Verlag 1984. 120 S. (NB654) 6,50 Euro



Domenico Losurdo: Stalin. Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. Mit einem Essay von Luciano Canfora. PapyRossa Verlag 2012. 454 S. (NB1235) 22,90 Euro
Domenico Losurdo, Professor Dr. phil., Jg. 1941. Lehrt Philosophie an der Universität Urbino. Zahlreiche Bücher, die sein internationales Renommee begründen.
Es gab Zeiten, da blickten berühmte Staatsmänner wie Churchill oder Intellektuelle wie Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger oder Heinrich Mann voller Achtung und Bewunderung auf Stalin und auf das von ihm geführte Land. Doch mit dem Kalten Krieg und nicht zuletzt mit der Geheimrede Chruschtschows wurde Stalin zu einem „Monster“, das vielleicht nur mit Hitler zu vergleichen sei. Domenico Losurdo setzt sich mit den Konflikten und Interessen auseinander, die diesem Umsturz der Sichtweise zugrunde liegen. Er nimmt diesen radikalen Gegensatz der Stalinbilder zum Anlaß, sie allesamt zu problematisieren, statt eines davon zu verabsolutieren. Hierfür betrachtet er die sowjetische Geschichte auf der Grundlage einer umfassenden Komparatistik der Tragödien des 20. Jahrhunderts, entdämonisiert Stalin und kontextualisiert eine Reihe der gegen ihn erhobenen Anklagen, ohne sie einfach zu negieren. Ein weiteres Buch des Autors, das gewiß für Aufsehen und kontroverse Diskussionen sorgen wird.



Clara Zetkin: Erinnerungen an Lenin. Mit einem Anhang: Aus dem Briefwechsel Clara Zetkins mit W.I. Lenin und N.K. Krupskaja. Edition 100 bei ISP – Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe. 128 S. (NB671) 10 Euro
Reprint der Ausgabe im Dietz-Verlag von 1957.



Markus Mohr, Klaus Viehmann (Hg.): Spitzel. Eine kleine Sozialgeschichte. Assoziation A 2004. 256 S. (NB731) 18 Euro
Judas, Wilhelm Stieber, Ewno Asew, Roman Malinowski, Adolf Hitler, Peter Urbach, Ulrich Schmücker, Michael Grünhagen, Schmuddel-Helmut, Wolfgang Frenz, Zapfer Kurt u.a.



Eric Chauvistré: Das atomare Dilemma. Die Raketenabwehrpläne der USA. Espresso-Verlag 2001. 160 S. (NB413z) 12,90 Euro
Seit dem Amtsantritt von Bush jr. Gibt es keinen Zweifel mehr: Die USA werden ihre Pläne für den Bau einer umfassenden Raketenabwehr umsetzen. Durch das Rüstungsprojekt soll es dem US-Militär ermöglicht werden, jederzeit und an jedem Ort einzugreifen. Der naive Traum von der Unverwundbarkeit dominiert die Politik – nicht nur in Washington. Auch in den europäischen NATO-Staaten gibt es Pläne für Raketenabwehrsysteme. Das Buch ist ein Plädoyer für die nüchterne Einsicht, daß das atomare Dilemma nur durch Abrüstung überwunden werden kann.



Jens Mecklenburg (Hg.): Gladio. Das geheime Terrornetz der NATO. Elefantenpress 1997. 144 S. (NB37z) 12,90 Euro



Klaus Steiniger: Tops und Flops. Die Geschäfte der US-Geheimdienste. Mit einem Vorwort des ehemaligen Top-Agenten „Topas“. Elefantenpress 1998. 256 S. (NB32z) 20,90 Euro



Ulrich Sander: Die Macht im Hintergrund. Militär und Politik in Deutschland von Seeckt bis Struck. PapyRossa Verlag 2004, 208 S. (NB728) 14 Euro
Ohne daß es einer breiten Öffentlichkeit bisher bewußt wäre, geben heute in der Bundesrepublik – wie einst in der Weimarer Republik die Reichswehrführung unter General von Seeckt – Militärs in der Rüstungs- und Sicherheitspolitik den Ton an. So wurden die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ des ehemaligen Verteidigungsministers Rühe ebenso von politisierenden Generälen ersonnen wie die „Verteidigung am Hindukusch“ des späteren Amtsinhabers Struck. Anhand offizieller und inoffizieller Quellen weist Ulrich Sander nach, daß eine militärische Elite, die von äußerst rechten Militärs angeführt wird, wieder maßgeblichen Einfluß auf die deutsche Politik gewonnen hat.



Ulrich Sander: Szenen einer Nähe. Vom großen RechtsUm bei der Bundeswehr. Pahl-Rugenstein-Verlag 1998. 160 S. Hc. (NB88) 12,90 Euro



Heinz J. Bontrup, Norbert Zdrowomyslaw: Die deutsche Rüstungsindustrie vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik. Ein Handbuch. Distel Verlag 1988. 232 S. (NB655) 12,50 Euro



Rolf Uesseler: Krieg als Dienstleistung. Private Militärfirmen zerstören die Demokratie. Ch. Links Verlag 2006. 200 S. (NB934) 14,90 Euro
Im letzten Jahrzehnt ist das private Kriegsgeschäft zu einer Wachstumsbranche geworden, die nicht nur Riesengewinne verbucht, sondern auch die Weltpolitik verändert. Private Militärfirmen operieren inzwischen auf allen Kontinenten und in allen Kriegsgebieten der Welt. Mehr als 1,5 Millionen Angestellte sind für sie tätig, der Irak-Krieg wäre ohne sie nicht denkbar. Sie haben mittlerweile Aufgaben übernommen, die einst in staatliche Hoheit fielen: das Ausspähen von Angriffszielen, die Entwicklung von Überwachungssoftware, Risikoanalysen, Spezialausbildung für modernste Hightech-Waffensysteme, sogar die Ausführung von direkten Kampfeinsätzen. Ihre Dienste kann jeder in Anspruch nehmen, der sie bezahlen kann – Regierungen und Geheimdienste, aber auch Kriegsfürsten und Rebellengruppen. Rolf Uesseler analysiert erstmals umfassend dieses Phänomen. Er zeigt die Gründe für den rasanten Aufstieg solcher Firmen, beschreibt ihre vielfältigen Aktivitäten und warnt vor den Gefahren, die mit der schleichenden Privatisierung militärischer Konflikte einhergehen: die Unterhöhlung des staatlichen Gewaltmonopols, das Entstehen rechtsfreier Räume, die Aushebelung des Völkerrechts.



Dario Azzellini und Boris Kanzleiter (Hg.): Das Unternehmen Krieg. Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der Neuen Kriegsordnung. Assoziation A 2003. 216 S. (NB754) 14 Euro
Im Neoliberalismus werden nicht nur Staatsbetriebe privatisiert, sondern auch die Kriegsführung. So übernehmen private Militärunternehmen im Auftrag des Pentagon verstärkt Kampfaufträge. In Afrika verwandeln sich reguläre Armeen in bewaffnete Bergbauunternehmen. Zur Aufstandsbekämpfung rüsten in Kolumbien Politiker private Paramilitärs aus, die gleichzeitig vom Drogenhandel profitieren. In Afghanistan werden Warlords unter Protektoratsherrschaft mit Regierungsgewalt ausgestattet. „Das Unternehmen Krieg“ geht neuen Formen der Kriegsführung nach. Statt „Staatszerfall“ und „Chaos“, wie in den Medien oft beschworen, zeichnen sich dabei die Konturen einer „Neuen Kriegsordnung“ ab. In ihr werden private militärische Akteure von Eliten eingesetzt, um Herrschaft zu sichern. Dabei ist oft nicht mehr ein militärischer Sieg, sondern die Kriegsführung selbst das Ziel, um Profite erzielen zu können. Hinterlassen werden hunderttausende von Opfern und Gesellschaften, in denen Wege zur Emanzipation neu eröffnet werden müssen.



Michael Schulze von Glaßer: Soldaten im Klassenzimmer. Die Bundeswehr an Schulen. PapyRossa Verlag 2012. 136 S. (NB1224) 12 ¤
Die Bundeswehr drängt an die Schulen. Nach dem Ende der Wehrpflicht sorgt sie sich um neue Rekruten und um Zuspruch für zunehmende Militärinterventionen. Durch Kooperationsverträge mit Kultusministerien sichert sie ihren Jugendoffizieren Zugang in die Klassenzimmer. Schülerzeitungsredakteure erhalten Einladungen in Kasernen – zwecks freundlicher Berichterstattung. Jugendmedien werden mit Werbeanzeigen und Lehrer mit kostenlosem Unterrichtsmaterial versorgt. Unterdessen artikuliert sich vielerorts Unmut über ungebetenen Besuch, der schon mal zum Hausverbot für die Bundeswehr führt, beschlossen von der Schulkonferenz. Unter Losungen wie „Schulfrei für die Bundeswehr“ oder „Es lernt sich besser ohne Helm“ formieren sich Netzwerke und Kampagnen. Der Autor läßt Akteure aus Schülervertretungen, Elternverbänden und Gewerkschaften zu Wort kommen und greift deren Argumente auf. Damit faßt das Buch nicht nur die Öffentlichkeitsarbeit und Rekrutierungsbemühungen der Bundeswehr an Schulen zusammen: Es zeigt auch Handlungsmöglichkeiten auf, wie der militärischen Nachwuchswerbung Einhalt geboten werden kann.



Michael Schulze von Glaßer: Das virtuelle Schlachtfeld. Videospiele, Militär, Rüstung. Papyrossa Verlag 2014. 208 S. (NB1275) 14,90 Euro
US-Truppen marschieren 2014 in den Iran ein, die russische Armee besetzt 2016 Berlin und Hamburg und die USA sind im Jahr 2027 von Nordkorea erobert – heutige Videospiele erzählen brisante Geschichten. Oft werden dabei einem Millionenpublikum vor allem westliche Feindbilder präsentiert und Ängste geschürt. Zugleich propagieren zahlreiche Spiele soldatisches Heldentum und eine zunehmende Militarisierung. Dazu kooperieren viele Videospiel-Hersteller auch mit Rüstungsunternehmen – einige von ihnen sind selbst in der Rüstungsindustrie tätig – und dem Militär. In Zeiten verstärkter Nachwuchswerbung ist die Bundeswehr ihrerseits auf Messen wie der gamescom vertreten. Das Buch geht über die Gewalt-Debatte hinaus und zeigt die politischen Inhalte heutiger Kriegsspiele auf. Dabei werden Hintergründe wie die Verbindungen zwischen Militär, Rüstungsindustrie und Videospielbranche genauer beleuchtet. Der Autor hinterfragt auch den Jugendmedienschutz und stellt alternative Videospiele vor.
Michael Schulze von Glaßer, (Jg.1986), Politikwissenschaftler und freier Journalist, ist Beirat der „Informationsstelle Militarisierung e. V.“ und betreibt den YouTube-Kanal „Games’n’Politics“. Veröffentlichte bei PapyRossa zuletzt zwei Bücher über die Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr.



Markus Euskirchen: Militärrituale. Analyse und Kritik eines Herrschaftsinstruments. PapyRossa Hochschulschriften 2005. 252 S. (NB822) 17,50 Euro
Warum und wozu gibt es Militärrituale und wie funktionieren sie? Zunächst wird der systematische Rahmen bestimmt, in dem Militärrituale ihren Zweck erfüllen: Staat, Kapitalismus und Nation brauchen Militärrituale. Das Beispiel Bundeswehr zeigt dann die verschiedenen Formen militärischer Rituale: Das Gelöbnis als Initiationsritual, mit einem Exkurs zur Rolle der Kirche; Staatsempfänge als Imponierrituale; Wache und Staatsbegräbnis als Ehren- und Trauerrituale, Kranzniederlegungen als Erinnerungs- und Gedenkrituale; Großer Zapfenstreich als ritualisierter Militärauftritt, mit einem Exkurs zum Wachbataillon als Spezialtruppe. Derlei Rituale verweisen auf die ultima ratio staatlich-politischer Logik und schaffen Akzeptanz für die Anwendung militärisch organisierter Gewalt.



Kurt Pätzold: Zweiter Weltkrieg. Papyrossa Verlag (Reihe Basiswissen). 144 S. (NB1289) 9,90 Euro
Die Darstellung Kurt Pätzolds setzt mit der Frage ein, ob die Geschichte Europas zu jenem 1. September 1939 führen mußte, an dem ein beispielloser Krieg begann, der sich erdballweit ausdehnte. Gedrängt bietet sie ein Bild der wesentlichen politischen und militärischen Ereignisse, die bis zur Potsdamer Konferenz, den Gerichtsprozessen in Nürnberg und Tokio und den Friedensschlüssen von Paris und San Francisco verfolgt werden. Behandelt werden zudem der Völkermord an den Juden sowie an den Sinti und Roma vor dem Hintergrund der nazistischen Kriegsziele wie auch die Kriegsverbrechen in Europa und Asien. Der Band schließt mit dem Blick auf die veränderte Welt des Jahres 1945, den Übergang zum Kalten Krieg und die Versuche, dem Frieden Dauer zu verschaffen.
Kurt Pätzold, Prof. Dr. phil., *1930. Lehrte bis 1992 als Professor für Deutsche Geschichte an der Humboldt- Universität zu Berlin. International renommierter Historiker und Faschismusforscher.



Dieter Noll: Die Abenteuer des Werner Holt. Roman einer Jugend. Aufbau Taschenbuch 1998. 544 S. (NB177) 10 Euro
Als „Remarque des zweiten Weltkriegs“ wurde Dieter Noll von der Kritik gefeiert. Er schildert den Weg junger Männer seiner Generation, die, hungrig nach Abenteuern und männlicher Bewährung, begeistert in den Krieg zogen. Nach endlosen Nächten der Erschöpfung, Angst am Flakgeschütz und erniedrigendem Drill im Inferno der Rückzugsschlachten erleben sie ihre völlige Desillusionierung und den moralischen Zusammenbruch. Klassiker der Anti-Kriegs-Literatur.



Lothar Röse: Prisoner of War Post. Helmuts Briefe aus der Kriegsgefangenschaft 1947/48. Situationspresse 2016. 100 S. (NB1330) 10 Euro.
Der Briefeschreiber war nach der Lehre als einfacher Wehrmachtssoldat in den Zweiten Weltkrieg und von 1944 bis 1948 in englische Kriegsgefangenschaft. Dort hatte er dann Zeit zum Nachdenken und machte sich auch durchaus seine Gedanken – über seine Zukunft, denn er war immerhin schon 26 Jahre alt. Und so bemühte er sich brieflich um Kontakt zu einer jungen Frau, die er vor dem Krieg zu Hause einmal kurz gesehen hatte.
Die vorliegende Arbeit sichtet seine Brautwerbebriefe und leistet damit einen Beitrag zur Mentalitätsgeschichte der Deutschen sowohl der Zwischenkriegszeit als auch des Wirtschaftswunder-Nachkriegsdeutschlands, wie sie sich so nur selten als schriftliche Überlieferung erhält. Der Aussagewert dieser Briefe mag gerade darin liegen, daß sie weitab von einer distanzierten Reflexion des Geschehenen einem bestimmten und privaten Zweck dienten. Umso bemerkenswerter gerät, was manchmal zwischen den Zeilen en passant über die Vorstellungen von der Ordnung der Dinge und vom Leben darin zum Ausdruck kommt.
Der Herausgeber kommentiert die Briefe sie informativ, aber zurückhaltend.
Das kleine Werk, das nebenbei auch einen Einblick in die Popkultur bzw. „Kulturindustrie“ der Zeit bietet, kann auch als deutscher Beitrag zur Comédie Humaine zwischen Great Expectations und Illusions perdues gelesen werden.
Die Deutschen empfanden den Zweiten Weltkrieg als ein Schicksal, das über sie kam – und danach „gelang“ ihnen – fast so, als wäre gar nichts geschehen (jedenfalls nichts Erwähnenswertes) die Rückkehr in eine (dann doch etwas seltsame) „Normalität“.



Diethard Behrens, Kornelia Hafner: Westlicher Marxismus. Schmetterling Verlag 2017. 902 Seiten, kartoniert. (NB1385) 39,80 Euro.
Von dem Philosophen Merleau-Ponty bereits in den 1950ern aufgebracht, wurde der Begriff vor allem durch Perry Andersons vielbeachtete Studie "Über den Westlichen Marxismus" (1978) populär und avancierte so in dessen Perspektive zum Synonym für einen 'philosophischen' Marxismus, der die Marx-Rezeption im 20. Jahrhundert entscheidend beeinflußte. In der hier vorliegenden problemorientierten Einführung zeichnen die Autoren diese Rezeption sowie ihre politischen und theoretischen Ursprünge nach. Dabei wird auf die Vorgeschichte der Neuen Linken sowie auf einzelne Autoren wie Althusser und Gramsci eingegangen. Da für ein Verständnis der Auseinandersetzungen, die in der Neuen Linken über Ökonomie und Philosophie, Staat und Politik, Kultur und Ästhetik herrschen, eine genaue Kenntnis der 'Westlichen Marxisten' unerlässlich ist, wird mit diesem Buch ein wertvolles Standardwerk zur Verfügung gestellt."



Ernest Mandel: Einführung in den Marxismus. Neuer ISP-Verlag. 240 S. (NB132) 12 Euro



Leo Kofler: Perspektiven des revolutionären Humanismus. Neuausgabe. ISP 2007. 176 S. (NB995) 17,80 Euro
Der deutsch-österreichische Soziologe und Philosoph Leo Kofler (1907-1995) ist eine der markantesten Gestalten des deutschen Nachkriegsmarxismus und verstand sich als Mittler zwischen alter Arbeiterbewegung und Neuer Linker. Im mythisch besetzten Jahr 1968 plädiert Kofler in diesem Klassiker linker Gesellschaftstheorie für einen revolutionären Humanismus, der an den Idealen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität anknüpft und diese sowohl gegen die bürgerliche Realität seiner Zeit wie gegen den Sozialismus stalinistischer Provenienz wendet. Ausführlich kritisiert er das spätbürgerliche Verständnis von Freiheit und untersucht die Widersprüche und Fallstricke des sozialstaatlichen Konsumkapitalismus. Der Zustand scheinbarer Entideologisierung erweist sich ihm dabei als Faktor totaler Ideologisierung, der individuelle Rationalismus als Begleiterscheinung kollektiver Irrationalität, die Demokratie des Marktes als Verschleierung der Despotie von Fabrik und Büro. Forderungen nach Freiheit und Fortschritt, nach Humanismus und Demokratie, nach wirklicher Individualität und klassenloser Gesellschaft sind, so Kofler, nicht ausreichend zu begründen ohne eine kopernikanische Wendung zum Menschen, ohne eine anthropologische Erkennznistheorie in marxistischer Tradition. „Mit Leo Kofler ist eine Form des unverstümmelten, lebendigen Marxismus verknüpft.“ (Oskar Negt, 1988).



Leo Kofler: Geschichte und Dialektik. Mit einem Nachwort von Werner Seppmann. Neue Impulse Verlag 2004. 240 S. (NB863) 16,80 Euro
Zuerst 1955 erschienen. Leo Koflers „Geschichte und Dialektik“ ist ein methodenkritischer Beitrag zum aktiven Begreifen sozialer Entwicklungen und Zusammenhänge. Das Buch ist ein produktives Beispiel einer konkreten Dialektik, in deren Mittelpunkt das wechselseitige Bedingungsverhältnis von Mensch und Gesellschaft, Denken und Sein steht.



Martin Birkner und Robert Foltin: (Post-)Operaismus. Von der Arbeiterautonomie zur Multitude. Geschichte und Gegenwart, Theorie und Praxis. Eine Einführung. Reihe theorie.org im Schmetterling Verlag 2006. 204 S. (NB958) 10 Euro
Die Einführung zeichnet die theoriegeschichtliche Entwicklung des Operaismus in seiner Wechselwirkung mit den sozialen Bewegungen nach. Ausgehend von einem historischen Blick auf Genese und Entwicklung dieses vom Klassenkampf ausgehenden, herätischen Marxismus im Italien der 60er und 70er Jahre wird der Übergang vom Operaismus zum gegenwärtigen postoperaistischen Denken nachgezeichnet. Die postoperaistischen Debatten der Gegenwart werden anhand von Hardt/Negris „Empire“ und „Multitude“, John Holloways „Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen“ und Paolo Virnos „Grammatik der Multitude“ ausführlich dargestellt.



Gernot Ernst: Komplexität. „Chaostheorie“ und die Linke. Schmetterling Verlag 2009 (Reihe theorie.org). 204 S. (NB1089) 10 Euro
Das Ziel jeder linken Bewegung ist die Veränderung der existierenden Verhältnisse zum Besseren. Um aber die Möglichkeiten, aber auch Grenzen von Veränderungen, ob in evolutionärer oder revolutionärer Form, besser zu verstehen, ist es unverzichtbar, die Ergebnisse und Schlußfolgerungen der Komplexitätsforschung zu verstehen. Dabei gibt nur wenige Begriffe, die heutzutage so mißverständlich benutzt werden wie „Komplexität“ und „Chaos-Theorie“. Welcher Anarchist weiß eigentlich, daß die Chaostheorie keineswegs das Chaos (im Sinne der Zufälligkeit oder Stochastik) untersucht, sondern die höchst verschiedenen Ergebnisse eines rein deterministischen Systems, dessen Ausgangsbedingungen verändert werden? Welcher Sozialist macht sich darüber Gedanken, daß in Denkfabriken der USA (und anderen Staaten) Ergebnisse der Netzwerktheorie schon längst eingesetzt werden, um revolutionsartige Bewegungen auszulösen oder auch solche zu unterdrücken? Einerseits bergen viele Ergebnisse dieser Denkrichtungen Chancen (und Gefahren) oder beinhalten ähnlich weitreichende Schlußfolgerungen für Ideologien. Andererseits können auch durch Unkenntnis Schlußfolgerungen gezogen werden, die in keiner Weise durch reelle Ergebnisse gedeckt werden. Daß Systeme nicht statisch, sondern dynamisch, also in Bewegung sind, ist jedem Marxisten aus dessen Beschreibung der menschlichen Geschichte bekannt. Anarchisten haben schon lange über angenommene und beobachtete Selbstorganisationsphänomene nachgedacht. Linke sind im Grunde genommen Systemtheoretiker und Dynamiker der ersten Stunde. In diesem Buch der Reihe „theorie.org“ werden deshalb zunächst einige zentrale Ideen wie die der „Chaos-Theorie“, der dynamischen Systeme oder Netzwerke entwickelt. Dabei werden, soweit wie möglich, Beispiele aus der Gesellschaftstheorie herangezogen. Danach wird der derzeitige Stand der Diskussion in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen dargestellt. Ein eigenes Kapitel soll einen Teil der bisherigen linken Diskussion darstellen, deren bisherigen Ergebnisse kritisch diskutiert werden.



Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung. Schmetterling Verlag, Reihe Theorie.org. 3. Aufl. 2005. 240 S. (NB854) 10 Euro
„Umfassende Analysen des Kapitalismus haben bei der Linken wieder Konjunktur. Doch bleibt die Auseinandersetzung mit Marx dabei oft oberflächlich, findet Michael Heinrich und plädiert für eine Neuaneignung der Marxschen Theorie jenseits des traditionellen, weltanschaulichen Marxismus.“ (Klappentext).



August Bebel: Aus meinem Leben. Mit einer Einleitung von Ursula Herrmann. Dietz Verlag 1988. 846 S. Ln. mit SchU. (NB874) 14,90 Euro



Wegbereiter des Kommunismus. 12 Persönlichkeiten aus der Geschichte des Kommunismus. Übersetzt aus dem Russischen von Hans Ruoff-München, mit einem Vorwort von Hermann Duncker. Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 1998. 116 S. (NB714) 9 Euro
Reprint der Ausgabe des Verlags der Jugendinternationale Berlin-Schöneberg 1923. Kurzporträts von Thomas Morus, Gracchus Babeuf, Robert Owen, Henri Saint-Simon, Charles Fourier, Auguste Blanqui, Louia Blanc, Etienne Cabet, P.J. Proudon, Wilhelm Weitling, M.A. Bakunin und P. Kropotkin.



Karl A. Wittfogel: Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Von ihren Anfängen bis zur Schelle der großen Revolution. Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 2000. 348 S. (NB759) 19,50 Euro



Max Beer: Karl Marx. Eine Monographie. Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 1999. 120 S. (NB758) 10 Euro
Reprint der Ausgabe im Verlag für Sozialwissenschaft Berlin von 1918



Karl Radek in der „Internationale“ 1920-1922. (Karl Radek Ausgewählte Schriften Band 6). Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 2001. (NB711) 10 Euro
Faksimile einiger Artikel aus „Die Internationale“, Theoretisches Organ der KPD. Enthält u.a.: Karl Liebknecht zum Gedächtnis; Proletarische Diktatur und Terrorismus; Die Lehre der ungarischen Revolution; Die Krise der VKPD; Kronstadt; Die Krisis der deutschen Kommunistischen Partei; Lehren der Märzkämpfe; Glossen zum 3. Kongreß der Kommunistischen Internationale; Ist die russische Revolution eine bürgerliche Revolution?; Die nächsten Aufgaben der Kommunistischen Internationale.



Karl Radek in der „Russischen Korrespondenz“ 1920-1921. (Karl Radek Ausgewählte Schriften Band 4). Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 1999. (NB712) 7,50 Euro



Karl Radek in der „Russischen Korrespondenz“ 1921-1922. (Karl Radek Ausgewählte Schriften Band 5). Edition 100 bei ISP, Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe 2000. (NB713) 7,50 Euro



Stefan Bollinger: Lenin. Theoretiker, Stratege, marxistischer Realpolitiker. PapyRossa Verlag, Reihe Basiswissen. 147 S. (NB1393) 9,90 Euro.
Angefeindet, bekämpft, verteufelt und schließlich angeschossen wurde der Revolutionär, Theoretiker und Realpolitiker Lenin, der es 1917 unternahm, einen völkermörderischen Krieg zu beenden und eine sozialistische Gesellschaft zu errichten. Er hasste den Krieg, Kriegstreiber und "linke" Helfershelfer des Krieges. Er wollte den Bruch mit Zarismus, Kapitalismus und der Herrschaft von Adel wie Bourgeoisie. Das erreichte er in Russland, von der Linken im Westen im Stich gelassen. Unter seiner Führung waren ein unverschuldeter Bürgerkrieg und die Intervention ausländischer Mächte, der Wiederaufbau eines zutiefst rückständigen, armen, zerstörten Landes zu meistern. Unter schier aussichtslosen Umständen suchte und fand er Lösungen und öffnete den Weg in eine neue Zivilisation. Unter seinen Nachfolgern ging diese Chance verloren. Umso mehr sind seine Denkweise und sein politisches Handeln zu rekonstruieren, um zu überprüfen, was davon auch heute noch für eine grundlegende gesellschaftliche Umgestaltung, für den Kampf gegen Krieg und die Sicherung des Friedens nützlich sein könnte.



Stefan Bollinger (Hg.): Lenin. Träumer und Realist. Promedia 2006 (Edition Linke Klassiker). 176 S. (NB987) 12,90 Euro
„Genius“ oder „Dämon“ der Revolution – die Meinungen über Lenin gehen nicht erst seit dem Untergang der Sowjetunion auseinander. Solange ein Sechstel der Erde unter dem Roten Stern stand und Lenin die Geschicke des „kurzen“ 20. Jahrhunderts mitbestimmte, kamen Freund und Feind nicht an ihm vorbei. Mit dem Untergang des Ostblocks begann die Suche nach den Schuldigen. Kann sich Marx noch gelegentlich als Theoretiker des 19. Jahrhunderts und Prophet der Globalisierung behaupten, so findet Lenin keine Gnade vor den Wächern des Antikommunismus. Es geht bereits ein Aufraunen durch die Feuilletons, wenn zu Beginn des neuen Jahrtausends der Sozialismus als Alternative zum Empire wieder angedacht wird, wenn neue, junge Kommunisten sich outen, gar ein Philosoph wie Slavoj Zizek die Widerkehr Lenins und der Revolution beschwört.



Frank Deppe: 1917 / 2017. Revolution und Gegenrevolution. VSA 2017. 256 S. (NB1392) 19.80 Euro
Zum 100. Jahrestag der Revolution in Russland legt Frank Deppe eine Analyse ihrer Entstehungsbedingungen, ihrer globalen Folgen und ihres Scheiterns vor. Der Autor stellt die Oktoberrevolution in den Zusammenhang des langen Revolutionszyklus, der mit der Französischen Revolution im Jahr 1789 eröffnet wurde und mit dem Sieg der Bolschewiki 1917 (schließlich auch mit der chinesischen Revolution) immer wieder die Frage nach der Bedeutung der "Großen Revolutionen" bzw. der "Leitrevolutionen" für die Entwicklung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft aufgeworfen hat. Der Zyklus des Aufstiegs und Niedergangs der Sowjetunion wird im Kontext der großen weltpolitischen und weltgeschichtlichen Widerspruchskonstellationen des 20. Jahrhunderts untersucht. Was Revolution in den Ländern des entwickelten Kapitalismus heute heißen kann, ist Gegenstand des abschließenden Kapitels.
Frank Deppe ist emeritierter Professor für Politikwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg.



Alfred Schröder, Heiner Karuscheit: Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution. VSA 2017. 176 S. (NB1394) 17.80 Euro
Die Autoren arbeiten die Eigenarten der russischen Gesellschaft und des Revolutionsverlaufs 1917 heraus und gelangen zu einer Neubewertung der Oktoberrevolution, die das »kurze« 20.Jahrhundert prägte.



Beate Landefeld: Revolution. PapyRossa Verlag 2017 Reihe Basiswissen. Pocketformat. 148 S. (NB1397) 9,90 Euro
"Basiswissen" bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Der 500. Jahrestag der Reformation und der 100. der Oktoberrevolution bieten Anlässe für die Frage, was Revolutionen ausmacht. Ob "friedliche Revolution von 1989" oder diverse "Farbenrevolutionen" – in der Mediensprache hat sich "Revolution" als Euphemismus für Intervention und Regime Change etabliert. Sind Revolutionen richtungslose Umwälzungen? Oder sind sie, wie Marx sagt, "Lokomotiven der Geschichte"? Beate Landefeld versteht darunter die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung mit dem Ziel, die Arbeit und Mühsal zu verringern, die nötig sind für ein gutes Leben aller Menschen, und es diesen möglich zu machen, ihre Geschichte bewusst zu gestalten. Revolutionen brachten den fragilen und keineswegs geradlinigen Fortschritt zum Abbau von Ungleichheit in Schüben voran. Anhand der Vorgeschichte und des Verlaufs der großen Revolutionen der Neuzeit beschreibt Beate Landefeld, wer die sozialen Triebkräfte und was die Resultate waren. Gegen einen sozial entkernten Revolutionsbegriff stellt sie den sozialen Inhalt von Revolutionsverläufen in den Vordergrund.



100 Jahre Oktoberrevolution. Irrweg oder Ausweg? Herausgegeben von Daniel Bratanovic. edition berolina 2017. 160 S. (NB1402) 9,99 Euro.
Wie steht es um das programmatische Erbe der Oktoberrevolution? Kann der Blick auf das Werk der Bolschewiki etwas anderes sein als nostalgische Verklärung einerseits oder Verdammung andererseits? Ein Chor von renommierten Historikern, die Daniel Bratanovic hier versammelt, beantwortet jenseits aller emotionalen Aufgeregtheiten auf vielschichtige Weise die Frage, ob und, falls ja, wie die Oktoberrevolution und ihre Errungenschaften auch 100 Jahre danach immer noch als Maßstab zum Verständnis gegenwärtiger Krisen dienen können. Die Umstände, mit denen die Bolschewiki konfrontiert waren und für die sie eine Lösung suchten (und nicht immer fanden), herrschen heute – in deutlich anderer Form, im Kern unverändert – erneut. Nicht in erster Linie historische Ereignisgeschichte wird hier aufbereitet, sondern die Autoren präsentieren einen vielstimmigen Debattenbeitrag zur Frage: Wie aktuell ist die Oktoberrevolution heute noch?



Marcel von der Linden (Hg.): Was war die Sowjetunion? Kritische Texte zum real existierenden Sozialismus. Promedia 2007 (Edition linke Klassiker). 176 S. (NB992) 12,90 Euro
Das gesamte 20. Jahrhundert hindurch hat die Einschätzung der Sowjetunion direkt oder indirekt einen großen Teil der linken Diskussionen beherrscht. Seit der Oktoberrevolution von 1917 bildete die sogenannte „Russische frage“ mehr als 70 Jahre lang einen der wichtigsten Streitpunkte jeder radikalen Debatte. Der Historiker Marcel van der Linden hat sechs klassische linke Texte versammelt, die sich kritisch mit dem Bestand der Sowjetunion auseinandersetzen. Einleitende Beiträge des Herausgebers zu den Autoren und ihrem politischen und wissenschaftlichen Umfeld machen den Band zu einer Fundgrube für alle, die sich auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mit dem Experiment des real existierenden Sozialismus befassen wollen. Das Buch gibt einen knappen Überblick der marxistisch inspirierten Theoretiker, die die Sowjetunion als nicht-sozialistisch betrachteten. Trotz ihrer sehr verschiedenen Auffassungen können ihre Beiträge von großer Bedeutung für die Entwicklung herrschaftsfreier Alternativen zum globalisierenden Kapitalismus sein. Texte von Leo Trotzki, Ernest Mandel, Tony Cliff, Antonio Carlo, Hillel Ticktin, Chris Arthur.



Klaus Steinitz: Das Scheitern des Realsozialismus. Schlußfolgerungen für die Linke im 21. Jahrhundert. VSA 2007. 120 S. (NB994) 11,80 Euro
Klaus Steinitz analysiert die Gründe für das Scheitern des Realsozialismus in Europa im 20 Jahrhundert, insbesondere die Erfahrungen in der DDR, und stellt die Schlußfolgerungen für eine moderne Sozialismuskonzeption vor. Er untersucht die Veränderung der Eigentumsverhältnisse und ökonomischen Machtstrukturen sowie die Herausbildung einer anderen Produktions-, Arbeits- und Lebensweise und einer neuen Qualität gesellschaftlicher Regulierung/Planung. Damit wird auch ein anregender Beitrag für die Programmdiskussion der Linken, insbesondere zur Vision eines demokratischen Sozialismus im 21. Jahrhundert als Alternative zum heutigen Finanzmarkt-Kapitalismus, geleistet. In diesem Buch werden darüber hinaus offene, z.T. strittige Zukunftsthemen der Linken diskutiert, u.a. Fragen der Vergesellschaftung des Eigentums an den Produktionsmitteln im Zusammenhang mit einer Wirtschaftsdemokratie, das Für und Wider einer sozialistischen Marktwirtschaft und einer Äquivalenzökonomie.



Leo Trotzki: Sozialismus oder Barbarei! Eine Auswahl aus seinen Schriften. Herausgegeben von Helmut Dahmer. Pro Media 2005 (Edition linke Klassiker). 176 S. (NB880) 12,90 Euro
„Der vorliegende Auswahlband soll einen ersten Eindruck von einem Revolutionär vermitteln, der mit der Feder genauso umzugehen wußte wie mit dem Schwert, und von dem sich sagen läßt, er sei seiner Epoche, der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, jederzeit gewachsen gewesen. In Trotzkis Schriften verbindet sich die Klarheit der politisch-soziologischen Analyse mit der Imagination des Literaten. Die von Helmut Dahmer edierten und fachkundig kommentierten Texte beschäftigen sich mit der grndsätzlichen politischen Analyse ebenso wie mit der revolutionären Methodik und stellen Trotzki als scharfen Beobachter der Zeitgeschichte vor.“ (Klappentext).



Manuel Kellner: Trotzkismus. Einführung in seine Grundlagen, Fragen nach seiner Zukunft. Schmetterling Verlag, Reihe theorie.org 2004. 180 S. (NB748) 10 Euro



Felix Wemheuer (Hg.): Maoismus. Ideengeschichte und revolutionärer Geist. Promedia Verlag Wien 2008. Edition Linke Klassiker. 176 S. (NB1074) 12,90 Euro
Mit Texten von Mao Tse-tung, Michel Foucault, Charles Bettelheim, der „Vierer Bande“, Edoarda Masi sowie Rossana Rossanda. Die „Mao-Tse-tung-Ideen“ begeisterten in den 1970er Jahren Linke auf der ganzen Welt. Viele glaubten damals, in China würde die Trennung zwischen Stadt und Land, zwischen geistiger und körperlicher Arbeit aufgehoben, wie Marx es gefordert hatte. Die „Große Proletarische Kulturrevolution“ und Maos Idee, die Rebellion der Massen gegen die Partei, galten als Antworten auf die Bürokratisierung des Sozialismus in Osteuropa. Besonders im internationalen Kontext stellten sich Maos Schriften als „geistige Atombombe“ im Befreiungskampf der „3.Welt“ dar. Sowohl afrikanische Modernisierungsregime, westeuropäische Studentenbewegungen als auch die bundesdeutsche RAF ließen sich von den Theorien und der Sprache Maos inspirieren. Dieses Buch sammelt wichtige Texte der „Mao- Tse-tung-Ideen. Neben Texten von Mao enthält es zentrale Dokumente des chinesischen Weges zum Sozialismus sowie der Kulturrevolution. Es dokumentiert die maoistische Kritik an der Sowjetunion sowie die Rezeption der Ideen von Mao durch die neue Linke in Westeuropa. Einleitend analysiert Felix Wemheuer Maos Ideenwelt und zieht Bilanz aus heutiger Sicht. Im Gegensatz zur euphorischen Lesart dieser Texte in den 1970er Jahren zeigt er die Widersprüche und Probleme in den Theorien Maos auf. Auf der einen Seite feierte Mao die spontanen Massenbewegungen der Bauern, wollte aber den Führungsanspruch der Partei nie aufgeben. Die Forderung, Widersprüche im Volk nur durch Überzeugung und Debatte zu lösen, beinhaltete gleichzeitig auch die Definitionshoheit der Partei, wer zum Volk gehörte und wer nicht. Das Konzept der Kulturrevolution bot zwar eine Grundlage zur Revolte der Massen gegen die Partei, ohne allerdings die Frage zu beantworten, welche Institutionen an ihre Stelle treten sollten. Nicht zuletzt soll das Buch aber auch die zentralen Probleme deutlich machen, die zum Scheitern des Sozialismus in China führten.



Henning Böke: Maoismus. China und die Linke – Bilanz und Perspektive. Schmettlerling Verlag, Reihe Theorie.org 2007. 216 S. (NB1004) 10 Euro
Mit seinem eigenständigen Sozialismus, der sich von dem der Sowjetunion scharf abgrenzte, bildete das China Mao Tse-tungs um 1970 einen bedeutenden Bezugspunkt für Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt wie für die progressive Intelligenz im Westen: Der Maoismus war damals eine maßgebliche linke Strömung, mit der große Hoffnungen auf ein alternatives Gesellschaftsmodell jenseits von Kapitalismus und bürokratischem Staatssozialismus verbunden waren. Nur 30 Jahre nach Maos Tod berufen sich nur noch wenige Guerillaorganisationen in Lateinamerika und Asien auf seine Ideen. Auch unter westlichen Linken gilt Mao mehr oder weniger als chinesischer Stalin und sein Weg zum Sozialismus als gescheitert. Hat sich Maos Idee einer Gesellschaftsalternative in einem Entwicklungsland als unrealisierbarer utopischer Traum herausgestellt oder enthält sein Denken Konzepte, die aktuell bleiben? Welche Rolle spielte der Maoismus für die westliche Linke? Wie ist die Situation im heutigen China? Gibt es noch eine Linke? Wenn ja, wie steht sie zu Mao? Zu diesen und anderen Fragen zur Rolle der chinesischen Revolution in Geschichte und Gegenwart und ihre Bedeutung für eine antikapitalistische Perspektive vermittelt dieses Buch Hintergrundwissen.



Stefan Bollinger (Hg.): Linke und Nation. Klassische Texte zu einem brisanten Thema. Pro Media Verlag (Edition linke Klassiker) 2009. 192 S. (NB1118) 12, 90 Euro
Die Furcht vor der Vereinnahmung von Nation, Vaterland und Heimat durch die Rechte ist ebenso begründet wie entwaffnend. Als Teil eines Kategoriensystems zur wissenschaftlichen Durchdringung des modernen Kapitalismus bleibt die Nation unerlässlich. Als wesentliches Kampffeld im antikapitalistischen und antiimperialistischen Kampf wird sie trotz anderer Angebote, die von der „Region“ über die „Europaidee“ bis zum „Weltbürgertum“ reichen, wichtig bleiben. Jede linke nationale Politik wird sich zwangsläufig gegen Ausgrenzung und Privilegierung wenden, so wie jeder rechter Nationalismus auf genau diese Ausgrenzung und die Privilegierung der eigenen Nation, ihre Vor- und im Extremfall Weltmachtstellung orientiert. Der vorliegende Band der „Edition linke Klassiker“ bietet eine auch aktuell wichtige Durchsicht linker theoretischer Texte, die sich mit der nationalen Frage beschäftigt haben. Erläuterungen des Herausgebers, Quellenangaben und weiterführende Literaturhinweise machen das Buch zu einer Fundgrube für alle, die in Zeiten von Ethnisierung und nationalen Wahnvorstellungen einen analytisch kühlen Kopf bewahren wollen. Mit Texten von Karl Marx, August Bebel, Rosa Luxemburg, Josef W. Stalin, Wladimir I. Lenin, Antonio Gramsci, Mao Tse-tung, Otto Bauer, Karl Radek und anderen.



Theodor Bergmann: Die Thalheimers. Geschichte einer Familie undogmatischer Marxisten. VSA 2004. 256 S., einige Abb. (NB738) 20,40 Euro
Mit dem Namen August Thalheimer wird der marxistische Intellektuelle aus der KPD der Weimarer Republik, der Freund des früheren KPD-Vorsitzenden Heinrich Brandler, der Mitbegründer des Spartakusbundes, der KPD, der KPD(Opposition) und einer der ersten und gründlichsten Analytiker des Faschismus in der Zwischenkriegszeit verbunden. In der offiziellen Historiografie der kommunistischen Bewegung wurden die kritischen Kommunisten August Thalheimer, seiner Schwester Bertha, seine Frau Cläre weitgehend ignoriert. Die Familie Thalheimer hat in der deutschen revolutionär-sozialistischen Bewegung eine wichtige Rolle gespielt. Zu dem frühen Freundeskreis gehörten u.a. Friedrich Westmeyer, Clara Zetkin und Rosa Luxemburg. Die Stationen der Familie spiegeln Brüche und Katastrophen der deutschen Geschichte, Erfolge und Niederlagen der deutschen Arbeiterbewegung wider: antimilitaristische Arbeit, Zimmerwalder Linke, Chefredakteur der Roten Fahne 1919-1923, „Ehrenexil“ in der Sowjetunion, Mitherausgeber von „Gegen den Strom“, Verfolgung in Nazi-Deutschland, Exil in Kuba, August Thalheimers Kommentierung der weltpolitischen Konstellation nach 1945 und die gescheiterten Bemühungen um seine Rückkehr nach Deutschland. Mit 64 Jahren starb „dieser jüdische Schwabe oder schwäbische Jude, Dr. Phil., Historiker und Philosoph und Literaturhistoriker und leninistische Berufsrevolutionär“ (Hans Mayer) am 19. September 1948 auf Kuba.



Jochen Schimmang: Adorno wohnt hier nicht mehr. Erzählungen. Edition Nautilus 208 S. Gebunden mit Schutzumschlag. (NB1438 bes.) 20 ¤
Vor 50 Jahren, im August 1969, starb Adorno – und Jochen Schimmang übt sich in Abwesenheitspflege. In melancholischen bis heiteren, zum Teil autobiografisch gefärbten Geschichten erzählt er von Formen und Figuren des Verschwindens. Von Menschen, Gebäuden, ganzen Vierteln; von Techniken, Gesten, Sprechweisen.
Ein Jubilar versteckt sich mit seiner Frau auf dem Dachboden vor seinen Freunden, die zum 70. Geburtstag aus allen Himmelsrichtungen auf ihn einstürmen, obwohl er viel lieber nur mit zweien von ihnen essen gegangen wäre. Rothermund macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Maler Gutermuth. Ein Spaziergang durch Frankfurt zeigt, wer, außer Adorno, noch alles nicht mehr dort wohnt. Aber Spaziergänge sind ohnehin sterbende Institutionen, ein Sich-Verirren in der Welt kann zum Verwirren der Welt werden. Milieus, die sich nicht mehr erreichen, Nomaden in Monaden. Nur Gott ist nicht verschwunden, er taucht pünktlich um halb sieben in der Kirche auf – im Fischgrätmantel.
Jochen Schimmangs feinsinnige Erzählungen gehen auf Spurensuche nach Lücken und Verlusten und zeigen zugleich, dass "Identität" eine höchst fragile Konstruktion ist.
"Davon abgesehen, dass die Geschichten hochkomisch sind, sind sie auch tieftraurig – aber leider lässt sich das schon lange nicht mehr trennen." Jochen Schimmang
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Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Fischer-Taschenbuch. 278 S. (NB133) 12 Euro



Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959 – 1969. Hg. von Gerd Kadelbach. Suhrkamp Taschenbuch 1971. 160 S. (NB907) 8 Euro
Menschen, die blind in Kollektive sich einordnen, machen sich selber schon zu etwas wie Material, löschen sich als selbstbestimmte Wesen aus. Dazu paßt die Bereitschaft, andre als amorphe Masse zu behandeln... Eine Demokratie, die nicht nur funktionieren, sondern ihrem Begriff gemäß arbeiten soll, verlangt mündige Menschen. Man kann sich verwirklichte Demokratie nur als Gesellschaft von Mündigen vorstellen... Die Konkretisierung der Mündigkeit besteht darin, daß die paar Menschen, die dazu gesonnen sind, mit aller Energie darauf hinwirken, daß die Erziehung eine Erziehung zum Widerspruch und zum Widerstand ist.



Theodor W. Adorno: Negetive Dialektik / Jargon der Eigentlichkeit. Gesammelte Schriften Band 6. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 544 S. (NB1313) 22 Euro



Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus. Ein Vortrag. Nachwort von Volker Weiß. Suhrkamp Verlag. 86 S. (NB1435) 10 Euro
Am 6. April 1967 hielt Theodor W. Adorno auf Einladung des Verbands Sozialistischer Studenten Österreichs an der Wiener Universität einen Vortrag, der aus heutiger Sicht nicht nur von historischem Interesse ist. Vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NPD, die bereits in den ersten beiden Jahren nach ihrer Gründung im November 1964 erstaunliche Wahlerfolge einfahren konnte, analysiert Adorno Ziele, Mittel und Taktiken des neuen Rechtsradikalismus dieser Zeit, kontrastiert ihn mit dem "alten" Nazi-Faschismus und fragt insbesondere nach den Gründen für den Zuspruch, den rechtsextreme Bewegungen damals – 20 Jahre nach Kriegsende – bei Teilen der bundesdeutschen Bevölkerung fanden. Vieles hat sich seitdem geändert, manches aber ist gleich geblieben oder heute, 50 Jahre später, wieder da. Und so liest sich Aspekte des neuen Rechtsradikalismus wie eine Flaschenpost an die Zukunft, deren Wert für unsere Gegenwart Volker Weiß in seinem Nachwort herausarbeitet.
"Tatsächlich liest sich der Vortrag in vielen Passagen wie ein direkter Kommentar zu Methode und Ideologie der Rechten seit 2015 ... [Er] ist dabei so offen und eben gerade nicht autoritär-bestimmend gehalten, dass man ihn heute als Einladung zum Weiterdenken lesen kann."
Benjamin Moldenhauer, Der Spiegel.
"Es klingt wie eine akademische Koketterie, wenn Adorno seine Thesen ›simpel‹ nennt und vor voreiligen Schlüssen warnt. Doch was heißt schon simpel? Tatsächlich sind Adornos Beschreibungen äußerst dicht, und der Historiker Volker Weiß hat Recht, wenn er in seinem klug abwägenden Nachwort darauf hinweist, dass einige der Thesen noch heute von schlagender Evidenz sind." Thomas Assheuer, DIE ZEIT.
"Verblüffend oft hat man den Eindruck, dass das, was dort steht, nicht vor einem halben Jahrhundert gedacht worden ist, sondern gerade eben erst. ... [Der] Dialektik Adornos kann man an Stellen wie [hier] ganz einfach bei der Arbeit zusehen." Jens-Christian Rabe, Süddeutsche Zeitung.
"Was Adorno an Aspekte des neuen Rechtsradikalismus aufzeigt, ist nicht nur von einer verblüffenden Aktualität, sondern auch von einer Subtilität in den Beobachtungen, die man in vielen aktuellen Publikationen zur Rechten dann doch vermisst." Michael Angele, der Freitag.
"Man nimmt den mehr als 50 Jahre alten Text in die Hand und ist nach wenigen Sätzen erschrocken über die Aktualität der von Adorno herausgegriffenen Aspekte." Arno Widmann, Frankfurter Rundschau.



Michael Schwandt: Kritische Theorie. Eine Einführung. Schmetterling Verlag 2009 (Reihe theorie.org). 240 S. (NB1120) 10 Euro
Dieser Band gibt eine verständliche, weitgehend voraussetzungslose und eingängig geschriebene Einführung in die Kritische Theorie. Es wird erstmals der Versuch einer Bilanz der Kritischen Theorie zu Beginn des 21. Jahrhunderts unternommen – das Dilemma politischen Engagements in der Gegenwart immer im Blick. Der Vergleich von Adorno und Marcuse, an dem sich die Darstellung orientiert, ist neu und verspricht auch erfahrenen Lesern einen Erkenntnisgewinn. Michael Schwandt zeichnet zunächst die Geburt der Kritischen Theorie aus der Krise des Marxismus nach und skizziert die Geschichte des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Vor diesem Hintergrund wird die Spannweite möglicher Antworten der Kritischen Theorie auf das Praxisproblem herausgearbeitet: Wie soll, wie kann sich politisch verhalten, wer diese Welt aus tiefstem Herzen ändern will, aber mit klarem Verstand erkennen muß, daß die Chancen dazu verschwindend gering sind? Dieser Frage wird anhand einer Gegenüberstellung der Positionen von Adorno und Marcuse nachgegangen, die wegen ihres ganz unterschiedlichen Bezuges auf die politischen Bewegungen ihrer Zeit immer als Antipoden wahrgenommen wurden. Die unabgeschlossene Debatte zwischen diesen beiden Spielarten Kritischer Theorie ist auch für gesellschaftliches Engagement in der Gegenwart von großer Bedeutung – egal, welcher der hier vorgestellten Positionen man letztlich eher den Vorzug geben mag. Denn bei der Auseinandersetzung mit der „Frankfurter Schule“ läßt sich immer wieder neu erfahren: Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.



Kurt Lenk: Von Marx zur Kritischen Theorie. Dreißig Interventionen. Edition DISS im Unrast Verlag 2009. 332 S. (NB1114) 29,80 Euro
Der Band bietet den zugang zu einer Theorietradition, die in vielen Zweigen der Sozial- und Geisteswissenschaften ihren Ausdruck gefunden hat. Es bsteht begründete Hoffnung, daß im Zeichen von Finanz- und Wirtschaftskrisen Impulse dieser kritischen Analyse erneur wirksam werden.



Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch. Studien zur Ideologie der fortgeschrittenen Industriegesellschaft. Herausgegeben von Peter E. Jansen. Verlag Dietrich zu Klampen 2014. 296 S. (NB1309) 24 Euro
Das 1964 erschienene Hauptwerk war einer der einflußreichen Quellentexte der Studentenbewegung von 1966ff.
„Die gegenwärtige industrielle Zivilisation beweist, daß sie die Stufe erreicht hat, auf der 'die freie Gesellschaft' in den traditionellen Begriffen ökonomischer, politischer, und geistiger Freiheit nicht mehr angemessen bestimmt werden kann; nicht weil diese Freiheiten bedeutungslos geworden sind, sondern weil sie zu bedeutsam sind, um auf die traditionellen Formen begrenzt zu bleiben. Entsprechend den neuen Fähigkeiten der Gesellschaft bedarf es neue Weisen der Verwirklichung.“ (Herbert Marcuse).



Michel Foucault: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1973. 576 S. (NB1297) 20 ¤
Michel Foucault erzählt die Geschichte des Wahnsinns vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Er erzählt zugleich die Geschichte seines Gegenspielers, der Vernunft, denn er sieht die beiden als Paar, das sich nicht trennen läßt. Der Wahn ist für ihn weniger eine Krankheit als eine andere Art von Erkenntnis, eine Gegenvernunft, die ihre eigene Sprache hat oder besser: ihr eigenes Schweigen.



Michel Foucault: Das Leben der infamen Menschen. Merve Verlag 2001. 80 S. (NB1312) 9 Euro
1977 ist der Text französisch erschienen, geschrieben als Vorwort für eine Sammlung von Dokumenten zur Geschichte der Internierung im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Buch kam nicht zustande, geblieben ist dieser Text.



Günther Anders: Besuch im Hades. Auschwitz und Breslau 1966. Nach „Holocaust“ 1979. Beck‘sche Reihe. 224 S. (NB510) 9,90 Euro
Die Bedrohung des Menschen durch sich selbst hat wohl niemand so eindringlich zur Sprache gebracht wie Günther Anders.



Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 2001, 560 S. (NB887) 17 Euro
„Durch die wissenschaftliche Analyse der sozialen Bedingungen der Produktion und Rezeption des Kunstwerks wird die literarische Erfahrung keineswegs 'reduktionistisch' zerstört, im Gegenteil: sie wird noch gesteigert, denn das 'Schöpferische' wird nicht bloß evoziert – es wird verstanden.“ (Klappentext).



Walter Benjamin: Illuminationen. Ausgewählte Schriften I. Suhrkamp Taschenbuch 432 S. (NB221) 12,50 Euro



Ernst Bloch: Spuren. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft – Ernst Bloch Werkausgabe Band 1. 220 S. (NB1328) 12 Euro



Ernst Bloch: Geist der Utopie. Zweite Fassung. Suhrkamp Taschenbuch. 352 S. (NB222) 16 Euro



Ernst Bloch: Geist der Utopie. Erste Fassung. Faksimile der Ausgabe von 1918. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 456 S. (NB791) 12 Euro



Ernst Bloch: Experimentum Mundi. Frage, Kategorien des Herausbringens, Praxis. Suhrkamp-Verlag 1985 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft). 272 S. (NB1326) 8,20 Euro



Ernst Bloch: Erbschaft dieser Zeit. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft. 416 S. (NB1395) 20 Euro



Monika Grosche: Anarchismus und Revolution. Zum Verständnis gesellschaftlicher Umgestaltung bei den anarchistischen Klassikern Proudhon, Bakunin, Kropotkin. Syndikat A 2003, 132 S. (NB739z) 10 Euro



Gerhard Senft (Hg.): Essenz der Anarchie. Die Parlamentarismuskritik des libertären Sozialismus. Promedia 2006 (Edition Linke Klassiker). 176 S. (NB1012) 12,90 Euro
Der Anarchismus ist als ein facettenreiches Phänomen zu begreifen, das aufklärerisch und romantisch zugleich auftritt. Er vereint Elemente des Individualismus und des Sozialismus. Die unterschiedlichen Richtungen des Anarchismus kennen einen gemeinsamen Angriffspunkt: den Parlamenrarismus. Gerhard Senft bringt die Klassiker der anarchistischen Literatur einem interessierten Publikum näher, indem er ihre Schriften kommentiert und in den entsprechenden historischen Kontext stellt.



Hans Jürgen Degen, Jochen Knoblauch: Anarchismus. Eine Einführung. Schmetterling Verlag – Reihe theorie.org. 216 S. (NB924)
Das Buch stellt verschiedene Richtungen innerhalb der anarchistischen Bewegung vor sowie die Rolle von Anarchisten während der Revolutionen von der Pariser Commune von 1871 bis zur Studentenbewegung der 60er Jahre.



Hans Jürgen Degen, Jochen Knoblauch (Hg.): Anarchismus 2.0. Bestandsaufnahmen, Perspektiven. Schmetterling Verlag 2009. 312 S. (NB1095) 14,80 Euro
Der Band „Anarchismus. Eine Einführung“ von Hans Jürgen Degen und Jochen Knoblauch in der Reihe „theorie.org“ arbeitete die Grundlagen libertärer Weltsicht (Stirner, Bakunin, Landauer etc.) auf. Von Rudolf Rocker einmal abgesehen, hat allerdings keiner dieser Klassiker in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg gewirkt. Dies und die Tatsache, daß spätestens nach 1945 die anarchistische Bewegung gezwungen war, sich von Grunde auf organisatorisch und inhaltlich neu zu positionieren, unterstreicht die Notwendigkeit dieser Anthologie zu aktuellen Tendenzen des Anarchismus. Da nun neben ausgewiesenen Experten auch Aktivisten selbst zu Wort kommen sollen, wurde die Form einer Anthologie gewählt, um den berücksichtigten Themen ein Höchstmaß an Authenzität zu verleihen. Aus dem Inhalt: Anarchismus in Deutschland (1945-1968); Neo-Anarchismus: 1968 und die Folgen; Anarchosyndikalismus; Gewaltfreier Anarchismus; Anarchismus und Ökonomie; Anarchafeminismus; Zapatismus und Anarchismus; Postanarchismus; Neue Soziale Bewegungen: Von der Alternativszene bis Attac; Anarchismus und Pädagogik; Arbeit und Leben: Wohnprojekte, Kommunen, Genossenschaften.



Michael Lausberg: Bakunins Philosophie des kollektiven Anarchismus. Unrast Verlag 2008. 64 S. (NB1060) 6,80 Euro



Augustin Souchy: Nacht über Spanien. Bürgerkrieg und Revolutin 1936-39. Trotzdem-Verlagsgenossenschaft 2007. 236 S. Pb. (NB1039) 18 Euro (3671)



Michael Bakunin: Die revolutionäre Frage. Föderalismus – Sozialismus – Antitheologismus. Unrast Verlag 2000 (Klassiker der Sozialrevolte 6). 184 S. Pb. (NB686) 13 Euro



Peter Kropotkin: Die Eroberung des Brotes. Neu herausgegeben und mit einer Einleitung versehen von Wolfgang Haug. Alibri Verlag 2014. 240 S. Pb. (NB1040) 15 Euro



Peter Kropotkin: Der Anarchismus. Ursprung, Ideal und Philosophie. Hg. von Heinz Hug. Trotzdem Verlag Grafenau 1997, 5. Aufl. 2006. 184 S. Pb. (NB1041) 14 Euro



Peter A. Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs. Unrast Verlag 2002 (Klassiker der Sozialrevolte 4, 5). 2 Bände zus. 552 S. (NB687) 28 Euro



Peter Kropotkin: Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt. Übersetzung von Gustav Landauer. Mit einem Vorwort von Franz M. Wuketits. Trotzdem Verlag bei Alibri 2011. 254 S. Pb. (NB1181) 16 Euro
Die Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt ist nicht nur ein Klassiker der anarchistischen Literatur, sondern kann auch als früher Vorläufer soziobiologischen Denkens gelten. Geschrieben als Antwort auf zahlreiche Publikationen, die Darwins Evolutionstheorie zu einem menschenverachtenden Sozialdarwinismus verkürzen wollten, argumentiert Kropotkin, daß in Natur und Gesellschaft keineswegs nur ein Kampf aller gegen alle stattfindet, sondern daß ebenso ein Prinzip obwaltet, das er „gegenseitige Hilfe“ nennt. Er kommt zu dem Schluß, daß jene Lebewesen erfolgreicher überleben, die dieses Prinzip umsetzen. Peter Kropotkin (1842-1921), gilt als einer der einflußreichsten Vertreter des kommunistischen Anarchismus. Dem russischen Hochadel entstammend, engagierte er sich doch bald für die Befreiung der Menschheit von Unterdrückung, Ausbeutung und Ungleichheit.



Leo N. Tolstoi: Die Sklaverei unserer Zeit. Ausgewählte Texte. Hg. von Ulrich Klemm. Trotzdem Verlag 2007. 128 S. (NB1109) 12 Euro
Mit den ausgewählten Texten „Die Sklaverei unserer Zeit“, „Patroitismus und Regierung“ und „Aufruf an die Menschlichkeit“ wird Tolstoi den Lesern alsd Vordenker eines religiös inspirierten Anarchismus vorgestellt. Der Sammelband enthält zudem einen Essay von Erich Mühsam zu Tolstois 100. Geburtstag.



Johann Most: Die freie Gesellschaft. Die Internationale Bibliothek und Texte aus der Freiheit zum Kommunistischen Anarchismus. Herausgegeben von Heiner Becker. Mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewähltem Personenregister versehen. Unrast Verlag 2006 (Klassiker der Sozialrevolte). 264 S. (NB1037) 14 Euro
Heiner Becker versammelt hier in diesem Band alle von Most stammenden politischen Texte aus der zwischen April 1887 und Ende 1891 als Broschürenserie erschienenen Internationalen Bibliothek, Mosts umfangreichster „Agitationsbibliothek“, durch deren Verkauf er seine regelmäßigen Agitationsreisen quer durch die USA finanzierte und politisch untermauerte. Abgerundet wird dies hier durch vier politische Schlüsseltexte zum Kommunistischen Anarchismus aus der „Freiheit“, die der gleichen Phase von Mosts Karriere entstammen.



Johann Most: Anarchismus in einer Nußschale. Herausgegeben von Heiner Becker. Mit Einleitung, Anmerkungen und ausgewähltem Personenregister versehen. Unrast Verlag 2006 (Klassiker der Sozialrevolte). 248 S. (NB1038) 15 Euro
In drei Serien – 1899, 1902/03 und 1905 – schrieb Most seinerzeit in der von ihm herausgegebenen „Freiheit“ prägnante Kurztexte zu einzelnen Themen und Fragestellungen der Sozialen Revolution, zum Marxismus vs. Kommunistischem Anarchismus, Religionskritik usw., die er mit dem Titel „Anarchismus in einer Nussschale“ überschrieb. Diese Propaganda- und Agitationstexte verfolgten den Anspruch komplexere Themen so zu komprimieren und herunterzubrechen, dass sie von der US-amerikanischen Arbeiterschaft leicht verstanden und weitergegeben werden konnten.



Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit. Widerlegung des „Rechts auf Arbeit“ von 1848. Herausgegeben von Gerald Grüneklee und Michael Wilk. Trotzdem Verlag Neuausgabe 2010. 99 Seiten, Abbildungen (NB1327) 10 Euro
In seiner erstmals 1883 erschienenen Polemik kritisiert Paul Lafargue die Vorstellung von Arbeit als Selbstzweck. Angesichts der zunehmenden Zwangsverpflichtung von Arbeitslosen zu vorgeblich „gemeinnütziger Arbeit“, sinkender Reallöhne und immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen kommt seiner Vision von „Muße und Freiheit“ große Aktualität zu. Wer nicht länger einsieht, für die Profite der Konzerne den Buckel krumm zu machen, findet im „Recht auf Faulheit“ Ansätze, den tradierten Denkmuster zu entkommen. Obschon bereits im 19. Jahrhundert geschrieben, hat der Text auch in der aktuellen Diskussion um die Arbeit und ihre Bedingungen noch immer eine grundlegende Bedeutung.



Gustav Landauer: Die Revolution. Herausgegeben, eingeleitet und mit enem Register versehen von Siegbert Wolf. Unrast Verlag 2003 (Klassiker der Sozialrevolte 9). 120 S. Pb. (NB685) 13 Euro



Alexander Berkmann: Die Tat. Gefängniserinnerungen eines Anarchisten. Eingeleitet mit Begleitworten von Gustav Landauer (1912) und Rudolf Rocker (1926). Unrast Verlag – Klassiker der Sozialrevolte Bd. 7. 2001. 400 S. (NB762) 16 Euro



Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg. Unrast Verlag 2004 (Klassiker der Sozialrevolte, Bd. 10). 160 S. (NB802) 13 Euro
„Der deutsche Bauernkrieg“ von Friedrich Engels 1850 veröffentlicht, ist in seiner prägnanten Kürze und präzisen Darstellung der gesellschaftlichen Verhältnisse zum ausgehenden Mittelalter ebenso eine packende Schilderung der revolutionären Ereignisse wie eine politisch-sozioökonomische Studie vor dem Hintergrund der gerade stattgefundenen Revolution 1848/49, an der Engels aktiv beim „Pfälzer Aufstand“ teilgenommen hatte.



Pjotr L Lawrow: Die Pariser Kommune. Geschehnisse, Einfluß, Lehren. Unrast Verlag 2003 (Klassiker der Sozialrevolte Bd. 8). 232 S. (NB804) 14 Euro
Am 18. März 1871 verhinderte in Paris eine Menge aus revolutionären Arbeitern und republikanischen Nationalgardisten, daß der monarchistische General Vinoy sich gewaltsam der Kanonen von Paris bemächtigen konnte. Dieser Widerstand – unter der Losung „Es lebe die Republik“ – war der Beginn der 72tägigen revolutionären Kommune von Paris. P.L. Lawrow, russischer Sozialrevolutionär im Exil und Mitglied der Pariser Sektion der Internationalen Arbeiter-Assoziation, hat an den Ereignissen der Kommune-Tage aktiv teilgenommen, sie aufgeschrieben und einer kritischen Würdigung unterzogen, um daraus Lehren insbesondere für die sozialrevolutionäre Bewegung Rußlands zu ziehen.



Florian Grams: Die Pariser Kommune. PapyRossa Verlag 2014 (Reihe Basiswissen). 128 S. (NB1322) 9,90 ¤
„Basiswissen“ bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
1871 herrschte Krieg zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. Der französische Kaiser Napoleon III. befand sich in deutscher Gefangenschaft, deutsche Truppen standen vor Paris, und die neue französische Regierung musste Arbeiter und Arbeitslose in die Nationalgarde einreihen. Dies veränderte das Antlitz des Militärs in der Stadt, denn die Bataillone wählten ihre Offiziere. Die Regierung floh nun nach Versailles und verhandelte um Frieden. Die Bürger von Paris nahmen die Verwaltung ihrer Stadt selbst in die Hand. So begann, was als Pariser Kommune in die Geschichte einging. Unter den Augen der deutschen Belagerer und des Versailler Regimes entwickelten sich Grundzüge eines sozialistischen Gemeinwesens. Es verzichtete fast vollständig auf Repression, um sich auch in der Wahl der Mittel vom Gegner zu unterscheiden. Wohl auch aus diesem Grund konnten französische und deutsche Truppen die Kommune nach nur 72 Tagen im Blut ersticken. Vor dem historischen Hintergrund diskutiert Florian Grams auch ihre Bedeutung für heute.



Elizabeth Gurley Flynn: SABOTAGE. Die bewusste Verringerung der industriellen Effizienz. Übersetzt und mit einer Biografie versehen von Ruth Schäfer. Verlag Trikont – Dialog-Edition 2016. 58 S. (NB1354) 8 Euro
Wenn der Streik im Kampf um soziale Gerechtigkeit nicht mehr reicht: „Dann wendet die Sabotage an“. In ihrem Pamphlet Sabotage erläutert Elizabeth Gurley Flynn, Gründerin einer Bürgerrechts-Union aus den USA, wie der Arbeiter seinem Boss - neben dem Streik - noch so an den Kragen gehen kann. Wie er mit einfachen Mitteln die Lächerlichkeiten engstirniger Vorschriften offensichtlich machen kann. Wie man dem Richter an den Magen geht und nicht nur für sich selbst, sondern auch für alle anderen, bessere Verhältnisse schafft.
Mit ihrem Aufruf zur Unterstützung des Angeklagten F. Sumner Boyd, und ihrer moralischen Rechtfertigung der Sabotage ermöglicht Elizabeth Gurley Flynn dem Leser Einblick in die nicht vorstellbaren Bedingungen der Minen- und Eisenbahnarbeiter, Weber und Kellner des frühen 20. Jahrhunderts und deren Kampf um mehr soziale Gerechtigkeit.



Jack Black: Im Knast und auf der Flucht. Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Axel Monte und Jerk Götterwind, Illustrationen von Horst Kirstein. Verlag Trikont / Dialog-Edition. 156 S. (NB1355) 15 Euro
Jack Black (1871-1933) war ein amerikanischer Eisenbahntramp und berüchtigter Einbrecher, der durch seine autobiographischen Schriften zu Berühmtheit gelangte. Der belesene und eloquente Black war ein literarischer Glücksfall, weil er dem Leben im kriminellen Milieu authentisch Ausdruck zu geben vermochte. So wurde er zu einem Pionier und Vorläufer des True-Crime- und Hard-Boiled-Genres.
Nachdem die anfängliche Hobo- und Ganovenromantik des Jugendlichen verflogen ist, versucht Black dem immer brutaler werdenden Teufelskreis aus Knast, Ausbrüchen und Flucht zu entkommen. Mit Hilfe des Philanthropen Fremont Older kommt er schließlich frei. Diese Zeit zwischen Verzweiflung und Hoffnung schildert er eindringlich in „Im Knast und auf der Flucht“.
Da er selbst die unmenschlichen Haftbedingungen in Folsom und anderen Gefängnissen erlebt hat, engagiert er sich in Vorträgen und Essays für Reformen im Strafvollzug. Im Jahr 1933 verschwindet Jack Black, der unter gesundheitlichen und finanziellen Problemen litt, spurlos aus seiner Wohnung in New York. Es wird vermutet, daß er Selbstmord begangen hat.



Sebastian Haffner: Zwischen den Kriegen. Essays zur Zeitgeschichte. Verlag 1900 Berlin. (NB68z) 18 Euro
Essays und Kommentare aus 50 Jahren Zeitgeschichte.



Sebastian Haffner: Germany: Jekyll & Hyde. 1939 – Deutschland von innen betrachtet. Verlag 1900 Berlin (NB69z) 15,30 Euro
1939 schrieb ein deutscher Emigrant in England ein Buch für die Engländer über Deutschland. Um seine in Deutschland verbliebenen Verwandten nicht zu gefährden, erfand er das Pseudonym „Sebastian Haffner“, das er zeitlebens weiter benutzte. Deutsche Erstausgabe.



Sebastian Haffner: Die deutsche Revolution 1918/19. rororo. 256 S. und 32 Bildtafeln. (NB839) 8,90 Euro.
„Nüchtern und doch mitreißend setzt Sebastian Haffner sich mit markanten Personen und Ereignissen auseinander, greift politische Probleme, Phänomene und Theorien auf. Seine Ausführungen, die teils Zustimmung, teils Widerspruch provozieren, geraten dank seines Formulierungsvermögens zu Literatur.“ (Klappentext). Standardwerk über eines der wichtigsten Ereignisse der Zeitgeschichte, zudem von hohem literarischem Rang. Haffner unterzieht die Sozialdemokratie einer geradezu vernichtenden Kritik. Haffners Buch erschien zuerst 1969, in einer Zeit, in der die Konfliktlinien der Revolution und Konterrevolution von 1918/19 sich in der aktuellen politischen Auseinandersetzung unmittelbar widerspiegelten. Das Buch erschien ursprünglich unter dem Titel „Die verratene Revolution“, zehn Jahre später noch einmal unter dem Titel „Der Verrat“.



Gerd Fesser: Deutschland und der Erste Weltkrieg. PapyRossa Verlag 2014 (Reihe Basiswissen). 124 S. Pb. (NB1281) 9,90 Euro
Gerd Fesser analysiert die internationale Konstellation und die Faktoren, deren Zusammenwirken im August 1914 in den Großen Krieg einmündete: die Rivalität der imperialistischen Großmächte, den Wettlauf um Kolonien und Einflußgebiete, die Konkurrenz um Weltmarktpositionen und Anlagesphären. Den Schwerpunkt legt er auf das Deutsche Reich und seine Weltpolitik. Er kennzeichnet die kriegstreiberische Politik der Reichsregierung in der Julikrise 1914, behandelt die militärischen und innenpolitischen Entwicklungen der Jahre 1914 bis 1918, untersucht die Kriegszieldebatte, die Entfaltung der Antikriegsopposition, die Kriegswirtschaft sowie Alltag und Kultur im Krieg. Nach einem Überblick über die Revolutionen vom Februar und Oktober 1917 in Russland und ihren Auswirkungen schließt er seine Darstellung ab mit dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und der Novemberrevolution 1918. Eine kurze Auseinandersetzung mit der neueren Geschichtsschreibung rundet den Band ab.
Gerd Fesser, Dr. phil, Jg. 1941. Nach dem Studium der Geschichte in Leipzig wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR und bis 1996 am Historischen Institut der Universität Jena. Veröffentlichungen über das Wilhelminische Kaiserreich und über die anti-napoleonischen Kriege, schreibt für „Die Zeit“.



Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18. Droste Verlag Neuausgabe 2013. 576 S. (NB1287) 24,95 Euro
Mit dieser berühmten Analyse der umstrittenen Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland griff der Hamburger Historiker zum ersten Mal einen Fragenkreis auf, der, wie Fischer nachweist, eine zentrale Stellung in der deutschen Politik während des Ersten Weltkrieges einnahm. Fischers Ergebnisse, von maßgebendem Einfluß auf Forschung, Lehre und Öffentlichkeit, fußen auf bis dahin nicht erschlossenen Akten.



Richard Müller: Eine Geschichte der Novemberrevolution. Vom Kaiserreich zur Republik – Die Novembverrevolution – Der Bürgerkrieg in Deutschland. Mit einer Einleitung von Ralf Hoffrogge. Die Buchmacherei 2011. 756 S. (NB1260) 22,95 Euro
Neuausgabe der Bände „Vom Kaiserreich zur Republik“, „Die Novemberrevolution“, „Der Bürgerkrieg in Deutschland“.
In einer historischen Trilogie unter dem Obertitel „Vom Kaiserreich zur Republik“ verfaßte Richard Müller, Metallarbeiter und Vorsitzender des Vollzugsrats der Arbeiter- und Soldatenräte zur deutschen Novemberrevolution, einen ungewöhnlichen Zeitzeugenbericht. Seine packend erzählten Bände inspirierten Historiker wie Sebastian Haffner und sind Standardwerk und Geheimtipp zugleich. Seit Oktober 2011sind die drei Bände in einem Band gebündelt wieder verfügbar, mit Chronologie und Personenregister.



Stefan Bollinger: November ’18. Als die Revolution nach Deutschland kam. edition ost 2018. 256 S. (NB1422) 14,99 Euro
Im November vor 100 Jahren zerbrach die Monarchie, weil die Deutschen es leid waren, weiter Krieg zu führen und zu hungern. Nach russischem Beispiel entstanden Arbeiter- und Soldatenräte. Und während die einen die sozialistische Republik Deutschland gründen wollten, kanalisierten die anderen den revolutionären Furor und gründeten zu Weimar einen bürgerlich-demokratischen Staat. So blieb die Weltrevolution aus, auf die die Russen gesetzt hatten. Stefan Bollinger untersucht Umstände und Konsequenzen dieser halben oder doch ganzen Revolution und analysiert die Auswirkungen in der Gegenwart.



Klaus Gietinger: November 1918 – Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts. Mit einem Vorwort von Karl Heinz Roth. Edition Nautilus, März 2018. Broschur, 272 Seiten. (NB1404) 18,00 ¤.
Ein flammendes Plädoyer dafür, die verpasste soziale Revolution zwischen Kieler Matrosenaufständen und Weimarer Republik dem Vergessen zu entreißen!
100 Jahre nach dem November 1918 spricht man nur noch vom "Kriegsende", vom "Zusammenbruch des Kaiserreichs".
Dabei war die Novemberrevolution tatsächlich ein Aufbruch, ein Aufbäumen gegen die herrschenden Klassen. Matrosen, Soldaten und Arbeiter waren noch bewaffnet – und sie hatten genug von den alten Eliten, sie wollten das allgemeine Wahlrecht, die Sozialisierung, die Zerschlagung des Militarismus und die Revolution – ein für alle Mal, jetzt oder nie!
Klaus Gietinger ruft in Erinnerung, wie die Führung der SPD und der Gewerkschaften den Krieg hingegen bis zum Schluss unterstützten und die Ordnung durch ein Bündnis mit den Militärs aufrechterhalten wollten. Diese unversöhnliche Spaltung der Arbeiterbewegung aber hat der Novemberrevolution den Todesstoß versetzt. Das Ergebnis waren auf Rache sinnende Herrschende in Wirtschaft, Verwaltung und Militär, die den verlorenen Krieg ihren zeitweiligen Verbündeten in den Arbeiterbürokratien geschickt anlasteten und auf eine Diktatur mit neuerlichem Weltmachtsstreben und Krieg hinsteuerten.
Dabei war der Kapitalismus auch international nie so gefährdet wie im November 1918. In zahlreichen europäischen Staaten begehrten die Massen auf. Wäre es in Deutschland gelungen, Basisdemokratie und echte Rätemacht zu verwirklichen, hätte die russische Oktoberrevolution eine Chance auf Humanisierung gehabt, und das 20. Jahrhundert hätte ganz anders verlaufen können.
"Klaus Gietinger gibt einen konzentrierten Überblick über die wesentlichen Etappen der revolutionären Nachkriegskrise, die zu Unrecht auf ihren Auftakt von Anfang November 1918 verkürzt wird." Karl Heinz Roth



Klaus Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung Rosa Luxemburgs. Neu durchgesehene, überarbeitete Ausgabe. Edition Nautilus 2009. 192 S. mit 70 Abbildungen. (NB1108) 13,90 Euro.
Die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ist eine der großen Tragödien des letzten Jahrhunderts. Kaum ein politischer Mord hat so sehr die Gemüter bewegt und das politische Klima in Deutschland verändert wie jener in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 vor dem Hotel mit dem paradiesischen Namen „Eden“. Der Mord war Auftakt für weitere politische Morde und nicht nur das. Der Fall Luxemburg/Liebknecht war sozusagen der Sündenfall, nach dem die Grundlagen für den deutschen Faschismus gelegt wurden. Über Jahre hinweg folgten Verdrehungen, Verdunklungen, Vorschubleistungen, falsche Verdächtigungen und Selbstbezichtigungen. Eine „Justizposse“, die als einer der großen Justizskandale des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet werden muß, machte aus der Tragödie eine Groteske. Gietinger hat seine akribischen Recherchen zu einem spannenden Text zusammengefügt und entlarvt in aller Klarheit Mörder und Drahtzieher.



Ralf Höller: Der Anfang, der ein Ende war. Die Revolution in Bayern 1918-1919. Aufbau Taschenbuch 1999. 304 S. Und einige Bildtafeln. (NB493z) 8,65 Euro



Paul Frölich: Die Bayrische Räte-Republik. Edition 100 bei ISP – Bibliothek des Anderen Buchladen Karlsruhe. 128 S. (NB674) 10 Euro
Reprint der Ausgabe aus dem Frankes Verlag Leipzig 1920.



Felix Bluhm: „Die Massen sind aber nicht zu halten gewesen.“ Zur Streik- und Sozialisierungsbewegung im Ruhrgebiet 1918/19. Edition Assemblage 2014 (Lo.g.o. Lokale Geschichte sichtbar machen). 160 S. (NB1284) 16.80 Euro
Von November 1918 bis Ende April 1919 entwickelte sich auf den Zechen des Ruhrgebiets eine revolutionäre Streikbewegung, die von mehreren hunderttausend Arbeitern getragen wurde. Die hohe Beteiligung und die Dauer der Auseinandersetzung sind auch deshalb besonders bemerkenswert, weil die Streiks sich gegen den Widerstand der etablierten Bergarbeitergewerkschaften und ohne zentrale Leitung entfalteten.
„Die Massen sind aber nicht zu halten gewesen.“ geht der Frage nach, warum die Streikenden trotzdem in der Lage waren, gemeinsam in Aktion zu treten und wie sie ihren Kampf organisierten. Darüber hinaus wird ergründet, warum sie letztlich dennoch scheiterten. Die Studie liefert am Beispiel der Stadt
(Duisburg-)Hamborn eine detaillierte Untersuchung der Lebensumstände der Bergleute und ihrer Familien sowie darauf aufbauend eine minutiöse Analyse der Bewegung. Indem es die Frage nach der praktischen Organisierung in den Mittelpunkt rückt, bietet das Buch auch für Überlegungen zu heutigen Organisierungsprozessen vielfältige Anregungen.



Kapp-Putsch und Märzrevolution 1920 (II). Ereignisse und steinerne Zeugen. Gräber und Denkmäler zwischen Rhein und Weser erzählen Geschichte. Hg.: Günter Gleising. Mitarbeit Anke Pfromm. Ruhr Echo Verlag 2014. 536 S., zahlreiche Dokumente und Fotos (NB1283) 24 Euro
Das Buch beleuchtet die spontanen Reaktionen zur Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches und der Fortführung des Kampfes, der zur Märzrevolution 1920 wurde, aus der lokalen und regionalen Erforschung für das Rheinisch-Westfälische Industriegebiet, dem heutigen Land Nordrhein-Westfalen. Behandelt werden die Mechanismen, die Organisations- und Sozialstrukturen des Kampfes im Jahr 1920. Der Frage, wie das unermüdliche Interesse an Versammlungen, Demonstrationen und politische Interesse entstand, wird ebenso nachgegangen wie die Frage, warum diese Generation im Jahr 1920 das System der Ausbeutung und Unterdrückung nicht mehr ertragen wollte, welches ihre Eltern und Großeltern ihr Leben lang erduldeten.
Die Ereignisse des Jahres 1920 blieben in Erinnerung vieler Menschen. Die Toten ehrte man mit Denkmälern, mit den Hinterbliebenen wurde Solidarität geübt. Romane und Theaterstücke verarbeiteten die Geschehnisse und jährlich fanden „Märzfeiern“ der Arbeiterbewegung statt. Unterbrochen von der Zeit der Herrschaft des Naziregimes von 1933 bis 1945 gibt es bis heute Zeichen der Erinnerung an die damaligen Ereignisse. Dem Teil der Totenehrung, der Schaffung und des Umgangs mit den Denkmälern der Märzgefallenen, widmet sich ein großer Teil des Buches. Hier wird in zusammengefaßter Form umfangreich eine Vielfalt von lokalen Quellen erschlossen, die der Autor in jahrelanger Recherche seit etwa 1990 zusammengetragen hat.
Verlag und Autor wollen mit dem Buch dazu beitragen, diesen Teil der Geschichte vor Ort neu zu entdecken und zu bewerten. Gewürdigt werden soll der Einsatz der vielen Menschen, vor allem aus der Arbeiterbewegung, für ihren Einsatz zur Verteidigung der Republik und für sozialen Fortschritt. Ihr Beispiel ist für unsere heutige Generation Auftrag und Verpflichtung zugleich für Frieden, demokratischen und sozialen Fortschritt einzutreten.
Das Buch ist auch ein aktuell politisches Buch. Auch über 90 Jahre nach diesen Kämpfen und Ereignissen fehlt eine Ehrung und Würdigung dieser Kämpfer für Demokratie, Republik, sozialen Fortschritt und Sozialismus auf Landesebene. Dies zu erreichen, sollte Aufgabe derjenigen sein, die die Erinnerung an die Märzkämpfer wach halten wollen. Die Erkenntnis, wie damals ein Generalstreik die Diktatur verhindert hat, ist aktuell bis in die heutige Zeit.



Erhard Lucas: Märzrevolution 1920. Verlag Die Buchmacherei. 2 Bände, zusammen 1288 Seiten. (NB1461) 40 Euro.
Der Verlag stellt sein Buch vor:
Gegen eine demokratisch gewählte Regierung putscht ein Teil der Armee, und der andere Teil verweigert der Regierung die Unterstützung. Diese flieht. In vielen Landesteilen wird der Generalstreik ausgerufen. Im Industriezentrum des Landes werden die Betriebe besetzt, und mehrere tausend Arbeiter bewaffnen sich, greifen die Putschisten an und besiegen reguläre Truppen im offenen Kampf. Neugebildete Vollzugsräte übernehmen alle öffentliche Gewalt und es bildet sich eine „Rote Armee“ mit etwa 50.000 Kämpfern, bestehend aus Sozialdemokraten, Unabhängigen, Kommunisten und Syndikalisten. Die Rede ist nicht von Spanien 1936, sondern vom Ruhrgebiet im März 1920. Nach der Niederschlagung des Rechts-Putsches ging die Reichsregierung zusammen mit den Einheiten, die sie im Stich gelassen hatten, gegen ihre Retter vor. Die Reaktion nahm blutige Rache. Wie ist es zu diesem Aufstand gekommen und was waren die Gründe seines Scheiterns? Wieso war 1920 möglich, was 1933 gegen die Nazis nicht gelang? Erhard Lucas (1937–1993) hat dazu in 3 Bänden „Märzrevolution 1920“ eine Geschichte der Ereignisse vorgelegt – seit vielen Jahren vergriffen. Wir wollen an „100 Jahre Märzrevolution“ im Ruhrgebiet erinnern und geben dieses Werk wieder heraus, zu einem Non-Profit-Preis, als Beitrag gegen das planmäßige Vergessenmachen.



Rosa Luxemburg: Ich umarme Sie in großer Sehnsucht. Briefe aus dem Gefängnis an Mathilde Jacob. Verlag JHW Dietz Nachf. 336 S. (NB70) 6,50 Euro



Rosa Luxemburg: Briefe aus dem Gefängnis. Dietz-Verlag Berlin. 104 S. Ln. (NB71) 8 Euro



Fritz Keller, Stefan Kraft: Rosa Luxemburg. Denken und Leben einer internationalen Revolutionärin. Pro Media Verlag – Edition Linke Klassiker 2005. 176 S. (NB808) 12,90 Euro
„Wir müssen den ganzen 'Patriotismus' unserer höheren politischen Schichten für einen gemeinen Volksbetrug halten! Nicht hinter ihnen, nicht mit diesen Grundbesitzern und Bürgerlichen dürfen wir gehen, sondern gegen sie!“ Wortgewaltig und energiegeladen setzt sich Rosa Luxemburg gegen den Militarismus genauso ein wie für die internationale Solidarität der arbeitenden Klasse. Ihr Werk, hier ausführlich und fachkundig kommentiert, beschäftigt sich mit dem sozialen Elend zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit der Frauenemanzipation und den Rechten des Individuums, der politischen und gewerkschaftlichen Organisation, der russischen Revolution, dem Imperialismus und den Perspektiven der sozialistischen Bewegung. Rosa Luxemburg gab bereits mit 22 Jahren eine revolutionäre Zeitschrift heraus. 1898 nahm sie die deutsche Staatsbürgerschaft an und engagierte sich im linken Flügel der SPD. Die Zustimmung der deutschen Sozialdemokratie zum Ersten Weltkrieg fand in ihr eine vehemente Gegnerin. Sie vierließ die Partei und gründete gemeinsam mit Karl Liebknecht den Spartakusbund als Vorläufer der KPD. Ihre Ermordung im Januar 1919 versetzte der gerade entstandenen kommunistischen Bewegung Deutschlands einen schweren Schlag.



Christine von Soden (Hg.): Rosa Luxemburg. BilderLeseBuch. Elefantenpress 1995. 160 S. Im Großformat mit zahlreichen Abbildungen. (NB60z) 16 Euro
Beiträge von Walter Jens, Marina Achenbach, Micha Brumlik, Frederik Hetmann, Elvira Högemann-Ledwohn, Georg Fülberth, Ulrike Hörster-Philipps, Elisabeth Hannover-Drück, Jürgen Elsässer u.a.



Zwecklegenden. Die SPD und das Scheitern der Arbeiterbewegung. Verlag 1900 Berlin 1996. 224 S. (NB67z) 18 Euro
Texte von Kurt Tucholsky, Sebastian Haffner, Stephan Hermlin, Karl Kraus u.a. „Es ist nicht wahr, wenn gesagt wird: der 9. November 1918 konnte keine Entscheidung bringen. Er hat eine gebracht. Den vollständigen Sieg der deutschen Reaktion. Und das ist Eberts Schuld, von der ihn niemand reinwaschen kann.“ (Kurt Tucholsky).



Otto Rühle: 1848. Revolution in Deutschland. Unrast Verlag, Klassiker der Sozialrevolte. 120 S. Mit einigen Abb. (NB707) 9 Euro
Nachdruck aus dem dreibändigen Werk „Die Revolutionen Europas“.



Wilhelm von Sternburg: „Um Deutschland geht es uns“ Arnold Zweig. Eine Biographie. Aufbau Taschenbuch 2004. 336 S. Und einige Bildtafeln. (NB706) 9,50 Euro
Arnold Zweig, Jude und Sozialist, tief verwurzelt in deutscher Kultur, blieb ein Wanderer zwischen den Welten. Er war „ein ‚Neuerer‘ wie Joyce oder Döblin, ein ‚Experimentator‘ im ‚Formalen‘ gleich Brecht, Dos Passos oder Anna Seghers.“ (Hans-Albert Walter). Wilhelm von Sternburg ergründet die Größe und Tragik dieses Dicherlebens. In klugen Werkanalysen deutet er Zweigs Bild seiner Zeit und ihrer gesellschaftlichen Katastrophen, seine Erklärungen der menschlichen Triebe und Leidenschaften.(Klappentext).



Wilhelm von Sternburg: Carl von Ossietzky – Es ist eine unheimliche Stimmung in Deutschland. Ein biographischer Bericht. Aufbau Taschenbuch 2000. 340 S. (NB215) 10 Euro



Carl von Ossietzky. Ein Lesebuch für unsere Zeit. Hg. Von Ursula Madrasch-Groschopp unter Mitarbeit von Gerda Bergner. Aufbau Taschenbuch Berlin 1993. 480 S. (NB458) 10 Euro



Erich Mühsam: Unpolitische Erinnerungen. Edition Nautilus 2000. Hc. (NB217) 18,80 Euro



Erich Mühsam: Die Einigung des revolutionären Proletariats im Bolschewismus. Unrast Verlag 2015 (Klassiker der Sozialrevolte Band: 24). 240 S. (NB1325) 14 Euro
Erich Mühsam plädiert hier – unter dem Eindruck des nationalistischen Rechtsrucks in Deutschland – für eine Verständigung der verschiedenen revolutionären Strömungen. Er versucht damit, „eine äußerst scharfe, unübersteigbare Linie gegen rechts“ zu ziehen. Spannend zu lesen und schon seinerzeit nicht unumstritten.
In einem zusätzlich angefügten Dokumententeil werden darüber hinaus historische Stellungnahmen beigefügt, die sich mit dem von Mühsam angesprochen Thema beschäftigen, wie auch mit Mühsams KPD-freundlicher Einstellung zu jener Zeit.



Franz Jung: Die Technik des Glücks. Mehr Tempo! Mehr Glück! Mehr Macht! Edition Nautilus 1987. Band 6 der Werkausgabe. Klappenbroschur 184 S. (NB1432) 15 ¤
Dieser Band umfasst Jungs theoretisches Hauptwerk, das erstmals 1921 und 1923 in zwei Teilen veröffentlicht wurde. Geschrieben in einer analysierenden und erzählenden Prosa, verdichtet Jung Gesellschaftskritik, Psychoanalyse, Utopie und Politik zu einer Handlungsperspektive kritischer Praxis. Für Jung bewirkt die innere Vereinsamung des Einzelnen die Herausbildung einer parasitären Lebensfeindlichkeit. Diese gilt es aufzusprengen, um der Katastrophenempfänglichkeit des Vereinzelten entgegenzuwirken.
Ausgehend von Otto Groß greift Jung in vielen seiner Ansichten Wilhelm Reich voraus.
Dies Buch ist durch seine intellektuelle Wucht ein originäres Dokument der europäischen Bewusstseinskrise, die fortdauert, zugleich Antwort wie auch Teil derselben. Im Nachwort zu diesem Band schlüsselt Rembert Baumann erstmals Begrifflichkeit und Bedeutung dieses Werkes auf.



Franz Jung: Der Weg nach unten. Aufzeichnungen aus einer großen Zeit. Edition Nautilus 2019. 442 S. (NB417) 19,90 Euro
Franz Jung (1888-1963) gilt als eine der verwegensten Persönlichkeiten der deutschen Literatur. Wo immer neue Horizonte gesucht wurden, war Jung dabei, um am Ende unversöhnlich gegen die Illusionen anzugehen. Rigoroser hat selten jemand sein Leben beschrieben (Klappentext).



Georg Fülberth: KPD und DKP 1945-1990. Zweite, überarbeitete Auflage. Distel-Verlag. (NB105) 12,60 Euro



Willi Nowaks Knastnotizen. KPD-Verbot und Kalter Krieg im Ruhrgebiet. Hg. Von Günter Gleising. Ruhrecho-Verlag 1996. 216 S. (NB104z) 11,25 Euro



Kurt Fritsch, Walter Timpe (Hg.): Gefängnis-Tagebuch. Politische Gefangene in Hannover 1950-51. Neue Impulse Verlag 2003. 144 S. (NB947) 7,90 Euro
Dieses 74-seitige handschriftliche Tagebuch wurde in den Jahren 1950 und 1951 von KPD-Funktionären im Hefängnis Hannover geschrieben. Lange vor dem Verbot der KPD 1956 wurden Antifaschisten in diesen Jahren inhaftiert.



Kurt Bachmann: Wir müssen Vorkämpfer der Menschenrechte sein. Reden und Schriften. Zusammengestellt von Ulrich Sander. Herausgegeben von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Pahl-Rugenstein-Verlag 1999. 268 S. (NB107z) 15,30 Euro
Kurt Bachmann war nach 1968 Vorsitzender der neukonstituierten DKP.



Volker Hermsdorf: Die Kubanische Revolution. PapyRossa Verlag 2015 (Reihe Basiswissen). 132 S. (NB1323) 9,90 ¤
Wie kein anderes Land der Region beeinflusst Kuba die Entwicklung ganz Lateinamerikas. Sein alternatives Gesellschaftsmodell ist auch darüber hinaus Vorbild für viele Länder des Südens und allgemein Beleg dafür, daß eine andere Welt möglich ist. Voraussetzung dafür war der Sieg der Revolution über die Diktatur Fulgencio Batistas am 1. Januar 1959. Dessen nach Miami geflüchtete Anhänger versuchen seitdem mit Unterstützung Washingtons vergeblich, einen Systemwechsel auf der sozialistischen Karibikinsel zu erzwingen. Da auch terroristische und andere subversive Methoden nicht zum Ziel geführt haben, sah sich US-Präsident Obama zu einer Kurskorrektur genötigt. Beginnend mit der Revolution und ihren Wurzeln, vermittelt Volker Hermsdorf einen Überblick über die Geschichte des Landes, bis hin zu seinen aktuellen Problemen und seiner Bedeutung für das Modell einer multipolaren Welt ein. Abschließend behandelt er das „Tauwetter“ in den Beziehungen zu den USA und zur EU.
Volker Hermsdorf, Jg. 1951, war Redakteur bei der „Hamburger Morgenpost“ und Korrespondent der Zeitschrift „Metall“, schreibt heute u.a. für „junge Welt“, „Ossietzky“ und das alternative Medienportal „Cubainformacion“ in Bilbao. Pendelt zwischen Kuba und Hamburg.



Fidel Castro: Reflexionen. Verlag Wiljo Heinen 2008. 318 S. (NB1081) 14 Euro
Fidel Castro meldet sich regelmäßig in der kubanischen Tagespresse zu Wort. Heinz Langer, früherer DDR-Botschafter in Havanna, stellte eine Auswahl von Fidels „Reflexionen“ zusammen. Fidel Castro ist ein Denker, der bis heute nichts von seiner Scharfsinnigkeit und Scharfzüngigkeit eingebüßt hat. Er schreibt über die Situation und Entwicklung Kubas, Lateinamerikas und der „Dritten Welt“, den mörderischen Kampf des US-Imperiums, über Jugoslawien und China. Er mahnt, dass zum Überleben der Menscheit eine Abkehr vom kapitalistischen Irrsinn der Ressourcenvergeudung dringend notwendig ist.



Wolfgang Schneider (Hg.): Kuba libre. Eine Insel spielt nicht mit. Konkret 2002. 168 S. (NB618) 12,80 Euro
Das Buch beschreibt die Geschichte der kubanischen Revolution, ihre Leistungen und ihre momentanen Schwierigkeiten sowie ihre mögliche Zukunft. Es präsentiert aktuelle politische Analysen und Kommentare von Fidel Castro. Beiträge von Ernst Fidel Fürntratt-Kloep, Herman L. Gremliza, Miriam Lang, Conrad Schuhler u.a.



Ernst Fidel Fürntratt-Kloep: Unsere Herren seid Ihr nicht! Das politische Denken des Fidel Castro. PapyRossa Verlag 2000. 352 S. (NB196) 17,90 Euro



Hernando Calvo Ospina, Katlijn Declerq: Originalton Miami. Die USA, Kuba und die Menschenrechte. PapyRossa Verlag 2001. 276 S. (NB424) 15,25 Euro
Miami ist Zentrum der Exil-Kubaner, die Castro stürzen und Kuba „vom Kommunismus befreien“ wollen? Was sind das für Gruppen, die unter humanitärer Flagge und US-Protektion Gewehr bei Fuß stehen? Was verstehen sie überhaupt unter Menschenrechten? Die Autoren haben Personen befragt, die darauf eine Antwort geben könnten. Sie haben geredet und enthüllten, was Kuba erwarte, wenn diese Kräfte dort wieder das Kommando übernehmen.



Ernst F. Fürntratt-Kloepp: Venezuela. Der Weg einer Revolution. PapyRossa Verlag 2006. 200 S. (NB923) 14,90 Euro
Was zur Zeit in Venezuela vor sich geht, wird in Europa noch immer zu wenig beachtet: Eine Revolution gegen den Neoliberalismus mit weltweiten Auswirkungen. Eingehend beschreibt das Buch die Veränderungen, die seit der Präsidentschaft von Hugo Chávez vollzogen wurden, und es beleuchtet dessen besondere Rolle im politischen Prozeß. Besonders eingegangen wird auf die eindrucksvollen Sozialprogramme, auf die Wirtschafts- und die überaus dynamische Außenpolitik. Dargestellt werden aber auch die zahlreichen ungelösten Probleme, die kritische Mediensituation und die zugespitzten Beziehungen zu den USA, dem „Koloß im Norden“ mit seiner offenen und verdeckten Einmischung.



André Scheer: Kampf um Venezuela. Hugo Chávez und die bolivarianische Revolution. Neue Impulse Verlag Essen 2004. 176 S. (NB902) 12,90 Euro
„Maria del Carmen Rivero Ángel hat einen schönen Namen, aber sie konnte ihn nie schreiben. Mit 73 Jahren entdeckt sie die Vokale ihrer Freiheit.“ (Granma). „Bereitet euch darauf vor, zu regieren! Denn genau das ist die Idee der Demokratie. Es ist das Volk, das regiert.“ (Hugo Chávez am Tag seiner Amtseinführung). „Dieses Verständnis von Demokratie macht uns Sorgen.“ (Colin Powell, US-Außenminister).



Raul Zelik, Sabine Bitter, Helmut Weber: Made in Venezuela. Notizen zur „Bolivarischen Revolution“. Assoziation A 2004. 144 S. Und Bildtafeln. (NB724) 13 Euro.
Venezuela befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch, der von Basisorganisationen und der Chavez-Regierung als „Bolivianische Revolution“ bezeichnet wird. Die Bewohner von Armenvierteln gründen Stadtteilräte und verwalten sich selbst. Landlose kämpfen für die Umsetzung der Agrarreform. Die Bevölkerung diskutiert in Nachbarschaftsversammlungen die Politik des staatlichen Erdölunternehmens PDVSA. An Alphabetisierungs- und Gesundheitskampagnen beteiligen sich Millionen. In den Medien wird über diese Veränderungen nur verzerrt berichtet. Die USA, aber auch europäische Regierungen üben massiven Druck auf den venezolanischen Staat aus. Seit 2002 gab es eine Reihe von z.T. Bewaffneten Umsturzversuchen, die an die Ereignisse in Chile 1970 – 1973 erinnern. Die Autoren waren sieben Monate in dem lateinamerikanischen Land und haben die Ereignisse aus der Sicht der Basisbewegungen protokolliert.



Dario Azzellini: Venezuela Bolivariana. Revolution des 21. Jahrhunderts? ISP Verlag, 2., erweiterte und aktualisiertte Auflage 2007. 328 S. (NB1045) 19,80 Euro
Dario Azzellini beschreibt und analysiert in Venezuela Bolivariana die ersten 8 Jahre des mit der Wahl von Chávez zum Präsidenten eingeleiteten Transformationsprozesses. Er legt die gesellschaftlichen Reformen dar und widmet sich den Basisbewegungen. Er geht auf die Entwicklung Venezuelas seit 1958 ein, die in der Wahl von Chávez mündete. Die Etappen der vergangenen Jahre, der verfassungsgebende Prozess, der Putsch, der Unternehmerstreik, das Referendum und die Wahlen werden ebenso behandelt wie die Gewerkschaften und Kämpfe um Selbstverwaltung in Betrieben, die Bauernbewegungen und die Landfrage, Rassismus, Medien, Frauenund Umweltpolitik und die indigenen Rechte. Die Untersuchung der ökonomischen Entwicklung und der Versuche, die Wirtschaftsstruktur zu verändern, sowie der internationalen Politik Venezuelas und der Destabilisierungspolitik der USA runden das Bild ab. Die Neu-Ausgabe enthält zusätzlich ein Kapitel über die neuen Gegenmachtorgane, die „Kommunalen Räte“.



Markus Kampkötter: Emiliano Zapata. Vom Bauernführer zur Legende. Eine Biographie. Unrast Verlag, 2. Auflage 2003. 176 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB1033) 16 Euro
Am 1. Januar 1994, dem Tag, an dem die flächenmäßig größte Freihandelszone der Welt von Mexiko bis nach Kanada deklariert wurde, begann im Süden Mexikos, in Chiapas, die Rebellion einer bis dahin gänzlich unbekannten Bauernarmee. Sie nennt sich EZLN - Ejercito Zapatista de Liberacion Nacional. Doch wer ist dieser Zapata, auf den sich die EZLN beruft? Emiliano Zapata, ein kleiner Pferdehändler bäuerlicher Herkunft, war einer der wesentlichen Aktivisten der Mexikanischen Revolution von1910-1921, während der er sich hauptsächlich für die Interessen der indianischen Ejido-Bauern einsetzte. Nach einem erfolgreichen Aufstand in Morelos wurde er zum Kommandanten der „südlichen Befreiungsarmee“ gewählt und führte 20.000 bewaffnete Bauern zum Sieg. Am 19. April 1920 wurde er, da er nach dem „Sieg“ der Revolution nicht bereit war, seine radikalen Forderungen aufzugeben, in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Diese Biografie versucht eine Annäherung an die Person Zapatas – ein schwieriges Unterfangen – irgendwo zwischen der Legende, die besagt, daß Zapata noch heute auf einem weißen Schimmel durch Mexikos Berge reise, und der Interpretation des jungen Marlon Brando in dem Hollywood-Streifen „Viva Zapata“. Zudem kommt das Buch nicht umhin, sich mit der 500-jährigen Conquista Mexikkos zu befassen, und zieht Parallelen zu der aktuellen Situation in Chiapas.



Marta Durán de Huerta: Yo Marcos. Gespräche über die zapatistische Bewegung. Edition Nautilus. (NB530) 10 Euro
Subcomandante Insurgente Marcos, der Mann mit der Wollmaske, der gewählte Sprecher der Zapatisten, hat in Interviews, Ansprachen, Zeitungsartikeln und Erklärungen Anliegen der indianischen Einwohner Mexikos und ganz Amerikas formuliert. Er hat dafür einen so nie gelesenen und gehörten Stil der Politik entwickelt. Er spricht und schreibt mit Humor, Sarkasmus und Selbstironie. In Lateinamerika hat der „Sub“ bereits den Mythos eines Che Guevara.



Ulli Simon: Septembertage. Días de Septiembre. Erinnerungen an Chile 1973. Buch und CD deutsch-spanisch. Musik: Ulli Simon, Choche Ballesteros, Chcho Cavour, Ramón Gorigoitía. Vorwort: Helmut Frenz, Nachwort: Fernando Mires. Atlantik Verlag 1998. 192 S. Zahlr. Abb. Hc. (NB696) 20 Euro



Subcomandante Marcos, Paco Ignacio Taibo II: Unbequeme Tote. (Es fehlt, was fehlt). Roman, vierhändig. Aus dem Spanischen von Miriam Lang. Assoziation A 2005. 240 S. (NB866) 16,80 Euro
„Unbequeme Tote“ ist das Ergebnis eines einzigartigen literarischen Experiments: Der wortgewandte Sprecher der Zapatistischen Guerilla und der bekannteste Krimi-Autor Mexikos schreiben vierhändig einen Roman, der in wöchentlichen Vorabdrucken in der größten linken Tageszeitung des Landes erscheint. Héctor Belascoarán Shayne, unabhängiger Detektiv in Mexiko-Stadt, erhält geheimnisvolle Anrufe von einem Toten. Zur gleichen Zeit wird Elías Contreras, „Ermittlungskommission“ der EZLN, ein Dossier über einen „gewissen Morales“ zugespielt, der in dunkle Geschäfte im lakondonischen Urwald verwickelt ist. Gemeinsam nehmen sie eine Spur auf, die in die Zeit des schmutzigen Krieges in Mexiko zurückführt.



Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Schatten. Assoziation A. 400 S. Hc. (NB790) 24 Euro
Mexiko 1941: Ein Nazi-Netzwerk ist im Land aktiv. In Chiapas üben deutsche Kaffeebarone ihre Willkürherrschaft aus.



Paco Ignatio Taibo II: 1968. Gerufene Helden. Ein Handbuch zur Eroberung der Macht. Verlag Libertäre Assoziation 1997. 160 S. (NB914) 14,50 Euro
Die 68er-Bewegung in Mexiko. Ein Tagebuch und ein Roman.



Paco Ignatio Taibo II: Erzengel. Geschichten von 12 Häretikern der Revolution im 20. Jahrhundert. Verlag Libertäre Assoziation 1999. 312 S. Hc. (NB915) 19,50 Euro
Die Erzengel sind Taibos ganz persönliche Geschichte des 20. Jahrhunderts: gespiegelt in den Niederlagen von 12 querköpfigen Revolutionären, die quer über den ganzen Globus die herrschenden Mächte und Parteiströmungen herausforderten. „Sie alle suchten die revolution und begaben sich mehrere Male in die Hölle, um sie zu finden. Was sie verbindet, ist ihre wunderbare Sturheit bei dem Versuch, diesen Planeten radikal zu verändern.“



Gerd Schumann: Kolonialismus, Neokolonialismus, Rekolonisierung. PapyRossa Verlag 2016 Reihe Basiswissen. 126 S. (NB1371) 9,90 Euro
"Basiswissen" bringt in handlicher Form leicht verständliche kritische Einführungen in Grundbegriffe aus Politik, Geschichte, Gesellschaft und Ökonomie.
Die lange Geschichte des Kolonialismus durchlief verschiedenartige, jeweils entsprechend der Produktivkraftentwicklung ineinander übergehende Phasen: Von den Sklavenhaltergesellschaften der Antike über die Hochzeiten der europäischen Entdecker und Plünderer und deren Erben im Kapitalismus. Sie reicht bis zu den imperialen und neokolonialen Konquistadoren der Moderne, die sich im Zeichen der ›Globalisierung‹ überkommener kolonialistischer Methoden bedienen. Und der neuzeitliche Kolonialismus ist, so der bolivianische Präsident Evo Morales, der ›politische und ideologische Zwilling‹ des Imperialismus. Beide erleben mit der aktuellen Rekolonisierung eine neue Blüte und zeigen zugleich offen ihr gewalttätiges Wesen. Andererseits war die koloniale Repression allzeit begleitet von Widerstand, der im 20. Jahrhundert streckenweise eine Entkolonisierung erreicht hat. Allerdings haben die Befreiungsbewegungen, die diese Phase prägten, ihre aktuellen Pendants noch nicht gefunden. Gesucht werden: Neue Formen des Internationalismus und der Solidarität.



Josef (Moe) Hierlmeier: Internationalismus. Eine Eiführung in seine Ideengeschichte – von den Anfängen bis zur Gegenwart. Schmetterling Verlag, Reihe theorie.org. 2., erweiterete Auflage 2006. 216 S. (NB940) 10 Euro
Ein kompakter Überblick zur Geschichte einer zentralen Bewegung der Linken und zugleich eine reflektierende Einführung in ihre wesentlichen Debatten sowie philosophischen und soziologischen Grundlagen. Ausgangspunkt der Betrachtungen ist dabei nicht die Situation in den Ländern des Trikonts, sondern die Wahrnehmung der sogenannten Dritten Welt und ihre Projektion auf die gesellschaftlichen Verhältnisse hierzulande. Vom ausgeprägten ideengeschichtlichen Optimismus der 60er und 70er, über die lebensphilosophischen Theoreme der 80er bis hin zu den dialog- und konsensorientierten Ansätzen des vergangenen Jahrzehnts zeichnet der Autor die theoretischen Raster einer ebenso wichtigen wie widersprüchlichen politischen Bewegung nach und fragt nach Perspektiven und neuen Denkansätzen. Die 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage wurde durch ein Kapitel zu den theoretischen Grundlagen der Bewegung (Negri, Hardt, Deleuze/Guattari etc.) gegen die neoliberale Globalisierung erweitert.



Eduardo Galeano: Die Füße nach oben. Zustand und Zukunft einer verkehrten Welt. Peter Hammer Verlag 2000. 360 S. (NB513) 19,90 Euro
„Soll diese Freiheit, die Freiheit, unter drohenden Mißgeschicken zu wählen, unsere einzig mögliche Freiheit sein? Die verkehrte Welt bedeutet uns, die Wirklichkeit zu ertragen, anstatt sie zu verändern.“ Mit der sprachlichen Eleganz und der gedanklichen Schärfe, die ihn als einen der ersten Autoren Lateinamerikas ausweisen, legt Eduardo Galeano zum Jahrtausendwechsel eine schonungslose Bilanz vor.



Arundhati Roy: Die Politik der Macht. Btb 2002. 480 S. (NB750) 10 Euro
Eine Sammlung der aktuellen politischen Essays der indischen Autorin, mit ihren vieldiskutierten Beiträgen zu den Ereignissen in New York, in Afghanistan und Irak.



Denis Goldberg: Der Auftrag. Ein Leben für die Freiheit in Südafrika. Übersetzt von Birgit Morgenrath. Assoziation A 2010. 304 S. Pb. zahlreiche Fotos. (NB1152) 19,80 Euro
Der 1933 als Sohn einer jüdischen Einwandererfamilie in Kapstadt geborene Denis Goldberg ist ein Weggefährte Nelson Mandelas und Kämpfer gegen das Apartheidregime in Südafrika. Goldberg schloss sich 1961 dem bewaffneten Arm der Befreiungsbewegung ANC an. Zwei Jahre später wurde er festgenommen und zusammen mit Mandela und anderen wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt. Denis Goldberg verbrachte 22 Jahre im Gefängnis. Nach seiner Freilassung kämpfte er aus dem Londoner Exil weiter für die Abschaffung der Apartheid. In seinem Buch erzählt der heute wieder in Kapstadt lebende unverbesserliche Optimist die Odyssee seines Lebens, die zugleich eine Geschichte des langen,schwierigen und oftmals schmerzhaften Weges Südafrikas in die Freiheit ist.



Janntje Böhlke-Itzen: Kolonialschuld und Entschädigung. Der deutsche Völkermord an den Herero 1904-1907. Einführung von Norman Paech. Verlag Brandes & Apsel 2004. 144 S. (NB720) 12,90 Euro
Hat sich das deutsche Kaiserreich im kolonialen „Schutzgebiet“ Südwestafrika eines Völkermords schuldig gemacht? Die Bundesregierung und einige deutsche Unternehmen sind von den Herero auf Wiedergutmachung verklagt worden. Die Auseinandersetzung über die Bewertung des damaligen Kolonialkrieges macht deutlich, daß in Deutschland und in Namibia die Zeit des Kolonialismus längst noch nicht aufgearbeitet ist. Das Buch ist ein Beitrag in der öffentlichen Debatte um deutsche Kolonialschuld und Entschädigung. „Juristische Prozesse dienen in diesen Fällen nicht nur der Einklagung finanzieller Leistungen. Vor allem erhoffen die Kläger ein Dokument offizieller Anerkennung des Unrechts, das ihnen angetan worden ist, der Anerkennung der Leiden, Verluste und Zerstörungen sowie eine offizielle Geste der Entschuldigung, da sie derartige Würdigungen nie oder nur unzureichend erhalten haben.“ (Norman Paech).



Gerhard Seyfried: Herero. Roman. Aufbau Taschenbuch 2004. 640 S. (NB744) 9,95 Euro
Im Jahre 1903 verschlägt es den jungen Kartographen Carl Ettmann in eine Küstenstadt in der deutschen Kolonie Südwestafrika. Dort trifft er die abenteuerelustige Photographin Cecile. Als sie gemeinsam weiterreisen wollen, bricht überraschend der Aufstand der Herero los. Während Ettmann den eilig zusammengestellten deztschen Truppen zur Hilfe eilt, wagt Cecile sich auf das umkämpfte Gebiet, um einen Herero-Häuptling von der Teilnahme am Aufstand abzuhalten. Bald muß sie erkennen, wie leichtsinnig ihr Entschluß gewesen ist. Ein literarisches Ereignis – Gerhard Seyfrieds imposantes Epos über aufständische Ureinwohner und deutsche Siedler in den Weiten Afrikas. „Gerhard Seyfried, Jahrgang 1948, genießt als Cartoonist und Comic-Zeichner einen legendären Ruf. Daß er auch als Erzähler zur Meisterklasse gehört, beweist ert mit diesem Roman, für den er mehrere Jahre lang recherchierte.“ (Aufbau Verlag).



Martin Dolzer: Der türkisch-kurdische Konflikt. Menschenrechte – Frieden – Demokratie in einem europäischen Land? Pahl-Rugenstein Verlag 2010. 204 S. Pb. (NB1151) 19,90 Euro
Die historischen Wurzeln heutiger Ereignisse und die Politiken der beteiligten politischen Akteure zu analysieren hilft, die Kurdistanpolitik in der Türkei verstehen zu können und Lösungsvorschläge zu bewerten. Dieses Buch soll dazu beitragen, eine differenziertere Sichtweise des türkisch-kurdischen Konflikts zu eröffnen und das Schweigen über gravierende Menschenrechtsverletzungen und den andauernden Krieg des türkischen Militärs brechen. Neben der praktizierten Kriegs- und Assimilationspolitik des türkischen Staates sind dabei türkischer Nationalismus, rassistische Herangehensweisen und die Rolle des Militärs genauso Thema wie das Agieren der kurdischen Bevölkerung und die Politik der kurdischen Bewegung. In diesem Rahmen wird auch die hauptsächlich auf wirtschaftlichen Interessen beruhende Politik deutscher und internationaler Regierungen kritisch beleuchtet.



Jürgen Kuczynski: Was wird aus unserer Welt? Betrachtungen eines Wirtschaftswissenschaflers. Schwarzkopf & Schwarzkopf 1997. 64 S. (NB108z) 9,80 Euro



Jürgen Kuczynski: Freunde und alte Bekannte. Gespräche mit Thomas Grimm. Schwarzkopf & Schwarzkopf 1997. 256 S. (NB109z) 12,60 Euro



Jürgen Kuczynski: Asche für Phönix. Aufstieg, Untergang und Wiederkehr neuer Gesellschaftsordnungen. Eine vergleichende Studie zu Feudalismus, Kapitalismus und „Realem Sozialismus“. Mit einem Nachwort von Georg Fülberth. PapyRossa Verlag 1992. 128 S. (NB223) 8,60 Euro
„Der Untergang der ersten, rohen, deformierten Anfänge des Sozialismus in Osteuropa hat unseren Einblick in das Werden neuer Gesellschaftsordnungen außerordentlich geschärft“, meint Jürgen Kuczynski. Seine These: Feudalismus wie Kapitalismus hatten, ehe sie sich endgültig durchsetzten, ein gescheitertes Vorspiel. Und der „Reale Sozialismus? Deckt seine Asche einen Phönix?



Peter Brückner: Ungehorsam als Tugend. Zivilcourage, Vorurteil, Mitläufer. Mit einem Nachwort von Barbara Sichtermann. Verlag Klaus Wagenbach 2018 (Reihe Politik, Neuausgabe). 128 S. (NB1408) 10 Euro
Eine Auswahl der wichtigsten Texte Peter Brückners.
Peter Brückner, Antifaschist und nach Kriegsende Mitglied der KPD, wurde 1972 und 1977 wegen des Vorwurfs von Kontakten zur RAF sowie der Herausgabe des anonymen "Mescalero"-Textes "Buback. Ein Nachruf" von seinem Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Hannover suspendiert.
Seine politisch-psychologischen Analysen sind ein Zeugnis für die Streitbarkeit der 68er. Diese Auswahl zeigt aber auch, dass Brückners Positionen durch ihre begriffliche und intellektuelle Schärfe noch heute große Schlagkraft besitzen und neuralgische Punkte auch demokratischer Gesellschaften treffen: Vorurteil, Mitläufertum, Zivilcourage, Gehorsam.
Peter Brückner wurde 1922 in Dresden geboren. Seit 1939 hatte er Kontakte zu Antifaschisten und Kommunisten, die er auch beibehielt, nachdem er 1941 nach Wien eingezogen worden war. Nach Kriegsende wurde er Mitglied der KPD, übersiedelte 1948 zunächst nach Westberlin, dann nach Münster, wo er sein Psychologiestudium mit der Promotion abschloss. Nach einiger Zeit im sozialpädagogischen Bereich wandte er sich der Sozialpsychologie zu, machte eine Ausbildung zum Psychoanalytiker und übernahm 1967 den Lehrstuhl für Psychologie an der Universität Hannover. 1972 und 1977 wurde er von seinem Dienst suspendiert, zum einen wegen des Vorwurfs von Kontakten zur RAF, zum anderen wegen der Dokumentation und Herausgabe des indizierten Textes
"Buback – ein Nachruf", der anonym unter dem Namen "Mescalero" erschien. Kurz nach Aufhebung der disziplinarischen Maßnahmen starb Brückner 1982 in Nizza.



Peter Brückner: Ungehorsam als Tugend. Zivilcourage, Vorurteil, Mitläufer. Mit einem Vorwort von Barbara Sichtermann. Verlag Klaus Wagenbach 2008 (Reihe Politik). 144 S. (NB1172). 9,90 Euro
Eine Auswahl der wichtigsten Texte Peter Brückners. Die politisch-psychologischen Analysen Brückners sind nicht nur ein Dokument für die Streitbarkeit der 68er. Diese Sammlung zeigt vielmehr, dass Brückners Positionen durch ihre begriffliche und intellektuelle Schärfe auch heute noch aktuell sind, insbesondere durch ihre Themen: Vorurteil, Mitläufertum, Zivilcourage, Gehorsam. „Brückner dachte stets über die Grenzen der eigenen Disziplin hinaus. Wo er analysiert, ist er so bestechend wie bestürzend, seine Fragen sind so bohrend wie seine historischen Assoziationen erhellend.“ Fritz J. Raddatz in Die Zeit.



Thomas Schroedter: Antiautoritäre Pädagogik. Zur Geschichte und Wiederaneignung eines verfemten Begriffs. Schmetterling Verlag, Reihe Theorie.org 2007. 204 S. (NB1005) 10 Euro
Der Begriff „Antiautoritäre Erziehung“ leidet heute in der Wissenschaft an einer kenntnisarmen „Verteufelung“. Daher besteht nachhaltiges Interesse an einer überschaubaren und zugleich fundierten Darstellung antiautoritärer Theorie und Praxis. Vorgestellt werden die wesentlichen Merkmale antiautoritärer Pädagogik, ihre Theoretiker und die Institutionen, in denen Ansätze einer solchen Pädagogik verfolgt wurden und werden. Vor dem Hintergrund der Geschichte autoritärer Erziehung und der Kritik an dieser, wird die Aktualität antiautoritärer Pädagogik hergeleitet. Insbesondere die Antworten konservativer Pädagogik als Reaktion auf Gewalt von Schülern werden Problematisiert und mit einer herrschaftskritischen Analyse konfrontiert. Neben Theorie und Praxis der Kinderladenbewehung der späten 60er Jahre werden Vorläufer und pädagogische Ansätze beachtet wie die politischen Strömungen.



Georg Seeßlen: Glatzen und Glamour. Mythen und Monster der populären Kultur. Konkret 1999. 168 S. (NB15z) 11,66 Euro
In diesem Buch geht es um die Bilder, die die Gesellschaft von sich und der Welt produziert, in Bildmaschinen, die sie ganz harmlos Medien nennt. Es geht unter anderem um die Selbstinszenierung der deutschen Skinheads, m die schöne und vergebliche Suche nach Sinn im Kino, um die Unfähigkeit der deutschen Popkultur zur Moderne, um Eduard 'XY' Zimmermann, Freddy Kruegers teutonischen Vorfahr, um Liane, ein Mädchen aus dem deutschen Urwald, um das Outfit der rot-grünen Bundesregierung, um den Weg der großen TV-Abendunterhaltung vom Bildungserlebnis zur Lottomaschine, um das Gesamtkunstwerk Arnold Schwarzenegger, um die Selbstdarstellung der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung', um das neudeutsche Komödienkino, um einen Selbstversuch in der Ferienparadiesmaschine am Lido di Jesolo und – natürlich – um das Wetter.



Georg Seeßlen: Orgasmus und Alltag. Kreuz- und Querzüge durch den medialen Mainstream. Konkret 2000. 168 S. (NB255z) 11,66 Euro
In seinen neuen kulturkritischen Essays unternimmt Georg Seeßlen Kreuz- und Querzüge durch die medialen Inszenierungen unserer Alltagswelt. Er trifft dabei u.a. auf das Phantom der Neuen Mitte, den „Big-Brother“-geborenen Media-Proll, Bertolt Brecht in Hollywood, allerlei Katastrophen zu Wasser, zu Lande und in der Luft, das pornographisierte Universum des Kleinbürgertums, Haifische, die Presse des populistischen Massenkapitalismus.



Jürgen Roth, Kay Sokolowsky: Der Dolch im Gewande. Komplotte und Wahnvorstellungen aus zweitausend Jahren. Konkret 1999. 184 S. (NB19) 11,66 Euro
Über Paranoia in der Politik



Gisela Elsner: Heilig Blut. Roman. Verbrecher Verlag 2007. 250 S. (NB998) 14 Euro
Erste deutsche Veröffentlichung. Zu Lebzeiten der Autorin nur in russischer Übersetzung erschienen. Mit einer editorischen Notiz und einem Nachwort von Christine Künzel.



Gisela Elsner: Das Berührungsverbot. Verbrecher Verlag 2006. 220 S. (NB975) 13 Euro
Neuauflage des 1970 erschienenen Romans. Mehrere Paare üben sich im sogenannten Gruppensex, um der Spießigkeit ihres bisherigen Lebens zu entfliehen. Doch der Ausbruch, der nie einer war, endet nur in einem Akt unglaublicher Rohheit.



Gisela Elsner: Die Zähmung. Chronik einer Ehe. Roman. Mit einem Nachwort von Tjark Kunstreich. Verbrecher Verlag 2002. 282 S. (NB589) 15 Euro



Christine Künzel (Hg.): Die letzte Kommunistin. Texte zu Gisela Elsner. Konkret 2009 (Konkret Texte 49). 144 S. Und Bildtafeln. (NB1131) 14 Euro
Mit ihrem Erstling „Die Riesenzwerge“ (1964) wurde Gisela Elsner über Nacht berühmt. Doch in den 1980er Jahren wurde es still um die „schreibende Kleopatra“, die sich 1992 das Leben nahm. Der Film „Die Unberührbare“ brachte die Autorin im Jahr 2000 kurzzeitig wieder ins Gedächtnis. Der Band ist ein erster Versuch, Elsners Werke vor dem Hintergrund aktueller literatur- und kulturwissenschaftlicher Debatten neu zu verorten und politischen Motiven in Elsners Leben und Schaffen nachzuspüren. Als „schreibende Kleopatra“ hätte die „letzte Kommunistin“ der BRD das Zeug zu einer Ikone gehabt – mit ihrer spektakulären Selbstinszenierung, ihren monströsen Perücken und tiefschwarz umränderten Augen. Doch Gisela Elsners Karriere, die 1964 mit dem Roman „Die Riesenzwerge“ als „vielversprechende Jungautorin“ begann, war kurz und abschüssig. Schon in den 1980er Jahren schwand das Interesse an ihren bösen Gesellschaftskritiken, und als sie sich 1992 das Leben nahm, war sie fast völlig vergessen. Erst seit dem Jahr 2000 kehrte Elsner langsam ins literarische Bewusstsein zurück, zuerst durch den Spielfilm „Die Unberührbare“ in der Regie ihres Sohnes Oskar Roehler, dann durch eine Werkausgabe im Berliner Verbrecher Verlag, und schließlich begannen Rezensenten sie als „ältere Schwester Elfriede Jelineks“ zu rühmen. In „Die letzte Kommunistin“, herausgegeben von Christine Künzel, würdigen Chris Hirte, Bernhard Jahn, Tjark Kunstreich, Carsten Mindt, Evelyne Polt-Heinzl, Werner Preuß und Elfriede Jelinek die „erste Satirikerin Deutschlands“.



Irmgard Keun: Gilgi – eine von uns. Roman. Ullstein Taschenbuch 2018. 272 S. (NB809) 11 Euro.
Die Geschichte des Mädchens Gilgi im Köln der 20er Jahre, mit der die 26jährige Irmgard Keun 1931 über Nacht berühmt wurde.



Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen. Roman. Ullstein Taschenbuch 2017. 256 S. (NB1391) 10 Euro
Doris ist Sekretärin bei einem zudringlichen Rechtsanwalt. Sie will nicht mehr tagaus tagein lange Briefe tippen, sondern ein Star werden. Sie will in die große Welt, ins Berlin der Roaring Twenties. Irmgard Keun hat Doris' kunstseidene Abenteuer " naiv und brillant, witzig und verzweifelt, volkstümlich und feurig" beschrieben (Hermann Kesten). Bunte Unterhaltung in Verbindung mit satirischer Zeitkritik - eine seltene Einheit.



Irmgard Keun: Nach Mitternacht. Roman. List Taschenbuch 2002. 208 S. (NB752) 9,99 Euro
Als 16jährige erlebt Susanne Moder die „Machtergreifung“ und in den folgenden vier Jahren, wie der Terror in das kleinbürgerliche Leben eindringt. Sie muß sich entscheiden.



Brigitte Reimann: Hunger auf Leben. Eine Auswahl aus den Tagebüchern 1955-1970 mit einem Brief an eine Freundin. Aufbau Taschenbuch 2004. 336 S. Und Bildtafeln. (NB743) 8,50 Euro
Das Schicksal der Schriftstellerin Brigitte Reimann hat viele Leser fasziniert, ihre Tagebücher und Briefe sind einzigartige Zeugnisse eines ruhelosen, leidenschaftlichen, kreativen Lebens und zugleich Zeitdokumente, die Geist und Stimmung einer ganzen Periode deutscher Nachkriegsgeschichte einfangen. Für alle, die Brigitte Reimann anläßlich der Verfilmung ihrer Tagebücher genauer kennenlerne möchten, versammelt dieses Buch die bewegendsten Tagebucheintragungen von 1955 bis 1970.



Brigitte Reimann: Alles schmeckt nach Abschied. Tagebücher 1964-1970. Hg. Von Angela Drescher. Aufbau Taschenbuch 2001. 480 S. (NB343) 10 Euro



Francois Villon: Sämtliche Werke. Französisch/Deutsch. Dtv. 336 S. (NB373) 12 Euro



Jean-Paul Sartre: Die Wörter. Autobiographische Schriften. Rororo 1968. 174 S. (NB124) 6,50 Euro



Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. Mit einem Nachwort von Thomas Rosenlöcher. Insel Taschenbuch (insel klassik) 144 S. (NB1416) 6,50 Euro



Heinrich Heine: Romanzero. Mit zeitgenössischen Illustrationen und einem Nachwort von Joseph A. Kruse. Insel Taschenbuch 288 S. (NB234z) 7,50 Euro



Jochanan Trilse-Finkelstein: Heinrich Heine – Gelebter Widerspruch. Eine Biografie. Aufbau Taschenbuch 2001. 420 S. (NB398) 10 Euro
Der Biograf veranschaulicht Heines ungewöhnliches Leben und sein vielfältiges Werk. Aufgrund seines eigenen Lebenslaufs beschäftigt er sich intensiv mit Heines Judentum.



Charles Chaplin: Die Geschichte meines Lebens. Fischer Taschenbuch. 510 S. (NB328) 16 Euro



Paco Ignacio Taibo II: Vier Hände. Verlag der Buchläden Schwarze Risse/Rote Straße, Verlag Libertäre Assoziation 1999. 416 S. (NB718) 14,50 Euro
Stan Laurel und Pancho Villa, Trotzky und die Sandinistas, zwei Journalisten, immer auf der Suche nach Exklusivinterviews und den nötigen Dollars; ein Desinformationsbüro in New York, die Schaffung der Legende für einen Drogenboss... Collagnhaft verknüpfte Revolutionsgeschichte von Querdenkern aus dem spanischen Bürgerkrieg, aus Mexiko, Bulgarien, den USA und Nicaragua fügen sich zusammen zu einem fesselnden Roman, einem Politthriller von literarischem Rang. Vier Hände wurde mit dem internationalen Dashiell-Hammett-Preis für de besten Kriminalroman ausgezeichnet.



Dietrich Weichold: ... und nebenbei ein toter Lehrer. Kriminalroman. Schmetterling Verlag 2009. 248 S. (NB1096) 14,80 Euro
Ein Gymnasium in der idyllischen schwäbischen Provinz: Der beliebte Mathematiklehrer Bruno Schwarz wird erschlagen im Schulgebäude aufgefunden, und das ausgerechnet am Morgen des Deutschabiturs. Für Hauptkommissar Kupfer steht bald außer Frage, daß der Mörder in den Reihen des Kollegiums zu finden ist. Doch offen bleibt: Wie tief reichte die Abneigung zwischen Schwarz und dem Querulanten Detlev Fellbauch, im Lehrerzimmer nur verächtlich „Faulbaum“ genannt? Was hat jene verblüffende Entdeckung zu bedeuten, die die Rentnerin Elsbeth Ruckhaberle in ihrer Mülltonne macht? Und was hat Spanisch- und Englischlehrer Eberhard Blech zu verbergen, dem eine ungewöhnliche Nähe zur Abiturientin Sina Pitsch nachgesagt wird? Sinas kleine Schwester hat ihrem Tagebuch jedenfalls eine Menge zu berichten, und das nicht nur, weil sie zum ersten Mal verliebt ist. Thematisch hoch aktuell greift der Roman das Phänomen „Cyberbullying“ auf, das besonders im schulischen Umfeld an Brisanz gewinnt.



Jean-François Vilar: Die Verschwundenen. Aus dem Französischen von Barbara Heber-Schärer und Andrea Stephani. Nachwort von Christian von Ditfurth. Verlag Assoziation A 2008 (Reihe „noir“). 464 S. (NB1090) 24 Euro
Der Pressefotograf Victor Blainvilles wird entführt und drei Jahre lang festgehalten, ohne die Motive seiner Freiheitsberaubung zu erfahren. Im November 1989 wird er gemeinsam mit seinem Schicksalsgenossen Alex Katz in Paris unvermittelt auf freien Fuß gesetzt. Kurze Zeit später wird Alex von einem Lastwagen überfahren. Victor glaubt nicht an einen Unfall und versucht das Geheimnis der Entführung zu ergründen. Dabei stößt er auf das Tagebuch von Alex' Vater Alfred Katz, das ihn in das Jahr 1938 zurückführt: Alfred Katz war Trotzkist, verkehrte in den Kreisen der künstlerischen Avantgarde und verliebte sich in Mila, das wunderschöne Modell des Surrealisten Man Ray. Er wurde Zeuge der Ermordung von Dissidenten der kommunistischen Bewegung durch stalinistische Geheimagenten unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Victor lernt im Laufe seiner Recherchen im Jahr des Mauerfalls die tschechische Journalistin Solveig kennen und verliebt sich in sie. Aber auch die Menschenjagd scheint von Neuem zu beginnen. Wie den verkleideten Bullen entkommen, den Frauen, die Doppelagentinnen sind, der Geschichte, die uns wieder verrät? Und vor allem, wer war Alfred Katz? Aus der Überlagerung der Zeiten und Liebesgeschichten entsteht die narrative Spannung dieses Romans, der seinen Höhepunkt in einer „surrealen“ Liebesszene in dem kleinen Park St. Jacques erfährt. Vilars Roman „Die Verschwunden“ wurde im Jahr 2002 von Gilles Bourdos verfilmt.



Dominique Manotti: Hartes Pflaster. Roman. Mit einem Interview mit Dominique Manotti. Assoziation A 2004 (Serie Noir) 336 S. (NB770) 16 Euro
„Noir ist das Signet einer neuen Reihe im Verlag Assoziation A, die sich ausschließlich dem roman noir widmet. Eine in Frankreich sehr erfolgreiche zeitgenössische Form, Geschichte zu erzählen. In dieser Reihe erscheinen nur solche Krimis, die noch nicht auf deutsch veröffentlicht wurden, aber in Frankreich so links wie erfolgreich sind.“ (Verlagsmitteilung).



Frédéric H. Fajardie: Rote Frauen werden immer schöner. Roman. Assoziation A (noir) 2003. 192 S. (NB836) 12 Euro
„Einige der Aktivisten von 68 begannen Krimis zu schreiben. Politische Krimis. Sie verstehen sie als Fortsetzung des Engagements mit anderen Mitteln.“ (aus dem Nachwort).



Didier Daenincks: Die Statisten. Der Mann mit der Sammelbüchse. Kurzgeschichte. Assoziation A 2005 (Serie Noir). 120 S. (NB873) 9,90 Euro
Valère Notermans ist Filmliebhaber. Er entdeckt auf einem Festival ein Filmfragment und macht sich auf die Suche nach dem Schöpfer dieser faszinierenden Bilder. Er findet ein Universum des Grauens, das auf den Nationalsozialismus und den Widerstand verweist. Statisten ist ein knallharter roman noir und eine faszinierende Geschichtslektion. Daenincks' ironischer Blick auf Geschichte zeigt sich auch in der Kurzgeschichte Der Mann mit der Sammelbüchse, in der ein kleiner Drogendealer aus der bewegtenZeit des Pariser Mai '68 seinen Nutzen zu ziehen weiß, bis er eines Tages auf die falsche Demo gerät...



Rolo Diez: Wüstenstaub. Distel Literatur Verlag 2007 (Série Noire). 264 S. (NB1018) 12,80 Euro
Carlos Hernandez, Elite-Flic In Mexiko-City, wird wieder mit einer delikaten Affäre betraut. Er muß die Leiche einer jungen Frau, die in der Hauptstadt bei einer Sex-Orgie mit honorigen Männern an einer Überdosis gestorben ist, in ihre Heimatstadt Tijuana an der mexikanischen Grenze zurückbringen. Was harmlos beginnt, entwickelt sich für ihn zu einer harten Überlebensprobe: Das örtliche Drogenkartell und ein Serienmörder jagen ihn um die Wette. Auch in diesem dreiteiligen Roman entwirft Rolo Diez mit sarkastischem Humor das Bild einer korrupten, gewalttätigen mexikanischen Macho-Gesellschaft.



Serge Quadruppani: Das Weihnachtsessen. Kriminalroman. Série noire im Distel Literaturverlag 2005. 184 S., stabiler Einband. (NB889) 14,80 Euro
24. Dezember abends: der Weihnachtsmann läutet an der Tür der Bankiersfamilie Boutonnier, die Kinder sind begeistert. In Wirklichkeit nimmt der Weihnachtsmann die Familie des Bankdirektors und seine Gäste als Geiseln. Aber was will er wirklich? Hat er tatsächlich vor, die Bank am nächsten Morgen auszurauben? Oder geht es ihm darum, die honorige Gesellschaft zu demaskieren und ein perverses, tödliches Spiel mit ihnen zu treiben? In seinem Gabenkorb hat er für jeden ein passendes brisantes Geschenk.



Jean-Patrick Manchette: Nada. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2002 (Série Noire) 216 S. (NB715) 9,90 Euro
Die anarchistische Gruppe „Nada“, eine Frau und vier Männer, entführt den amerikanischen Botschafter in Frankreich aus einem Pariser Luxusbordell. Kommissar Guémond wird von höchster Stelle beauftragt, die Entführer aufzuspüren. „Nada“ wurde von Claude Chabrol verfilmt.



Jean-Patrick Manchette: Position: Anschlag liegend. Kriminalroman. Distel Literatur Verlag 2003 (Série Noire). 192 S. (NB680) 10,80 Euro
Der junge Martin Terrier hatte einen Plan: In genau zehn Jahren wollte er als wohlhabender Mann in seine Heimatstadt und zu seiner Jugendliebe zurückkehren. Um dieses Ziel zu erreichen, trat er als Berufskiller in die Dienste einer „Firma“. Jetzt will er aussteigen. Doch die Firma ist von seiner Lebensplanung wenig begeistert. Verfilmt mit Catherine Deneuve und Alain Delon.



Jean-Patrick Manchette: Fatal. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2001 (Série Noire) 152 S. (NB656) 9,50 Euro
„Es gibt immer irgendeinen oder irgendeine, die ein anderes Arschloch umbringen möchten. Zuletzt bietet man seine Dienste an, möglichst in einer Krisensituation. Ich sage ihnen nicht, daß ich ein Killer bin. Ich bin eine Frau...“



Jean-Patrick Manchette: Knüppeldick. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2001 (Série Noire) 184 S. (NB657) 9,50 Euro
Eugène Tarpon, Ex-Gendarm und nun Privatdetektiv in Paris, ist nicht sehr gefragt. Da beauftragt ihn eine nette alte Dame, ihre spurlos verschwundene blinde Tochter zu suchen. Plötzlich sind sie alle hinter ihm her: korrupte Polizeibeamte, bretonische Nazis, durchgeknallte Glaubenseiferer, stahlharte Drogenhändler... und es kommt knüppeldick.



Chantal Pelletier: Eros und Thalasso. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2000 (Série Noire) 208 S. (NB716) 9,50 Euro
Kommissar Maurice Laice ist im Streß: Zwei Leichen an einem Tag stören das geruhsame Provinzleben im normannischen Granville – und eine davon hinterläßt auch noch ihre ungemein lebendige Schwester, die sich ungebeten in seine Ermittlungen einmischt.



Chantal Pelletier: More is less. Kriminalroman. Distel Literaturverlag 2004 (Série Noire) 216 S. (NB730) 10 Euro
Kommissar Maurice Laice wurde erneut versetzt, diesmal von Montmartre ins 19. Arrondissement, ins „Chinatown“ von Paris. Ein pittoreskes Quartier, wo rebellierende Jugendliche, asiatische Immigranten und bohemienhafte Bourgeois aufeinandertreffen. Auf der Suche nach dem Mörder eines alten Chinesen, der beim morgendlichen Tai-Chi im Park Buttes Chaumont erschossen wurde, stößt der Kommissar auf eine reiche Bildhauerin, die ein Doppelleben führt, und gerät dabei in die Schußlinie.



Emrah Serbes: BEHZAT Ç – jede berührung hinterläßt eine spur. Aus dem Türkischen von Oliver Kontny. Edition Galata 2009. 320 Seiten, engl. Broschur. (NB1107) 14 Euro
Die Nacht nach Neujahr ist trist in der Betonwüste Ankara – insbesondere für Hauptkommissar Behzat Ç. Ständig überlastet zu sein hilft ihm auch heute dabei, die Trostlosigkeit seines Privatlebens zu vergessen. Als kurz nach Mitternacht eine junge Frau von der Veranda einer Bar stürzt, kommt die Funkmeldung für ihn fast wie eine Erlösung. Doch seine Ermittlungen führen ihn in einen Machtkonflikt mit den Kollegen vom Staatsschutz. Behzat Ç. ist ein mürrischer Kettenraucher, der gern flucht, zuschlägt und auch schon mal foltert, was ihn mit den neuen menschenrechtlichen Bestimmungen hadern läßt. Serbes gelingt es, detailreiche Innenansichten des Polizeiapparates und seiner keineswegs sauberen Beamten zu vermitteln.



G.G. Walter: Über die volle Distanz. Elefantenpress-Krimi. 256 S. (NB362z) 10,20 Euro
Arif Schneider, Jahrgang 1945, Betreiber eines kleinen Boxstudios in München, ist die Luft ausgegangen. Er pendelt nur noch zwischen Training und Kneipe. Das ändert sich schlagartig, als ihm Djula buchstäblich in den Schoß fällt. Djula „gehört“ einem serbo-kratischen Zuhälter, beide kommen aus Arifs bosnischem Heimatdorf. Plötzlich ist alles wieder da, „der ganze idiotische Jugo-Scheiß“. Arif nimmt den ungleichen Kampf um seine Liebe auf. Seine Gegner: Zuhälter, Waffenschieber, Polizei, Politiker und der BND. Eigentlich hat Arif keine Chance. Aber er ist ein Fighter...



Johann Christian Lotter: Meister des Feuers. Elefantenpress-Krimi. 224 S. (NB363z) 9,50 Euro
Privatdetektiv Michael Morbius ahnt nicht, auf was er sich einläßt, als er auf der Suche nach Arbeit bei der spirituellen Gruppe „Es werde Licht“ anruft. Zunächst wird sein Angebot, sie bei der Suche nach dem Messias zu unterstützen, ja auch abgelehnt. Als dann aber die erste verkohlte Leiche im Sektenquartier der Jesus-Jünger gefunden wird, braucht man Morbius‘ Hilfe umso mehr. Wer ist der „Meister des Feuers“, der Menschen auf scheinbar übernatürliche Weise von innen verbrennen läßt und willkürlich Feuersbrünste großen Ausmaßes hervorrufen kann? Atemlos jagt Morbius durch Frankfurt, die Polizei auf seinen Fersen, hält sie ihn doch für den Täter. Morbius muß aufpassen, daß er sich nicht die Finger verbrennt.



Reinhard Wissdorf: Shabou. Elefantenpress-Krimi. 192 S. (NB367z) 9,50 Euro
Eine unbekannte Eurasierin verwechselt Koscinskis Auto mit einem Taxi und manövriert ihn in eine Verfolgungsjagd. Ein Komplott, in dem es um Amphetamin-Schmuggel, langbeinige Rothaarige, Seilschaften bei der Ex-DDR-Kripo und Ninjas auf Abwegen geht...



Thomas Pfanner: Glaube Liebe Mord. Espresso Krimi 2001. 256 S. (NB412z) 10,20 Euro
Das Polizisten-Duo Katja Preuß und Dabiel Joya hat es mit einem schwierigen und blutigen Fall zu tun, in dem erst spät die Fronten klar sind. Zuerst wird die katholosche Kirche per Internet um etliche Millionen erleichtert. Dann detonieren Bomben, deren Ziel immer Versammlungen katholischer Würdenträger sind. Anfangs deutet alles auf eine neue terroristische Vereinigung hin...



André Héléna: Die Bullen haben immer recht. Kriminalroman. Aus dem Französischen übersetzt von Cornelia Wend. Edition Nautilus 1997. 192 S. Hc. (NB856) 14,90 Euro
* André Héléna, 1919 geboren, Regieassistent, Film-Szenarist, Bohemien, Journalist und Autor, lebte bis zu seinem Tod 1972 überwiegend in Paris. Wie sein Freund Léo Malet fühlte er sich besonders dem „Roman noir“ verpflichtet. Er schrieb zahlreiche Serien, Romane und Krimis im schwarzen Stil.



Robert Brack: Nachtkommando. Thriller. Edition Nautilus Hamburg 1998. 224 S. Hc. (NB857) 7,90 Euro



Dashiell Hammett: Der gläserne Schlüssel. Roman. Diogenes Taschenbuch. 272 S. (NB1112) 10 Euro



Marie Agnès Combesque. Sklaven. Zwischen Krieg und Elend. Elefantenpress Jugendbuch, Edition „Ich klage an“. 112 S. (NB74z) 10 Euro



Victor Hugo: Les Misérables. Die Elenden. Roman. Aufbau Taschenbuch. 608 S. (NB559) 10 Euro



Ernest Hemingway: Wem die Stunde schlägt. Roman. Fischer Taschenbuch. 560 S. (NB351) 9,90 Euro
Als Reporter im spanischen Bürgerkrieg engagierte sich Hemingway für die republikanische Seite gegen die Faschisten.



Nazim Hikmet: Die Luft ist schwer wie Blei. Hava Kursun Gibi Agir. Gedichte türkisch/deutsch. Dagyeli Verlag 2000. 272 S. (NB668) 18,50 Euro



Nazim Hikmet: Das schönste Meer ist das noch nicht befahrene. En Güzel Deniz Henüz Gidilmemis Olanidir. Liebesgedichte türkisch/deutsch. Dagyeli Verlag 2001. 248 S. (NB669) 18,50 Euro



Nazim Hikmet: Eine Reise ohne Rückkehr. Dönüsü Olmayan Yolculuc. Gedichte und Poema türkisch/deutsch. Dagyeli Verlag 2001. 284 S. (NB670) 18,50 Euro



Tschingis Aitmatow: Dshamilja. Unionsverlag. 96 S. (NB545) 4,95 Euro
1956 verfaßte Tschingis Aitmatov am Maxim-Gorki-Litraturinstitut in Moskau als Diplomarbeit eine Geschichte und gab ihr den Titel „Dshamilja“. Seither geht sie um die ganze Welt. Sie ist „zur Gefährtin all jener geworden, die an die Liebe glauben“. „Ich schwöre es, es ist die schönste Liebesgeschichte der Welt.“ (Louis Aragon).



Gabriel García Márquez: Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt. Roman. Fischer Taschenbuch. 128 S. (NB1030) 7,90 Euro



Gabriel García Márquez: Das Leichenbegängnis der Großen Mama. Erzählungen. Fischer Taschenbuch 2004. 112 S. (NB769) 8,90 Euro



Pablo Neruda: Ich bekenne, ich habe gelebt. Memoiren. Sammlung Luchterhand. 478 S. (NB989) 12 Euro
„Habt Erbarmen mit diesen Jahrhunderten und mit denen, die glücklich oder geschunden sie überlebten...“ Pablo Neruda, einer der größten Dichter der spanischsprachigen Literatur und einzigartig als Mensch, als Politiker und Kommunist, hat mit seinen Memioren ein grandioses Dokument seines Lebens und seiner Welt hinterlassen.



José Saramago: Hoffnung im Alentejo. Roman. Rororo 1987. 320 S. (NB378) 7,90 Euro
Die Provinz Alentejo, das Land der Sonne, des Weizens, der Olivenhaine und der Korkeichen, das Land der Großgrundbesitzer und der Tagelöhner. Der portugiesische Romancier José Saramago (Literatur-Nobelpreis 1998) verfolgt hier das Schicksal einer Tagelöhnerfamilie über vier Generationen, von der Jahrhundertwende bis kurz nach der Revolution 1974.



Howard Fast: Spartacus. Mit einer Einführung von Howard Fast und einem Nachwort von Raphael Zehnder. Unionsverlag 2005. 384 S. (NB1011) 11,90 Euro
Rom im Jahr 73 vor unserer Zeitrechnung. Besonderer Beliebtheit beim Publikum erfreuen sich die Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod. Auch der Sklave Spartacus ist von der Bergwerken der Nubischen Wüste in die Gladiatorenschule von Capua verschleppt worden. Als er und seine Mitgefangenen rebellieren, wird aus der lokalen Revolte ein Flächenbrand: Spartacus führt den größten Sklavenaufstand der Geschichte an, der das Römische Reich in seinen Grundfesten erschüttert. Howard Fasts historischer Roman entwirft ein Panorama der römischen Gesellschaft. Der 1951 erschienene Roman wurde 1960 von Stanley Kubrick verfilmt. Hauptdarsteller und Produzent Kirk Douglas setzte sich dafür ein, daß neben dem Autor Howard Fast auch andere Filmschaffende, die auf der „Schwarzen Liste“ des „Kommunistenjägers“ Joseph McCarthy standen, an der Produktion beteiligt wurden.



Umberto Eco: Der Name der Rose. Roman. Dtv. 688 S. (NB380) 10,95 Euro



Martin Andersen Nexö: Die Küste der Kindheit. Die schönsten Erzählungen. Aufbau Taschenbuch 2001. 320 S. (NB344) 7,95 Euro



Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen. Mit einem Nachwort von Heinrich Böll. Rororo 1956. 128 S. (NB121) 5,95 Euro



Wolfgang Borchert: Die traurigen Geranien und andere Geschichten aus dem Nachlaß. Hg. Und mit einem Nachwort von Peter Rühmkorf. Rororo 1967. (NB122) 128 S. 6,95 Euro



Wolfgang Borchert: Das Gesamtwerk. Rowohlt gebundene Ausgabe. (NB123) 14,90 Euro



Wolfgang Borchert: Das Gesamtwerk. Herausgegeben von Michael Töteberg unter Mitarbeit von Irmgard Schindler. rororo 2007. 576 S. (NB1133) 12,99 Euro
Mit nur zwei Dutzend Kurzgeschichten, einer Handvoll Gedichte und dem Theaterstück „Draußen vor der Tür“ wurde Wolfgang Borchert zur wichtigsten Stimme der deutschen Nachkriegsliteratur. Sie hat bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt. Für die Neuausgabe des 1949 erschienenen Gesamtwerks sind sämtliche Texte anhand von Manuskripten und Erstdrucken revidiert und seinerzeit getilgte Passagen wieder eingefügt worden.



Wolfgang Borchert mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Peter Rühmkof. rororo bildmonographie. 192 S. (NB1134) 7,50 Euro



Anna Seghers: Überfahrt. Eine Liebesgeschichte. Aufbau Taschenbuch 1997. 144 S. (NB185z) 7,15 Euro
„Mit einer Abfahrt ist nichts zu vergleichen. Keine Ankunft, kein Wiedersehen. Man läßt den Erdteil endgültig hinter sich zurück. Und was man dort auch alles erlebt hat an Leiden und Freuden, wenn die Schiffsbrücke hochgezogen wird, dann liegen vor einem drei reine Wochen Meer.“



Anna Seghers: Karibische Geschichten. Aufbau Taschenbuch 2000. 256 S. (NB245) 6 Euro
Die Hochzeit von Haiti; Wiedereinführung der Sklaverei in Guadeloupe; Das Licht auf dem Galgen.



Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Ein Roman aus Hitlerdeutschland. Aufbau Taschenbuch 2000. 448 S. (NB247) 9,99 Euro



Anna Seghers: Die Rettung. Roman. Aufbau Taschenbuch 1995. 528 S. (NB266z) 9,15 Euro



Anna Seghers: Transit. Roman. Aufbau Taschenbuch 2018. 318 S. (NB267) 12 Euro
Über die Flucht der Emigranten aus dem besetzten Frankreich.



Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen und andere Erzählungen. Aufbau Taschenbuch 1997. 144 S. (NB271) 4,95 Euro



Anna Seghers: Sonderbare Begegnungen. Drei Erzählungen. Aufbau Taschenbuch 1994. 144 S. (NB439z) 6,55 Euro



Anna Seghers: Sämtliche Erzählungen 1924-1980. Aufbau Taschenbuch 6 Bände im Schuber. (NB184) 35 Euro
Erzählungen schrieb Anna Seghers ein Leben lang. Geschichten waren die ersten Arbeiten, die sie veröffentlichte, und die letzten. Mit dieser Sammlung sind, chronologisch geordnet, erstmals alle zugänglichen Erzählungen von Anna Seghers zusammengefaßt. In sechs Bänden ist ein unglaublich facettenhaftes Werk gebündelt, das Erzählungen bietet, die zu den schönsten der deutschen Literatur gehören.



Lion Feuchtwanger: Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis. Roman. Aufbau Taschenbuch 2000. 608 S. (NB182) 14,99 Euro



Lion Feuchtwanger: Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Roman. Aufbau Taschenbuch 1995. 880 S. (NB274) 12,99 Euro



Lion Feuchtwanger: Exil. Roman. Aufbau Taschenbuch 1998. 864 S. (NB276) 14,99 Euro



Lion Feuchtwanger: Die häßliche Herzogin. Roman. Aufbau Taschenbuch. 240 S. (NB438) 8,50 Euro



Lion Feuchtwanger: Die Jüdin von Toledo. Roman. Aufbau Taschenbuch. 512 S. (NB1424) 14 Euro



Heinrich Mann: Ein ernstes Leben. Roman. Mit einem Nachwort von Elke Segelcke und einem Materialienanhang. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden 1991. 336 S. (NB228) 9,90 Euro



Heinrich Mann: Der Untertan. Roman. Fischer Taschenbuch. 496 S. (NB288) 11 Euro



Heinrich Mann: Professor Unrat. Roman. Rororo 190 S. (NB289) 9,99 Euro



Heinrich Mann: Die Göttinnen. Die drei Romane der Herzogin von Assy. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. Band I: Diana. 384 S. (NB290) 8,40 Euro Band II: Minerva. 368 S. (NB291) 8,40 Euro Band III: Venus. 352 S. (NB292) 8,95 Euro



Heinrich Mann: Die Armen. Roman. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 320 S. (NB293) 9,95 Euro



Heinrich Mann: Im Schlaraffenland. Ein Roman unter feinen Leuten. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 482 S. (NB293) 10,95 Euro



Heinrich Mann: Empfang bei der Welt. Roman. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 464 S. (NB294) 9,90 Euro



Heinrich Mann: Ein Zeitalter wird besichtigt. Erinnerungen. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 768 S. (NB295) 14,95 Euro



Heinrich Mann: Flöten und Dolche. Novellen. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 160 S. (NB296) 6,40 Euro



Heinrich Mann: Der Haß. Deutsche Zeitgeschichte. Essays. Fischer Taschenbuch Studienausgabe in Einzelbänden. 240 S. (NB297) 7,40 Euro



Heinrich Mann: Die Jugend des Königs Henri Quatre. Roman. Fischer Taschenbuch. 720 S. (NB628) 14,95 Euro



Heinrich Mann: Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Roman. Mit einem Anhang. Fischer Taschenbuch. 1120 S. (NB629) 16,95 Euro



Stefan Ringel: Heinrich Mann – Ein Leben wird besichtigt. Eine Biographie. Aufbau Taschenbuch. 592 S. (NB562) 12,50 Euro
„Ich bin ebenso gewöhnlich wie auserlesen“, sagte Heinrich Mann über sich selbst. Doch die Literaturgeschichte verbannte ihn zumeist in den Schatten seines jüngeren Bruders Thomas Mann. Stafan Ringel rückt den Autor des „Untertan“ aus diesem Schatten heraus und interpretiert so fundiert wie unterhaltsam Leben, Werk sowie das politische Engagement eines der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.



Klaus Mann: Mephisto. Roman einer Karriere. Rororo. 402 S. (NB332) 8,90 Euro



Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht. Mit einem Nachwort von Frido Mann. Rororo. 542 S. (NB333) 9,90 Euro



Klaus Mann: Der Vulkan. Roman unter Emigranten. Mit einem Nachwort von Michael Töteberg und 30 Szenenfotos aus der Verfilmung von Ottokar Runze. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Rororo. 576 S. (NB529) 9,90 Euro



Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Roman. Fischer Taschenbuch. 768 S. (NB1161) 9,95 Euro



Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder. Eine Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg. Edition suhrkamp. 128 S. (NB470) 5,50 Euro



Bertolt Brecht: Der kaukasische Kreidekreis. Edition suhrkamp. 132 S. (NB463) 5 Euro



Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan. Parabelstück. Edition Suhrkamp. 158 S. (NB465) 5,50 Euro



Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe. Edition suhrkamp. 160 S. (NB467) 6 Euro



Bertolt Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti. Volksstück. Edition suhrkamp. 144 S. (NB469) 5,50 Euro



Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper. Edition suhrkamp. 128 S. (NB461) 5,50 Euro



Bertolt Brecht: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. Oper. Edition suhrkamp. 112 S. (NB466) 6 Euro



Bertolt Brecht: Baal. Drei Fassungen. Kritisch ediert und kommentiert von Dieter Schmidt. Edition suhrkamp. 232 S. (NB464) 9,00 Euro



Bertolt Brecht: Die Maßnahme. Zwei Fassungen. Anmerkungen. edition suhrkamp. 112 S. (NB1199) 7,50 Euro



Bertolt Brecht: Leben des Galilei. Schauspiel. Edition suhrkamp. 144 S. (NB460) 5,50 Euro



Bertolt Brecht: Schwejk im zweiten Weltkrieg. Edition suhrkamp. 128 S. (NB462) 7,50 Euro



Bertolt Brecht: Furcht und Elend des Dritten Reiches. Edition suhrkamp. 144 S. (NB468) 7 Euro



Bertolt Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Edition Suhrkamp. 144 S. (NB900) 5,50 Euro



Bertolt Brechts Hauspostille. Suhrkamp Taschenbuch. 168 S. (NB1305) 8 Euro



Bertolt Brecht: Ausgewählte Gedichte. Ausgewählt von Siegfried Unseld. Nachwort von Walter Jens. edition suhrkamp. 112 S. (NB1200) 7,00 Euro



Bertolt Brecht: Hundert Gedichte 1918-1950. Aufbau Verlag 1998. 268 S. (NB476z) 12.50 Euro
Die von Wiland Herzfelde besorgte Auswahl wurde von Brecht autorisiert und erschien erstmals 1951.



Bertolt Brecht: Kriegsfibel. Nachwort von Günter Kunert. Eulenspiegel Verlag. 170 S. (NB494z) 25 Euro
In diesem großformatigen Bildband sind die Kriegsfotos gesammelt, die Brecht aus Zeitungen und Zeitschriften ausschnitt und mit Vierzeilern kommentierte.



Bertolt Brecht: Buckower Elegien / Gedichte aus dem Exil. Insel-Bücherei. 56 S. Hc. (NB478) 9,80 Euro



Bertolt Brecht: Liebesgedichte. Ausgewählt von Elisabeth Hauptmann. Insel-Bücherei. 70 S. Hc. (NB477) 9,80 Euro



Bertolt Brecht: Gedichte über die Liebe. Ausgewählt von Werner Hecht. Suhrkamp taschenbuch. 256 S. (NB481) 8 Euro



Bertolt Brecht: Dreigroschenroman. Suhrkamp Taschenbuch. 400 S. (NB879) 13 Euro



Bertolt Brecht: Geschichten vom Herrn Keuner. Suhrkamp taschenbuch. 128 S. (NB471) 6 Euro



Bertolt Brecht: Kalendergeschichten. Rororo. 128 S. (NB474) 8,99 Euro



Bertolt Brecht: Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar. Romanfragment. Rororo. 158 S. (NB473) 4,50 Euro



Bertolt Brecht: Flüchtlingsgespräche. Suhrkamp taschenbuch. 176 S. (NB472) 7 Euro



Bertolt Brecht: Me-ti. Buch der Wendungen. Bibliothek Suhrkamp. 196 S. Hc. Mit SchU. (NB475) 12,80 Euro



Bertolt Brecht: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Hg. von Werner Hecht, Jan Knopf, Werner Mittenzwei, Klaus D. Müller. Suhrkamp Verlag. 30 Bände (33 Teilbände). Band 1-10: Stücke, Bd. 11-15: Gedichte, Bd. 16-20: Prosa, Bd. 21-25: Schriften, Bd. 26-27: Jornale, Bd. 28-30: Briefe, Registerband. Jeder Band enthält einen ausführlichen Apparat über Entstehung, Wirkung, Textfassungen und einen Zeilenkommentar. ca. 22.000 Seiten, jeder Band Leinen mit Schutzumschlag und zwei Lesebändchen. (NB 980) 1280 Euro
Die meisten Bände sind noch einzeln lieferbar.



Bertolt Brecht: Lektüre für Minuten. Gedanken aus seinen Büchern und Briefen. Suhrkamp Verlag 192 S. Hc. (NB480) 8,80 Euro



Bertolt Brecht: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Suhrkamp Verlag. 30 Bände in 33 Einzelbänden, Ln. Mit SchU. (NB492) 1280 Euro
Bände auch einzeln lieferbar.



Bertolt Brechts Die Ernte. Die Augsburger Schülerzeitschrift und ihr wichtigster Autor. Gesamtausgabe. Maro Verlag. 156 S. Großformat. Hc., 90 Abb. Und eine Faksimile-Beilage. (NB479z) 22 Euro



Brecht Liederbuch. Herausgegeben und kommentiert von Fritz Hennenberg. Suhrkamp Verlag 7. Aufl. 2017. 550 S. Paperback (NB1399) 18 ¤
Mit Noten und Anmerkungen.



Werner Hecht: Brecht-Chronik 1898 – 1956. Suhrkamp Verlag. 1200 S., zahlr. Abb. Ln. Im Schuber. (NB491) 76 Euro



Bertolt Brecht. Dargestellt von Reinhold Jaretzky. rowohlts monographien 2006. 160 S. mit zahlreichen Abbildungen. (NB1139) 8,50 Euro
Dieser Band ersetzt die 1959 erschienene Monographie von Marianne Kesting.



Bertolt Brecht. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt von Marianne Kesting. Rowohlts monographien. 190 S. (NB490) 7,50 Euro



Friedrich Dieckmann: Wer war Brecht? Erkundungen und Erörterungen. Aufbau Taschenbuch 2003. 224 S. (NB678z) 7,95 Euro
Brecht ist ein verborgener Dichter, was wenig auffiel, solange er in aller Munde war. Daß er nicht mehr Mode ist, begünstigt den Versuch, den Quellen und Antrieben seiner dichterischen Existenz nachzuspüren. Friedrich Dieckmann unternimmt es, jenen Firnis abzulösen, mit dem der Ruhm Werk und Person dieses Jahrhundertdichters lange Zeit überzog, und ihn dort aufzusuchen, wo er sich preisgibt: in seinem Werk.



Marcel Reich-Ranicki: Ungeheuer oben. Über Bertolt Brecht. Erweiterte Neuausgabe. Aufbau Taschenbuch 2001. 160 S. (NB442) 7,95 Euro



Werner Frisch, K.W. Obermeier: Brecht in Augsburg. Erinnerungen, Dokumente, Fotos. Mit einem Vorwort von Werner Mittenzwei. Aufbau Taschenbuch 1997. 290 S. 127 Abb. (NB485z) 10,20 Euro
Diese Untersuchung erschien erstmals 1975. Alle erreichbaren Quellen wurden ausgewertet, Zeitzeugen befragt. So entstand ein komplettes Bild der Augsburger Jahre.



Denken heißt verändern...“. Erinnerungen an Bertolt Brecht. Hg. Von Joachim Lang und Jürgen Hillersheim. Maro Verlag. 192 S. Mit einigen Abb. (NB486z) 16,40 Euro
Das Buch zur Fernsehserie von ARD und arte. Gespräche mit Mitarbeitern und Zeitzegen: Benno Besson, Erwin Geschonneck, Käthe Reichel, Ekkehard Schall, Manfred Wekwerth u.a.



Armin Stolper: Meine kleine Brecht-Postille. Zum 100. Geburtstag von bb. Spotless Verlag 1998. 112 S. (NB487z) 5,11 Euro



Wolfgang Bömelburg: Hobellied für Bertolt Brecht. Ein Theatertischler erzählt. Eulenspiegel Verlag 1997. 112 S. Hc. 20 Abb. (NB488z) 12 Euro
Theatergeschichte aus einer anderen Perspektive. Wolfgang Bömelburg war von 1951 bis 1995 zuerst als Theatertischler, dann als Bühnenmeister beim Berliner Ensemble.



Sabine Kebir: Helene Weigel – Abstieg in den Ruhm. Eine Biographie. Aufbau Taschenbuch 2002. 432 S. (NB564) 10 Euro
Als „lärmendste Schauspielerin Berlins“ machte sich Helene Weigel in den 20er Jahren einen Namen. Mit eher leisen Tönen erlangte sie schließlich Weltruhm – als Bertolt Brechts „Primadonna im proletarischen Gewand“. Viele Spuren ihres Lebens, aber auch viele Quellen ihrer Kunst hat sie meisterhaft verwischt. Schlichtheit und Schweigen gehörten zum raffinierten Arsenal dieser einmaligen Schauspielerin. Sabine Kebir, bekannt durch provokante Studien über Brecht und seine Mitarbeiterinnen, ermittelte aus vielen Zeugnissen die nachhaltigen Eindrücke, die die Weigel bei Kollegen, Kritikern, bei Freunden und ihrer Familie hinterließ. Sie rekonstruiert das Bild einer ungewöhnlichen Frau, die sich in der Kunst und in ihrem Leben als couragierte Avantgardistin weiblicher Emanzipation behauptete.



Sabine Kebir: Ich fragte nicht nach meinem Anteil. Elisabeth Hauptmanns Arbeit mit Bertolt Brecht. Aufbau Taschenbuch 2000. 300 S. Einige Abb. (NB286z) 8,95 Euro
Hat Brecht tatsächlich seinen Weltruhm im Austausch von „sex for text“ erworben? Auf Kosten seiner Mitarbeiterinnen also, wie es der amerikanische Literaturprofessor John Fuegi behauptet? Sabine Kebir tritt mit einer temperamentvollen Streitschrift gegen diese Auffassung an. Ihre Zeugin ist Elisabeth Hauptmann, langjährige Mitarbeiterin Brechts, deren bislang kaum beachteten Selbstaussagen hier umfangreich präsentiert und ausgewertet werden. Sie belegen gegenseitige Inspiration und gemeinsames Engagement des Duos Brecht-Hauptmann und die Befindlichkeiten einer Frau, die zu den Pionierinnen der freien Liebe gehörte. Darüber hinaus tragen sie zu einem neuen Verständnis von Brecht als Kollektivautor bei.



Sabine Kebir: Ich fragte nicht nach meinem Anteil. Elisabeth Hauptmanns Arbeit mit Bertolt Brecht. Gebundene Ausgabe: Aufbau Verlag 1997. 292 S. 10 Abb. (NB483z) 22 Euro



Sabine Kebir: Mein Herz liegt neben der Schreibmaschine. Ruth Berlaus Leben vor, mit und nach Bertolt Brecht. Edition Lalla Moulati 2006. 416 S. (NB981) 25 Euro
Um Ruth Berlau (1906-1974), die dänische Freundin und Mitarbeiterin Bertolt Brechts, ranken sich zahllose Gerüchte und Legenden. Sabine Kebir, die schon mehrere Biografien von Frauen im Umkreis Brechts verfaßte, legt nun eine Biografie Ruth Berlaus vor. Sie entstand auf der Grundlage der Berliner und Kopenhagener Nachlässe sowie zahlreicher Zeugenschaften. Die gleichermaßen großartige wie tragische Figur der Dänin wird aus neuen Blickwinkeln betrachtet. Brecht war nicht nur ihr Lehrer, sondern auch ihr Therapeut. Beide ahnten nicht, daß daraus ein verhängnisvoller Kampf entstehen würde und schließlich eine gegenseitige Gefangenschaft. Auch Brecht lernte etwas Wesentliches von Ruth Berlau: extremes Vernunftdenken stößt an Grenzen. Sabine Kebirs Forschung bietet auch eine Sicht auf unbekannte Novellen, Fragmente von Stücken, Filmszenen und Hörspiele, die von der Kreativität zeugen, die Berlau und Brecht zusammen entfalteten.



Ruth Berlau: Jedes Tier kann es. Erzählungen. Mit einem Nachwort von Klaus Völker. Suhrkamp Taschenbuch 2001. 128 S. (NB971) 7 Euro
1940 veröffentlichte Ruth Berlau, Schauspielerin, Fotografin, Mitarbeiterin und Geliebte Bertolt Brechts, diese Erzählingen, die ein Tabu zum Thema machen: Die fehlende sexuelle Erfüllung läßt Berlaus Frauen mit geistreichem Enthusiasmus streiten und spotten – über die Männer, die „die natürlichste Verrichtung der Welt nicht ausführen können. Jedes Tier kann es, aber sie können es nicht mehr.“



Ruth Berlau: Jedes Tier kann es. Erzählungen. Persona Verlag. 168 S. (NB489) 12,50 Euro
Brechts engste Mitarbeiterin fand als Autorin zu wenig Beachtung. Die Erzählungen in diesem Band handeln von der Liebe und ihren Schwierigkeiten.



Gerd Koch / Florian Vaßen / Doris Zeilinger: „Können uns und euch und niemand helfen“. Die Mahagonnysierung der Welt. Bertolt Brechts und Kurt Weills „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“. Verlag Brandes & Apsel 2006. 248 S. mit einigen Abbildungen und Bildtafeln. (NB949) 19,90 Euro
Der Stückeschreiber Bertolt Brecht und der Komponist Kurt Weill produzieren Ende der 20er Jahre eine antikulinarische Oper, die analytisch-dialektisch, theatral-metaphorisch, karikierend-unterhaltsam, verlockend-spielerisch der Zeit die eigene Melodie verfremdet vorsingt. „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ signalisiert jedoch auch: „Aber etwas fehlt!“ Mahagonny“ ist so unterschwellig ein Sehnsuchtsstück. Mehr als ein Dreivierteljahrhundert nach der Uraufführung bleibt das Stück damit Symbol für das Leben auch in heutigen Globalisierungs-, Ausbeutungs- und Vergnügungszuständen. Autorinnen und Autoren aus den unterschiedlichsten Disziplinen beschäftigen sich mit der weiterhin aktuellen Einmischung der Anti-Oper von Brecht und Weill in die Mahagonny-Welt, in der wir noch immer leben. Damit beleben sie die Tradition des Umgangs mit „Mahagonny“, wie ihn einst Bloch, Benjamin, Kracauer und Adorno kritisch und produktiv praktizierten.



Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog. Mit einem Vorwort von Franz Schuh, herausgegeben von Bernhard Fetz. Verlag Jung und Jung 2014 (Reihe Österreichs Eigensinn). 800 S. Ln. (NB1285) 28 Euro
Einem „Marstheater“ hat Karl Kraus seine Weltkriegstragödie zugedacht – weil sie mit ihren über 200 Szenen nicht nur im Umfang über jede menschliche Vorstellung hinausgeht. Die Tragödie findet hier nicht nur auf dem Theater statt, sie ist eine Katastrophe von apokalyptischen Dimensionen, der Untergang der Welt in einer „Extraausgabee“. Und so endet der Krieg, gegen den Karl Kraus mit satirischem Furor und moralischer Beschämung Krieg geführt hat, hier nicht mit einem Frieden: „Dieser nicht.“ Denn: „Er hat sich nicht an der Oberfläche des Lebens abgespielt, sondern im Leben selbst gewütet. Die Front ist ins Hinterland hineingewachsen. Sie wird dort bleiben.“ Und Karl Kraus spürt ihrem Verlauf nach: in der Presse wie im Militärkommando, im Café wie am Schlachtfeld, im Wurstelprater wie vorm Kriegsgericht und vor allem in dem von Chauvinismus und Gewissenlosigkeit verseuchten Denken und Sprechen seiner Zeitgenossen. Aus Erfundenem wie Gefundenem gestaltet Karl Kraus ein großes Panorama des Schreckens, den tragischen Karneval einer Menschheit im Vernichtungsrausch: ein literarisches Fanal, Mahnmal und Monument.



Karl Kraus: Sittlichkeit und Kriminalität. Karl Kraus Schriften Bd. 1. Suhrkamp Taschenbuch. 384 S. (NB864) 10 Euro



Karl Kraus: Aphorismen. Suhrkamp Taschenbuch. 544 S. (NB1301) 13 Euro
Die Aphorismensammlungen „Sprüche und Widersprüche“, „Pro domo et mundo“ und „Nachts“ in einem Band.



Kurt Tucholsky: Zwischen gestern und morgen. Eine Auswahl aus seinen Schriften und Gedichten, hg. Von Mary Gerold-Tucholsky. Rororo. 254 S. (NB450) 7,90 Euro



Kurt Tucholsky: Rheinsberg. Ein Bilderbuch für Verliebte. Rororo. 158 S. (NB447) 6,50 Euro
Dieses berühmte „Bilderbuch für Verliebte“, die sommerliche Wochenendfahrt zweier junger Großstadtmenschen ins märkische Schloßstädchen, ist voll liebenswürdiger Ironie und erotischem Charme. Neben den biedermeierlich-poetischen Zeichnungen Kurt Szafranskis enthält diese Neuausgabe auch noch eine Auswahl verwandter Prosa.



Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte. Mit Textillustrationen von Wilhelm M. Busch. Rororo. 128 S. (NB448) 6,90 Euro
Eine Sommerliebe in Schweden. Unnachahmlich graziös und amüsant erzählt, schwebend wie ein Schmetterling und sonnendurchflutet wie der Sommer selbst.



Kurt Tucholsky: Deutschland Deutschland über alles. Ein Bilderbuch. Montiert von John Heartfield. Rororo. 258 S. (NB449) 7,90 Euro
Dieses Buch von deutscher Ungerechtigkeit, Verblendung und deutschem Hochmut ist ein Schreckbild der „goldenen zwanziger Jahre“. Zugleich aber sind Tucholskys Kommentare zu Heartfields Fotomontagen eine Warnung für die Gegenwart.



Kurt Tucholsky: Gedichte. Rororo. 834 S. (NB455) 10,90 Euro



Kurt Tucholsky: Schnipsel. Rororo. 384 S. (NB451) 6,50 Euro Aphorismen.



Kurt Tucholsky: Deutsches Tempo. Texte 1911 bis 1932. rororo. 958 S. (NB456) 9,90 Euro
Ergänzungsband zur zehnbändigen Werkausgabe.



Kurt Tucholsky: Die Q-Tagebücher 1934-1935. rororo. 446 S. (NB452) 7,50 Euro



Kurt Tucholsky: Unser ungelebtes Leben. Briefe an Mary. Rororo. 636 S. (NB454) 9,90 Euro



Kurt Tucholsky: Briefe aus dem Schweigen 1932-1935. Briefe an Nuuna. Rororo. 318 S. (NB453) 6,50 Euro



Kurt Tucholsky dargestellt von Michael Hepp. Rororo 1998 (rowohlts monographie). 192 S. Mit zahlr. Abb. (NB457) 8,95 Euro



Das Erich Kästner Lesebuch. Diogenes (detebe). (NB298) 12,00 Euro



Erich Kästner: Herz auf Taille. Mit Zeichnungen von Erich Ohser. Dtv. 128 S. (NB301) 9,90 Euro



Erich Kästner: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten. Dtv. 256 S. (NB306) 7,90 Euro



Erich Kästner: Bei Durchsicht meiner Bücher. Dtv. (NB307) 6,60 Euro



Heinrich Böll: Billard um halb zehn. Roman. dtv. 334 S. (NB1431) 9,90 ¤



Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns. Roman. dtv. 286 S. (NB1414) 9,90 Euro



Hans Fallada: Wolf unter Wölfen. Roman. rororo. 1332 S. (NB1415) 12,99 Euro
In epischer Breite angelegte Schilderung des Inflationsjahres 1923. Mit einem Nachwort zur Entstehungsgeschichte des Romans.



Hans Fallada: Jeder stirbt für sich allein. Roman. Aufbau Taschenbuch 2011. 704 S. (NB1421) 12,99 Euro
Auf Bitten von Johannes R. Becher schrieb Fallada diesen Roman über das Leben der "kleinen Leute" während der Nazi-Diktatur. Erstmals in der ungekürzten Fassung, mit einem umfangreichen Anhang.



Hans Fallada: Bauern, Bonzen und Bomben. Roman. rororo 2018. 720 S. (NB1411) 9,99 Euro
Was Fallada als Berichterstatter im „Landvolkprozeß“ von 1928 erlebte, verarbeitete er zu einem handlungsreichen Provinzroman. Tucholsky nannte Falladas Satire ein „politisches Lehrbuch der Fauna Germanica, wie man es sich nicht besser wünschen kann“.
Der Kampf des Landvolks gegen die verhaßte Bürokratie, gegen die verhaßte Republik, der sich zum Kampf aller gegen alle ausweitet. Die Revolte von rechts besiegelt das Scheitern der ersten Demokratie in Deutschland.



Hans Fallada: Kleiner Mann – was nun? Roman. Aufbau Taschenbuch. 556 S. (NB440) 12,99 Euro
Erstmals in der Originalfassung. In diesem bewegenden Roman, der zum Welterfolg wurde, schildert Fallada das hoffungslose Leben der kleinen Angestellten in den letzten Jahren der Weimarer Republik.



Hans Fallada: Wer einmal aus dem Blechnapf frißt. Roman. Aufbau-Taschenbuch. 592 S. (NB548) 12,99 Euro



Arnold Zweig: Die Novellen um Claudia. Roman. Aufbau Verlag (Berliner Ausgabe) 1997. 250 S. Hardcover. (NB1427) 23 Euro



Arnold Zweig: Der Streit um den Sergeanten Grischa. Roman. Aufbau Taschenbuch 1994. 524 S. (NB236) 10,95 Euro
Roman über den Ersten Weltkrieg.



Arnold Zweig: Junge Frau von 1914. Roman. Aufbau Verlag 2014. 432 S. Gb. (NB1272) 15 Euro
In diesem Roman einer Liebe im Ersten Weltkrieg steht das Schicksal der jungen Lenore Wahl im Mittelpunkt, womit Zweig auf das Unverständnis seiner Zeitgenossen stieß: Man empfand dies als befremdlich privat, wo doch die Männer an der Front gekämpft und ihr Leben riskiert hatten. Der Autor aber wusste, dass der Krieg bis in die Heimat vordringt und nicht zuletzt dort seine Opfer fordert. Zudem legte er mit diesem Werk ein aufsehenerregendes Bekenntnis zur weiblichen Selbstbestimmung vor, das seiner Zeit weit voraus war. „Ein furioser Pazifist.“ DIE ZEIT
„Der Krieg zwingt die Helden Zweigs, leidenschaftlicher zu lieben, tiefer zu hassen, schneller zu lernen, mehr zu leiden, intensiver zu leben. Er beschleunigt ihre Entwicklung und ihren Untergang, er steigert ihren Ehrgeiz und ihr Machtbedürfnis, ihren Wissensdurst und ihre Resignation, ihr Mitleid, ihren Neid und ihre Sehnsucht nach Glück. Der Krieg macht sie klüger, härter und grausamer, er ist eine große Anstandsprobe, eine moralische Prüfung. Zweig … berückt das Leben, er beobachtet, liebt und genießt es. Seine epische Welt ist diesseitig und rational, taghell und übersichtlich.“ Marcel Reich-Ranicki.



Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. List Taschenbuch 2009. 666 S. (NB1396) 12 Euro
"Wenn all meine Bücher vergehn - des Buch bleibt", sagte Oskar Maria Graf über seinen 1940 erschienenen Roman. Er sollte Recht behalten: Das liebevolle, eindringliche Porträt seiner Mutter, die mit ruhiger Kraft ihre Familie zusammenhielt, gilt heute als sein Meisterwerk. Geboren 1857, gestorben 1934. Ludwig II., Bismarck, Hitler, der Krieg 1870/71 und der 1. Weltkrieg, die industrielle Revolution und die Weimarer Republik - Resl Heimrath verbrachte ihr Leben in einer Zeit voller Umbrüche. Von Kindheit an war ihr Alltag harte Arbeit und Mühe. Das änderte sich nicht, als sie den Bauernhof ihrer Familie verließ und den Bäckermeister Max Graf heiratete. Sie bekam elf Kinder, von denen acht erwachsen wurden, und blieb trotz aller Ängste, die sie in Kriegs- und Gefahrenzeiten ausstand, der ruhende Pol des Bäckerhauses am Starnberger See. Oskar Maria Graf hat mit diesem Porträt seiner Mutter nicht nur eine Chronik dörflichen Lebens in Oberbayern geschaffen, sondern auch einen sozial- und zeitkritischen Roman von großer poetischer Kraft.



B. Traven: Das Totenschiff. Die Geschichte eines amerikanischen Seemanns. rororo, 224 S. (NB835) 5,90 Euro



B. Traven: Die Baumwollpflücker. Roman. Eine Edition der Büchergilde Gutenberg im Diogenes Verlag. B. Traven Werkausgabe Bd. 2. Taschenbuch 224 S. (NB1428) 12 ¤



B. Traven: Die Brücke im Dschungel. Roman. Eine Edition der Büchergilde Gutenberg im Diogenes Verlag. B. Traven Werkausgabe Bd. 3. Taschenbuch 208 S. (NB1429) 12 ¤



B. Traven: Die Weiße Rose. Roman. Eine Edition der Büchergilde Gutenberg im Diogenes Verlag. B. Traven Werkausgabe Bd. 5. Taschenbuch 240 S. (NB1433) 12 ¤



Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Roman. KiWi. 224 S. (NB325) 6,90 Euro
Eines der meistbeachteten Bücher gegen den Krieg.



Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Roman. Mit Materialien und einem Nachwort von Tilman Westphalen. KiWi. 288 S. (NB402) 8,90 Euro



Erich Maria Remarque: Die Nacht von Lissabon. Roman. KiWi. 332 S. (NB326) 8,90 Euro
Das dunkle Jahr 1942. Am Kai in Lissabon starrt ein Mann auf ein Schiff. Es könnte seine Rettung sein, aber er hat weder Visum noch Geld.



Erich Maria Remarque: Arc de Triomphe. Roman. KiWi. 460 S. (NB327) 12,99 Euro
Die Geschichte des Arztes Ravic, der nach Paris emigriert und hier den Vorabend des Zweiten Weltkriegs erlebt.



Joseph Roth: Das Spinnennetz. Roman. dtv. 128 S. (NB810) 7,90 Euro
Joseph Roths erster Roman erschien kurz vor Hitlers Putschversuch in München – und nahm die Wirklichkeit vorweg. In der Gestalt des jungen Leutnants Lohse, der sich nach dem Ersten Weltkrieg in Berlin als Hauslehrer verdingen muß, führt er visionär und exemplarisch die entstehende Generation der Mitläufer vor. Enttäuscht und führungslos werden die zu willigen Helfern des Rechtsradikalismus.



Joseph Roth: Radetzkymarsch. Roman. dtv. 416 S. (NB818) 9,90 Euro



Hermann Kant: Der Aufenthalt. Roman. Aufbau Taschenbuch 1994. 578 S. (NB176) 10 Euro
„‘Der Aufenthalt‘ ist eine Passionsgeschichte mit Humor und ein Schelmenroman mit tragischen Zügen. ... Wir haben Hermann Kant ein aufschlußreiches, ein witziges Buch zu verdanken. Dieser Schriftsteller war und ist ein harter und intelligenter Gegner unserer westlichen Welt. Zur Herzlichkeit haben wir wahrlich wenig Grund. Aber doch zu einer knappen respektvollen Verneigung.“ (Marcel Reich-Ranicki).



Hermann Kant: Die Aula. Roman. Aufbau Taschenbuchverlag. 448 S. (NB1306) 12,99 Euro
Diesen Roman über einen jungen Mann, der eine Abschiedsrede halten soll und darüber ins Erinnern gerät, haben Leser und Kritiker sofort nach Erscheinen als großen Spaß gefeiert. Ein "Geschichts- und Geschichtenbuch" über die Anfänge der DDR, ohne die man deren Ende nicht verstehen kann.



Hermann Kant: Kormoran. Roman. Aufbau Taschenbuch. 272 S. (NB550) 7,95 Euro Ein Nach-Wende-Roman: Streitbar, bissig, amüsant.



Hermann Kant: Ein bißchen Südsee. Erzählungen. Aufbau-Taschenbuch. 192 S. (NB552) 6,50 Euro



Hermann Kant: Abspann. Erinnerungen an meine Gegenwart. Aufbau Taschenbuchverlag. 544 S. (NB697) 8,95 Euro



Franz Josef Degenhardt: Zündschnüre. Roman. Aufbau Taschenbuch 1996. 224 S. (NB178z) 7,95 Euro
Sie sitzen auf Meurichs Mauer, und ihnen entgeht nichts, was in der Siedlung, im Werk oder im Russenlager passiert. Während die Väter im Krieg sind oder im KZ, beginnen Fänä und seine Kumpane unbekümmert um jede Gefahr und lustvoll fortzusetzen, was ihnen ihre Leute vorgelebt haben: die Dreizehn-, Vierzehnjährigen greifen in den scheinbar so unaufhaltsamen Gang der Dinge ein; sie sabotieren, plündern, versuchen eine Partisanenarmee zu gründen und verstecken Leute.



Franz Josef Degenhardt: Brandstellen. Roman. Aufbau Taschenbuch 1997. 320 S. (NB179z) 8,65 Euro Die Fotzsetzung von „Zündschnüre“ in den 70er Jahren.



Franz Josef Degenhardt: Die Mißhandlung oder Der freihändige Gang über das Geländer der S-Bahn-Brücke. Roman. Aufbau Taschenbuch 1997. 288 S. (NB321z) 8,65 Euro
Kein alltäglicher Fall, mit dem es Vormundschaftsrichter Hans Dörner zu tun bekommt: Der 12jährige Stefan Radtke wurde von seinen Eltern über Jahre hinweg mißhandelt, war in einem Verschlag eingesperrt, kann deshalb kaum sprechen und ahmt Vogellaute nach. Presse und Öffentlichkeit stürzen sich auf diese „Kaspar Hauser“-Geschichte, und für Dörner wird die Angelegenheit zur wichtigsten seiner Laufbahn. Er beginnt, sein eigenes Leben zu hinterfragen. Dörners Weg wird zum „freihändigen Gang über das Geländer der S-Bahn-Brücke“.



Franz Josef Degenhardt: Der Mann aus Fallersleben. Die Lieben des August Heinrich Hoffmann. Roman. Aufbau Taschenbuch 1996. 446 S. (NB323z) 9,15 Euro
August Heinrich Hoffmann, der sich von Fallersleben nannte, Verfasser der Deutschland-Hymne und volkstümlicher Kinderlieder, war einer der meistverehrten und meistverfolgten Männer seiner Zeit: Ein Professor und Poet, streitbar, schwärmerisch und vielfach gedemütigt, wie andere Vor- und Nachmärz-Liberale wegen aufrührerischer Gesinnung aus vielen Orten ausgewiesen, ständig in unsicheren Verhältnissen und ständig – meist unglücklich – verliebt.



Franz Josef Degenhardt: Die Abholzung. Roman. Aufbau Taschenbuch 1999. 320 S. (NB324z) 9,15 Euro
Rettungsaktion für ein bedrohtes Waldstück. Ein Bürgerkomitee kämpft gegen Bauunternehmer und Bürgermeister. Doch wie soll sich der Erfolg einstellen, wenn selbst die Umweltschützer nicht frei sind von Korruption und Egoismus?



Max von der Grün: Stellenweise Glatteis. Roman. Dtv 1993. 272 S. (NB278) 9 Euro



Max von der Grün: Flächenbrand. Roman. Rororo 1982. 270 S. (NB279z) 5,50 Euro



Karlheinz Deschner: Nur Lebendiges schwimmt mit dem Strom. Aphorismen. Lenos 1998. 120 S. (NB360) 7,50 Euro



Hermann Gieselbusch & Michael Schmidt-Salomon (Hg.): „Aufklärung ist Ärgernis...“ Karlheinz Deschner. Leben – Werk – Wirkung. Alibri Verlag 2006. 352 S. mit Abb. (NB964) 18 Euro.
Der Sammelband führt die verschiedenen Aspekte von Karlheinz Deschners publizistischem Wirken vor Augen: seine Kirchenkritik, seine literarischen Werke und Aphorismen, seine literaturkritischen Arbeiten, sein Engagement für Tierschutz und seine philosophisch-politischen Auffassungen.



Peter Maslowski: Papstkirche ohne Heiligenschein. Geschichte der Konzile von Konstanz bis zum Vatikanum II. Hg. von Felix Weiland. Alibri Verlag 2006. 348 S. (NB939) 20 Euro
Peter Maslowski stellt bei seiner Analyse des kirchlichen Machtapparats die sechs neueren Konzile in den Mittelpunkt. Die ehrwürdigen Konzilsväter stritten in ihren Versammlungen nicht nur um ideologische Richtungsentscheidungen und Verdammungsurteile. Es ging immer auch um Herrschaft, Steuern, Besitz und Geschäfte der Papstkirche. In diese Auseinandersetzung zwischen Kirchenfürsten, König und Papst, zwischen Kirche und Staat, zwischen Reaktion, Revolution und Sekularisierung bietet das vorliegende Spätwerk Maslowskis einen kenntnisreichen Einblick. Der versierte Journalist spannt den Bogen vom 15. Jahrhundert bis zum Aufbruch des Zweiten Vatikanum unter Johannes XXIII und dem konservativen Rückschlag, der unter dem Oberhirten Paul VI folgte und seither anhält. Peter Maslowski (1893-1983) lernte das journalistische Handwerk bei Rosa Luxemburg in der Roten Fahne, später war er enger Mitarbeiter Willi Münzenbergs. 1933 floh er aus Deutschland und lebte bis zum Kriegsende im Untergrund. Mit der KPD, die er als Reichstagsabgeordneter vertrat, brach er wegen des Hitler-Stalin-Paktes.



Casten Frerk: Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland. Alibri Verlag 2004. 436 S. (NB765) 24,50 Euro
Finanzen und Vermögen der Kirchen sind in Deutschland, wo die Kirchen umfassende Privilegien genießen und bedeutende Zuschüsse von der Öffentlichen Hand erhalten, ein Reizthema. Systematisch gegliedert und mit über 150 Grafiken und Schaubildern versehen, bietet dieses Buch einen Überblick über den kirchlichen Reichtum.



Arno Schmidt: Sommermeteor. 23 Kurzgeschichten. Fischer Taschenbuch. 128 S. (NB334) 5,95 Euro



Arno Schmidt: Das steinerne Herz. Historischer Roman aus dem Jahre 1954. Fischer Taschenbuch. 256 S. (NB335) 8,90 Euro



Arno Schmidt: Alexander oder Was ist Wahrheit. 3 Erzählungen. Fischer Taschenbuch. 142 S. (NB336) 5,90 Euro



Arno Schmidt: Nachrichten aus dem Leben eines Lords. 6 Nachtprogramme. Fischer Taschenbuch. 320 S. (NB337) 6,40 Euro



Ursula Trüper: Leider war ich ein Mädchen. Über Käthe Kollwitz. Edition Nautilus 2001 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. Mit Abb. (NB419) 8,80 Euro
Vor dem Hintergrund der herrschenden Ansichten über die Stellung der Frau in der Kunst wird erst deutlich, wie ungewöhnlich ihr Werdegang war.



100 Jahre Hanns Kralik. Katalog zur Ausstellung. Mit einem Vorwort von Gerd Deumlich. Pahl-Rugenstein-Verlag 2000. 64 S. (NB210) 12,90 Euro



Lieder aus dem Schlaraffenland. Politische Lieder der 50er bis 70er Jahre. Hg. von Annemarie Stern. 274 Lieder mit Noten. Asso Verlag 1976. 640 S. Hc. (NB977) 24 Euro



Annemarie Stern (Hg.): Lieder gegen den Tritt. Politische Lieder aus fünf Jahrhunderten. Asso Verlag. 450 S. (NB788) 15,90 Euro
500 Jahre Klassenkampf, gespiegelt in Liedern. Von den Bauernkriegen bis zum Kampf gegen Atomrüstung. Alle Lieder mit Noten und Gitarrengriffen.



Liederbuch 1. kunterbundedition im Verlag Schott Musik international. 96 S. geheftet. (NB868) 6,95 Euro
99 Lied-Bonbons gibt es in dieser 12. Auflage des bereits seit Generationen erfolgreichen Liederbuches.



Liederkiste. Liederbuch 2. Kunterbundedition im Bund Verlag 1984. 88 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB903) 6,95 Euro
Von „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ bis „Mackie Messer“, von „Horsti Schmandhoff“ bis „Mr. Tamburine Man“.



Liederkorb. Kunterbundedition im Bund Verlag 1983. 97 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB974) 6,95 Euro
Lieder von Rolling Stones, Simon & Garfunkel, Hermann van Veen, Bertolt Brecht, Matthias Claudius, Reinhard Mey, den Beatles, Doors, Hannes Wader, Rod Stewand u.v.a.



Liedercirkus. Kunterbundedition im Bund Verlag 1985. 97 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB954) 6,95 Euro
Lieder von Hermann van Veen, Joni Mitchell, Klaus Hoffmann, den Beatles, Gordon Lightfoot, Joan Baez, den Rolling Stones, Bettina Wegner, Georges Moustaki, Hirsch Glick, John Denver u.v.a.



Liederbaum. Liederbuch 6. Kunterbundedition im Verlag Schott Musik International. 89 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB984) 6,95 Euro
Lieder von Reinhard Mey, Comedian Harmonists, Knut Kiesewetter, Degenhardt, Kinks, Rolling Stones, Beatles, Bob Dylan, Gordon Lightfood u.v.a.



Liederstern. Liederbuch 9. Kunterbundedition im Verlag Schott Musik International. 84 Lieder mit Noten und Gitarrengriffen. Erläuterungen. Geheftet. (NB988) 6,95 Euro
Lieder von Lindenberg, Erste Allgemeine Verunsicherung,, Rio Reiser, Comedian Harmonists, Sting, Suzanne Vega, Victor Jara, Degenhardt, Beatles, Buddy Holly, Georges Brassens, Theodorakis, Kinderlieder, Volkslieder aus Irland, Schottland u.v.a.



Pop-Splits. Die besten Songs aller Zeiten und ihre Geschichte. Hg. Von Frank Bruder, illustriert von Tim Dinter. Aufbau Taschenbuch 2004. 208 S. (NB733) 8,50 Euro
Sound of Silence (Simon & Garfunkle), Dont‘t stand so close to me (Police), Tears in Heaven (Eric Clapton), Helter Skelter (Beatles), Born in the USA (Bruce Springsteen), Englishman in New York (Sting), Knowing me knowing you (Abba), Keine Macht für niemand (Ton Steine Scherben), Smoke on the Water (Deep Purple), Perfect Day (Lou Reed), San Francisco (Scott McKenzie), My Generation (The Who), Wenn ein Mensch lebt (Puhdys), Talking ‚bout a Revolution (Tracy Chapman), No Woman no cry (Bob Marley), Sisters of Mercy (Leonard Cohen), Sexy Sadie (Beatles), Killing me softly with his Song (Roberta Flack), Ring of Fire (Johnny Cash), Satisfaction (Rolling Stones), You‘re so vain (Carly Simon) u.v.a.



George Martin, Jeremy Hornsby: Es begann in der Abbey Road. Der geniale Produzent der Beatles erzählt. Hannibal Verlag 2013. 336 S., zahlr. Fotos (NB1261) 24,99 Euro
Er sah das große musikalische Potential der Beatles voraus und nahm sie für EMI unter Vertrag. Von ihrem ersten Hit „Love Me Do“ an produzierte er die Beatles und ließ ihre Ideen in den legendären Abbey Road-Studios zu Musikaufnahmen werden. Sir George Martin gilt heute zurecht als der „fünfte Beatle“, denn er wurde zum Arrangeur und Ideengeber der Band. Und es war seine Entscheidung, Schlagzeuger Ringe Starr in die Band aufzunehmen... Andere Plattenfirmen wie Decca und Philips hatten die Band aus Liverpool bereits abgelehnt. George Martin hörte sich dennoch die Decca-Aufnahmen an: „Ziemlich lausig, schlecht balanciert, Songs von einer sehr ungeschliffenen Gruppe. Aber irgendetwas klang interessant“, erinnert sich Martin in seinem Buch. Von den ersten Aufnahmen 1962 über die Experimente bei „Sergeant Pepper's“ bis zu den Solo-Projekten von Ringo Starr und Paul McCartney nach dem Ende der Beatles schuf er Klassiker. Details aus Plattenverträgen, die Entwicklung der Studiotechnik seit den 1950er Jahren, die Marotten mancher Stars: Diese Autobiografie schildert unterhaltsam und garniert mit vielen Anekdoten das Frühwerk eines der erfolgreichsten Produzenten, der in 50 Jahren seines Schaffens neben den Beatles auch für The Police, Elton John, Jeff Beck, Michael Jackson und viele andere Stars Welthits produzierte. Ein neuer, einzigartiger Blick hinter die Kulissen der Beatles!



The Beatles Songbook. Herausgegeben von Alan Aldridge. dtv. 208 S. mit zahlreichen Abbildungen. (NB819) 9,50 Euro
100 Beatles-Songs (mit Übersetzung), illustriert von Künstlern der Pop-Art-Szene: Ken White, Art Kane, Tomi Ungerer, Jean Loup Sieff, Alan Aldridge, Roland Topor, Diana Tippell, Peter Max u.v.a.



How does it feel. Das Bob-Dylan-Lesebuch. Herausgegeben von Klaus Theweleit. Rowohlt Berlin 2011. 304 S. mit zahlreichen s/w-Abbildungen. Hc. (NB1170) 19,95 Euro
Er ist eine Ikone des Rockzeitalters, ein Symbol des freien Amerika, und seine poetischen Songtexte sind nobelpreisverdächtig: Bob Dylan gilt als Musiker von einzigartigem Rang. Als Leitfigur der Bürgerrechtsbewegung wurde er bekannt. Das Leben Bob Dylans – er wird im Mai 2011 siebzig Jahre alt – wurde immer rätselhafter, sein Werk immer vielschichtiger und erstaunlicher. Seit langem widmen sich Schriftsteller und Künstlerkollegen dem Phänomen Dylan. Dieses Buch lässt sie von Dylans Leben und seiner Musik erzählen, in oft erstmals auf Deutsch veröffentlichten Texten wie einem Romankapitel von Don DeLillo oder einer Reportage von Nat Hentoff, der Dylan in den 60ern begleitete. Zusammengestellt von Klaus Theweleit, einem der eigenständigsten deutschen Denker zwischen Pop und Philosophie, bildet diese Sammlung mit Texten von Sam Shepard, Greil Marcus, Willi Winkler, Diedrich Diederichsen, Dylans erster Lebensgefährtin Suze Rotolo und vielen anderen ein originelles Lesebuch.



Georg Stein: Bob Dylan - Temples In Flames. Vorwort von Wolfgang Niedecken. Text von Martin Schäfer. Palmyra Verlag. 96 Seiten. 70 Farb- und Schwarzweißfotos. Hardcover Kunstdruckpapier. (NB1362) 12 Euro
Der Bildband vermittelt ein fotografisches Porträt von Bob Dylan. Die Fotos entstanden auf fünfzehn Konzerten von Dylans 1987er Tournee 'Temples In Flames'. Der Begleittext von Martin Schäfer gibt einen Überblick über Dylans vielseitige Entwicklung.



Christian Williams (Hg.): Bob Dylan – In eigenen Worten. Vorwort von Bono. 170 S.·24 Schwarzweißfotos Palmyra Verlag. (NB1363) 17,90 Euro
In diesem Buch erzählt Dylan 'In eigenen Worten' über sein Leben und seine Musik. Als einzige Publikation von und über Bob Dylan enthält es seine wichtigsten Äußerungen aus Interviews, Pressekonferenzen und Talkshows. Das sich daraus ergebende beeindruckende Portrait umfaßt alle wichtigen Dylan-Themen: seine private Herkunft, die musikalischen Vorbilder und der Karrierebeginn in New York, Erläuterungen zu einzelnen Songs, Platten und Tourneen, Dylans Filmprojekte, das Musikbusiness, die Haltung zu Fans und Musikerkollegen, sein Wandel vom Folk zum Rock sowie seine politische Rolle und permanente religiöse Suche. Ausführlich geht Dylan, der bereits mehrfach für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen wurde, auch auf sein Songwriting und die Schattenseiten seines Ruhms ein.



Paul Williams: Forever Young. Die Musik von Bob Dylan, 1974-1986. Vorwort von Günter Amendt. Palmyra Verlag. 520 Seiten, 16 Schwarzweißfotos (NB1364) 17,90 Euro
Was macht die Musik dieses Künstlers so faszinierend? Was ist das Besondere, das Einzigartige an Dylans Musik? Diesen Fragen geht Paul Williams in Forever Young nach. Er befasst sich – anders als alle anderen Dylan-Autoren – nicht nur mit Dylans Leben, seinen Texten oder seiner gesellschaftlichen Rolle, sondern vor allem mit seinem künstlerischen Werk als Interpret und Live-Musiker. In Ergänzung zu Like A Rolling Stone – Die Musik von Bob Dylan 1960-1973, umfasst Forever Young die Jahre 1974-1986. Es ist der zweite Band einer Trilogie.



Bob Dylan - Ein Kongreß. Ergebnisse des Interbationalen Bob Dylan Kongresses 2006 in Frankfurt am Main. Hg. von Axel Honneth, Peter Kemper und Richard Klein. Edition Suhrkamp. 352 S, (NB1366) 14 Euro



Bob Dylan: Tarantel (Tarantula) zweisprachig, Übersetzt von Carl Weissner. Verlag Hoffmann und Campe 2016. 384 S. Hardcover (NB1369) 22 Euro
Die Jahre 1965/66 markieren den ersten kreativen Höhepunkt in Bob Dylans Schaffen: Er schrieb einige seiner bekanntesten Songs In dieser Zeit entstand auch "Tarantula", eine Mischung aus experimentellem Roman und Prosagedicht. Als "Surrealismus auf Speed" und "fabelhafte Reise durch unser Zeitalter" wurde "Tarantula" nach seiner Veröffentlichung bezeichnet, "ein Narrenfest, lebendig und voller Tiefsinn", "so melodisch wie wild."
"Das Buch hat weder Anfang noch Ende", sagte Bob Dylan selbst über seine erste Buchveröffentlichung. Heinrich Detering ordnet Dylans schriftstellerisches Debüt, das zweisprachig auf Deutsch und Englisch erscheint, in seinem Vorwort in den Kontext seiner Entstehungsgeschichte und seines Werks ein.



Georg Seeßlen, Fernand Jung: Stanley Kubrick und seine Filme. arte-edition bei Schüren. 3., verbesserte und ergänzte Auflage 2008. 320 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB1057) 24,90 Euro
Neuauflage zu Stanley Kubricks 80. Geburtstag im Juli 2008. Der 1928 geborene und Anfang 1999 verstorbene Regisseur Stanley Kubrick drehte so berühmte Filme wie 2001: Odyssee im Weltraum, A Clockwork Orange, Barry Lyndon und Fullmetal Jacket. Sein letzter Film Eyes Wise Shut ist ein beeibdruckendes filmkünstlerisches Vermächtnis. Das Buch enthält einen einleitenden Überblick über Kubricks Filmschaffen, Essays zu den einzelnen Filmen, viele Bilder und Videosequenzen, die den Text erläuternd begleiten, Bibliographie und Filmographie. „Georg Seeßlens Text zu Kubrick und seinen Filmen ist Erkundung und Erläuterung zugleich, präzise Lektüre und waghalsige Interpretation. Die Filme werden sozusagen durchwandert, auf ihre Motive und Techniken geprüft – und alles dann zu einer philosophisch-ästhetischen Diagnose verdichtet.“ Norbert Grob in der Süddeutschen Zeitung.



Klaus Kreimeier: Prekäre Moderne. Essays zur Kino und Filmgeschichte. Mit einem Vorwort von Karl Prümm. Schüren Verlag 2008. 240 S. (NB1071) 19,90 Euro
Klaus Kreimeier ist einer der profiliertesten Filmkritiker in Deutschland. Er legt hier einen Band mit Essays vor, der jenseits der Alltagsaktualität zeitlose Einsichten zur Film- und Kinogeschichte bietet. Verzauberungen – Ästhetische und dramaturgische Aspekte des Staunens im Kino; Gellende Schreie – Zur Spezifik des Lachens im Kino; Tobende Ordnung – Bemerkungen zu einer Szene der Marx Brothers; Von Henny Porten zu Zarah Leander – Filmgenres und Genrefilm in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus; Expeditionsfilme – Das bewaffnete Auge des Ethnographen; Die Kuh auf dem Gleis: Marlene Dietrich (1994); Zurechtgeschminkter Skinhead: Erich von Stroheim; Fritz Langs Nibelungen und der Kampf um die Deutungshoheit in der Weimarer Republik; Prekäre Moderne – Der Ufa-Film Wege zu Kraft und Schönheit; Papier, Schere, Stein – Harun Farockis frühe Filme; Die Kamera als Protokollinstanz – Romuald Karmakars Film Der Totmacher; Das Schicksal der Kino-Ikonografie im Fernsehen; Film und Computer: Alte Bilder – „neue Bilder“.



Simon Frisch: Mythos Nouvelle Vague. Wie das Kino in Frankreich neu erfunden wurde. Schüren Verlag 2007. 320 S., zahlr. Abb. (NB1023) 29,90 Euro
Die Nouvelle Vague - Truffaut, Godard, Rivette, Rohmer und Chabrol, das ist das französische Kino der sechziger Jahre, das Anti-Kino gegen das „cinéma de papa“. Nouvelle Vague das ist Jugend, Revolte und Aufbruch, das ist Autorenfilm, Moderne und Kunst. Die Nouvelle Vague gab es aber auch in der Tschechoslowakei, in Polen, Japan und England. Die Nouvelle Vague gilt einerseits als epochale Wendemarke in der Geschichte des Kinos, die um 1960 von Frankreich ausging, und zugleich scheint der Begriff jederzeit und überall aktualisierbar zu sein. Die vorliegende Arbeit sucht in einer Relektüre ihrer Geschichte nach den Ursprüngen und nach den Wirkungen der Nouvelle Vague: Wie kamen die jungen Filmemacher zu ihrer Wut? Warum und wo stießen sie auf Akzeptanz? Was beförderte die so rasche und weite Verbreitung ihrer Ideen und die Auflösung der alten Strukturen? Woher kam dann ihr Einfluß auf die Filmgeschichte und auf die Wahrnehmung des Kinos bis heute: in der Theorie, im Kanon der Klassiker, in der Ansicht des Kinos als Kunst und in der Hochschätzung des Autorenkinos? Dabei lassen sich ihre Geschichte und die Formen ihrer Historisierung nicht trennen und es eröffnet sich ein Blick auf die Zusammengehörigkeit der verschiedenen Bedeutungen von Nouvelle Vague: Zum einen markiert sie einen Wandel in der Wahrnehmung des Films um 1960 und zum anderen ist Nouvelle Vague ein immer noch bedeutungsvoller Name für einen Generationswechsel im Kino, mit dem bestimmte inhaltliche oder ästhetische Veränderungen einhergehen. Darin erlangt sie eine mythische Dimension: die Nouvelle Vague ist zu einer Art Grunderzählung von der Neuerfindung des Kinos durch die Jugend geworden, die überall und immer wieder anders erzählt werden kann, ohne daß sein Kern verlorengeht.



Anne Barnert: Die Antifaschismus-Thematik der DEFA. Eine kultur- und filmhistorische Analyse. Schüren Verlag 2008. 432 S., einige Abb. (NB1072) 38,00 Euro
Im Mittelpunkt dieser Studie steht das zentrale Thema des DDR-Kinos von 1946 bis 1989: der Antifaschismus in der Filmproduktion der DEFA. Die leitende Fragestellung ist, wie sich die geschichtspolitische Deutungsvorgabe des Antifaschismus auf den DDR-Film auswirkte und welche Wertungen, Aus- und Überblendungen der nationalsozialistischen Vergangenheit so entstanden. Ein zentrales Ergebnis der Arbeit ist, daß es Antifaschismusfilmen zuweilen gelang, den Alltagserinnerungen untergründig und eigensinnig Ausdruck zu verschaffen. Neben einer Vielzahl weithin unbekannter Filmproduktionen der DEFA werden folgende Filme behandelt: Konrad Wolfs Professor Mamlock (1961) und die vier zentralen Filme über das Konzentrationslager Buchenwald: Nackt unter Wölfen (1963), Zeit zu leben (1969), Denk bloß nicht, ich heule (1965/66, 1990) und Schritt für Schritt (1960).



Christian Georg Salis: Das Böse steht noch einmal auf. ...und andere Klischees in Hollywood-Filmen. Schüren Verlag 2006. 112 S. (NB935) 9,90 Euro
Bei einer Kissenschlacht platzen immer die Kissen; Wer vor einem Verfolger flieht, wird früher oder später durch eine Restaurantküche laufen; Barleute polieren ständig Gläser mit weißen Stoffservietten; Das brennende Triebwerk wird immer von einer netten alten Dame entdeckt; Fährt jemand, den man für einen Bösen hält, ein dreckiges Auto, dann stellt er sich später als Guter heraus; Fast alle Richter sind alt oder schwarz oder weiblich und hunderte weitere Hollywood-Klischees.



Ellen Grünkemeier, Martina Iske, Jürgen Kramer, Anette Pankratz, Claus-Ulrich Viol (Hg.): Das kleine Bond Buch. Schüren Verlag 2007 160 S. (NB1024) 14,90 Euro
Anders als die Anderen – das kleine Bond Buch, das Bond und seine Fans liebevoll auf die Schippe nimmt und einige sonst vernachlässigte Aspekte der Bond-Rezeption aufs Korn nimmt – und nebenbei die Kulturwissenschaft und ihre Arbeitsweise einer breiteren Öffentlichkeit vorstellt. Warten auf den neuen Bond-Film – das ist auch für Kulturwissenschaftler eine harte Sache. Also rücken sie dem Phänomen Bond mit ihrem ureigenen Handwerkszeug zu Leibe, mit strukturalistischen Ansätze, Psychoanalyse, Gender-Theorien, ökonomischen, transnationalistischen und postkolonialen Fragestellungen mit den Prätexten (den Romanen), den eigentlichen Film-Texten und ihren Kontexten (der Rezeption und den gesellschaftlichen Wertvorstellungen). James Bond übersteht auch diesen Angriff – und das Warten mit der Kulturwissenschaft hat sich gelohnt, weil es viele neue und recht vergnügliche Blicke auf das Phänomen James Bond ermöglicht.



Dietrich Kuhlbrodt: Deutsches Filmwunder. Nazis immer besser. Konkret Literaturverlag 2006. 200 S. (NB943) 15 Euro
Dietrich Kuhlbrodt untersucht und kommentiert die Rolle, die Nazis im deutschen Film nach 1945 gespielt haben. Dabei bietet er den Lesern ebenso informativ wie unterhaltsam einen Querschnitt durch die deutsche Filmgeschichte. In der Adenauerzeit wurden Nazis aus ausländischen Filmen wegzensiert, bevor in den 60ern die Auseinandersetzung der Söhnegenaration mit der Vergangenheit der Väter einsetzte. In den 70er und 80er Jahren dann verloren die Nazis, gar Hitler selber, ihre historische Einmaligkeit. Deutsche Filmemacher präsentierten sie als Phänomen der deutschen Volksseele. Vorreiter Syberberg entdeckte in „Hitler – ein Film aus Deutschland“ (1977/78) den Hitler-in-uns. Hitler war wieder da. Eine junge Generation schuf sich ihren eigenen Führer („Blutige Exzesse im Führerbunker“) und integrierte ihn ins Ritual des Weihnachtsfestes, wie in Schlingensiefs Film „100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Füherbunker“ (1989). Die schäbigen Nazis aus den Dokumentationen „Stau – Jetzt geht's los“ und „Beruf Neonazi“ der frühen 90er sind zehn Jahre später den glamourösen Spielfilmfiktionen von Hitler („Der Untergang“) und Hitlerjungen („Napola“) gewichen, denen ein erleichtertes deutsches Publikum jetzt zujubelt.



Douglas Keesey, Paul Duncan (Hg.): Erotic Cinema. Taschen 2005. 192 S. mit zahlreichen Abbildungen (NB859) 14,99 Euro
Auf Zelluloid wurde der erste Kuss bereits 1896 festgehalten. Seitdem hat die körperliche und sexuelle Freizügigkeit im Film eine Entwicklung vollzogen, die immer schneller Tabus bricht und gesellschaftlich festgelegte Grenzen überschreitet. Im Zentrum bleibt letztlich nur noch die Frage: Wie wird ES gezeigt? Extremes aus der Soft- bzw. auch Hardcore-Pornoindustrie kommt in diesem Band aus der Taschen-Filmreihe genauso zum Zuge wie der Seitenblick auf die schwule/lesbische Film-Szene.



Romy Schneider – Ein Leben in Bildern. Entworfen von Renate Seydel und gestaltet von Bernd Meier. Henschel Verlag. 344 S. im Großformat, Hc. Zahlreiche Abb. (NB 991) 19,90 Euro
„Ich kann nichts im Leben, aber alles auf der Leinwand.“ (Romy Schneider).



Leo Malet: Das Leben ist zum Kotzen. Schwarze Trilogie 1. Edition Nautilus 1992. 144 S. (NB197) 9,80 Euro



Léo Malet: Angst im Bauch. Schwarze Trilogie 3. Edition Nautilus 2001. 160 S. (NB421) 10,80 Euro
Vom Trickdieb zum landesweit gejagten Staatsfeind Nr. Eins.



Andrea Kettenmann: Frida Kahlo 1907 – 1954. Leid und Leidenschaft. Taschen Verlag. 96 S. (NB901) 7 Euro
Biografie und Bildband (19x23 cm) mit zahlreichen Fotos und Dokumenten. Die in bester Farbqualität wiedergegebenen Bilder von Frida Kahlo werden erläutert.



Pablo Picasso: Grüne Sonne auf schwarzem Grund. Poetische Texte. Edition Nautilus 1994 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB197z) 8,80 Euro



Marcel Duchamp: Der kreative Akt. Duchampagne brut. Edition Nautilus 1998 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 64 S. (NB198) 6,50 Euro



Geteilte Nächte. Erotiken des Surrealismus. Hg. Von Heribert Becker. Edition Nautilus 1990 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB199) 8,80 Euro



André Breton: Die Manifeste des Surrealismus. rororo. 142 S. (NB936) 8,90 Euro
André Breton gilt als einer der bedeutendsten Dichter des Surrealismus. Seine „Manifeste“ sind die grundlegenden theoretischen Schriften dieser avantgardistischen Bewegung. Revoltiert wird gegen alles Herkömmliche und Überlieferte, gegen Arbeitsteiligkeit und Zweckrationalismus, gegen Familie und Vaterland mit dem Ziel, die Entfremdung des Ich aufzuheben, Authentizität zu gewinnen. In ihrer Suche nach einer Fusion von Geist und Welt, von Individuum und Kollektiv zählen die „Manifeste“ zu den Klassikern der Moderne.



Es brennt! Pamphlete der Surrealisten. Übersetzt, herausgegeben und mit einem Vorwort versehen von Heribert Becker. Edition Nautilus 1998 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 160 S. (NB200) 10,80 Euro



Tristan Tzara: Sieben Dada Manifeste. Edition Nautilus 1998 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 128 S. (NB201) 9,80 Euro



Dada gegen Dada. Die Affäre Barrès. Edition Natilus 1997. 128 S. (NB585) 9,80 Euro



Wetterleuchten! Künstler-Manifeste des 20. Jahrhunderts. Edition Nautilus 2000 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 128 S. (NB202) 9,80 Euro



Kurt Schwitters: Franz Müllers Drahtfrühling. Edition Nautilus 2000 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB203) 8,80 Euro



Kurt Schwitters: Kuwitter. Grotesken, Szenen, Banalitäten. Edition Nautilus 1997. 96 S. (NB586) 8,80 Euro



Raoul Hausmann: Geist im Handumdrehen. Dadasophische Poesie. Edition Nautilus 1989. 64 S. (NB587) 7,50 Euro



Max Ernst: Schnabelmax und Nachtigall. Texte und Bilder. Mit einem Vorwort von Hrtibert Becker. Hg. von Pierre Gallissaires. Edition Nautilus 1994, 2. erweiterte Auflage 2006 (Kleine Bücherei). 128 S. (NB584) 9,90 Euro



Ulrich Bischoff: Max Ernst 1891-1976. Jenseits der Malerei. Taschen Verlag 2005. 96 S. Klappenbroschur. (NB904) 7 Euro
Reich bebilderte Monografie über den künstlerischen Werdegang des Avantgardisten der Dada-Bewegung und des Surrealismus.



René Magritte: Dies ist kein Buch. Polemik und Malerei. Edition Nautilus 1995 (Kleine Bücherei für Hand und Kopf). 96 S. (NB204) 8,80 Euro



Beat. Die Anthologie. Hg. von Karl O. Paetel. Maro Verlag 1993. 304 S. (NB918) 16 Euro



Andreas Mand: Paul und die Beatmaschine. Roman. Maro Verlag 2006. 190 S. (NB917) 12 Euro
„Schreibst du keine Noten, Paul?“ - „Ich benutze Akkordsymbole.“ - „Kennst du keine? Ich schon.“ - „Diese Musik kann man nicht schreiben.“ - „Mozart könnte es.“ - „Ich brauche Töne für die Worte“, sagte Paul.



Jörg Fauser: Die Harry Gelb Story. Gedichte. Maro Verlag. Neuausgabe 2004. 76 S. (NB781) 12 Euro



Charles Bukowski: Irgendwo in Texas. Übersetzt von Carl Weissner. Maro Verlag 2000. 160 S. (NB919) 14,90 Euro



Horst Schmidt: „The Germans love me for some reason“. Charles Bukowski und Deutschland. Maro Verlag 2006. 320 S. (NB1099) 18 Euro
Die wichtigsten Rezensionen, Interviews und Statements, Bildmaterial und Zeitdokumente, samt einer kompletten Bibliografie der Originale und der Sekundärliteratur.



Richard Brautigan: Eine unglückliche Frau. Maroverlag 2002. 116 S. (NB783) 14,90 Euro



William S. Burroughs: Naked Lunch. Die ursprüngliche Fassung. Aus dem Englischen von Michael Kellner. rororo 2011. 416 S. (NB1298) 11 Euro



William S. Burroughs: Die alten Filme. Stories. Maro Verlag 1995. 132 S. (NB920) 11 Euro
„Ein Schriftsteller von der Gefährlichkeit eines genialen Gangsters...“ „...der wie kein anderer die Ängste, Horrorvisionen, die Manipulationen des Menschen und die Alpträume einer verrückt gewordenen Zivilisation beschrieben hat.“



Jack Kerouac: Unterwegs (On the road). Aus dem Englischen von Thomas Linquist. rororo 384 S. (NB1383) 9,99 Euro



Jack Kerouac: Lonesome Traveller. Deutsch von Hans Hermann. Rororo 1981. 176 S. (NB382) 10 Euro
Acht Prosaskizzen: atemlose, hektische Momentaufnahmen aus dem Leben des Autors, der stets allein, stets unterwegs war und nirgends zur Ruhe kam.



Jack Kerouac: Be-Bop, Bars und weißes Pulver. Deutsch von Hans Hermann. Rororo 1979. 126 S. (NB383) 5,90 Euro
Die Szene: die Bars, Betten und Bungalows von San Francisco. Die Personen: junge Schriftsteller, Maler und Jazz-Musiker, ihre Freundinnen und Frauen.



Jack Kerouac: Engel, Kif und neue Länder. Roman. Deutsch von Otto Wilck. rororo 1971. 192 S. (NB384) 7,99 Euro
„Der Autor einer Jugend, die sich inmitten der schlechtesten aller Welten zum glückseligen Leben bekennt, nimmt uns mit auf seine Suche nach einem intensiven, Rauscherfüllten Dasein in New York, Mexiko, Tanger, Paris und London. In einer spontanen, scheinbar improvisierten Prosa geschrieben ... ist dieses Buch zugleich ein faszinierender Schlüsselroman über die Hauptgestalten der Beat-Generation.“ (Klappentext).



Jim Morrison: The American Night. The Wrightings Bd. 2. Übersetzt von Barbara Jung und Sabine Sassmann. Maro Verlag. 224 S. (NB782z) 19,50 Euro
An American Prayor; Poems from „Tape Noon“; Celebration of the Lizard; The Soft Parade; Poems from „The Village Reading“; The Hitchhiker, Poems from „Dry Water“; Gedichte aus dem Nachlaß; Paris Journal.



Anais Nin: Das Delta der Venus. Erzählungen. Fischer Taschenbuch 2005. 336 S. (NB841) 8,95 Euro
„Die fünfzehn erotischen Episoden stellen in der Tat das meiste in den Schatten, was wir an erotischer Literatur aus der Feder einer Frau kennen.“ (Klappentext).



Anais Nin: Die verborgenen Früchte. Fischer Taschenbuch 2005. 208 S. (NB842) 8,95 Euro
Ein Maler, der seine Frau nur in seinen Werken begehren kann, zwei Fremde am Strand, die im Meer zueinander finden – sensibel und unverhüllt beschreiben die Geschichten der Anais Nin die ganze Welt der Liebe. Bei aller Offenheit haben sie dabei vor allem ein Ziel: zu zeigen, daß Sex erst durch Gefühle zu wirklicher Erotik wird.



Jean Genet: Querelle. Roman. Rororo. 224 S. (NB392) 7,90 Euro
„Dieser schockierende Roman um den Matrosen und Mörder Querelle ist das Tagebuch eines Verdammten, den nichts retten kann, es sei denn die Objektivierung des Entsetzens durch Sprache. Jean Genet spricht das Intimste und das Öffentlichste aus, die Verwandlungen der Grausamkeit in Entzücken und des Entzückens in Grausamkeit, die Riten der Mörder, Opfer und Henker, die miteinander identisch sind.“ (Klappentext). Von Faßbilder verfilmt.



Hubert Fichte: Versuch über die Pubertät. Roman. Fischer Taschenbuch. 306 S. (NB393) 8,65 Euro



Ludwig Elm: Der Mantel der Geschichte und andere deutsche Denkwürdigkeiten. Ein kleines Lexikon zur Zeitgeschichte. PapyRossa Verlag 2011. 194 S. (NB1166) 12,90 Euro
Ludwig Elm, Dr. phil., *1934. War Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und 1994 bis 1998 Bundestagsabgeordneter der PDS. Veröffentlichungen zur Geschichte der Parteien, der politischen Ideen und der Hochschulen in Deutschland. Teils ironisch und sarkastisch, teils ernsthaft und sachlich-informativ behandelt das kleine Lexikon in über 300 Stichworten und Artikeln Begriffe und Ereignisse aus Politik, Geschichte und Kultur. Es bietet Wissenswertes, das oft vergessen oder verdrängt wird, regt zur kontroversen Deutung politischer Schlagworte und Floskeln an und fördert die eigene nachdenkliche Betrachtung. So eröffnet es einen etwas anderen Blick auf die neuere deutsche Geschichte und die bundesdeutsche Gegenwart. Wiederholt werden kluge Einwürfe und Kommentare von Autoren vergangener Epochen und verschiedener Länder einbezogen. Immerhin ist ein reiches geistig-moralisches und politisches Erbe zu bewahren und zu nutzen. Konventionelle Lexika verschiedenster Art sollen weder nachgeahmt noch ersetzt werden. Vielmehr geht der Anspruch dahin, sie zu ergänzen, fahrlässig oder absichtsvoll vernachlässigte Aspekte hervorzuheben und erhellende Verblüffung und erkenntnisfördernde Aha-Erlebnissezu provozieren.



Kurt Pätzold / Manfred Weißbecker (Hg.): Kleines Lexikon historischer Schlagwörter. Militzke Verlag 2005. 336 S. (NB831) 14,90 Euro
Alle Menschen werden Brüder; Am Deutschen Wesen mag die Welt genesen; Aufstand der Anständigen; Befehl ist Befehl; Bonn ist nicht Weimar; Davon geht die Welt nicht unter; Der Zweck heiligt die Mittel; Eigentum verpflichtet; Eine andere Welt ist möglich; Eiserner Vorhang; Entartete Kunst; Ich bin ein Berliner; Keine Experimente; Volk ohne Raum; Vom Ich zum Wir; Wir sind das Volk usw.



Horst Tomayer: Tomayers ehrliches Tagebuch 1996-1988. Konkret. (NB16) 10,15 Euro



Fanny Müller: Das fehlte noch! Mit Röhm und Hitler auf La Palma. Edition Tiamat 1997. 160 S. Gebunden. (NB426z) 14,30 Euro
Wer Fanny Müller kennt und dieses Buch noch nicht besitzt, der wird es kaufen.



Helmut Loeven: Streiten Sie nicht mit einem Deutschen, wenn Sie müde sind. 21 Polemiken. Situationspresse 2001. 128 S. Paperback. (NB1077) 10 Euro
21 polemische Aufsätze, die in den Jahren 1994 bis 2001 in dem satirischen Magazin DER METZGER erschienen sind, werden in diesem Buch zu einer Collage der Gesellschaftskritik kompiliert. Themen: 8. Mai; Stefan Heym als Alterspräsident und die Schlammschlacht der Opportunisten (Biermann & Broder); Deutsche „Leitkultur“ als „Kultur“ der Dummheit und Gehässigkeit; die Taz; Afghanistan; Dunkelziffer; die Grünen; Viagra und der Feminismus; Henryk M. Broders Geltungsbedürfnis; Jugoslawien; Dienstleistungsgesellschaft; Kohl; Gesundheitspolitik; PDS; Gisela Elsner; Mescalero-Affäre; „68“.



Helmut Loeven: Die Vegetarier von heute sind die Kannibalen von morgen. Das philosophische Kabarett. 177 Glossen (Sie können Gedanken lesen). Situationspresse 2003. 192 S. (NB1078) 10 Euro.
Eine Auswahl von Glossen, die von 1992 bis 2003 in dem satirischen Magazin DER METZGER erschienen sind, für diese Edition bearbeitet und zu einer polemischen Collage komponiert. Die Kapitel: Call any Vegetable; Kritik der reinen Unvernunft; Über das Reale; Die Vegetarier von heute sind die Kannibalen von morgen; Aus der Geschichte der Musik; Chauvinisten im Stimmbruch (gegen den Etikettenschwindel der „Antideutschen“); Antworten; Heimatkunde.



Helmut Loeven: Der Gartenoffizier. 124 komische Geschichten. Situationspresse 2008. 268 S. (NB1079) 16,50 Euro.
Komische Geschichten, schöne Geschichten, Geschichten an Kaminen. „Dieses Buch ist ein Beitrag zur Heimatkunde und zur Zeitgeschichtsforschung und ein Einspruch gegen Verhältnisse, die nicht so sein sollten wie sie sind“, sagte der Autor. Und darum handeln die Geschichten auch von der Großen Verweigerung. Schul-Geschichten, Rock-and-Roll- Geschichten, DER METZGER, APO- und Ostermarsch-Geschichten, K-Gruppen-Geschichten, Kommune-Geschichten, Bröselmaschine, Obelix-Geschichten, Liebesgeschichten, Hut-Film-, Eschhaus- und Mister-Jöes-Geschichten, Schöne-Frauen-Geschichten, Friedensdemo-Geschichten, Uni-Geschichten, DISS, Dada, Weltbühne, UZ-Fest-Geschichten u.v.a. „Mit Spaß-Guerilla hielten wir uns gar nicht erst auf; wir gingen gleich zur Quatsch-Guerilla über.“



Wiglaf Droste: Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv. Neue Sprachglossen. edition TIAMAT 2013. 240 S. (NB1255) 14 Euro
Mit Schwung, Grazie und Eleganz seziert Wiglaf Droste die sprachlichen Entgleisungen der Deutschen, den Neusprech aus „Nachhaltigkeit“ und „Transparenz“, in dem „Teamplayer“ und „Goods Flow Mitarbeiter“ gefragt sind, „Apps zum Entdecken von Apps“ aufwendig „kuratiert“ werden und den das Lied eines halbalphabetischen Sängers quasi „im Paket“ zusammenfaßt: „Wenn Worte meine Sprache wären“. Droste spürt der „gefühlten Unsportlichkeit“ nach, analysiert die „cremige Fülle“ eines Weins, die „Menschenrechte“ aus dem Hause Hoeneß und einen „sich nach allen Seiten absichernden Mehrzweckjournalimus“, der mit „Jogi“ immer nur Joachim Löw und niemals Jogi Gauck meint.
Im Sprachschlamassel entdeckt Droste aber auch jede Menge Kleinode wie „betropetzt“; wenn Sie wissen wollen, was das zu bedeuten hat, bestellen Sie das Buch. Dann erfahren Sie auch, was Shakespeare meinte, als er „to be or not to go to no go“ schrieb.



Wiglaf Droste: Bombardiert Belgien & Brot und Gürtelrosen. Edition Tiamat. Gebunden. (NB427) 14 Euro



Wiglaf Droste: Die Rolle der Frau. Edition Tiamat 2001, gebunden. (NB431) 14 Euro



Wiglaf Droste / Gerhard Henschel: Der Mullah von Bullerbü. Roman. Edition Nautilus 2000. Hardcover mit Schutzumschlag. (NB225) 14,80 Euro



Harry Rowohlt: In Schlucken-zwei-Spechte. Harry Rowohlt erzählt Ralf Sotscheck sein Leben von der Wiege bis zur Biege. Edition Tiamat, 4. erweiterte und verbesserte Auflage 2009. 240 S. (NB1308) 15 Euro
Harry Rowohlt erzählt aus seinem krummen Leben inmitten einer bemerkenswerten Familie. Er erzählt von seinem Großvater Fränzchen Pierenkämper, der 1917 einer der führenden Köpfe im Arbeiter-und Soldatenrat von Wilna war, „und das als Goi“; von seiner Mutter, der extravaganten Schauspielerin, die ohne Ariernachweis einmal Tischdame von Goebbels gewesen war; von seinem Vater, der mit dem Rowohlt-Verlag fünfmal pleite ging, weshalb Harry Rowohlt immer noch froh ist, nicht in den Verlag eingetreten zu sein, weil er diese Tradition als erstes wiederbelebt hätte.
Natürlich geht es auch um die Leiden eines preisgekrönten Übersetzers, seine Schauspielerei in der „Lindenstraße“ und um seine mittlerweile legendären Lesungen.
Erweiterte Neuauflage, mit einem nagelneuen Kapitel „Acht Jahre danach“, Fotos von Ulla Rowohlt, Vignetten von F.W.Bernstein und einem Nachwort von Wiglaf Droste.



Rolf Menrath: Pflastersteinköpfe. Poesie, Prosa & Grafik. Verlag Rote Zahlen Buxtehude. 200 S., durchgehend farbig illustriert. (NB1317) 21,65 Euro
Rolf Menrath schreibt Gedichte „so richtig“ mit Reim und Versmaß und mit Strophen und mit Witz und nicht ohne Schärfe (siehe DER METZGER 78, 81, 82). Jetzt gibt es endlich den Gedichtband, der zugleich ein Bildband ist.



Siegmar Wyrwich: Der achte Rodin. 196 S. (NB1440) 11,80 Euro.
Zwei alte Freunde auf der Jagd nach einem verschollenen Kunstwerk, durch dessen Fund sich für jeden von ihnen ein Traum erfüllen könnte. Wenn nur nicht immer alles mögliche schiefgehen würde. Ein Abenteuer zwischen Ruhrpott und Paris.
Stahlbaron August Thyssen war begeisterter Sammler der Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin. Sieben Skulpturen hatte er nachweislich in Auftrag gegeben. Doch, gab es vielleicht noch eine achte Skulptur, wie eine bislang unentdeckte Tagebucheintragung vermuten lässt? Gästeführer Paul Werner und sein Freund, der Bildhauer Manni Baumann, wollen der Sache auf den Grund gehen. Die Geschichte einer Freundschaft.
Peter Klucken in der Rheinischen Post:
Seine Geschichte entwickelt Wyrwich mit leichter Feder: Der Duisburger Gästeführer Paul Werner, ein studierter Halbverweigerer von möglichen "besseren" Berufskarrieren, erfährt davon, dass der Stahlbaron August Thyssen nicht nur, wie überall zu lesen ist, sieben Skulpturen des Bildhauers August Rodin besaß, sondern sogar acht. Wer diese achte Skulptur findet, hat finanziell für sein Leben natürlich ausgesorgt, meint Paul Werners alter Freund Manni Baumann, ein Bildhauer. Und die beiden machen sich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Skulptur eines Künstlers, dessen Werke heutzutage millionenschwer gehandelt werden. [...] Nach der Lektüre möchte man sich einige Fortsetzungen mit diesem Romanpersonal wünschen. Ein Gästeführer mit juristischem Hintergrundwissen und eine lebenspraktische Juristin als Lebenspartnerin sowie ein Künstler, der einen Sprinter fährt und der gelegentlich sein Brot als Entrümpler verdienen muss, und die vielen möglichen Gäste und Kunden: all das sollte Siegmar Wyrwich nach einem solch gelungenen Erstling zum weiteren Schreiben ermutigen.
Thomas Becker in der WAZ:
Der 1926 auf Schloss Landsberg verstorbene Stahl-Baron August Thyssen bewies als steinreiches und zutiefst geiziges Unternehmer-Genie durchaus Ähnlichkeiten mit der Comic-Figur Dagobert Duck. Doch dass der König der Hochöfen noch einmal in einem Roman auftauchen sollte, damit war nun nicht zu rechnen. Der in Hamborn aufgewachsene Autor Siegmar Wyrwich hat jetzt mit "Der achte Rodin" eine spannende kleine Geschichte veröffentlicht, die ideenreich und mit einem kumpelhaften Tonfall mit den historischen Fakten spielt. Dazu gibt es Begegnungen und Orte wie etwa der Landschaftspark Nord, die dem Duisburger Leser sehr bekannt sind. [...] Wie die Suche nach dem achten Rodin dann zuletzt ausgeht, soll hier selbstverständlich nicht verraten werden. Die Leser können sich auf jeden Fall über eine originelle und gut erzählte Geschichte freuen.



Franz Rueb: Rübezahl spielte links aussen. Erinnerungen eines Politischen. Edition 8 2009. 312 S. Hc. Fadenheftung, Lesebändchen. (NB1115) 21,80 Euro
Der Autor erinnert sich an seine Jugend als Heimkind, zuerst unter der Fuchtel katholischer Nonnen, dann im evangelischen Kinderheim, tyrannisch geführt von einem „Jünger Pestalozzis“, der die Anstalt als einträgliche Fabrik für Kinderarbeit betreibt. Rueb beschreibt eine Hölle selbstgerechter, schwarzer Pädagogik in beklemmender Bildhaftigkeit. Der junge Rueb ist rebellisch, einer, der sich nicht fügen will und immer wieder Nischen zum Widerstand findet. Fußball zum Beispiel. Der sagenhafte Rübezahl, der Berggeist, bewegt seine Fantasie, wird zu seinem geheimen Verbündeten, seinem zweiten Ego. Er erfindet eigene Rübezahl-Geschichten und unterhält damit die Heimzöglinge. Erzählen als eine Form von Widerstand. So schafft er sich seinen Ruf und einen neuen Namen – Rübezahl. Er wird ihm sein Leben lang bleiben.



Michael Schulte: Ich freu mich schon auf die Hölle. Szenen aus meinem Leben. Picus Verlag 2005. 240 S. Hc. (NB882) 19,90 Euro
„Wenn es jemals einen Aphorismus gab, der mir als Lebensmotto tauglich erschien, dann dieser, ich glaube, er stammt von Seneca: 'Lebe, wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst, gelebt zu haben'.“ – Dank seiner bewährten Fabulierkunst geraten Michael Schultes Szenen aus seinem turbulenten Leben zu einem wahren Lesevergnügen. Anekdotenreich schildert er nicht nur seine Kindheit sowie Episoden in Ländern, Städten und Kneipen, sondern skizziert auch ganz persönliche Porträts von außergewöhnlichen Wegbegleitern wie H.C. Artmann, John Cage, Wolf Wondratschek, Gert Jonke, Albert Vigoleis Thelen und Ludwig Lugmeier.



Wolfgang Bortlik: Halbe Hosen. Roman. Edition Nautilus 2000. 192 S. Hc. (NB857) 8,25 Euro
Ein Kommissar steht auf alte Fußballsammelbildchen, seine Tochter mehr auf nabelfreie T-Shirts mit schmutzigen Parolen. Fuck me, I'm yours – das hat Dickie Tarrach einst ersonnen. Heute schreibt er fürs Feuilleton und muß aufpassen, seine Frau nicht an einen leberwurstäugigen Streifenpolizisten zu verlieren. Lauter Möchtegerns und Gernegroße kommen sich in Bortliks Welt in die Quere, halbe Hosen eben – bis Tarrach eines Tages vom Furor der Direkten Aktion gepackt wird. Dickie Tarrach führt das süße Leben eines Fensterguckers und gelegentlichen Kulturjournalisten in der Stadt Badenwerder. Von seiner turbulenten Jugend als Punk-Revolutionär hat er sich längst verabschiedet und brütet jetzt über einer gewissen universellen Langeweile, während seine Frau Kathi, Managerin in einer Plattenfirma, für die materiellen Lebensgrundlagen sorgt. Eines Tages aber tauchen Tarrachs alte Freunde wieder auf: Hildebrand, damals wie heute ein verhinderter Top-Produzent, und Ruginstein, inzwischen eine Art Joschka Fischer der Esoterik, bringen den Fenstergucker mächtig auf Trab. Dickie übt, emotional verwirrt und aufgepeitscht von homöopathischen Tropfen, die spontane Revolte des sozialen Individuums – versaubeutelt seine Jobs, stört Dichterlesungen, vergiftet Hunde. Dem chaotischen Terzett um Tarrach steht als charakterfester Dreierpack die Besatzung der Neu-Badenwerder Polizeiwache gegenüber. Auf den ehrenwerten Kommissar Laumanne und seine Adlaten Beckmann und Huber warten allerdings zwei große Bewährungsproben: die Esoterikmesse und ein Popkonzert, das Dickie zum Ort seiner ultimaten Rache auserkoren hat. Wolfgang Bortlik, geboren 1952, ist Hausmann in Basel und arbeitet gelegentlich als Buchhändler, Kritiker, Übersetzer und Musiker.



Wolfgang Bortlik: Wurst & Spiele. Roman. Edition Nautilus 1998. 220 S. Hc. (NB858) 8,25 Euro
Horak heißt der Taugenichts, der in diesem Roman Teile seiner Biographie am Rande von Gesetz und Gesellschaft preisgibt. Zugleich aber handelt die Geschichte von ungewöhnlichgegenwärtigen Geschehen in der Schweizer Kleinstadt Langenburg.



Volker Bleeck: Kommen wir nun zu etwas völlig anderem – 40 Jahre Monty Python. Schüren Verlag 2008. 192 S., viele Bilder. (NB1073) 19,90 Euro
Endlich ein Buch, das Fragen beantwortet, statt welche zu stellen: Was hat Monty Python mit Mr. Bean zu tun? Und was mit Alfred Biolek? Wer ist der musikalischste der Pythons? Und wer der größte? Wie lautet der tödlichste Witz? Welcher der Pythons kommandierte später Brad Pitt und Johnny Depp herum? Und welcher Indiana Jones? Und wieso geht auch das nervige Phänomen der Spam-Mails zurück auf Monty Python anno 1970? Das Buch schlägt einen Bogen vom Anfang des Python-Humors bis zu dessen vorläufigem Ende, es erzählt genauso von den Wurzeln wie von den späteren Wucherungen. Dazu gibt es eine kommentierte Auflistung ALLER 45 Episoden von „Monty Python’s Flying Circus“, ein eigenes Kapitel über die beiden in München produzierten Folgen der Pythons und die nicht zu unterschätzende Bedeutung der deutschen Synchronfassungen. Weitere Kapitel widmen sich allen Kinofilmen, den umjubelten Tourneen, Büchern und Platten und den späteren gemeinsamen Arbeiten für Film, Rundfunk, Internet und Fernsehen. Besonders intensiv befasst der Autor sich auch mit den Einzelkarrieren der sechs Mitglieder von Monty Python, von Michael Palins Reisen für die BBC rund um die Welt über Terry Gilliams kurvenreiche Karriere als einer der kreativsten und dickköpfigsten Regisseure Hollywoods bis zu dem bekanntesten Python, John Cleese, der zuletzt gleich in zweien der erfolgreichsten Film-Franchises aller Zeiten mitspielte (James Bond & Harry Potter). Den Nachfolgern des Python-Humors in England ist ein weiteres Kapitel gewidmet und auch die deutsche Auffassung von Humor wird in einem eigenen Abschnitt beleuchtet.



Thomas Gsella: Komische Deutsche. carl's books 2012. 222 S. durchgehend s/w-Illustrationen. (NB1238) 14,99 Euro
„Komische Deutsche“ stellt Deutsche vor, die sich selbst nicht komisch finden, und das aus gutem Grund: Sie gehen einer Tätigkeit nach, die sie für äußerst ernsthaft halten, und ihre Witze sind miserabel. Trotzdem bringen sie uns zum Lachen. Sie machen komische Sachen, sprechen seltsame Sätze, setzen sich wunderliche Ziele und führen ein erstaunliches, ja bizarres Leben. Es sind lustige Vögel wie Sarrazin, komische Käuze wie Guttenberg und Wulff oder die Verrückte Koch-Mehrin, die überführt wurden und unverdrossen schamlos weiterbrummen wie der gleichfalls endlose Michael Schumacher; es sind irr schillernde Knaller auf grauen Posten wie Angela Merkel und Heidi Klum, und es sind unzählige andere Deutsche, die sich da tummeln in ihren Vereinen und Geheimbünden, die Eheleute, die Sparer und die Christen, die Rekruten und Revolutionäre, die mit dem blöden Namen, die mit der lustigen Brille und all die, die es verdienen. Und natürlich die Unschuldigen. Die ganz besonders.



Robert Gernhardt: Über alles. Ein Lese- und Bilderbuch. Fischer Taschenbuch 1996. 480 S. (NB330) 8,95 Euro



Robert Gernhardt: Es gibt kein richtiges Leben im valschen. Humoresken aus unseren Kreisen. Fischer Taschenbuch 1997. 96 S. (NB331) 5,95 Euro



Fritz Eckenga: Ich muß es ja wissen. Geschichten und Gedichte vom Fachmann. Mit Illustrationen vom Günter Rückert. Edition Tiamat 1998. 128 S. (NB248) 12 Euro



Wolfgang Nitschke: Bestsellerfressen. Eine literarische Schlachtplatte. Edition Tiamat 1999. 128 S. (NB262z) 12 Euro
Ein Tadel von Reich-Ranicki ist noch eine Streicheleinheit verglichen mit den Sezierungen des unbarmherzigsten aller Rezensenten. Für den Rundfunk geschrieben (“Zugabe“, WDR) hier in einem Band zusammengefaßt. Über Richard v. Weizsäcker, Marion G. Dönhoff, Arnulf Baring, Guido Knopp, Isabel Allende, Guido Knopp (nochmal), Peter Scholl-Latour, Marion G. Dönhoff (nochmal), Alice Schwarzer, Reinhold Messner u.a.



Wolfgang Nitschke: Bestsellerfressen II. Es ist angerichet. Selbstbeweihräucherungsschmonzetten, Mitteilungsbedürfnisschriften und andere literarische Offenbarungseide. Edition Tiamat 2001. 160 S. (NB430z) 13 Euro
Diesmal über: Helmut Schmidt, Jürgen Domian, Hella von Sinnen, Franz Alt, Dalai Lama, Rudolf Scharping, Joschka Fischer, Guido Knopp, Carmen Thomas, Johanes Rau, Norbert Blüm, Gertrud Höhler, Rita Süssmuth, Jürgen Fliege u.a.



Susanne Witt-Stahl (Hg.): Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen. Beiträge zu einer kritischen Theorie für die Befreiung der Tiere. Alibri Verlag 2007 (NB1006) 22 Euro
Die Aufsätze renommierter Autorinnen und Autoren zielen darauf ab, die Befreiung der Tiere als gesellschaftlich-emanzipatorisches Konzept zu diskutieren und kritisch-theoretisch zu fundieren. Basis ist die Überzeugung, daß Tiere als geknechtete und ausgebeutete Wesen (an)erkannt werden müssen. Da die Unterdrückung der Tiere als gesellschaftlich vermittelt begriffen wird, gilt sie auch als historisch überwindbar. Im Zentrum der Überlegung steht dabei die Dialektik der Naturbeherrschung samt der Folgen für Mensch und Tier. Vorwort von Moshe Zuckermann.



Claus-Marco Dieterich: Dicke Luft um Blauen Dunst. Geschichte und Gegenwart des Raucher/Nichtraucher-Konflikts. Jonas Verlag. 144 S. mit zahlr. Abbildungen. (NB1043) 10 Euro
Vin: „Ich sollte wirklich aufhören, diese verdammten Dinger zu rauchen.“ Auggie: „Genieße es, solange du kannst. Demnächst wird man es uns sowieso per Gesetz verbieten.“ Vin: „Wer sich beim Rauchen erwischen läßt, wird an die Wand gestellt und erschossen.“ Auggie: „Heute Tabak, morgen Sex. In drei oder vier Jahren ird es gesetzlich verboten sein, einen Fremden anzulächeln.“ (Paul Auster, Szene aus „Smoke“).



Karl-Heinz Wellmann (Hg.): Haben Fische Durst? 111 Antworten auf Fragen, die Ihnen schon immer auf den Nägeln brannten. Jonas Verlag 2003. 120 S. (NB667) 10 Euro
Warum heißt die Bockwurst Bockwurst? Wächst das Haar schneller, je öfter man es schneidet? Wer hat den Regenschirm erfunden? Wie mißt man die Einschaltquoten? Autorinnen und Autoren des Hessischen Rundfunks antworten auf Hörerfragen. 111 Antworten aus der hr1-Entdeckungsreise wurden für diesen Sammelband ausgewählt.



Karl-Heinz Wellmann (Hg.): Können Vögel husten? 111 neue Antworten auf Fragen, die Ihnen schon immer auf den Nägeln brannten. Jonas Verlag 2005. 120 S. (NB821) 10 Euro
Seit wann gibt es Schultüten? Wie weit ist der Horizont vom Strand entfernt? Wie pflanzen sich kernlose Weintrauben fort? Warum werden Falschmeldungen „Ente“ genannt? Wie geheim ist der Geheimrat?



K.C. Cole: Warum die Wolken nicht vom Himmel fallen. Von der Allgegenwart der Physik. Aufbau Taschenbuch 2002. 256 S. (NB597) 8,50 Euro
Ohne daß wir es bewußt wahrnehmen, bestimmen physikalische Gesetze unser tägliches Leben: Energieerhaltung, Ursache und Wirkung, Ordnung und Unordnung, Schwerkraft und Fliehkraft. Dies alles erklärt K.C. Cole auf verständliche und unterhaltsame Weise – und auch, warum die Wolken nicht vom Himmel fallen.



Jungdemokraten / Junge Linke: Stoffkunde. Drogen: Was wirkt wie und warum. Alibri Verlag. 2., überarbeitete Aufl. 2003. 120 S. Pb. (NB695) 7 Euro
Alkohol, Amphetamine, Cannabis, Halluzinogene (LSD), Kokain, Lachgas, Ecstasy, Opiate, Purindrogen. Das „Recht auf Rausch“, auf ein bißchen Genuß durch die Einnahme berauschender Substanzen, ist umstritten. Trotzdem konsumiert die Mehrheit der Menschen zumindest gelegentlich die Stoffe. Die Stoffkunde wendet sich an alle, die nach Informationen suchen über Geschichte, Wirkung, Dosierung und gesundheitliche Folgen von Drogen.



Menschenwürde in der Drogenpolitik. Ohne Legalisierung geht s nicht! Konkret 1993. 208 S. (NB92) 14,50 Euro



Günter Amendt, Gunter Schmidt, Volkmar Sigusch: Sex tells. Sexualforschung als Gesellschaftskritik. konkret texte 54. 144 S. (NB1178) 18 Euro
„Heute scheint es so, als könnten alle sexuell beinahe alles tun. Doch 95 Prozent der Koitus ereignen sich in festen Beziehungen, und die Singles, die immerhin 25 Prozent der Stichprobe stellen, bringen nur 5 Prozent der sexuellen Ereignisse auf die empirische Waage. Unser Alltag ist von sexuellen Reizen ebenso übersättigt wie entleert, als könne die übertriebene kulturelle Inszenierung des Sexuellen und dessen ausufernde Kommerzialisierung die Lust effektiver austreiben als alle Verbote, die einst das Sexuelle großgemacht haben und die heute bei uns institutionell im Ernst nur noch der Vatikan propagiert. Die Emanzipationsbewegungen haben um sexuelle und geschlechtliche Selbstbestimmung gekämpft. Doch herausgekommen sind Selbstbezüglichkeiten, selbstmächtig selbst produziert und selbst reguliert wie Selfsex und Selfgender.“



Volkmar Sigusch: Sexuelle Welten. Zwischenrufe eines Sexualforschers. Psychosozial-Verlag 2005. 272 S. (NB927) 24,90 Euro
Sigusch gewährt mit dieser Sammlung seiner besten verstreut publizierten Essays Einblicke in die Fragen, mit denen sich die Sexualwissenschaft befaßt. Können Säuglinge einen Orgasmus haben? Wie sieht heute die Jugendsexualität aus? Ist der klitoridale Orgasmus reifer als der vaginale? Wie ist AIDS vergesellschaftet worden? Welche Erkenntnisse haben sexuelle Experimente im Labor erbracht? Was ist natürlich am Sexuellen? Ist die Homosexualität angeboren oder erworben? Wie funktioniert die Paar-Therapie? Kann die Sexualität definiert werden? Was heißt Geschlechtswechsel? Besonders reizvoll an diesem Buch ist die Spannung, die dadurch erzeugt wird, daß Sigusch neben leicht lesbaren Traktaten, wie „Von der Kostbarkeit der Liebe“, theoretisch anspruchsvolle Beiträge, wie den „Satz vom ausgeschlossenen Geschlecht“, präsentiert. Ein lustvolles Lesevergnügen.
Prof. Dr. Volkmar Sigusch ist Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft in Frankfurt am Main. Er gilt als Begründer der Kritischen Sexualwissenschaft und hat sowohl praktisch wie theoretisch bahnbrechende Arbeit geleistet – als Pionier der Sexualmedizin und Sexualtherapie in Deutschland.



Ulrike Heider: Vögeln ist schön. Die Sexrevolte von 1968 und was von ihr bleibt. Rotbuch Verlag 2014. 320 S. (NB1271) 14,95 Euro
1968 das Jahr, das die Bundesrepublik veränderte wie wenig andere: Die junge Generation begehrte gegen das Establishment und den „Muff von tausend Jahren“ auf, propagierte freie Liebe und wollte Ehe und Familie abschaffen. Zugleich schwappte mit Oswalt Kolle die erste Sexwelle über Deutschland, und die Kommerzialisierung von Liebe und Sexualität begann. Heute scheinen die Kämpfe ausgefochten, aber der Schein trügt. Der Erfolg von Büchern wie „Feuchtgebiete“ oder „Fifty Shades of Grey“, die anhaltende Diskussion um die „Homoehe“ oder das von der Regierung vertretene Frauenbild beweisen: die Entwicklung geht wieder zurück und ein sexueller Neokonservatismus ist auf dem Vormarsch. In „Vögeln ist schön“ blickt Ulrike Heider auf die Sexualdiskurse der letzten 50 Jahre zurück. Von der späten Adenauer-Ära und der Studentenrevolte über die Frauen- und Schwulenbewegung bis zu den aktuellen Debatten über Pornographie, Sadomasochismus oder der Pädophilie-Debatte bei den Grünen geht sie der Frage nach, wie sich Sexualität zur historischen und politischen Entwicklung verhält. Sie vergleicht die Ideale von damals mit heutigen Normen, Tabus und Moralvorstellungen, benennt Auswirkungen, Erfolge und Versagen der Sexrevolte.



The Feminist Porn Book. Strategien der Lusterzeugung, Band 1. Verlag Louisoder 2014. 280 S. (NB1280) 14,95 Euro
„The Feminist Porn Book“ vereint zum ersten Mal Schriften von FeministInnen aus der Erotikbranche und Forschung feministischer Pornowissenschaftler. Das Buch geht nicht nur der Frage nach, wie FeministInnen Pornographie verstehen, sondern auch wie FeministInnen Pornographie „machen“ – also in einer der lukrativsten Industriezweige der Welt Regie führen oder als Darsteller, Produzenten und Konsumenten agieren. „The Feminist Porn Book“ aktualisiert die Debatten der Pornokriege in den 1980er-Jahren, welche die Frauenbewegung tief gespalten haben, und stellt die Pornografie als eine Form des Ausdrucks und der Berufstätigkeit dar, in der auch Frauen und andere Minderheiten Macht und Lust produzieren.



The Feminist Porn Book. Die Kunst, Lust zu vermitteln, Band 2. Übersetzt von Roswit Kolla, Joachim Körber. Verlag Louisoder 2014. 230 S. (NB1304) 14,95 Euro
„The Feminist Porn Book“ versammelt Produzentinnen, Darstellerinnen, Sex-Aktivistinnen und Kritikerinnen, die sich als Autorinnen zum Thema äußern. Die Autorinnen agieren oder agierten vor der Kamera, hinter der Kamera oder beides. Sie plädieren für eine „echte“ Darstellung von Lust in erotischen Filmen und das Recht sexueller Entfaltung, ganz gleich welcher Ausrichtung in Bezug auf Geschlecht, Alter, Hautfarbe oder Vorlieben. Sie werfen einen kritischen Blick auf die extrem vielseitige Unterhaltungsbranche für Erwachsene, bereichern sie um die Bilder, die sie selbst sehen wollen, und verändern sie dadurch nachhaltig.
Das Buch erschien gleichnamig 2013 bei „The Feminist Press“ in den USA und sorgte dort für rege öffentliche Diskussionen. Das Vorwort zur deutschen Ausgabe in Band 1 steuerte Laura Méritt bei, die mit ihrer PorYes-Bewegung seit vielen Jahren das Thema behandelt und sich öffentlich für das Recht auf Pornografie und erfüllte Sexualität von Frauen stark macht.



Melissa Gira Grant: Hure spielen. Die Arbeit der Sexarbeit. Aus dem Englischen von Georg Felix Harsch. Mit einem Vorwort von Mithu M.Sanyal. Edition Nautilus 2014. 192 S. (NB1294) 14,90 Euro
In der Debatte um ein Verbot der Prostitution kommen Sexarbeiterinnen (und erst recht Sexarbeiter) kaum selbst zu Wort. Bei bestürzend vielen Feministinnen herrscht eine zutiefst sexistische Auffassung von Prostituierten, wie sie eigentlich eher konservativen alten Männern unterstellt werden könnte: als unterdrückte Opfer, die es zu befreien gilt. Die aus dieser Bevormundung folgende Forderung, Prostitution gehöre verboten, wird aber kaum jemals von den Sexarbeiterinnen selbst vertreten. In Hure spielen stellt Melissa Gira Grant, Journalistin und ehemalige Sexarbeiterin, die Dinge vom Kopf auf die Füße und lässt die Akteure selbst zu Wort kommen. Dabei entlarvt sie die Position von Alice Schwarzer & Co. als paternalistischen Willen zur Kontrolle und plädiert für einen grundsätzlich neuen Blick auf die Sexindustrie. Sie berücksichtigt auch männliche und transsexuelle Sexarbeit.
Mithu M. Sanyal, die bekannte feministische Kulturwissenschaftlerin, hat für die deutsche Ausgabe ein Vorwort geschrieben, in dem sie Grants Positionen in die deutsche und europäische Debatte einordnet.



Thomas Schroedter, Christina Vetter: Polyamory. Eine Erinnerung. Schmetterling Verlag 2. Aufl. 2010 (Reihe theorie.org). 168 S. (NB1282) 10 Euro
Der Begriff der Polyamory tauchte in den 1960er Jahren erstmals in den USA auf und wird seit etwa zehn Jahren auch hierzulande breiter diskutiert. Er steht für ein Beziehungsgeflecht, in dem mehrere Liebesbeziehungen verantwortungsvoll, ehrlich, offen und verbindlich gleichzeitig entwickelt und gelebt werden. Als Vorläufer sind die „Free-love-Bewegung“ in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die vor allem eine sexuelle Emanzipation der Frauen im Zentrum ihrer Forderung hatte, sowie flüchtige Denk- und Diskussionsansätze nach der Russischen Revolution zu sehen.
Die vorliegende Veröffentlichung entfernt nun einen „blinden Fleck“ in der publizistischen Landschaft. Sie geht der Frage nach, auf welchem Konzept der Liebe die Polyamory aufbaut und stellt den gegenwärtigen Forschungsstand zum Thema ausführlich dar. Die Auseinandersetzungen um „vielfältige Lebensweisen“ werden aufgenommen, Polyamory wird als Aspekt in der Dynamisierung der Triade Geschlecht-Sexualität-Lebensform betrachtet und aus der Sicht des aktuellen Forschungsstandes dargestellt.
Besonderes Augenmerk wird auf die Stellung der Polyamory innerhalb der Sexualpädagogik gelegt und dies in Hinblick auf eine Erziehung und Beratung, die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung in den Bereichen Sexualität und Lebensweisen aller Menschen anerkennt und entsprechende Handlungsansätze entwickelt.



Barbara Eder, Felix Wemheuer (Hg.): Die Linke und der Sex. Klassische Texte zum wichtigsten Thema. Pro Media Verlag, Edition Linke Klassiker 2011. 176 S. (NB1230). 12,90 Euro
Mit Texten von Alexandra Kollontai, Elfriede Friedländer, Herbert Marcuse, Shulamith Firestone, Reimut Reiche, Michel Foucault, Beatriz Preciado, Linda Singer u.a.
„Die ursprünglich polygame Veranlagung ist zu stark im Menschen, als daß sie durch äußere und innere Gewalt gänzlich unterdrückt werden könnte (…). In der kommenden Zeit stürmischer, revolutionärer Entwicklung wird dieser Prozess sicher noch eine Beschleunigung und Intensivierung erfahren. Und in der von wirtschaftlichen Kämpfen befreiten glücklicheren Zukunft des Sozialismus wird die wilde Vermischung und Polygamie in allen Formen das Sexualleben des Menschen beherrschen.“ (Elfriede Friedländer, Sexualethik des Kommunismus, 1920). Die Überwindung von autoritären Formen der Kindererziehung und monogamen, eheähnlichen Zweierbeziehungen war immer wieder integraler Bestandteil utopischer Gesellschaftsentwürfe auf Seiten der politischen Linken. Ebenso waren viele Aktivisten der „1968er“-Bewegung der Überzeugung, soziale Revolution sei nicht ohne „befreite“ Sexualität denkbar. Michel Foucault wandte in den späten 1970er Jahren gegenüber dem „Befreiungsparadigma“ der „1968er“ ein, daß die damit einhergehende verstärkte Diskursivierung des Sexes nicht zu einer Entfesselung der Körper und der Lüste, sondern vielmehr zur Hervorbringung neuer Machtrelationen geführt habe. In der Kommodifizierung von Sexualität werden diese auch sozialökonomisch sichtbar.
Mit der vorliegenden Dokumentation von linkskommunistischen, freudo-marxistischen und (queer)-feministischen Texten wird die Frage aufgeworfen, inwiefern Projekte einer gesamtgesellschaftlichen politischen Emanzipation mit einer Kritik der Sexualität einhergehen kann. Dabei geht es auch um neue Beziehungsformen wie die „erotische Freundschaft“, Praktiken zur Überwindung einer genitalfixierten Sexualität oder um die Frage, wie (Un-)Lust mit Lohnarbeit zusammenhängt. Über den Umweg einer historischen Spurensuche versucht dieses Buch, emanzipatorische Elemente freizulegen.



Mein heimliches Auge. Das Jahrbuch der Erotik. Band 27, 2012. Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke. 336 S., durchgehend farbig illustriert. (NB1239) 15.50 Euro
Erotische Bilder, zarte, harte, heitere, leidenschaftliche, anregende, erregende & romantische Erzählungen, Gedichte, Glossen und Sachtexte. Themen 2012 u.v.a.: Masturbation, großeLiebe, Sex lernen, Sex zu dritt, Polyamory, Erotik vor 30 Jahren und heute, was hat sich geändert?, SM, Abgründe … 30 Jahre „Mein heimliches Auge“. Jedes Jahr aktuelle Kunst und Fotografie,Literatur und Essays in unveränderter Vielfalt, „Kein andres Buch zeigt die vielen, vielen Seiten der Liebe sofrisch, authentisch und aktuell wie das Auge. Eine Wundertüte.“ (Hersfelder Zeitung)
Multisexuell ist es von Anfang an gewesen und bleibt es auch, „queer“ war es, bevor es das Wort gab. Sex, Liebe, erotische Momente schubladenübergreifend.
In den Jahren hat es Wellen und Moden erotischer Selbstbefreiungsliteratur sowie Prozesse wg. „Pornografieverdachts“ überstanden und ist, so bekunden Presse und Leser/innenbriefe/E-Mails, unverändert offen und nah am Leben. Das „Auge“ ist eine Collage. An den Schnittstellen entsteht Neues, Erotik wird spürbar im Blättern. Die Leserinnen und Leser könnten das Buch wie einen Roman von vorne bis hinten lesen und anschauen (was vermutlich kaum eine/r tut) – oder sie können mittendrin beginnen, weiterblättern, hängenbleiben, erschrecken, vergnügt sein, lachen, nachdenken, erregt, angeregtwerden ... In einer der Fotoserien wurden zwei Frauen in erotischen Bildern 30 Jahre portraitiert, von den 80ern bis heute. Die AutorInnen und KünstlerInnen, die zu dieser Ausgabe beitragen, sind zwischen 20 und 77, berühmt oder debütant.



Marvin Chlada: Dialektik des Dekolletés. Zur kritischen Theorie der Oberweite. Alibri Verlag 2006. 128 S. (NB946) 12 Euro
„Kunstwerke sind asketisch und schamlos, Kulturindustrie ist pornographisch und prüde.“ Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.
Bereits zu biblischen Zeiten hat ein voller weiblicher Busen für reichlich Aufsehen und erregte Gemüter gesorgt. Doch nie haben Brüste mehr Stoff für pralle Debatten geliefert als im Zeitalter ihrer technischen
Reproduzierbarkeit. In seiner „Dialektik des Dekolletés“ wirft Marvin Chlada einen Blick auf die Geschichte der Brust und ihre Instrumentalisierung zwischen Glaube, Kommerz und Utopie. Ausgehend von der „Busen-Attacke“ auf Adorno im April 1969, sichtet er die Fülle an Material, die der Kult um die Oberweite bis heute hervorgebracht hat. Dabei folgt er dem Diktum Adornos: „Das einzige Heilmittel gegen die Fetischisierung des Sexuellen ist der sexuelle Fetischismus.“



Ludwig Marcuse: Obszön. Geschichte einer Entrüstung. Diogenes Taschenbuch. 384 S. (NB1032) 9,90 Euro
Die Frage: was empfindet man in der Literatur als obszön? demonstriert und erläutert Marcuse an großen literarischen Skandalen (Flaubert, Baudelaire, Schnitzler, D.H. Lawrence, Henry Miller). Ludwig Marcuse zieht als kritischer Freigeist und Entlarver mit Temperament gegen Muckertum und Heuchelei zu Feld.



Lina Ganowski: Meine angenehmen Erinnerungen. Tyrallis-Edition 2007. 144 S. (NB1016) 12,50 Euro
Erotische Memoiren. „Die Autorin führt uns durch ihr Studentenleben in Süddeutschland und von da aus nach Holland, von wechselnden Abenteuern mit Männern über eine lesbische Dreiecksbeziehung, bis sie schließlich ihre große Liebe (wieder-)entdeckt. Zwischen diesen Polen schildert sie ihren Werdegang, niemals bierernst, immer mit einem Augenzwinkern, denn so lebt sie auch ihre sexuelle Vorliebe aus. Ich empfehle das Buch, nicht als Wichsvorlage, denn dazu taugt es definitiv nicht, sondern als interessante Beschreibung des Lebens einer außergewöhnlichen jungen Frau.“ (Schlagzeilen)



Julius Mende: Die sexuelle Welle. Zwischen Sinnlichkeit und Vermarktung. Bilder und Texte. Promedia 2007. 208 S., zahlr. Abb. (NB993) 19,90 Euro
Im Mittelpunkt der Bilder und Texte von Julius Mende steht die Sexualität. Der heute 60jährige präsentiert damit ein in unterschiedlichen Lebensabschnitten praktisch, künstlerisch, theoretisch und pädagogisch erfahrenes Bild einer lebendigen Sinnlichkeit, die er gleichwohl durch die Warenwelt deformiert sieht. Indem er die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität politisch aufarbeitet, kann das vorliegende Buch auch als Kulturgeschichte gelesen werden. Mende spannt dabei den Bogen von der verklemmen Nachkriegsepoche über die (angebliche) Befreiung der Sexualität in den Kommunezeiten der 60er und 70er Jahre bis zu zunehmenden marktwirtschaftlichen Zurichtungen von Körperbeziehungen in den vergangenen 25 Jahren.



Otto Gross: Von geschlechtlicher Not zur sozialen Katastrophe. Edition Nautilus 2000. (NB226) 15,80 Euro
Otto Gross hat als erster die Psychoanalyse auf die gesellschaftlichen Verhältnisse angewandt. Seine kritischen Analysen der patriarchalischen Familien- und Gesellschaftsstrukturen, seine Ansichten zu Sexualmoral, Erziehung, Frauenemanzipation und sozialer Ethik haben nichts an Schärfe und Brisanz eingebüßt.



Werner Krebber: Sexualstraftäter im Zerrbild der Öffentlichkeit. Fakten, Hintergründe, Klarstellungen. Konkret 1999. 128 S. (NB10) 12,50 Euro



Barbara Burian-Langegger (Hg.): Doktorspiele. Die Sexualität des Kindes. Picus Verlag 2005. 204 S. Ln. (NB869) 24,90 Euro
Der vorliegende Band sucht Antworten auf zentrale Fragen zu einem brisanten Thema: as ist der aktuelle Wissensstand zur Sexualität von Kindern? Was hat sich in den letzten hundert Jahren in unserer Einstellung zur Sexualität des Kindes geändert? Wie wirken sich die persönliche Einstellung und der gesellschaftliche Umgang auf die Haltung von Eltern, Erziehern und Psychotherapeuten aus? Ist der Mythos des Kindes als „asexuelles Wesen“ immer noch aufrecht zu erhalten? (Klappentext).



Ronald D. Laing: Phänomenologie der Erfahrung. Übersetzt von Klaus Figge und Waltraud Stein. edition suhrkamp 1969. 154 S. (NB1353) 14 Euro
Ronald D. Laings Studie über Formen menschlicher Erfahrung zeigt, wie mit Hilfe sozialpsychologischer und psychoanalytischer Ansätze gesellschaftliche Strukturen begriffen werden können. Psychische Defekte sind für ihn nicht Probleme des einzelnen, sondern Reaktionen der Subjekte auf krankmachende Gesellschaftsstrukturen, die Psychiatrie individualisiert das Problem nur. Erst wenn die Vereinzelten, und das sind letztlich alle Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft, sich ihrer selbst und ihres Gegenübers durch Erfahrung im emphatischen Sinn wirklich bewußt werden, kann der Zustand des schlechten Ganzen aufgehoben werden.



Gerhard Abl: Kritische Psychologie. Eine Einführung. Schmetterling Verlag, Reihe Theorie.org 2007. 228 S. (NB1003) 10 Euro
Gerhard Abls kompakte Einführung zeichnet kritische Ansätze in der Psychologie nach, verdeutlicht Problemstellungen und Kontroversen und entwickelt daraus wesentliche Elemente einer kritischen Methodik. Das Buch veranschaulicht die historische Herausbildung jener Bezugspunkte, die vor allem aus den Bemühungen verschiedener psychologischer Schulen um eine marxistische Orientierung erarbeitet wurden und deren Kenntnis das Verständnis aktueller Strömungen und Ansätze erleichtert. Was kritische Psychologie sein kann, wird in diesem Buch vor allem aus psychoanalytischen Ansätzen heraus erklärt. Nicht zuletzt, weil kritische Konzeptionen von offiziellen Institutionen oftmals übergangen werden, bietet dieses Buch eine ideale Einführung für Schüler und Studenten, die sich für Psychologie interessieren und hierin eine gesellschaftskritische Anschauung vertiefen wollen, sowie für politisch Aktive in sozialen Berufen, denen an einer politischen Reflexion ihrer praktischen Tätigkeit liegt. Ferner richtet es sicvh an Leserinnen und Leser, die generell an einer verständlichen, fundierten Darstellung zum Thema interessiert sind.
Gerhard Abl: Studium der Psychologie und Politikwissenschaft in Salzburg, Dissertation zum Thema „Die Dialektik bei Freud“.



Erich Fromm: Sigmund Freunds Psychoanalyse. Größe und Grenzen. Aus dem Amerikanischen von Liselotte und Ernst Mickel. Psychosozial-Verlag 2006. 186 S. (NB928) 11,90 Euro
Fromm weist die seiner Meinung nach wichtigsten Entdeckungen Freuds im Einzelnen auf. Er zeigt, wo und in welcher Weise das für Freud charakteristische bürgerliche Denken seine Entdeckungen eingeschränkt und manchmal wieder verdeckt hat. Diese wissenschaftstheoretisch brisante Auseinandersetzung Fromms mit Freud zeigt die Tragweite der psychoanalytischen Entdeckungen und würdigt gerade darin die Psychoanalyse. Zugleich ist sie eine hervorragende Einführung in Fromms eigenes psychoanalytisches Denken.



Sieglinde Eva Tömmel: Wer hat Angst vor Sigmund Freud? Wie und warum die Psychoanalyse heilt. Brandes & Apsel 2006. 160 S. (NB930) 14,90 Euro
Die Psychoanalyse ist eine therapeutische Methode, die auf gegenseitigem Vertrauen und auf der Verpflichtung zur Wahrheit beruht. Das schließt auf Seiten des Patienten die Bereitschaft ein, sich zu öffnen, das bestehende Leid und den eigenen Kummer zu erzählen und darauf zu vertrauen, daß der Andere, der Psychoanalytiker, gut mit diesem Vertrauen umgehen wird. Sieglinde Tömmel zeigt gut verständlich auf, warum wir vor der Psychoanalyse und Sigmund Freud Angst haben, und was es bedeutet, sich auf die Psychoanalyse einzulassen. Wie und warum die Psychoanalyse heilt, wird somit zu einer spannenden Reise in unsere Innenwelt und in unsere Kultur psychischen Verstehens. Sieglinde Tömmel ist es gelungen, oft gestellte Fragen an die Psychoanalyse fundiert und klar auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu beantworten.



Susanne Spindler: Corpus delicti. Männlichkeit, Rassismus und Kriminalisierung im Alltag jugendlicher Migranten. Edition DISS im Unrast Verlag 2006. 360 S. (NB942) 26 Euro
Junge Männer mit Migrationshintergrund, die – oft wegen gewalttätiger Delikte – inhaftiert sind, stehen im Mittelpunkt dieser biographischen Analyse. Dabei zeigt sich, daß kulturelle und religiöse Faktoren bei der Entwicklung ihrer Männlichkeit eher eine Nebenrolle spielen. Vielmehr verweisen die Biographien auf eine reduzierte Lebenswelt, die von unterschiedlichen Formen von Gewalt durchzogen ist: physische und strukturelle Gewalt, erlittene und ausgeübte Gewalt. Die Jugendlichen werden so schrittweise zu „anderen Männern“, zu Defizitträgern und „gewalttätigen Machos“, die „verantwortungslos“ handeln. Die gesellschaftliche Verweigerung einer anerkannten Männlichkeit reduziert sie auf ihren Körper und läßt ihre „Seele zum Gefängnis des Körpers“ werden (Michel Foucault). Dabei verstärken Männlichkeitskonstruktionen und erlebter Rassismus sich wechselseitig und führen im Resultat zum gesellschaftlichen Ausschluß. Drohende Abschiebung manifestiert diesen Ausschluß und offenbart gleichzeitig eine spezifische Form des Rassismus.



Frank Wichert: Der VorBildliche Mann. Die Konstituierung moderner Männlichkeit in hegemonialen Print-Medien. Edition DISS im Unrast Verlag 2004. 208 S. (NB792) 16 Euro



Heide Oestreich: Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam. Brandes & Apsel 2004. 200 S. (NB726) 15,90 Euro
Wie unter einem Brennglas bündeln sich im Kopftuch-Streit gesellschaftliche Konflikte. Die muslimische Frau mit Tuch – eine Provokation auf mehreren Ebenen. Staatliche Neutralität, Frauenbilder, „echte“ oder „falsche“ Toleranz, Integration, Religionsfreiheit, vieles gilt es zu überdenken. Kein Wunder, daß an den Schnittstellen dieser Diskurse die Emotionen hochkochen und die Argumentationslinien quer durch die Parteien und Bewegungen verlaufen. Heide Oestreich dokumentiert und diskutiert all diese Positionen gründlich und prüft kritisch deren Argumente. Das Buch spannt den Bogen vom Rechtsstreit der Lehrerin Ludin über die Gesetze der Bundesländer zu den Parteien, von den türkischen Vereinigungen und fundamentalistischen Organisationen bis zu den europäischen Nachbarn, von feministischen Positionen über sozialwissenschaftliche Studien bis hin zur multikulturellen Debatte. Entstanden ist ein Buch, das den Bemühungen muslimischer Frauen um Anerkennung Respekt zollt und eine reflektierte Politik der Toleranz einfordert.



Andrea Trumann: Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus. Schmetterling Verlag Reihe theorie.org 2002. 204 S. (NB926) 10 Euro
Diese kenntnisreiche und originelle Einführung vermittelt einen fundierten Überblick über die Geschichte der Neuen Frauenbewegung und die wichtigsten Themen, Debatten und Strömungen feministischer Theoriebildung der letzten drei Jahrzehnte. Das Buch spannt einen Bogen von den frühen Auseinandersetzungen im SDS über den Kampf gegen den § 218 bis zur Queer-Theorie. Dabei erweist sich die Geschichte der Neuen Frauenbewegung als Prozeß der Verinnerlichung des staatlichen Zwangs zur Bevölkerungspolitik unter dem Banner der Selbstbestimmung. Die Autorin setzt sich mit der Kritischen Theorie und der Philosophie Michel Foucaults auseinander und nimmt zur bioethischen Debatte über Pränataldiagnostik, Eugenik und Reproduktionsmedizin Stellung.



Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Rororo Taschenbuch. 944 S. (NB1460) 16 Euro



Queen of the Neighbourhood Collective: Revolutionäre Frauen. Biografien und Stencils. edition assemblage 2011. 128 Seiten, 30 Abb., Pb. (NB1190) 12.80 Euro
In Schrift und Bild porträtiert werden dreißig Aktivistinnen, Anarchistinnen, Freiheitskämpferinnen und Visionärinnen: Harriet Tubman, Louise Michel, Vera Zasulich, Emma Goldman, Qiu Jin, Nora Connolly O’Brien, Lucia Sanchez Saornil, Angela Davis, Leila Khaled, Comandante Ramona, Phoolan Devi, Ani Pachen, Anna Mae Aquash, Hannie Schaft, Rosa Luxemburg, Brigitte Mohnhaupt, Lolita Lebron, Djamila Bouhired, Malalai Joya, Vandana Shiva, Olive Morris, Assata Shakur, Sylvia Rivera, Haydée Santamaría, Marie Equi, Mother Jones, Doria Shafik, Ondina Peteani, Whina Cooper und Lucy Parsons. Das Queen of the Neighbourhood Collective (Aotearoa/Neuseeland), ein Kollektiv aus Schriftstellerinnen, Forscherinnen, Redakteurinnen und Grafikdesignerinnen.



Eike Sanders, Ulli Jentsch, Felix Hansen: "Deutschland treibt sich ab". Organisierter 'Lebensschutz', christlicher Fundamentalismus und Antifeminismus. Unrast Verlag 2014, Reihe unrast transparent. 98 S. (NB1381) 7,80 Euro
Die expliziten Anti-Abtreibungsorganisationen, christlicher Fundamentalismus und neurechter Antifeminismus drängen auch in Deutschland mit ihren Kampagnen in die Öffentlichkeit. Dabei können sie sich auf gesellschaftliche Diskurse berufen, die von einem breiten Spektrum verschiedener Gruppen bestimmt werden. In der Publikation werden die antidemokratischen Potenziale der selbsternannten „Lebensschützer“ herausgearbeitet.



Frauen gegen den § 218 – Bundesweite Koordination (hg.): Vorsicht „Lebensschützer“! Die Macht der organisierten Abtreibungsgegner. Konkret 1991. 240 S. (NB100) 12,90 Euro



Hilde Schmölzer: Frauenliebe. Berühmte weibliche Liebespaare der Geschichte. Promedia Verlag 2009. 240 S. (NB1093) 17.90 Euro
Bettine Brentano & Karoline von Günderrode, George Sand & Marie Dorval, Charlotte Brontë & Ellen Nussey, Auguste Fickert & Ida Baumann, Virginia Woolf & Vita Sackville-West, Gertrude Stein & Alice B. Toklas, Anna Freud & Dorothy Burlingham.
Frauen haben einander zu allen Zeiten geliebt, sie haben einander begehrt, und sie haben auch sexuell miteinander verkehrt. Doch wurde Frauenliebe je nach Epoche unterschiedlich bewertet. Während sie im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit mit dem Tod bestraft werden konnten, waren Frauenfreundschaften in der Romantik nicht nur toleriert, sondern gesellschaftlich teilweise gut angesehen. Gegen Ende des 19. und im 20. Jahrhundert hingegen setzte sich unter dem Einfluss einer neuen Wissenschaft, der Psychiatrie, die Theorie von einer ererbten Abnormalität durch, die jetzt zwar weniger strafwürdig schien, dafür aber geächtet war. Sieben berühmte Frauenpaare aus verschiedenen Epochen werden in dem Buch beschrieben; wie sie gelebt, wie sie geliebt haben, in welche Zeit sie eingebunden waren, wie die Gesellschaft auf ihre Beziehung reagiert hat und wie sie sich selbst damit zurecht gefunden haben. Das Zeitalter der Romantik ist durch das Paar Bettine Brentano und Karoline von Günderrode vertreten, auch George Sand und Marie Dorval fallen noch in diese Zeit. Die Vertreterinnen der ersten österreichischen Frauenbewegung, Auguste Fickert und Ida Baumann, konnten hingegen nur noch zum Teil von der Toleranz profitierten, die diesen „romantischen Freundschaften“ entgegengebracht wurde. Virginia Woolf, vor allem aber Vita Sackville-West standen bereits unter dem Einfluss der Sexualwissenschaftler. Berühmtheiten wie Gertrude Stein und mit ihr Alice B. Toklas schafften es, sich zu ihren Neigungen zu bekennen und sich gleichzeitig von der anrüchigen Aura eines lesbischen Paares weitgehend zu befreien, wobei die Anspielungen auf sexuelle Freuden mit der Partnerin in Steins Texten verschlüsselt sind und von Stein-Experten vielfach erst nach ihrem Tod enträtselt wurden. Anna Freud und Dorothy Burlingham hingegen, die in einer über fünzigjährigen Beziehung wie ein Ehepaar zusammen lebten, haben eine lesbische Beziehung immer energisch bestritten, was mit dem ungeheuren Druck, unter dem die Tochter des berühmten Sigmund Freud gestanden ist, erklärt werden kann und nur Vermutungen zulässt. Hilde Schmölzers Doppelbiographien erzählen über Glück und Unglück, Liebe, Begehren und Streit, über Konflikte, gegenseitigen Beistand, ein gemeinsames Leben und die jeweiligen historischen Zusammenhänge. Die Autorin hat ein kulturgeschichtliches Buch über oft verdrängte Frauenbeziehungen geschrieben.



B. Emil König: Hexenprozesse. Freistühler-Verlag. Ln. Mit SchU. (NB31) 17,80 Euro



Jules Michelet: Die Hexe. Mit einem Vorwort von Roland Barthes. Pro Media Verlag Wien 1988. 256 S. (NB717) 15,90 Euro
In seinem Buch „Die Hexe“ (1862) formulierte Michelet Thesen, die für die damalige Zeit revolutionär waren: Die Geschichte der Hexen ist die Geschichte der Unterdrückung der Frau. Der Grund für das Entstehen des Hexenwesens ist nicht in menschlicher Bosheit zu suchen oder in einer Art Übermut gelangweilter Aristokraten, sondern in der Unterdrückung der unteren Klassen, in der Reaktion auf unerträgliche Ausbeutung. Mit Michelets Worten: Nicht der Unglückliche verschreibt sich dem Teufel, sondern der Elende, den man so ausbeutet, daß ihm schließlich die Hölle als akzeptabler Zufluchtsort vor der Hölle auf Erden erscheinen muß. Michelets Monografie, die in ihrer mythenbezogenen Darstellung der Romantik verpflichtet ist, wurde in der Überzeugung geschrieben, daß es an der Zeit sei, einen Schlußstrich zu ziehen unter die unheiligen Praktiken der Hexenjäger und ihrer sekularen Helfershelfer.



Alice Salomon: Lebenserinnerungen. Jugendjahre, Sozialarbeit, Frauenbewegung, Exil. Brandes & Apsel 2008. 400 S. mit Abb. (NB1075) 29,90 Euro
Alice Salomon, geboren 1872 in Berlin; ab 1893 Mitarbeit in dem Reformprojekt „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“; 1899 Eröffnung des ersten Jahreskurses und 1908 der Sozialen Frauenschule in Berlin-Schöneberg, eine der weltweit ersten Ausbildungsstätten für Soziale Arbeit; 1902 Studium der Nationalökonomie, Geschichte und Philosophie, 1906 Promotion; seit 1900 eine der führenden Vertreterinnen der deutschen, seit 1909 auch der internationalen Frauenbewegung; 1929 Gründung des Internationalen Komitees Sozialer Schulen (heute: International Association of Schools of Social Work); 1933 Verlust aller öffentlichen Ämter; 1937 Ausweisung aus Deutschland, 1944 Erwerb der amerikanischen Staatsbürgerschaft; starb 1948 in New York. In den USA verfasst sie ihre Lebenserinnerungen unter dem Titel „Character is Destiny“ auf Englisch. Anläßlich des 100jährigen Jubiläums der von Alice Salomon 1908 gegründeten Sozialen Frauenschule Berlin-Schöneberg erscheinen im Brandes & Apsel Verlag die Lebenserinnerungen Alice Salomons erstmals ungekürzt.



Kay Sokolowsky: Who the fuck is Alice? Was man wissen muß, um Alice Schwarzer vergessen zu können. Edition Tiamat 2000. 128 S. (NB251) 12 Euro
Die berühmteste deutsche Feministin – eine Reaktionärin? Ja, behauptet der Autor, der sich lange mit Frau Schwarzer beschäftigt hat. Er beweist seine Behauptung an zahlreichen Sätzen, die Alice Schwarzer in den letzten zwanzig Jahren hinter sich gelassen hat. Als Theoretikerin eine Niete, als Schriftstellerin ein Desaster, als Journalistin ein abschreckendes Beispiel, verdankt Frau Schwarzer ihren Nimbus der Aufdringlichkeit, mit der sie sich als Opfer verkauft hat. Am Ende stehen das Bundesverdienstkreuz, Leni Riefenstahl und „Alfredissimo“. Die längst fällige Demontage einer selbsternannten Heldin, die Bilanz eines aufgeblasenen Lebens.



Katharina Rutschky: Im Gegenteil. Untertitel:Politisch unkorrekte Ansichten über Frauen. Mit einem Vorwort von Ina Hartwig. Verlag Klaus Wagenbach 2011 (Wagenbachs andere Taschenbücherei). 144 S. Pb. (NB1185) 10,90 Euro
Katharina Rutschkys mutiges, freies und tabuloses Gegen- den- Strich- Denken fehlt in den aktuellen Debatten um Frauen und ihre immer noch auszukämpfende Gleichberechtigung. Zu ihrem Tod 2010 erschienen unzählige bestürzte Nachrufe. Dem häufig geäußerten Wunsch nach einem Band mit Texten aus dem Nachlass kommen wir jetzt nach. Die Aufsätze aus über drei Jahrzehnten zeigen Katharina Rutschkys bemerkenswert nimmermüden Kampf gegen männliche Vorurteile genauso wie gegen weibliches Ressentiment und Selbstmitleid. Ganz besonders scharf kritisiert sie ihre Lieblingsgegnerin Alice Schwarzer. Nicht nur Themen wie Quote, Mutterschaft und Körperbilder/Mode oder den alltäglichen Wahnsinn von Partnerschaftsproblematiken verhandelt sie in ihrem unnachahmlich ironischen Ton, sondern sie schreibt auch berührende Portraits von beeindruckenden Frauen. Dabei hat sie sich nie mit der Sorge abgegeben, politisch korrekt zu sein.



Katharina Rutschky: Emma und ihre Schwestern. Ausflüge in den real existierenden Feminismus. Carl Hanser Verlag 1999. 160 S. Hc. (NB1145) 14,90 Euro
Eine informierte, messerscharfe Diagnose der Frauenbewegung in Deutschland. Gegen feministische Dogmen aller Art stellt Katharina Rutschky ihren Befund, daß die Sache der Frauen in Spießigkeit von gestern oder in einen neuen Fundamentalismus abgleitet. Feminismus ist die Antwort – aber auf welche Frage? Wie eine Tomate Geschichte machte – und welche. Die sexuelle Revolution enttäuscht ihre Kinder. Wenn Frauen forschen. Das Männerbild der Frauenbewegung. Von der Rebellion zur Reaktion: Eine Frage verschwindet.



Elke Schubert (Hg.): Wenn Frauen zu sehr schreiben... Einige bescheidene Einwände gegen das Geschäft mit der starken Frau. Edition Tiamat. (NB264z) 12,50 Euro
Seit Jahren bereits ist der Siegeszug einer Literatur zu beobachten, in der starke Frauen ihren Beruf mit links erledigen, ganz nebenbei den Haushalt schmeißen und meist nach vielen Irrungen doch noch den richtigen Mann finden, einen für alle Fälle oder für jede Gelegenheit, mit dem alles anders wird. Frauen-Kolportage-Romane, eine Fülle von Ratgeber-Literatur und Pseudo-Fachbüchern bedienen den Mythos von der Powerfrau, mit der sich glänzende Geschäfte machen lassen. Jeder große Verlag leistet sich mittlerweile eine Frauenreihe mit der Anleitung zum „Unartig-Sein“ à la „Machiavelli für Frauen“ oder Frauenromanen, in denen als das non plus ultra des weiblich frechen Humors der Besitzer einer Wurstfabrik Herr „Zipfel“ heißt. Die Autorinnen des Buches beschäftigen sich in Analysen, Pamphleten und Satiren mit der Frage, wie alles anfing und wann es endlich wieder aufhört.



Siegfried Jäger: Kritische Diskursanalyse. Eine Einführung. Unrast Verlag (Edition DISS). 5. Auflage, Oktober 2009. 404 S. (NB1124) 24 Euro
Kritische Diskursanalyse, inspiriert von den Schriften Michel Foucaults und orientiert an kultur- und literaturwissenschaftlichen Analyse- und Interpretationsverfahren, erfreut sich zunehmender Beliebtheit in allen Disziplinen, die mit Texten zu tun haben. Sowohl Pädagogen wie Psychologen, Sozial-, Sprach- und Literaturwissenschaftler, Medien- und Kommunikationswissenschaftler haben inzwischen erfolgreich mit den Vorschlägen, die die Kritische Diskursanalyse enthält, Diskurse analysiert und interpretiert. Das kritische Potential, das dieses Verfahren enthält, macht dieses besonders geeignet, gesellschaftlich brisante Themen zu analysieren, ihre Formen und Inhalte zu problematisieren und zu kritisieren, ungerechtfertigte Wahrheitsansprüche offenzulegen, Widersprüche aufzudecken und die suggestiven Mittel diskursiver Ansprache aufzuzeigen.



Siegfried Jäger (Hg.): Wie kritisch ist die Kritische Diskursanalyse? Ansätze zu einer Wende kritischer Wissenschaft. Unrast Verlag 2008 268 S. Pb. (NB1087) 24 Euro
Können Diskurstheorie und Diskursanalyse dazu beitragen, neue politische Wege aufzuzeigen, wie globalen Fehlentwicklungen konkret gegenzusteuern ist? Reicht es, das scheinbar Selbstverständliche als fragwürdig und veränderungsbedürftig auszumachen, oder können Orientierungen aufgezeigt werden, wie praktische politische Gegenwehr möglich ist? Um diese Fragen zu beantworten, werden verschiedene Konzepte von Diskurstheorie und Diskursanalyse dargestellt und deren politischer Stellenwert anhand konkreter Untersuchungen beleuchtet. Mit diesem Buch werden die 2007 auf dem 20. Jahrescolloquium des DISS gehaltenen Vorträge und Diskussionen veröffentlicht, die um weitere Beiträge zum Thema ergänzt wurden. Beiträge von Martin Dietzsch, Franz Januschek, Jürgen Link, Jobst Paul, Regina Wamper u.a.



Siegfried Jäger, Jens Zimmermann (Hg.) in Zusammenarbeit mit der Diskurswerkstatt im DISS: Lexikon Kritische Diskursanalyse. Eine Werkzeugkiste. Edition DISS im Unrast Verlag 2010. 144 S. (NB1150) 16 Euro
Alle Grundbegriffe der Kritischen Diskursanalyse. Die Diskurswerkstatt im DISS hat ein Begriffslexikon zur Kritischen Diskursanalyse erarbeitet. Dieses Lexikon enthält über 200 Definitionen zentraler Begriffe, die sich letztlich auf die Arbeiten von Michel Foucault beziehen. In einer Einleitung wird das zentrale Netz von Diskurstheorie und Diskursanalyse entfaltet, in dem sich diese Begriffe verorten lassen. An der Erarbeitung beteiligt waren ca. 18 Mitarbeiterinnen der Diskurswerkstatt. Die Redaktion erfolgt durch Siegfried Jäger und Jens Zimmermann. Diskursanalyse (-theorie) im Allgemeinen und die Kritische Diskursanalyse im Besonderen gehören mittlerweile zum theoretischen und methodischen Kanon der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung. Das Begriffslexikon will den aktuellen Stand der Kritischen Diskursanalyse (KDA) theoretisch, methodisch und begrifflich erfassen. Es präzisiert Begrifflichkeiten und bietet darüber hinaus als Nachschlagewerk Hilfestellungen für konkrete empirische Arbeiten sowie Anregungen für die weitere theoretische Diskussion. Neben einer solchen anwendungs-spezifischen wissenschaftlichen Ausrichtung ist das Lexikon auch dazu geeignet, Studierenden den Zugang zu dem Standardwerk Kritischen Diskursanalyse (KDA). Eine Einführung (5. Aufl. 2009) zu erleichtern. Es kann komplementär zu dieser Einführung gelesen werden und so ein tieferes Verständnis der Theoriearchitektur und des methodischen Vorgehens ermöglichen. Das Lexikon richtet sich aber auch an „politisch Praktizierende“ und versucht für diskursanalytische Perspektiven auf Politik zu sensibilisieren. Die KDA stellt dabei das Rüstzeug zur Analyse gesellschaftlicher Konstruktionen wie z.B. ‚Gender‘ oder ‚Ethnie‘ sowie hegemonialer Identitäten und Politikformen zur Verfügung. Durch das auf diese Weise gewonnene Verständnis diskursiver Prozesse können politische Aktions- und Kommunikationsformen offengelegt und – wo es Not tut – kritisiert werden. Als angewandte Diskurstheorie kann Diskursanalyse sich interdisziplinär kritisch mit gesellschaftlichen Deutungs- und Wirklichkeitsproduktionen auseinandersetzen und es ermöglichen, Gegenstrategien zu hegemonialer Politik zu formulieren.



Duisburger Jahrbuch 2017. Mercator Verlag. 200 S. mit zahlkr. Abb. (NB1367) 14,90 Euro
Großer Tusch für das Duisburger Jahrbuch! Mit der diesjährigen legen wir die 25. Ausgabe vor: Alles begann 1993 mit Berichten über die Einweihung der Stadtbahn, den 275. Hafengeburtstag, die ersten Gebäude von Norman Foster in Neudorf, die Duisburger Akzente, den Unternehmer August Thyssen, den MSV und, und, und... Seitdem wurden in den Jahrbüchern rund 800 Artikel über all die Themen veröffentlicht, die die Bewohner unserer Stadt besonders beschäftigt haben. Zu den Autoren gehörten und gehören Journalisten, Kulturschaffende aller Bereiche und auch engagierte Hobbyautoren, die mit viel Herzblut über ihre Spezialgebiete berichten.
In diesem Jahrbuch auch ein Bericht von Helmut Loeven über das vor 30 Jahren geschlossene Eschhaus
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